Rutscht gut ins neue Jahr

Bei euch ist es ja schon fast soweit, wir haben den Tag und eine Rückfahrt noch vor uns. Mit dem Blick über Long Beach im Süden von L.A. wünschen wir euch eine schöne Silvesternacht.

Das Foto haben wir vor einer halben Stunde vom Dach unseres Hotels gemacht. Im Hafen liegt die Queen Mary, die – inzwischen fest vertaut – als Hotel dient. Der Rest der Hafenmeile ist halb Vergnügungspark, halb Ausgehmeile.

Wir sehen uns im nächsten Jahr.

Wochenrückblick (#16)

Weihnachten in San Francisco, ohne Schnee, ohne Kälte dafür mit viel Sonne verbracht. Und nun sind wir ein paar Tage unterwegs. Diesmal weiter nach Süden die Küste entlang bis nach Los Angeles. Big Sur, Cambria, Santa Barbara und Teile von L.A. haben wir schon gesehen. Am Dienstag wollen wir in SF zurück sein.

|Gesehen| zum zweiten Mal hier im Kino gewesen, diesmal: Blue is the Warmest Color
|Gelesen| Jack Kerouac: Unterwegs
|Gehört| Weihnachtsmusik mit der (jetzt freien) Spotify-App über das iPhone, Autoradio, Beethoven beim Cruisen über L.A.s Freeways
|Getan| im Kino gewesen, ein Weihnachtsessen gekocht, an der Küste entlang nach Süden gefahren und dabei Big Sur, Cambria, Pismo Beach und Santa Barbara gesehen, Los Angeles durchfahren, das Hollywood-Schild gesehen, einen schönen Tag im Getty Center verbracht
|Gegessen|Möhrensuppe mit Garnelen, Chateaubriand mit gebratenen Möhrchen, Polenta, Broccoli und Cranberry-Sauce, Schokokuchen, jede Menge Weihnachtsplätzchen, auswärts  vor allem Frühstück auf unserem Roadtrip, abends bei Umami-Burger in L.A.
|Getrunken| hausgemachte Limonade, Chardonnay aus Sonoma, Weizengras-Smoothie
|Gedacht| das Getty Center ist wahrscheinlich das einzige Museum, in das man gerade dann gehen sollte, wenn schönes Wetter ist
|Gefreut| über den Blick auf Jupiter und vier seiner Monde durch das Teleskop im Griffith Observatory
|Gelacht| über Ms Versuche, Olivia am Ende des Weihnachtsabends aus der Wohnung zu bugsieren
|Geärgert| immer noch über wackliges Internet
|Gekauft| Weihnachtsgeschenke
|Gewünscht| noch in den Pazifik hüpfen
|Geklickt| Hotelseiten für unseren Ausflug nach L.A.

Mit dem Fernglas um den Hals

Nachdem wir am Vortag in Point Reyes erfahren hatten, dass Wale unterwegs sind, wollten wir sie auch gerne selbst sehen. Also geht unser zweiter Ausflug mit Ms Eltern in Richtung Süden zum Point Lobos State Reserve. Hier hatten wir bei unserer Küstenfahrt nach Süden schon mal kurz angehalten, Ende September war aber so viel los. Dann wird der Park geschlossen und weitere Autos werden erst reingelassen, wenn wieder Platz ist. Diesmal war es perfekt. Es war fast nichts los und wir hatten strahlenden Sonnenschein.

Vorab: Ein Besuch lohnt sich. Gerade im Winter. Die Temperatur liegt nochmal deutlich über der in San Francisco und der Blick aufs Meer ist sowieso unschlagbar. Ein netter Park-Ranger zeigt uns nicht nur ein Falken-Pärchen sondern informiert uns auch, dass man sich am Infohäuschen nahe der Sea Lion Cove kostenlos Ferngläser ausleihen kann. Steht nirgendwo, weiß keiner, ist aber super. Damit können wir nicht nur die Seeotter, Seelöwen, Pelikane, Kormorane beobachten, die auf den Felsen vor der Küste in der Sonne liegen oder sitzen, sondern auch nach Walen Ausschau halten.

