Möhrenkuchen

Viele Namen und Varianten für einen sehr leckeren Rührkuchen. Meine Variante hier ist die simple, ohne Frosting oder Zuckerguss. Einfach nur Rührkuchen mit ein paar orangenen Sprenkeln  und Pekannüssen darin. Ich habe ihn mangels einer Kastenform in der Springform gebacken. Er wird hoch genug, als dass man den Kuchen teilen und auch dazwischen mit einer Crème bestreichen könnte. Dann sähe er so aus wie im Original von Paul. Ich habe allerdings seine Zuckermenge ordentlich reduziert und einen Teil des Mehls mit gemahlenen Mandeln ersetzt. Ist trotzdem süß genug.

Außerdem habe ich rausgefunden, wie man Weinstein-Backpulver aus seinen Einzelzutaten zusammenbaut. Weinstein-Backpulver wollte ich vor allem deswegen haben, weil man dann keinen „pelzigen“ Geschmack auf der Zunge bekommt, sobald man das zweite Stück Kuchen isst. Der entsteht durch das in normalem Backpulver enthaltene Phosphat.

In den USA gibt es kein fertiges Weinstein-Backpulver, jedoch bekommt man die Einzelzutaten. Dazu muss man einfach Weinstein (Cream of Tartar) und Natron (Baking Soda) im Verhältnis 2:1 mischen. Für das Rezept habe ich also 1 TL Baking Soda mit 2 TL Weinstein gemischt. Das entspricht dann zwar nicht dem Orginalverhältnis aus Natron und Backpulver, wegen der gemahlenen Mandeln habe ich jedoch auf zusätzliches Natron verzichtet. Baking Soda  gibt es in jedem Supermarkt, Cream of Tartar findet man eher in Bio-Märkten, die einen größeren Bereich mit loser Trockenware (bulk section) haben.

Zutaten:

125 g Pekannüsse
300 g Karotten, geschält und geraspelt (etwa 5-6 Stück)
280 g Mehl
50 g gemahlene Mandeln
1 TL Natron (bei mir Baking Soda)
2 TL Weinstein-Backpulver (bei mir Cream of Tartar)
1/2 TL Zimt
4 große Eier
1/2 TL Salz
280 g Zucker
220 ml neutrales Öl (oder 220g weiche Butter)

Zubereitung:

1. Karotten schälen und fein reiben. Pekannüsse hacken oder anderweitig zerbrechen, z.B. in eine Plastiktüte geben und mit einer Pfanne darauf schlagen. Wer Zeit hat, kann die Pekannüsse noch kurz in einer Pfanne ohne Öl anrösten.
2.  Mehl, Natron, Backpulver, Zimt, Salz abmessen und vermischen.
3. Eier mit Zucker aufschlagen bis sich der Zucker halbwegs aufgelöst hat, dann Öl dazugeben und unterrühren. Wenn Butter verwendet wird, andersherum anfangen. Also erst Butter und Zucker aufschlagen bis sich der Zucker zumindest zum Teil auflöst und dann die Eier hinzuschlagen.
4. Mehlmischung zur Eier-Öl-Masse geben und nur solange unterrühren, bis der Teig homogen ist. Nicht zu lange rühren, je mehr Gluten sich bildet umso fester wird der Teig später. Möhrenraspel und Pekannüsse dazugeben und unterheben.
5. In eine gefettete Kasten- oder Springform füllen und bei 180°C etwa 40 Minuten backen.

Gemüse-Paella

Bisher war ich ja eher ignorant, was Reis angeht. Ich esse ihn vergleichsweise selten und koche ihn, abgesehen von Milchreis oder Risotto, fast nie. Einfach, weil er für mich vor allem in die asiatische Küche gehört.  Als Beilage zu ur-deutschen Gerichten wie Geschnetzeltes oder Gulasch geht Reis für mich gar nicht. Beides kann man prima mit Kartoffeln essen. Oder von mir aus auch noch mit Spätzle.

Wahrscheinlich habe ich dem Reis mit meiner Verweigerung ein wenig Unrecht getan, ist er doch das meist konsumierte Nahrungsmittel der Welt. Und manchmal muss man mir die Dinge auch einfach schmackhaft machen. In der Paella macht er sich jedenfalls ganz ausgezeichnet. Das Rezept basiert auf einem (stark dem Inhalt unserer Gemüsekiste angepassten) Rezept aus Yotam Ottolenghis Kochbuch Plenty.

