Wochenrückblick (#14)

|Gesehen| THX 1138, The Good Wife (zweite Staffel), The Intouchables.
|Gelesen| Michael Pollan: In Defense of Food, T.C. Boyle: Grün ist die Hoffnung.
|Getan| Mal wieder einen Spaziergang durch unser Viertel unternommen, über den Campus in Stanford geschlendert, Dirk Nowitzki Basketball spielen gesehen (Golden State Warriors gegen Dallas Mavericks), den Rundumblick am Mount Tamalpais genossen, Wale gesehen, am Point Lobos und in den Muir Woods gewandert.
|Gegessen| Lachs mit Gemüse-Strozzapreti (Pasta), Primi und Pizza im Piccino, Austern frisch aus dem Pazifik, sehr gut und original im Duarte’s Tavern in Pescadero.
|Getrunken| Vor allem Tee, ansonsten noch Limo, Cola, Eistee und Anchor Steam Christmas Ale.
|Gedacht| Es gibt Weihnachtsdeko, Menschen, die Weihnachtsbäume nach Hause tragen, und überall läuft Weihnachtsmusik – so richtig vorweihnachtlich fühlen wir uns trotzdem nicht.
|Gefreut| Über M’s Eltern, die momentan zu Besuch sind.
|Gelacht| Über die Kolibris am Eukalyptus-Baum vor unserem Haus.
|Geärgert| Über einen ausgefallenen Bus auf der Fahrt zum Basketballspiel – wir haben es zum Glück trotzdem pünktlich geschafft.
|Gekauft| Wanderkarten für die Muirwoods und Point Lobos.
|Gewünscht| Weniger Nebel bei Point Reyes – ist aber nicht in Erfüllung gegangen.
|Geklickt| Autovermieterseiten für die Mietwagenbuchung.

Brauereiführung: Anchor Steam Brewery

Wir waren letzte Woche um 10.00 Uhr morgens Bier trinken. Oder, wie unser Tourguide es treffend formulierte: „Irgendwo auf der Welt ist es sicher gerade 17.00 Uhr nachmittags.“ Also eine akzeptable Zeit für ein Glas Bier – nach einer Führung durch die Achor Steam Brewery.

In der Anchor Steam Brewery – der Anker Dampf Brauerei – wird direkt in unserer Nachbarschaft das über die Stadt hinaus bekannte „Anchor Steam Beer“ gebraut. Auf dem Weg zum Supermarkt kommen wir oft daran vorbei, sehen den Dampf und haben den Malzgeruch in der Nase. Die Idee, nach einer Tour Ausschau zu halten, lag also nicht fern.

Über die Homepage der Brauerei kann man (ausschließlich) telefonisch die Teilnahme an einer kostenlosen Tour durch die Brauerei reservieren. Die Touren werden momentan jeden Tag um 10.00 Uhr morgens und 13.00 Uhr mittags angeboten. Aber: sie sind begehrt. Für vier Personen muss man mit mindestens einen Monat Vorlauf rechnen, für mehr Personen oder für den begehrten Termin am Freitagnachmittag um 13.00 Uhr wartet man bis zu sechs Monate.

Die Tour selbst dauert etwa 45 Minuten, hinterher sollte man weitere 45-60 Minuten für die Probe der verschiedenen Biersorten einplanen. Schön ist, dass die Tour bei laufendem Betrieb mitten durch die Produktion führt. Wir bekommen nicht nur einen sehr authentischen Einblick, sondern entdecken erstaunt, wie wenig Platz es braucht, um jährlich 43 Millionen Flaschen Bier zu brauen. Und auch die Angestellten sehen täglich, was gerade gebraut wird: Büros, Labore, Proben- und Verkaufsraum sind alle um die zentral stehenden, großen Kupferkessel herum angeordnet.