Und dann entdecken wir tatsächlich welche. Ganz weit draußen sieht man die typischen Fontänen, die sie beim Atmen auspusten. Manchmal erspäht man noch den ein oder anderen Walrücken, die Finne oder die Flosse, die aber wegen der Entfernung nur mit dem Fernglas wirklich von den Wellen zu unterscheiden sind.

Die Wege sind gut zu begehen und bei einem etwa 2-3 stündigen Besuch kann man die ganze Küstenlinie des Parks entlang laufen und einen Großteil sehen.

Anschließend hatten wir uns noch die Mariposa-Grove in Pacific Grove vorgenommen, wo viele tausende Monarchfalter ab November den Eukalyptusbäumen überwintern sollen. Als wir im September hier waren, konnten wir noch keinen einzigen entdecken. Umso gespannter sind wir jetzt.

Aber die Schmetterlingsschwärme sind entweder noch nicht da oder dieses Jahr woanders. Gerade mal eine Traube mit hunderten Faltern konnten wir in der Krone einer Pinie entdecken. Irgendwie haben wir uns deutlich mehr davon versprochen.

Fürs Abendessen suchen wir uns aus dem Lonely Planet die Duarte’s Tavern in Pescadero aus. Die Wahl erweist sich als Glücksgriff. Zum einen weil wir so den Sonnenuntergang genießen können, während wir – die diesmal schnurgerade – Küstenstraße des Highway No. 1 nach Norden fahren. Und zum anderen, weil es sich gar nicht um den Touristenspot handelt, den man bei einem Tipp aus dem Lonely Planet erwarten würde. Vielmehr sind wir in einem typischen Gasthof gelandet, in dem neben Tagesausflüglern wie uns auch Einheimische sitzen und sich die Fischgerichte und selbstgebackenen Pies schmecken lassen. Wir hatten New York Steak Sandwich, Cheeseburger mit Fritten und selbstgemachtem Coleslaw, fritierter Red Snapper mit Fritten und gebratenen Red Snapper mit Kartoffelstampf und Gemüse. Alles solide gemachte Gerichte, frisch gekocht und fair bepreist. Der aufmerksame Service (Tee und Limo wurden ungefragt nachgefüllt) und der Olaliberry Pie zum Nachtisch haben das Essen perfekt gemacht. Große Empfehlung also. Tipp: Wenn möglich nach einem Tisch im Barraum fragen; viel belebter und uriger als im Dining-Raum, wo es recht altmodisch-plüschig zugeht.

Marin County

Die Fotos in diesem Post sind für Annette, die uns Marin County ans Herz gelegt hat und jetzt wahrscheinlich ganz besonderes Fernweh bekommt. Gemeinsam mit Ms Eltern haben wir mal wieder einen Ausflug gemacht. Unser Plan war eine Rundfahrt beginnend in den Marin Headlands, um den Blick auf die Golden Gate und die Stadt zu genießen, weiter zum Muir Woods National Monument, um alte, hohe, große Bäume anzuschauen, weiter zum Mount Tamalpais für den Rundblick über die ganze Bucht und  zum Schluss nochmal nach Point Reyes, zum Austernessen und den Strand genießen. Wenn man morgens früh aufbricht, ist das eine tagesfüllende Reise.

Wir hatten den Blick auf die Stadt im Morgenlicht, das Rot der Brücke kommt dabei fast nicht durch. Sicher lohnt sich auch die Fahrt hinauf in die Headlands zum Sonnenuntergang-Schauen. Dafür waren wir noch vor dem großen Andrang im Muir Woods National Monument. Als erstes freuen wir uns an dem kleinen Café, das sich innerhalb des Parks befindet. Das hatten wir so noch in keinem anderen Park gesehen. Meist gab es nur das Info-Häuschen und Essen musste man sich immer selbst mitbringen. Da wir recht früh und ohne Frühstück aus San Francisco losgefahren waren, konnten wir hier gemütlich ein paar Muffins und Sandwiches essen. Das Sortiment besteht aus vielen Bio-Produkten und war für unser Empfinden überdurchschnittlich gut, immerhin hätten die zahlreichen Touristen ob der Monopolstellung wahrscheinlich fast alles konsumiert. Das kann man also gut für ein kleines Frühstück einplanen, bevor man sich tiefer in den Park begibt.