Zutaten:
1 große Zwiebel
1 Stange Lauch
3 Paprika (gelb, rot oder gemischt)
1 Bund Mangold (wir hatten Erbette Chard)
2 Stangen Sellerie
3 Jalapenos (alternativ Chili oder Chiliflocken, dann weniger)
1 Handvoll Edamame (grüne Sojabohnen, TK) oder Fava-Bohnen
100 ml Weißwein
3/4 l Brühe
etwa 200g Reis (bei uns war es etwas mehr als ein großer Kaffeepott voll)
2 TL Kurkuma
1 TL Cumin
15 Kalamata Oliven
1/2 Bund gehackte, glatte Petersilie
Distelöl
Salz, Pfeffer

Zubereitung:
1. Zwiebel in halbe Ringe schneiden, Lauchstange in Ringe schneiden. Paprika und Mangold in Streifen schneiden. Jalapenos entkernen und in Streifen schneiden. Edamame in kochendem Wasser auftauen und kurz garen. (wenn Fava-Bohnen verwendet werden, danach die Häutchen abziehen). Kalamata-Oliven entsteinen und halbieren oder vierteln.
2. In einer Pfanne zuerst Öl erhitzen und dann Zwiebel darin langsam 5 Minuten anbraten und bräunen. Lauch, Paprika, Mangold und Jalapenos hinzufügen und weitere 5 Minuten anbraten.
3. Gemüsebrühe zusammenrühren (oder auftauen oder aufwärmen) und entsprechend dem eigenen Geschmack salzen. Reis und Gewürze zum gebratenen Gemüse geben, kurz mitbraten und dann mit Weißwein und Gemüsebrühe ablöschen. Auf minimaler Hitze 20 Minuten leicht köcheln lassen, dabei nicht abdecken und nicht umrühren.
4. Wenn der Reis weich ist, Fava-Bohnen und Oliven zufügen, kurz durchrühren, damit auch die oben liegenden Körner Flüssigkeit bekommen, ggf. nachwürzen und abgedeckt nochmal 10 Minuten auf sehr kleiner Hitze oder ausgeschaltetem Herd stehen lassen.
5. Mit gehackter Petersilie bestreuen und servieren.

Quelle: Yotam Ottolenghi, Plenty, Chronicle Books, 2011, S. 80.

Wochenrückblick (#7)

Eine, die erste, ruhige Woche gehabt. Und dazu kaum Fotos gemacht. Nur von den Eierkuchen zum Sonntagsfrühstück. Daher heute sehr kurzer Wochenrückblick.

|Gesehen| Milk
|Gelesen| Anna Karenina  (nach fast einem Jahr endlich fertig)
|Getan| Shopping Tour am Union Square, beim Yoga gewesen
|Gegessen| Pasta mit Grünzeug, Kürbisspalten mit Brot-Parmesankruste und Estragon Aioli, Gemüse-Paella, Eierkuchen mit Cranberries, Smoothie bei Jamba Juice, Carrot Cake, Zitronenkuchen
|Gedacht| jetzt ist schon fast der zweite Monat um
|Gefreut| über stürmisches Herbstwetter an einem faulen Sonntag zu Hause
|Gelacht| über M, der seine Handschuhe ausführt, sobald die Temperatur unter 15°C fällt
|Geärgert| über die zerbrochene Teekanne
|Gekauft| T-Shirts, ein Kleid
|Geklickt| Kochblogs (nach Kuchenrezepten gesucht)

Fünf-Korn-Weizenbrot

Dies ist eines der ersten Brote, das man als vorzeigbar bezeichnen kann. Nachdem die Schwierigkeiten der Teigzubereitung seit dem Einzug der Waage in unseren Haushalt behoben sind, kämpfe ich jetzt vor allem mit dem Gasbackofen. Die hohen Temperaturen zum Brotbacken bekommt er hin, aber den Broten ist es von unten deutlich zu heiß. Momentan scheiden wir also immer mal wieder schwarze Krusten weg. Außerdem funktioniert die Dampferzeugung mit der Gasflamme im Ofen auch nur so halb gut, so dass die Brote nicht so schön  aufgehen. Ich probiere gerade mehr Grundfeuchte hinzubekommen, in dem ich unten im Herd in einer kleinen Pfanne Eiswürfel schmelze. Dampf erzeuge ich mit einem zusätzlich eingelegten Backblech, auf das ich heißes Wasser gieße.