Es gibt eine Reihe von Erklärungen dafür, wie der Name „Steam Beer“ zustande kommt. Unser Tourguide Bobby gibt die Folgende: Steam Biere seien charakteristische Biere der Westküste, die ohne elektrische Kühlung produziert werden. Das heiße Bier wurde nach dem Kochen der Würze auf das Dach der Brauerei gestellt, wo die Küstenwinde dafür sorgten, dass es sich rasch abkühlte und weithin der weiße Dampf sichtbar war. Aus der Not heraus entwickelt, hat Anchor es in der Zwischenzeit zu seinem Markenzeichen gemacht.

Nach dem Würzkochen in drei großen Kupferkesseln wird das Bier in offenen, viereckigen Edelstahltanks in einem belüfteten Raum aber ohne weitere technische Kühlung abgekühlt. Wegen der Fotos trödelte ich ein bisschen hinter der Gruppe her. Eine der vorbeigehenden Angestellten sammelte mich auf und nahm mich mit hinein in den Raum mit den großen Wannen. Darin riecht es völlig anders als im Reste der Brauerei: nach Blumenwiese und Apfelbaum, fruchtig, malzig, süß und überhaupt nicht nach Bier oder Alkohol.

Dem Biergemisch in den Wannen wird Hefe zugesetzt und dann findet offen – das ist unüblich – der erste Gärprozess statt. Dabei wird ein großer Teil des enthaltenen Malzzuckers zu Alkohol vergoren. Die zweite Gärung folgt danach in Edelstahlfässern. Das bei der Gärung entstehende Kohlendioxid entweicht erstmal in den offenen Wannen. Damit das Steam Beer trotzdem gleichmäßig perlt, wird das sogenannte „kräusening“ eingesetzt. Dem fertigen Bier im Fass wird nochmals ein wenig Stammwürze zugesetzt. Die darin enthaltenen Hefen sorgen dafür, dass die Gärung nochmals beginnt und sich das Kohlendioxid gleichmäßig im Bier verteilt.

Unsere Führung endet mit einem Blick in die Abfüllanlage, wo Bobby mit Hilfe von laminierten Schildern erklärt, welche Schritte durchlaufen werden und wie viel Bier pro Tag, Woche und Jahr produziert wird. Der Lärm verhindert weitere mündliche Erklärungen und neugierige Nachfragen werden auf die anschließende Verkostung verschoben.

Hier haben wir Gelegenheit, das gesamte Sortiment zu verkosten. Wir sagen uns, dass es sicher irgendwo auf der Welt gerade fünf Uhr nachmittags ist und legen los. Wenn ihr auf die Bilder der einzelnen Biere klickt, findet ihr die Einschätzungen von M, mir und M’s Papa. Unsere Top 3 waren: Steam Beer, Lager und Porter. Einen besonderen Platz erhält das diesjährige Christmas Ale, das wir aufgrund der enthaltenen Weihnachtsgewürze zwar außergewöhnlich, aber dennoch gut abgestimmt fanden. Das gibt’s dann hier zu Weihnachten.

Anchor Brewing Company, 1705 Mariposa Street, San Francisco, 94107

Jacob Tomsky: Heads in Beds

Die liebe J hatte mir nicht nur eine Postkarte geschickt, sondern uns auch einen Buchladen in SF empfohlen mit den Worten:

Liegt zentral Nähe Montgomery Bart Station (SOMA). Hab dort im Januar gestöbert und bin mit einem Studenten aus der inneren Mongolei ins Plaudern gekommen. Er lebte bei seinem kalifornischen Sponsor, der sein Studium in US finanziert. Echt spannend…

Und, wie es der Zufall will, liegt der Buchladen genau an der Haltestelle unserer Buslinie in der 2nd Street. Beim Warten auf den Bus und Stöbern in der Auslage bin ich auf das Buch von Jacob Tomsky gestoßen. Darin beschreibt er autobiografisch seine Karriere in zwei Hotels, erst in New Orleans und dann in New York. Er erzählt von seiner zehnjährigen Berufserfahrung in verschiedenen Positionen: als Hotelangestellter, der die Autos der Gäste parkt, als Rezeptionist oder im Housekeeping. Ich habe selbst einen Teil meines Studiums durch Jobben in der Bankettabteilung eines Fünf-Sterne-Hauses verdient, daher musste ich das Buch natürlich lesen. Oder besser, hören.