Wenn man noch nie Redwoods gesehen hat, lohnt sich der Besuch. Die Wanderwege eignen sich auch für kurze Besuche, so dass man bei einer zweistündigen Tour einiges sieht. Aus dem Tal sind wir dem Fern Creek Trail in Richtung Camp Eastwood gefolgt. Und dann von dort zurück auf den Talweg und wieder zum Haupteingang. Die Bäume im Humboldt-State Park fanden wir zwar beeindruckender, die richtigen Wanderwege sind dort aber deutlich länger, so dass man sie bei einem kurzen Besuch, bei dem man nicht den ganzen Tag für Wandern eingeplant hat, kaum schafft.

Nach unserer kleinen Wandertour geht es am Mittag weiter zum Mount Tamalpais. Diesen kann man mit dem Auto bis fast nach ganz oben anfahren, nur die letzten Meter geht man zu Fuss hinauf. Wir entscheiden uns für die östliche Spitze des Berges und der Rundumblick auf die Bucht ist einfach unglaublich. Nachdem wir in Sausalito schon das Bucht-Modell der Marine gesehen hatten, ist es wahnsinnig beeindruckend, die ganze Landschaft jetzt im Rundumblick in Wirklichkeit zu sehen.

Den Abschluss unserer Tour bildet Point Reyes. Nachdem wir auf unserer Reise gen Norden schonmal dort gehalten und den schönen Strand genossen haben, wollte ich unbedingt nochmal hin. Als wir auf die Halbinsel kommen kündigt sich Nebel an. Oje, was wenn wir gar nichts vom Strand sehen? Diesmal sind wir zumindest rechtzeitig, um Drakes Oyster Farm einen Besuch abzustatten und fangfrische Austern zu probieren. Die Austern waren gut, aber wir waren uns einig, dass es nicht so schlimm ist, wenn man die Farm auslässt und direkt weiter zum Strand fährt.

Nachdem wir beim ersten Mal am Nordstrand waren, steuern wir jetzt den südlichen Teil mit dem Leuchtturm an. Der Nebel wird dichter, als wir an den kleinen Rinderfarmen vorbei in Richtung Küste fahren. Auch hier kommen wir rechtzeitig an, bevor um 16.30 Uhr der Leuchtturm schließt. Aber wir stehen im Nebel. Obwohl wir die letzte Gruppe sind, die den alten Leuchtturm besichtigt, erklärt der Fremdenführer enthusiastisch, wie die Lichtmechanik mit den Linsen funktioniert, wie der Leuchtturm betrieben wurde und wie sich das Leben hier abgespielt hat. Im Infohäuschen erfahren wir zudem, dass heute schon sechs Wale gesichtet worden sind. Naja, dass muss dann vor dem Nebel gewesen sein.

Mit dem Einbruch der Dunkelheit machen wir uns auf den Rückweg. Der Highway No. 1 ist kurvig ohne Ende und mir wird schon wieder schlecht. Also tauschen M und ich Plätze. Das hilft auch diesmal wieder. Zum Abendessen probieren wir die „Warme Theke“ unseres Supermarkts aus und kaufen Ravioli, Gemüse, ein fertiges Bio-Grillhähnchen, Baguette und Salat. Perfekt.

Ein Date mit Dirk

Warriors gegen Mavs – Stephen Curry gegen Dirk Nowitzki. Und wir waren dabei. Ein Spiel, das im letzten Viertel alle Zuschauer von den Sitzen geholt hat. Die Gäste aus Dallas haben gleich zu Beginn einen komfortablen Vorsprung herausgespielt und liegen damit bis kurz vor Schluss vorn. Und dann, in den letzten Sekunden kommen die Golden State Warriors tatsächlich noch ran und gleichen sogar aus. Und Curry trifft aus dem Dribbling heraus drei Sekunden vor Schluss. Das Spiel endet 95:93 für die Warriors. Total spannend.

