Im Restaurant Cookies Cream, Berlin

Ein sehr großzügiges Geschenk von lieben Freunden gab den letzten Anstoß, endlich mal in Berlin zu Cookies Cream zum Abendessen zu gehen. Wir reservierten für den letzten Sonntag im April und entschieden uns mit einer Reservierung für 18.30 Uhr für die frühere der beiden vorgeschlagenen Uhrzeiten.

Das Restaurant liegt ein wenig versteckt zwischen der Komischen Oper und dem The Westin Grandhotel in der Behrensstraße. Aber die Models auf der Webseite weisen den Weg und so wussten wir schon im Vorfeld, dass wir vorbei an Lieferanteneingang und Mülltonnen den Eingang würden suchen müssen.

Als wir kurz vor der reservierten Zeit eintrafen waren bereits zwei Tische besetzt. Eine Garderobe gibt es nicht, so dass wir Rucksack und Jacken mit zu unserem Tisch nahmen. Wir saßen in einer der vorderen Ecken des Restaurant und hatten so einen schönen Überblick über den ganzen Raum.

Der Service war wahnsinnig aufmerksam und bemüht. Wir bestellten erst einmal Wasser – hier wird kein Leitungswasser sondern Vöslauer Mineralwasser in großen und kleinen Flaschen gebracht – und bekamen noch nähere Erläuterungen zu einzelnen Speisen auf der Karte. So erfuhren wir zum Beispiel, dass es sich bei „Herz vom Blumenkohl“ – eines der Hauptgerichte – um den Strunk ohne die Röschen handeln würde, und dass die Parmesanknödel mit Perigordtrüffelsud der „Signature Dish“ des Cookies Cream ist.

Aus den angebotenen Vorspeisen, Hauptgängen und Desserts können wir uns flexibel, ein drei- oder viergängiges Menü zusammenstellen. Gut gefällt uns, dass man z.B. auch die Variante ohne Dessert basteln und dafür gleich drei Vorspeisen bestellen kann. Machen wir aber nicht. Recht schnell entscheide ich mich für das viergängige Menü mit zwei Vorspeisen und Dessert. M isst lieber Freestye und sucht sich zwei Vorspeisen und gleich zwei Hauptgerichte heraus. Zu beiden nehmen wir die angebotene Weinbegleitung und verzichten, ob der zu erwartenden Menge an Alkohol, auf einen Aperitif.

Als Gruß aus der Küche kommt eine Hüttenkäse-Mascarpone-Creme mit Kerbel, Petersilie und noch weiteren Frühlingskräutern sowie der Brotkorb. Direkt im Anschluss folgen die ersten beiden Weine und die Vorspeisen.

Als erste Vorspeise bekommen wir:

G: Castelfranco mit Pomelo, eingelegtem Blumenkohl, Feigensenf, Madras – 2015 Garnacha, Amanda Rosé, Alfreod Maesto, Kastillien und Leon, Spanien

M: Gegrillter Lauch, Knusper aus schwarzem Sesam, dreiartiger Creme-Spiegel: Meerrettich, schwarzer Sesam, Meerettich, Lauch – 2015 Albarino, Finca a Pedreira, Bodegas Fulchra, Galizien, Spanien

Als zweite Vorspeise bekommen wir:

G: Pavé Blanc mit Kürbis, schwarzer Rettich, Vogelbeere, Kerne -2015 Riesling, Schieferterrassen, Heymann Löwenstein, Mosel, Deutschland

M: Wachtelei im Brioche, Portweinschalotten, Trüffeljus, Kartoffelschaum – 2015 Macabeo, Els Bassotets, Escoda Sanahuja, Katalonien, Spanien

Als Hauptgang kommen dann:

G: Gebackene Aubergine (in verkohlten Zwiebelschalen) Maispurée, Zuckerschoten, Erdnuss, Papadam – 2013 Malbec, Orzada, Ofdjell Valley, Ribera del Rio Claro, Chile

M: Gebackenes Onsenei mit Bärlauch, Nussbutterschaum, Essigkartoffeln – 2015 Cuvée Marguerite, Domaine Matassa, Roussilon, Frankreich

Danach bekommt M seinen zweiten Hauptgang und ich mache kurz Pause, bevor dann mein Dessert kommt:

Zweiter Haupgang M: Parmesanknödel mit Perigordtrüffelsud, Spinat, Pinien, Sherry – 2014, Sumoll, SM 14, Partida Creus, Katalonien, Spanien