Tomsky erzählt Geschichten über Gäste aber auch Kollegen und Chefs. Der Autor liest selbst und seine Botschaft klingt schon am Anfang durch: Seid nett und höflich zu den Menschen, die im Hotel arbeiten, und gebt ordentlich Trinkgeld. So lassen sich viele eurer Wünsche, vom Upgrade bis zur Flasche Wein aufs Haus, tatsächlich erfüllen. Das Buch ist also auch für diejenigen interessant, die oft in (amerikanischen) Hotels schlafen und sich mal gefragt haben, was sie für ein besseres Zimmer tun müssen. Oder aber, wie man die Minibar leer trinken kann, ohne dafür zu bezahlen.

Ich habe manchmal innerlich die Augen verdreht, bei den zwei, drei Anflügen von Obercoolness und Großkotzigkeit mit der Tomsky sein Verhalten schildert. Als sei er der einzige Mitarbeiter mit Durchblick und Anstand im ganzen Hotel. Wenn man aber darüber hinwegsieht, ist das Buch ein sehr kurzweiliges Hörerlebnis. Dazu kriegt man noch ein paar Tipps für den nächsten Hotelaufenthalt. Aufs Haus, versteht sich.

Jacob Tomsky (2012): Heads in Beds: A Reckless Memoir of Hotels, Hustles, and So-Called Hospitality, Random House Audio, 8 Std. 8 Min.

Wochenrückblick (#13)

|Gesehen| ein paar Folgen der ersten Staffel „The Good Wife“, „On the road“ von Walter Salles
|Gehört| Herbie Hancock: „Thrust“ und „Head Hunter“
|Gelesen| Timothy Ferris: The 4-Hour-Work-Week
|Getan| Tour durch die Anchor Steam Brewery, Murals im Stadtteil Mission angeschaut, Stadtwandern durch den Golden Gate Park und weiter zu Land’s End
|Gegessen| Pasta mit Hack von glücklichen Schweinen, frischer Salat aus der Gemüsekiste, Kürbissuppe, Rib Eye Steak mit Ofenkartoffeln, mal wieder Bäckerbrot
|Getrunken| fast alle Sorten Anchor Biere
|Gedacht| Mensch ist das kalt geworden.
|Gefreut| über Weihnachtspost von meinen Eltern.
|Gelacht| mit den anderen Brauereibesuchern bei der Verkostung
|Geärgert| über die hohen Preise für Leihfahrräder
|Gekauft| nix
|Gewünscht| Dass das neue Thermostat rechtzeitig kommt und die Heizung funktioniert.
|Geklickt| Stadtpläne und Busfahrpläne, um unsere Unternehmungen zu planen

Palace of Fine Arts

Ein hauptsächlich von asiatischen Touristen besuchter Ort. Direkt an der Marina. Wer einen Spaziergang oder eine Spazierfahrt über Crissy Field zur Golden Gate plant, lohnt sich ein kurzer Abstecher.

Wir haben den Besuch mal wieder für einen Ausflug mit den Rädern genutzt. Da das Wetter nach wie vor sehr trocken und sonnig ist, kommen wir mit unsern zwei schnittigen Stadträdern ohne Schutzbleche noch immer gut zurecht.

Das Museum für asiatische Kunst, San Francisco

Bisher haben wir uns kaum Museen in San Francisco angeschaut. Das Wetter war einfach zu schön, um den Tag drinnen zu verbringen. Und das bekannteste Museum der Stadt, das SFMOMA, wird momentan umgebaut und fiel daher von Anfang an aus.

Die fallenden Temperaturen und den ersten Sonntag des Monats – freier Eintritt – nahmen wir aber nun zum Anlass, um uns ins Asian Art Museum of San Franciso aufzumachen. Das Museum befindet sich im Zentrum der Stadt, am Civic Center, neben dem Hauptgebäude der Bibliothek. Auf drei Stockwerken werden rund 2.500 Werke aller asiatischen Regionen gezeigt.