San Francisco hat keine eigene Mannschaft in der NBA. Aber in der Nachbarstadt Oakland spielen die Golden State Warriors in der Oracle Arena. Und das lohnt sich. Weil man mittendrin ist, wenn zu Beginn die Nationalhymne gesungen wird (inklusive eines bebenden Herzes, wenn am Höhepunkt der Hymne die komplette Halle laut jubelt). Weil es unglaublich viel zu sehen gibt. Die Spielpausen zum Beispiel sind mit Zuschauerunterhaltung und Spektakel, anstatt mit Werbung, gefüllt. Und auch, weil man dem Spiel gut folgen kann, selbst wenn man Basketball nur von den missglückten Freiwürfen im Sportunterricht kennt.

Dirk spielen zu sehen ist dann noch das Tüpfelchen auf dem i. Er macht an diesem Abend 21 Punkte, Curry – der Mann der Warriors – 33. Ein Teil von uns hat sich trotzdem immer laut gefreut, wenn er getroffen hat. Ganz großartig ist auch der Amerikaner hinter uns, der regelmäßig „Dalembert, you’re the worst!“ ruft und damit den Centerspieler der Mavericks beleidigt, der an diesem Abend aber auch wirklich bei (fast) jeder Gelegenheit den Ball aus der Hand gibt.

Mit der BART kommt man in einer guten halben Stunde bequem von SF Downtown hin und zurück. Karten sind schon für weniger als 30 Dollar zu bekommen, auch in der Woche vor dem Spiel noch bequem per Internet. Sie sind deutlich leichter zu beschaffen und kosten weniger als Karten für Football oder Baseball. Wir sehen von unseren Plätzen im obersten Block 214 sehr gut gesehen.

Für M war das ein wenig wie die Erfüllung eines Kindheitstraums. Hat er doch in seiner Jugend öfters einen Großteil des Nachmittags mit T und J unter dem Korb verbracht. Die damals ersten Klicks im neuen Medium Internet hatten sie auf die NBA Seite geführt: es dauerte schon mal eine Minute bis sich ein Spielerprofil komplett geöffnet hatte. Und auch so manche Nacht wurde für die live-Spiele im Fernsehen geopfert, um dann mit dem Klängen der Stadionorgel, den „Defense, Defense“-Rufen, dem warmen Prallen des Balles auf dem Parket und dem „Swish“, wenn der Ball perfekt durch den Korb geht, einzuschlafen. Das alles haben wir nun erlebt.

Fröhliche Weihnachten

Wir möchten euch allen ein ruhiges und fröhliches Weihnachtsfest wünschen. Genießt ein paar entspannte und Tage mit lieben Menschen und gutem Essen. Lest Bücher oder das Internet leer, unterhaltet euch, beschaut die Gegend oder die Menschen um euch herum. Genießt die Zeit zwischen den Jahren. Blickt auf das zurück, was hinter euch liegt und freut euch auf das, was 2014 kommt.

Oben die Interpretation eines Weihnachtsbaumes und unten noch ein paar Eindrücke der Deko aus unserem Viertel, die wir heute am frühen Abend bei einem Spaziergang aufgenommen haben.

Vielen Dank für’s Lesen, Kommentieren und in Gedanken bei uns sein!

California Stollen

Heute mal wieder Crossover-Küche. Wir haben auf die letzte Minute doch noch Stollen gebacken. Das Rezept basiert auf meinem bewährten last minute Rezept für den Quark-Aprikosen-Stollen von Nicky.

Damit es sich leichter nascht, habe ich mich mal an Stollenkonfekt versucht. Das hat den Vorteil, dass man die Stücke sofort in den Mund stecken kann. Aber den kleinen Nachteil, dass das Konfekt auch ein klein wenig trockener ist. Schmeckt trotzdem prima.

Die Zutaten musste und wollte ich ein bisschen internationalisieren. Quark gibt es hier nicht und ich glaube, mit Ricotta ahme ich Konsistenz und Geschmack am ehesten nach. Außerdem wollte ich gerne eine kalifornische Variante und habe Cranberries statt der getrockneten Aprikosen genommen und noch ein paar Mandeln hinzugefügt.

