SF to LA – Tag 2

Cambria – LA

Am zweiten Tag verließen wir doch recht zügig Cambria und verpassten so das morgendlich beschauliche Treiben dort. Wir hatten halt noch 240 Meilen vor uns bis zum nächsten Etappenziel Los Angeles. Den Frühstückshalt genehmigten wir uns in Pismo Beach. Gemäß unserer Devise „Siehst du Menschen Schlange steh’n, musst du dorthin Essen geh’n“ gab es Zimtschnecken zum Frühstück. Wie schon Raman am gestrigen Morgen, haben wir die Old West Cinnamon Rolls zufällig gefunden: dran vorbeigefahren, Schlange gesehen und angehalten. Die noch warmen Zimtschnecken gibt es pur oder noch mit Toppings wie Nüssen, Mandeln, Rosinen oder sogar Cheesecake-Frosting.

Seinem Namen entsprechend hat der Ort einen enormen Sandstrand und eine ins Meer hinausragende Seebrücke, von der aus man den Surfern zuschauen kann. Hier kommt das erste Mal wirkliches „SoCal-Feeling“ auf, Südkalifornien-Flair: Breite Strände, Surfer, Sonne.

Die einzige Hauptstraße in Pismo Beach ist etwas in der alten Zeit hängen geblieben. Die Cafés und Restaurants erinnern mit ihren aufwendig bunten Leuchtreklamen stark an die Rock’n’Roll-Zeit der 50er Jahre, als das Auto geradezu essentiell für die erste Kontaktaufnahme von Jungen und Mädchen in ihren „Teens“ war (was uns zu George Lucas sehenwertem Highschool-Coming of Age-Rock’n’Roll-Streifen American Graffiti leitete). Etwas von dieser Zeit hallte noch nach, als das ohrenbetäubende Horn eines riesigen Trucks – ausgestattet mit kalifornischer und amerikanischer Beflaggung – unsere Morgenruhe zerriss, um einer Gruppe von Mädchen kokettes Kichern zu entlocken.

Reiseführer geben ja zu einem Großteil die Realität schon ganz gut wieder. Und mit der Krönung von Santa Barbara als die schönste aller kalifornischen Kleinstädte haben sie durchaus nicht zu hoch gegriffen. Wir kamen dort zu Mittag an. Erster Anlaufpunkt war die Mission. Da wir von diesen für die Entwicklung Kaliforniens sehr wichtigen Einrichtungen schon ein paar gesehen haben, schauten wir uns nur sehr kurz um und gingen dann zielgerichtet über den gepflegten Rasen zu der im Baumschatten einladenden Bank, um den zweiten Teil unseres Proviants zu verzehren. Als begleitende Attraktion schauten wir zwei Paaren von Frisbee-Werfern zu, was unsere sommerlich südlandischen Empfindungen unterstützte. Dazu tragen auch die hier recht einheitlich gestalteten Häuser bei: alle in einem Art spanischen Kolonialstil, der die Wände weiß und die Ziegel der Dächer rot erstrahlen lässt.

Die beträchtlichen Menschenmengen im Zentrum von Santa Barbara ließen uns dann doch bald gen LA aufbrechen. Ein kurzes Stück noch im Landesinneren und dann wird der Highway No. 1 wieder zur Küstenstraße. Wir näherten uns aus westlicher Richtung LA. Wer wie einige von uns in den 90er Jahren aufgewachsen ist, dem wird aus dem TV-Konsum Malibu Beach ein Begriff sein. Doch die adretten Rettungsschwimmer aus der Fernseh-Serie (Pamela Anderson, David Hasselhoff und Konsorten) an ihrem weiß schimmernden Strand haben wir irgendwie nicht zu Gesicht bekommen. Allein eine dieser ominösen roten Rettungsbojen hing als Reminiszenz an einem der Rettungshäuschen.

Na ja, irgendwie riefen auch schon die achtspurigen Highways von LA und so zogen wir zügig weiter begleitet von einer kilometerlangen Blechlawine, die sich keineswegs mit uns in Richtung Stadt bewegte, sondern still den Straßenrand säumte: Die Strände zogen (auch?) an diesem Tag unzählige Besucher an, die aufgrund der Enge des Küstenabschnitts nur entlang der Straße eine Chance haben, ihre Schlitten abzustellen.

Unser Hotel, diesmal ein Best Western, war recht einfach zu finden, ist doch alles Wichtige in LA nahe eines Highways. Wir haben nur kurz den Koffer abgestellt und sind dann hinaufgefahren zum Griffith Observatory. Auf den Blick über die Stadt bei Nacht hatten wir uns schon den ganzen Tag gefreut.

Und etwa eintausend andere Menschen auch. Die erste Straße, die zum Observatorium führte, war für den Verkehr gesperrt worden. Auf der zweiten standen hunderte Autos Schlange. Der freundliche Officer erklärte uns, dass der Parkplatz des Observatoriums überfüllt sei und sie erst in 20 Minuten wieder öffnen würden. Wir entschlossen uns, nicht vor Ort zu warten sondern erstmal bei Umami-Burger Abendessen zu gehen und es gegen 21.00 Uhr, eine Stunde vor Schließung, nochmal zu versuchen.

Das hat sich gelohnt. Wir fanden jetzt recht schnell einen Parkplatz und hatten noch genügend Zeit, die verschiedenen Attraktionen des Observatoriums anzuschauen. Allen voran der Blick über die Stadt (siehe Artikelbild oben), der Blick durch das Fernglas auf den momentan gut sichtbaren Jupiter und vier seiner (sechzig) Monde und das Foucaultsche Pendel. Nur einen Blick durch das große Zeiss-Teleskop hat es nicht mehr gereicht, die Schlange war lang und das Ende der Öffnungszeit zu nah. Es ist dennoch der wohl schönste erste Eindruck, den man von einer Stadt (und besonders von LA?!) bekommen kann.

Auf dem Weg zum Hotel sind wir noch durch die abendlichen Boulevards gefahren, vorbei an den teueren Geschäften, den vielen Kinos, den Clubs und den Sternchen im Asphalt. Das ist das LA, wie man es aus den vielen Filmen und aus dem Leben der Stars und Sternchen kennt. Wir streiften diese Seite der Stadt nur kurz, denn auch am nächsten Tag haben wir uns schon wieder zu einem Hügel oberhalb der Stadt aufgemacht.

Hier geht’s weiter mit Tag 3.

Rutscht gut ins neue Jahr

Bei euch ist es ja schon fast soweit, wir haben den Tag und eine Rückfahrt noch vor uns. Mit dem Blick über Long Beach im Süden von L.A. wünschen wir euch eine schöne Silvesternacht.

Das Foto haben wir vor einer halben Stunde vom Dach unseres Hotels gemacht. Im Hafen liegt die Queen Mary, die – inzwischen fest vertaut – als Hotel dient. Der Rest der Hafenmeile ist halb Vergnügungspark, halb Ausgehmeile.

Wir sehen uns im nächsten Jahr.