Wir arbeiten uns vom zweiten Stock bis zum Erdgeschoss vor und durchwandern nicht nur  6.000 Jahre Zeitgeschichte sondern auch alle großen asiatischen Regionen in eigenen Abteilungen. Wir sehen Buddha-Statuen aus Indien, Jadeschmuck aus China, Teppiche aus Tibet und Bhuthan und ein originalgetreu nachgebautes, funktionierendes japanisches Teehaus.

Der Schwerpunkt des Museums liegt jedoch auf koreanischer Kunst. Das Asian Art Museum ist das einzige Museum in den Vereinigten Staaten, dass dafür einen eigenen Kurator hat. Auch die laufende Sonderaustellung „In Grand Style“ im Erdgeschoss war Korea gewidmet. Darin werden Kunstwerke der Joseon Dynastie gezeigt. Unter anderem sehen wir meterlange Rollen, auf denen mit Bildern von Reitern, Pferden und Sänften, die Aufstellung von riesigen Paraden und Festzügen erst dokumentiert wurden.

Wir haben knapp drei Stunden im Museum verbracht und finden den Rundgang durch die einzelnen Abteilungen sehr gelungen. Sowohl für die Sammlung als auch für die Sonderausstellung gibt es Audioguides, die man sich kostenlos ausleihen kann. Außerdem werden stündlich Führungen (auch für Kinder) zu verschiedenen Teilen der Sammlung angeboten. Sollte man nicht an einem der eintrittsfreien ersten Sonntage des Monats ins Museum gehen, lohnt es sich, auf der Museumshomepage nach Veranstaltungen zu suchen, die oft im Eintrittspreis enthalten sind wie beispielsweise die koreanische Tee-Zeremonie.

Asian Art Museum, 200 Larkin Street, San Francisco, CA 94102.

Blumenkohl-Curry

Hier das Rezept für ein schnelles Curry, das ohne rote, gelbe oder grüne Currypaste auskommt und trotzdem sehr gut schmeckt. Das Rezept stammt vom Newsletter, den wir wöchentlich zu unserer Gemüsekiste bekommen und der Vorschläge für die in der Kiste gelieferten Gemüsesorten enthält.

Letzte Woche waren Blumenkohl und fast alle der anderen benötigten Zutaten in der Kiste. Mit den Gewürzen, einer Dose Kokosmilch im Schrank und ein paar Bohnen oder Erbsen im Gefrierfach sollte sich das so oder mit ein paar anderen Gemüsesorten aus fast jeder Kiste oder jedem Wochenmarkteinkauf zaubern lassen.

M hat sich bereits zweimal erkundigt, ob ich auch wirklich das Rezept aufgehoben habe. Das tue ich hiermit. Vielleicht wird es ja eines der Gerichte, die es aus Kalifornien ins Standardrepertoire schaffen.

Blumenkohl-Curry
für vier Personen mit Reis als Beilage

2 EL Distelöl (oder anderes neutrales Öl)
2 große Zwiebeln
2 Knoblauchzehen
1 Blumenkohl
2-3 Karotten
3 Kartoffeln
1 kleiner Butternusskürbis
1 Stange Sellerie
1 scharfe Chilischote oder Jalapeno
2 Tomaten
200g Erbsen oder kleine Bohnen (bei uns waren es Black Eyed Peas, über Nacht eingeweicht und anschließend gar gekocht)
1 EL Currypulver
1 TL Koriander, gemahlen
1 TL Kreuzkümmel (=Cumin), gemahlen
1 EL frischer Koriander
1 EL Honig
1 Dose Kokosnussmilch

1. Zwiebeln in kleine Würfel schneiden, Knoblauch fein hacken, Chilischote entkernen und klein schneiden. Blumenkohl putzen und Rößchen abtrennen, Karotten schälen und würfeln, Kartoffeln schälen und Würfeln, Kürbis schälen, halbieren, Kernhaus mit einem kleine Löffel entfernen und Fruchtfleisch würfeln, Tomaten kleinschneiden.