Cranberry Mandel Stollen

Zutaten:

1 Pk. Trockenhefe
1/8l Milch
125g Zucker
500g Mehl
150g weiche Butter
150g Ricotta
Zesten einer Zitrone
Saft einer halben Zitrone
eine Prise Salz
150g frische Cranberries (oder 100g getrocknete)
100g Mandeln (abgezogen, gehackt)

50g Butter
50g Zucker
Puderzucker

Zubereitung:

1. Trockenhefe in 4 EL Milch und 1 TL Zucker auflösen und 10 Minuten gehen lassen.

2. In der Zwischenzeit Mehl, restlichen Zucker, Butter, Ricotta, Zitronenzesten, Zitronensaft und Salz in eine Schüssel geben, so dass in der Mitte ein Loch für die Hefemischung ist und sich die anderen Zutaten am Rand rund herum verteilen.

3. Aufgelöste Hefe in die Mitte geben, restliche Milch hinzufügen und alles zu einem glatten Teig verkneten.

4. Teig eine Stunde gehen lassen.

5. Cranberries waschen, Mandeln abziehen und hacken. Beides unter den Teig kneten.

6. Teig etwa 1.5 cm dick ausrollen und entweder a) einmal von links und einmal von rechts zur Mitte hin überschlagen, so dass eine Stollenform entsteht oder b)  in Quadrate mit etwa 2 cm Kantenlänge schneiden und Teigstücke auf ein mit Backpapier ausgelegtes Backblech geben. Den ganzen Stollen bei 175°C (350°F) 50 Minuten backen, das Konfekt nur 20-22 Minuten backen.

7. Stollen nach dem Backen mit geschmolzener Butter bestreichen, mit klarem Zucker bestreuen bzw. das Konfekt bestreichen und dann in Zucker wälzen. Auskühlen lassen und vor dem Servieren mit Puderzucker bestäuben.

Wochenrückblick (#15)

|Gesehen| Akira Kurosawa: Kagemusha; David Cronenberg: Naked Lunch
|Gelesen| Jack Kerouac: On the Road; Tom Wolfe: The Kandy-Kolored Tangerine-Flake Streamline Baby
|Gehört| Mozart: Requiem; Liszt: Années de Pèlerinage
|Getan| morgens im Bankenviertel rumspaziert, in einem Pop-Up-Restaurant gewesen, die Weihnachtsbeleuchtung im Viertel angeschaut, Plätzchen und Stollen gebacken
|Gegessen| Bratwurst mit Bratkartoffeln und Rosenkohl, Pizza, Spaghetti alla Carbonara (gab es gleich zweimal, deswegen das Artikelbild oben), Käsetoast, Eierkuchen
|Getrunken| San Pellegrino Pompelmo, Smoothie bei Native Juice & Co. im Financial District (Popeye on Vacation in Thailand, sehr gut!)
|Gedacht| total abgefahren: zwei Tage vor Weihnachten die Zitrone für die Plätzchen barfuß aus dem Garten holen
|Gefreut| über jede Menge tolle Sonnenuntergänge diese Woche
|Gelacht| über Gs Papa, der am Telefon sagte:  „Ich habe meinen Adventskalender erst am 16. bekommen. Dafür habe ich dann gleich die ersten acht Türchen auf einmal gegessen.“
|Geärgert| über nur halb funktionierendes Internet, es fällt immer stundenlang aus
|Gekauft| geliehen: Yogamatte und ein Foam-Roller für die Weihnachtspause
|Gewünscht| mehr Schnee in den Bergen
|Geklickt|  Wetter und Schneehöhen in Squaw Valley

Stadtwandern

Wenn man keine Lust mehr auf Wolkenkratzer oder Museen hat und sich beim Gedanken an Fahrradfahren nur müde sagt „och nö, nicht schon wieder“, dann wird es Zeit für einen kleinen Wandertag. Und den haben wir am letzten Sonntag gemacht. Mit Picknick und schönem Wetter.

Wir wandern in der Stadt und doch in der Natur: Der Weg führt einmal durch den Golden Gate Park, vorbei an Seenlandschaften und Bisons, hinunter zum Pazifik. Mittagspicknick mit Blick auf die Wellen und weiter die Küste hinauf in Richtung Land’s End und Golden Gate Bridge. Nach etwa 5 Stunden durch Wälder, Sand und Wind haben wir unglaublich abwechslungsreiche Natur gesehen.