Dessert G: Kerbelsorbet mit gesalzenem Hafer, Karotte, Öl, Sanddorn

Fazit: Bäm! Die Crew im Cookies Cream weiß was sie tut und setzt sich mal ganz lässig an die Spitze unserer Restaurantbesuche 2017. Hier wird aufwendig und kreativ gekocht, die Speisen werden ungezwungen und doch kenntnisreich serviert. Dass alles vegetarisch ist und es noch eine deutliche Zahl vegane Optionen gibt steht dabei gar nicht im Mittelpunkt. Wenn man nach Kritikpunkten suchen will, dann vielleicht, dass es sich bei der Karte um eine Art „Best of“ des Cookies Cream handeln muss und die Gerichte nicht vordergründig auf Regionalität uns Saisonalität angelegt sind. Auch die Gangfolge könnte etwas langsamer sein, so dass insbesondere für die Weinbegleitung mehr Zeit bleibt. Uns wurde jedoch bei der Reservierung bereits mitgeteilt, dass sie bei Online-Reservierungen etwa von zwei Stunden Verbleib ausgehen und so wurden die Tische gegen 21.00 Uhr nochmals vergeben.

Ganz lieben Dank euch beiden, K+H, für dieses unglaublich tolle Geschenk. Wir hatten einen wunderbaren Abend und sind mit vielen Erinnerungen nach Hause geradelt.


Cookies Cream
55 Behrenstraße
10117 Berlin, Germany

3-Gang-Menü: 44,- Euro
4-Gang-Menü: 55,- Euro
Vorspeisen und Desserts: 12,- Euro
Hauptgänge: 25,- Euro

Wir beide inkl. Wasser und jeweils Weinbegleitung: 210,- Euro

Ostern 2017

In diesem Jahr haben wir Ostern ganz gemütlich zu Hause verbracht. Laufen, Faszienrollen und Downton Abbey am Karfreitag. Karsamstag dann Markt- und Supermarkteinkäufe, mit dem Zug nach Stuttgart zu einem Geburtstagsbesuch. Ostersonntag Sporteln, Weißwurstfrühstück, Spazierengehen und der erste Spargel in diesem Jahr. Ostermontag Eierlikör-Rührkuchen backen, wieder ausgiebig Frühstücken, Kuchen essen, die allerletzte Folge Downton Abbey schauen, ein bisschen Aufräumen und Putzen, abends noch mit lieben Freunden in den USA skypen.

Zeitereignisse – März 2017

Was ist Geschichte? Wie entsteht sie? Geschichte bezieht sich auf Vergangenes ist aber auch immer gegenwärtig, denn vergangene Zeitereignisse werden im Jetzt zur Geschichte erklärt. Und umgekehrt: Teile der Geschichte können in Vergessenheit geraten. Geschichte ist auch abhängig von der Perspektive und daher keinesfalls eine objektive Tatsache. Was zur Geschichte erklärt wird, hängt vom Standpunkt des Betrachters ab. Geschichte wird meistens von Geschichtsschreibern, Historikern oder Personen, die mit Macht ausgestattet sind, definiert. Was würde passieren, wenn ich selbst Geschichtsschreibung betreibe? Was ist das Ergebnis, wenn man beginnt, seine eigenen Zeitereignisse zu sammeln? Wird die daraus entstehende Geschichte sich mit der offiziellen Geschichtsschreibung decken? Werden Zeitereignisse, die man im Jetzt aufzeichnet, in der eigenen geschichtlichen Rückschau unwichtig sein? Dies sind die Zeitereignisse für diesen Monat:

Der EuGH urteilt, dass Mitgliedsstaaten der EU keine humanitären Visa ausstellen dürfen.

Im Vorfeld des Verfassungsreferendums in der Türkei gibt es Diskussionen über Wahlkampfauftritte türkischer Politiker – vor allem der Regierungspartei AKP – in Deutschland. Von behördlicher Seite werden Verbote ausgesprochen. Türkische Politiker sprechen von Nazi-Methoden. Die Diskussionen und Verbote weiten sich auf andere europäische Länder aus. Tage später erklärt die AKP ihren Verzicht auf Wahlkampfauftritte in Deutschland.

Nach einer Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts dürfen Todkranke in schwerwiegenden Ausnahmefällen Suizid begehen. Mediziner müssen das Gift in diesen Fällen bereit stellen.

Bei der niederländischen Parlamentswahl gewinnt die Volkspartei von Mark Rutte den höchsten Stimmenanteil. Zweitstärkste Kraft wird die rechtspopulistische Partei von Geert Wilders. Im Vorfeld der Wahl gab es Befürchtungen, dass die niederländische Wahl den Auftakt für einen Rechtsruck westeuropäischer Staaten gibt.

Die Bundesversammlung wählt Frank-Walter Steinmeier zum zwölften Bundespräsidenten Deutschlands.

Nach einer Gesetzesvorlage gelten Männer, die wegen sexuellen Handlungen mit anderen Männern nach §175 verurteilt wurden, nicht mehr als vorbestraft und sollen finanzielle Entschädigung für Verurteilung und Haftstrafen erhalten.