2. Öl erhitzen, Zwiebeln und Koblauch darin glasig braten, Gewürze dazugeben und für ein paar Minuten mitbraten. Sellerie, Karotten, Tomaten, Chili, Kartoffeln und Kürbis zugeben und für einige Minuten mit anbraten bis das Gemüse anfängt weich zu werden.

3. Einen halben bis dreiviertel Liter Wasser hinzugeben, solange bis das Gemüse drinliegt aber noch nicht vollständig bedeckt ist. Aufkochen lassen und dann Blumenkohl hinzugeben. Dieser kann ruhig oben aufliegen, er wird auch im Dampf gar.

4. Jetzt den Reis ansetzen und z.B. nach Pilaw-Art kochen. Dazu einen großen Kaffeepott Reis abmessen, Reis kurz in Öl anschwenken, so dass alle Körner gut bedeckt sind, mit der doppelten Menge heißem Wasser aufgießen, aufkochen und Deckel aufsetzen. Etwa 10-15 Minuten auf kleinster Flamme garziehen lassen, Deckel dabei nicht öffnen!

5. Gemüse so lange kochen bis Kartoffeln & Co. weich sind, der Blumenkohl aber noch ein bisschen Biss hat. Kokosnussmilch zum Gemüse hinzugeben und kurz aufkochen. Honig zufügen und nach Geschmack salzen, ggf. nachwürzen.

6. Vom Herd nehmen und mit gehacktem Koriander bestreuen. Reis mit einer Gabel auflockern und beides servieren.

Quelle: Mariquita Farm, Ladybug Delivery, Newsletter vom 22. November 2013.

Wie wir hier einkaufen Teil 2: Die Gemüsekiste

Die ersten paar Tage in der Stadt verbrachte ich in Valentinas WG in San Franciscos Stadtteil Mission, in der wir über AirBnB ein Zimmer gemietet hatten. Das Zimmer war nicht nur groß und verfügte über ein gemütliches King-Size-Bett, auch die Ausstattung der Küche war ausgesucht, umfangreich und der Kühlschrank immer voll. Es war schnell klar, hier wohnen Menschen, die kochen. Außerdem bekommen sie jede Woche eine Gemüsekiste.

Dank Valentina wusste ich auch dann recht schnell, wie das Ganze funktioniert. Das Stichwort heißt: CSA – Community Supported Agriculture – oder auf deutsch Solidarische Landwirtschaft. Die Idee dahinter ist, dass man im Frühjahr ein Abo für die ganze Saison abschließt. Das heißt, man wird für eine Saison Mitglied und verpflichtet sich regelmäßig einen festen Geldbetrag (etwa 20-40 Dollar pro Woche und Kiste) an einen Bio-Bauernhof zu zahlen. Der Hof kann besser planen und hat die Sicherheit, dass die Ernte – obwohl gerade erst gepflanzt – bereits verkauft ist. Als Abonnent bekommt man bis zum späten Herbst jeden Woche einen Anteil dessen, was die Ernte des Hofes hergibt. Dieser Anteil kommt als Gemüsekiste, was drin ist, erfährt man meist erst am Tag der Abholung.

Wählt man eine regelmäßige Mitgliedschaft, hängt die Wahl der Farm für die meisten sicher davon ab, wohin die Kiste ausgeliefert wird. Man bekommt die Kisten in der Regel nicht bis an die Haustür gefahren, sondern muss sie an einem zentralen Sammelpunkt zu einem bestimmten Termin in der Woche abholen. Und daher sucht man sich natürlich häufig die Farm aus, die an einem passenden Wochentag in den eigenen Stadtteil liefert. Einige der  CSAs in der Bay Area, die ich recherchiert habe, sind Shooting Star CSA (das war Valentinas Kiste), Full Belly Farm, Tomatero Farm und unsere, die Mariquita Farm.