Los geht es am östlichen Ende des Golden Gate Parks. Die ersten zwei Stunden verbringen wir damit, ihn einmal in Längsrichtung zu durchstreifen. Vorbei an Rollschuhläufern und Rhododendronbüschen geht es den John F. Kennedy Drive hinunter bis zum  zentralen Platz, an dem sich das De Young Museum und die Academy of Sciences befinden. Von hier aus gehen wir am japanischen Teegarten vorbei und zum Stow Lake.  Dann überqueren wir den Highway Number 1, folgen dem Middle Drive West hinunter und wechseln am Polofeld auf die nördliche Parkseite zum Bisons gucken. Die liegen jedoch hauptsächlich auf ihrer Wiese rum, wir sehen wenig von ihrer tatsächlichen Statur und Größe, so dass das weniger spektakulär ist, als gedacht. Wir folgen ein letztes Stück dem John F. Kennedy Drive, lassen den Golfplatz rechts liegen und jauchzen laut, sobald sich der Pazifik vor uns auftut.

Hier packen wir das mitgebrachte Picknick aus – Käsebrote und Taboulé-Salat – und sitzen bei erstaunlich wenig Wind gemütlich in der Sonne. Alternativ könnte man zum Mittagessen auch einen Abstecher zum Outerlands (4001 Judah St, San Francisco, CA 94122) machen und dort ein paar Sandwiches genießen.

Weiter geht’s zum Stand. In der Brandung laufen wir gen Norden, immer dem Cliff House entgegen. Weil die Gezeiten günstig sind und die Wellen noch knapp vor den Felsen aufhören, können wir das Cliff House unterhalb – also über den Strand – umlaufen. So erreichen wir ohne den Auf- und Abstieg über die Klippen die verfallenen Sutro Bäder, eine Anlage von Meerwasser-Schwimmbädern aus dem vorigen Jahrhundert. Hier müssen wir ein bisschen über die breiten Einfassungen balancieren, um den Weg zu erreichen, der weiter in Richtung Land’s End Park führt. Nach dem kurzen Aufstieg zum Parkplatz machen wir noch eine kleine Teepause beim Infohäuschen, das auch ein kleines Café beinhaltet.

Jetzt wollen wir endlich die Brücke sehen. Weiter geht es also, diesmal oben an der Steilküste entlang, in Richtung Norden. Jetzt bewegen wir uns für ein kurzes Stück auf dem California Coastal Trail, der sich auf insgesamt 1.200 Meilen über die gesamte Kalifornische Küstenlinie von Mexiko bis nach Oregon erstrecken soll und bisher etwa zur Hälfte erschlossen ist.

Das Stück, das wir auf ihm wandeln, ist sensationell. Sonnenuntergang, Blick auf die Brücke und dann Suche nach dem kleinen, versteckten Labyrinth am Eagle Beach (das auf dem Artikelfoto ganz oben). Als wir es finden, geht die Sonne gerade unter. Da die Dunkelheit naht, schaffen wir es nicht ganz bis zur Brücke, sondern kürzen über die Legion of Honor ab und steigen an der California Street wieder in den Bus.

Bis hierhin waren wir mit Pausen und viel gucken gut sechs Stunden unterwegs. Bis zur Brücke würde man wahrscheinlich noch etwa eineinhalb Stunden an der Küste entlanglaufen, so dass man für die gesamte Strecke je nach Geschwindigkeit etwa 7-8 Stunden (inkl. Pausen) einplanen sollte.

Piper Kerman: Orange Is the New Black

Dies war das Hörbuch mit den meisten Vorbestellungen in der Bibliothek. Da San Francisco aber eine große Stadt ist und die Bibliothek mehrere Lizenzen für das Audiobuch besitzt, konnte ich mich innerhalb eines Monats von Platz 19 der Warteliste auf Platz 1 vorarbeiten. Ich fand, das Buch war das Warten wert.