Vor dem Gebäude des britischen Parlaments werden Passanten getötet. Der Attentäter wird erschossen.

Die Landtagswahl im Saarland ist der Auftakt für das Wahljahr. Stärkste Kraft bleibt die regierende CDU, vor der SPD, den Linken und der AfD.

Das schottische Parlament stimmt für ein erneutes Unabhängigkeitsreferendum.

Die britische Regierung beginnt offiziell mit dem Austrittsprozess aus der EU.

Gelesen – gesehen – gehört #2

Durch den Wald von Nara streifen die Sikahirsche unter den Wipfeln der Sicheltannen und Zypressen. Manchmal findet man die Hirsche auch im Schatten der Tempelanlagen. Im 8. Jahrhundert war Nara für 74 Jahre der Sitz des Machthabers von Japan. Geblieben sind aus dieser Zeit buddhistische und shintoistische Heiligtümer ganz aus Holz.

Akira Kurosawa streift durch die alten Bauten in Vorbereitung seines Films Rashomon. Er denkt über die Beschaffenheit des Tores nach, zu dessen Füßen Szenen des Films spielen sollen. Im Anblick der alten Bauten steigert sich in Kurosawas Vorstellung die Größe der Kulisse immer mehr. Der Zusammenhalt des Filmteams ist groß. Die Filmcrew erfindet eine Mahlzeit, die aus Rindfleisch, rohen Zwiebeln und einer Sauce aus Currypulver und Butter besteht. Jedesmal bevor die Gruppe den Wald betritt, streuen sie sich Salz über die Haut, um das Anhaften der Blutegel zu verhindern. Die Kamera richtet sich direkt in die Sonne. Um den Regen im Bild sehen zu können, wird dem Wasser schwarze Tinte hinzugesetzt.

Drei Vertreter der Filmfirma verstehen das Skript des Films nicht und lassen es sich von Kurosawa erklären. Zwei der drei kann er überzeugen, es noch einmal genau zu lesen. Kurosawa erklärt:

Human beings are unable to be honest with themselves about themselves. They cannot talk about themselves without embellishing. This script portrays such human beings–the kind who cannot survive without lies to make them feel they are better people than they really are. […] Egoism is a sin the human being carries with him from birth; it is the most difficult to redeem. This film is like a strange picture scroll that is unrolled and displayed by the ego. You say that you can’t understand this script at all, but that is because the human heart itself is impossible to understand. If you focus on the impossibility of truly understanding human psychology and read the script one more time, I think you will grasp the point of it.

Unter einem Tor suchen ein Holzfäller, ein Mönch und ein Bürger Schutz vor dem Regen. Der Holzfäller starrt ins Feuer und murmelt Unverständnis über eine Geschichte. In einem Wald trifft ein Ehepaar auf einen Banditen. Der Bandit vergewaltigt die Frau. Die Leiche ihres Mannes wird vom Holzfäller gefunden. Vor einem Gericht sagen alle drei beteiligten Personen aus: der Bandit, die Frau und der verstorbene Mann, der durch ein Medium spricht. Alle drei Aussagen unterscheiden sich voneinander, sind aber einzeln gesehen plausibel und logisch.

Unter dem Tor gibt der Holzfäller zu, dass er die Begegnung versteckt im Gebüsch beobachtet hat. Nach der Vergewaltigung habe der Bandit die Frau gebeten, sich ihm anzuschließen. Sie lehnte das ab und forderte stattdessen von ihrem Mann und dem Banditen einen Kampf, so dass sie sich dem Sieger anschließen könne. Die beiden Männer haben nicht kämpfen wollen. Der Ehemann verlangte von seiner Ehefrau den sofortigen Selbstmord. In ihrer Verzweiflung klagte die Frau beide Männer an, nicht um sie kämpfen zu wollen. In einem unrühmlichen Handgemenge mit dem Banditen sei der Mann schließlich umgekommen. Die Frau und der Bandit fliehen auf getrennten Wegen. Der Holzfäller tritt aus seinem Versteck und nimmt heimlich einen Dolch an sich, den die Frau verloren hat.

Unter dem Tor wird die Erzählung durch das Weinen eines Babys unterbrochen. Der Bürger nimmt ein Amulett und einen Kimono aus dem Körbchen. Er wird vom Holzfäller angeklagt, weist diesen aber wegen seines eigenen Diebstahls zurecht, und verschwindet. Der Holzfäller nimmt das Baby aus den Armen des Mönches. Dessen Enttäuschung über die Menschen vergeht, als er vom Holzfäller erfährt, dass dieser schon sechs Kinder hat und sich auch noch um ein weiteres kümmern kann.

Akira Kurosawa: Rashomon (1950)

Quelle: Akira Kurosawa on Rashomon