Da wir nur für kurze Zeit und dazu noch über den Winter hier sind, kamen viele CSA’s für uns nicht in Frage. Die meisten hören mit dem Ende der Saison Ende November mit der Lieferung auf und setzen erst im März wieder ein. Daher war das Angebot der Mariquita Farm für uns ideal. Diese hören im Winter zwar auch mit ihrer Saison-Abo-Kiste auf, haben aber daneben eine Probekiste- bei ihnen heißt sie Mystery Box – mit der man das Angebot unverbindlich und zeitlich unbegrenzt testen kann. Diese läuft über den Winter weiter, weil auch weiter geerntet werden kann. Nur fällt die Ernte eben nicht mehr so umfangreich aus, dass es für Restaurantlieferungen, Probekisten und Saisonkisten reicht.

Um die Probekiste zu bestellen, müssen wir uns einfach zwischen Sonntag und Mittwoch per Formular in eine Liste eintragen und können am Donnerstag unsere Kiste abholen und bezahlen. Neben den Kisten hat der LKW von der Farm auch manchmal andere Produkte dabei, die man zusätzlich kaufen kann. Wir frühstücken z.B. momentan Golden Gate Park Honey, also Honig, der von den Blumen im Golden Gate Park kommt und den der dortige Imker über unseren Hof verkauft. Der Nachteil am Abrufprogramm ist, dass jede Woche ein anderer Stadtteil von San Francisco angefahren wird und ich so manchmal allein wegen der Kiste zweistündige Fahrradausflüge unternehme.

Und, was ist nun drin in der Kiste? Gemüse, das gerade Saison hat. Momentan vor allem verschiedene Sorten Stängelkohl, Kürbis und Karotten aber auch Tomaten, Blumenkohl oder Paprika. Hier ein paar Bilder unseres Kisteninhalts seit Oktober. Eine Kiste kostet 25 Dollar, das sind etwa 18 Euro.

Wir haben zu Testzwecken und aus Neugierde auch einen Ausflug zum größten und günstigsten Wochenmarkt in San Francisco unternommen. Das ist der Alemany Farmer’s Market im Süden der Stadt, zu dem wir mit dem Rad etwa 15 Minuten brauchen. Auch dort verkaufen viele Bauern ihr Gemüse direkt vom Hof mit einem eigenen Stand. Im Vergleich finden wir unsere Kiste preislich und qualitativ auf jeden Fall gleichwertig, teilweise sogar besser. Der Inhalt der Gemüsekiste ist frisch, er hält im Kühlschrank problemlos eine Woche durch und schmeckt gut. Andererseits kann man auf dem Markt natürlich selbst auswählen, was man kaufen will und hat nicht nur Gemüse, sondern auch Obst in einer großen Auswahl.

Da wir aber nicht jeden Samstagmorgen zum Markt fahren wollen, haben wir uns für die Kiste entschieden. Mit dem Inhalt kommen wir auch ungefähr eine Woche hin. Außerdem bekommen wir damit regelmäßig die Möglichkeit, Gemüse zu probieren, das so in Deutschland teilweise (noch) nicht angebaut wird: Green Frills Mustard, Gai Lan, Wassermelonen-Rettiche und die zig Sorten Kohl am Stängel, von denen wir euch in den letzten Wochenrückblicken immer wieder erzählt haben.

Heute Nachmittag kommt wieder eine neue Kiste. Der Newsletter hat schon angekündigt, dass es Frost gab und der Inhalt wahrscheinlich ein bisschen kleiner ausfallen wird als die letzten Woche. Wir sind also gespannt, was drin ist.

Die Moosbeeren sind los

Hier kommt das Rezept für ein weiteres Gebäck, dass sich ohne viel Werkzeug schnell auch in fremden Küchen gut zubereiten lässt. Es ist ein gestürzter Kuchen oder Upside-Down-Cake, wie er hier heißt.  Und entsprechend der Jahreszeit gab es letzte Woche eine Version mit Cranberries – Moosbeeren.