In Orange Is the New Black beschreibt Piper Kerman autobiographisch ihre 13-monatige Haft im amerikanischen Frauengefängnis Danbury. Kurz nach dem sie mit der Uni fertig war, wusste die junge Piper nichts so recht mit ihrem Leben anzufangen. Über ihre Freundin bekommt sie Zugang zu international agierenden Drogenring. Sie steigt als Geldkurier ein und nach wenigen Aufträgen auch gleich wieder aus. Jedoch fliegt der Drogenring einige Zeit später auf, einer der Beteiligten macht einen Deal mit der Staatsanwaltschaft und singt. Fünf Jahre später steht sie vor Gericht. Um einer potentiell deutlich höheren Strafe zu entgehen, plädiert sich auf schuldig und bekommt 15 Monate, die aufgrund guter Führung schließlich auf 13 verkürzt werden. Da zwischen Verurteilung und Haftantritt nochmal fünf Jahre liegen, wird sie – mehr als 10 Jahre nach dem Vergehen – nun aus einem bürgerlichen Leben in New York gerissen.

In den ersten Kapiteln kriege ich gut Angst – Kerman schafft es das Unbekannte so darzustellen, wie es sich für sie angefühlt haben muss. Bedrohlich. Wie ist es im Gefängnis? Wie viel Gewalt wird einem angetan, von den Mithäftlingen oder den Wärtern? Wie sollte sie sich als eher gut situierte, weiße Frau dort verhalten? Wer sind die Mitgefangenen? Auf alle diese Fragen findet sie vorab keine Antworten, keine Bücher darüber. Sie hat nur den Hinweis ihres Anwalts, dass sie sich unauffällig verhalten und möglichst für sich bleiben soll.

Sie beschreibt den Tag ihres Haftantritts, die ersten Tage und Wochen sehr ausführlich. Aber es wird weniger dramatisch als zunächst angenommen. Das Gefängnis hat einen separaten Trakt mit höherer Sicherheitsstufe für Gewaltverbrecherinnen. Kerman selbst sitzt in einem Trakt ein, der geringere Sicherheitsauflagen hat. So gibt es keine Zellen sondern große Schlafsäle mit Doppelstockbetten und relativ große Bewegungsfreiheit drinnen wie draußen.

Langsam entspinnt sich die Beschreibung ihres Alltags: Wie schwierig es ist, für essentielle Dinge wie Besuchserlaubnisse oder den Kauf von Shampoo auf schriftliche Anträge und ihre Bewilligung angewiesen zu sein. Wie dankbar sie ist, dass sie gesund ist, weil es nur die allerdnötigste medizinische Versorgung gibt. Wie selten ordentlichen Essen angeboten wird und wie wenig hilfreich die Informationen sind, die auf die Freilassung vorbereiten sollen.

Insgesamt zeichnet sie ein ziemlich trostloses Bild. Aufgrund verschiedener Gesetzesänderungen sind die Inhaftierungsraten in den USA in den letzten Jahren stetig gestiegen, es wurden neue Gefängnisse gebaut, in denen die Strafen letztendlich einfach nur abgesessen werden. Beim Lesen von Kermans Erlebnissen fragte ich mich selbst irgendwann: Was genau haben sie sich dabei gedacht? Wie hilft es der Gesellschaft, Frauen für Internetbetrug oder Drogendelikte derartig lange einzusperren, ohne ihnen hinterher die Perspektive für ein Leben jenseits illegaler Geldströme aufzuzeigen?

Aus der Beschreibung dieses insgesamt sehr Alltäglichen in einer nicht alltäglichen Umgebung zieht das Buch für mich einen großen Teil seiner Faszination. Mir hat es gefallen, was auch an der Art und Weise liegt, wie Cassandra Campbell die Verschiedenheit der inhaftierten Frauen sprachlich umsetzt. Ihr Alltag in einem amerikanischen Gefängnis wird greifbar, aber die Angst vom Anfang bestätigt sich nicht. Was gut ist, für mich. Es muss nicht immer Drama sein.

Das Buch ist die Grundlage für die gleichnamige Serie, die im Sommer 2013 bei Netflix ausgestrahlt wurde und sehr gute Kritiken erhielt.

Piper Kerman (2012): Orange Is the New Black, narrated by Cassandra Campbell, unabridged audiobook, Tantor Audio, 11 Std. 14 Minuten.