An dem Rezept habe ich inzwischen schon eine Weile rumgebastelt. Die erste Version hatte ich noch im September für die Mitbewohner in Berkeley gebacken. Damals hatte ich Zwetschgen als Belag gewählt, da diese gerade Saison hatten und nach dem Stürzen sogar noch schöner aussehen als zuvor. Leider habe ich damals kein Foto gemacht und nun waren keine Zwetschgen mehr zu bekommen. Als zweite Variante folgte im Oktober eine Version mit Apfel, sozusagen eine Tarte Tatin mit einem Rührteig statt Mürbeteig. Die Variante schmeckt auch, sieht aber – verglichen mit Zwetschgen – voll hässlich aus. Jetzt sind die Cranberries dran, die mit ihrer Säure prima zum Teig passen und optisch zwischen Zwetschgen und Apfel rangieren.

Zutaten:
für eine Mouleform oder auslaufsichere Springform (26cm)

Karamell:
50g (brauner) Zucker
50 ml Wasser
2 Scheiben Ingwer (hat man am Ende gar nicht geschmeckt)

Teig:
120g Weizenmehl Typ 550
180g Weizenvollkornmehl
100g gemahlene Mandeln
2 TL Backpulver (1/2 TL Baking Soda, 1 TL Cream of Tartar)
2 TL Zimt
200g (brauner) Zucker
1 gute Prise Salz

1 Vanilleschote (Mark) oder 1 Pk. Bourbon-Vanillezucker oder 1TL Vanille-Extrakt
150 ml Öl
350 ml Wasser
Saft 1/2 Zitrone

Belag:
300g frische Cranberries (oder 600g Zwetschgen)

Zubereitung:
1. Backofen auf 180°C (370°F) vorheizen.

2. Eine (auslaufsichere!) Springform oder Moule-Backform fetten, ggf. Boden mit Backpapier auslegen. Cranberries waschen und auf dem Springform-Boden verteilen. (Zwetschgen waschen, so halbieren, dass sie noch zusammenhängen, Kern entfernen und mit dem Fruchfleisch nach oben, Schale nach unten, in die Springform legen. Harte, noch nicht ganz reife Zwetschen können auch kurz im Sirup mitgekocht und dadurch vorgegart werden.)

3. Zucker in einem kleinen Topf auf mittlerer Hitze schmelzen lassen. Wasser hinzufügen und das erstarrte Karamell langsam über 5-10 Minuten zu Sirup loskochen. Danach Herd ausschalten und leicht abkühlen lassen. Wer eine hitzebeständige Tarte Tatin oder Moule-Form hat (d.h. eine geschlossene Form, ähnlich wie die gusseiserne Pfanne auf meinen Bildern) kann das Karamell auch direkt in der Form auf dem Herd machen, loskochen und dann die Früchte in den entstandenen Sirup einlegen. (Dann halt kein Backpapier verwenden, bei einer gut beschichteten Form kommt der Kuchen auch so prima raus.)

4. Trockene Zutaten und feuche Zutaten getrennt in zwei Schüsseln vermischen. Größere Schüssel für die feuchten Zutaten nehmen. Dazu Wasser und Öl abmessen, Zitrone auspressen und dazu geben, Vanilleschote auskratzen und mit einem Schneebesen in die Flüssigkeit rühren. (Ich gebe das Vanillemark immer zur Flüssigkeit, weil es sich dann besser Verteilt, Vanillezucker kann natürlich genausogut zu den trockenen Zutaten gegeben werden). In der anderen Schüssel Mehl, Mandeln, Zucker, Zimt, Backpulver und Salz mischen.
5. Trockene Zutaten zu den feuchten Zutaten geben und mit dem Teigspatel oder einem großen Schneebesen oder Löffel nur solange verrühren, bis alle Zutaten gerade so vermengt sind. Der Teig sollte relativ flüssig sein.

6. Sirup mit einem Löffel über die Cranberries geben. Anschließend den Teig darüber geben.

7. Bei 180°C (370°F) in der Backofenmitte 45 Minuten backen. Mit einem Holzstäbchen einstechen, der Teig ist gar, wenn das Stäbchen trocken wieder herausgezogen werden kann.

8. Kuchen etwa eine halbe Stunde in der Form auskühlen lassen und dann noch lauwarm auf einen Teller oder ein Kuchengitter stürzen. Vorsichtig das Backpapier abziehen, freuen und essen.

Idee: Pfirsich-Upside-Down-Kuchen von Cakeinvasion und Cranberry Upside-Down Cake von simplyrecipes.

Radwandern in San Francisco

Wie ich aus der Ferne mitbekommen habe, kippt gerade in Mannheim der Plan, die große Verkehrsader direkt an der Uni mit einem ordentlichen Radweg auszustatten. Ich rufe deshalb leise aus der Ferne: Nehmt euch ein Beispiel an San Francisco!

Wir radwandern ja schon seit einiger Zeit durch die Stadt. Und obwohl wir im täglichen Verkehr zahlenmäßig eine Randgruppe darstellen, fühlen wir uns eigentlich ganz wohl. Hier ein paar Beispiele wie Fahrradfahrer in San Francisco umsorgt werden: Zu aller erst, ja, es gibt verschiedene nummerierte Fahrradwege, die durch die Stadt führen. Das hätten wir vorher auch nicht gedacht. Und die Fahrradwege sind zum größten Teil sehr gut ausgeschildert. Weiterhin werden teilweise abgetrennt von den Autospuren eigene Fahrradspuren angeboten. Sie sind im satten grün auf dem Asphalt markiert (natürlich grün, die Farbe für Umweltbewusstsein und freie Fahrt ;-)).

Die Autofahrer scheinen nicht wie in Deutschland der natürliche Feind des Fahrradfahrers zu sein (und im Übrigen die Radler wiederum auch nicht diejenigen der Fußgänger). Vielmehr läuft alles recht gemütlich ab. Durch die Rasterstruktur der Straßen kommt man alle hundert Meter an eine Kreuzung, die mit einem Stoppschild versehen verlangt, einen Moment innezuhalten. Als erster darf sich derjenige wieder bewegen, der auch als erster zur Kreuzung kam. Wir Fahrradfahrer indessen können die Kreuzungen gemütlich überrollen, bekommt man doch von jedem Autofahrer mit einer Hand- oder Kopfbewegung signalisiert, dass man gerne den Vortritt lässt. Und nicht häufig ist diese kleine non-verbale Kommunikation mit einem Lächeln verbunden. Wir sind uns allerdings noch nicht klar darüber, was hinter diesem netten Verhalten steckt: ein Eingeständnis, dass man sich doch auch mal etwas umweltbewusster die eine Meile durch die Stadt bewegen könnte; oder aber eine Form der stillen Verachtung: „Fahrt nur ihr armen Irren. Ihr könnt euch wohl kein Auto leisten“.

Wie schon erzählt, hat die Stadt zahlreiche Hügel, wobei jeder für sich teilweise heftige Anstiege hat. Unbedarftes Vorgehen kann schnell damit enden, dass man einen der Hügel mit letzter Kraft hochkeucht, im Vertrauen dann endgültig oben zu sein. Nicht selten gibt die Spitze des Hügels dann aber den Blick auf eine rasante Abfahrt und die nächste Maximalst-Steigung frei. Vorallem das Vorankommen in Ost-West-Richtung ist dadurch erschwert. Mitten in der Stadt wurde deshalb ein Zickzack-Kurs (Wiggle) über mehrere Blöcke hinweg ausgeschildert, der die zu überwindenden Höhenmeter in beide Richtungen fast auf null reduziert. Und damit man auch des Nachts keinen der mehreren Abzweige verpasst, befinden sich lichtreflektierende Markierungen auf der Straße.

Zuletzt kann man sogar sagen, dass die Stadt auch ein wenig stolz auf ihre Radfahrer ist. Heute haben wir auf der Market Street (eine der Hauptverkehrsadern) bemerkt, dass die hier durchkommenden Fahrradfahrer gezählt und mit einem Dank versehen werden. An dieser Stelle sind dieses Jahr wohl schon gut 350.000 Radler vorbeigekommen. Das sind immerhin über 1.000 pro Tag.