Das Fünf-Korn-Weizenbrot (Five-Grain Levain) ist ein helles Brot, das ein Viertel Weizenvollkornmehl enthält. Die vier weiteren Kornsorten sind Roggenschrot, Leinsamen, Sonnenblumenkerne und Haferflocken. Zur gleichen Zeit, zu der man den Vorteig ansetzt, muss man die Körner einweichen und beides letztendlich zum Brotteig verkneten. Herauskommt ein Weizenbrot, das keine zu großen Löcher hat und sich so gut für Frühstück und Sandwiches aller Art eignet.

Zutaten für zwei Brote:

Vorteig:
227g Weizenmehl, Typ 550 (8 oz)
284g Wasser (10 oz)
45g  Weizensauerteig-Ansatz (1.6 oz, 1 EL)

Quellstück:
82g Roggenschrot (2.9 oz)
82g Leinsamen (2.9 oz)
71g Sonnenblumenkerne (2.5 oz)
71g Haferflocken (2.5 oz)
369g kochendes Wasser (13 oz)
5.7g Salz (0.2 oz, 1 TL)

Hauptteig:
454g Weizenmehl, Typ 550 (1 lb)
227g Weizenvollkornmehl (8 oz)
238g Wasser (8.4 oz)
17g Salz (0.6 oz)
2.8g Trockenhefe (0.1 oz, 1TL)
Quellstück
Vorteig

Zubereitung:

1. Für den Vorteig alle Zutaten in einer Schüssel miteinander verrühren, abdecken und bei Zimmertemperatur (21°C) 12-16 Stunden gehen lassen.

2. Gleichzeitig das Quellstück ansetzen. Dazu das kochende Wasser über die Körner und das Salz gießen, gut durchmischen und noch heiß abdecken, um Wasserverlust zu verhindern. Bei Zimmertemperatur stehen lassen. Wenn nur (gequetschte) Flocken und kein (hartes) Schrot für das Quellstück verwendet werden, reicht es aus, dieses mit kaltem Wasser anzusetzen.

3. Hauptteigzutaten, Vorteig und Quellstück in der Küchenmaschine oder mit Hand zu einem weichen Teig zusammenkneten. In der Küchenmaschine 3 Minuten, mit Hand 5-8 Minuten.

4. Teig 90 Minuten gehen lassen und nach 45 Minuten einmal falten.

5. Zwei Laibe formen (oval oder rund) und nochmals 60 Minuten gehen lassen. Die Laibe können auf Backpapier lagern, Kastenform oder Gärkörbchen sollten auch gut gehen.

6. Eine halbe Stunde vor Ende der Gehzeit den Ofen auf 240°C (460°F) vorheizen, wenn vorhanden Backstein einlegen. Brote auf einem Backblech oder Backstein 40-45 Minuten backen.

Anstelle der 60 Minuten Gehzeit in Punkt 5. können die Laibe auch über Nacht im Kühlschrank lagern und am Morgen gebacken werden. Dann sollte dem Hauptteig jedoch keine Hefe zugegeben werden und die erste Gehzeit in Punkt 4. auf 120 Minuten verlängert werden (mit Falten nach 60 Minuten).

Quelle: Five-Grain Levain, Jeffrey Hamelman, Bread, 2nd edition, p. 182-183.

Bullitt

Manche Filme muss man wirklich nicht gesehen haben, und manch andere Filme muss man nicht gesehen haben bis auf einen sehenswerten Ausschnitt! „Bullitt“ aus den späten Sechzigern mit dem damals gerade auftstrebenden Steve McQueen in der Hauptrolle ist so ein Exemplar. Der Klappentext versprach mir einen spannenden Thriller, und dass der Film fast ausschließlich an Originalschauplätzen in San Francisco gedreht wurde. Und recht schnell wird auch klar, woher die Spannung kommen soll: Ein Polizist soll einen wichtigen Zeugen in einem in wenigen Tagen beginnenden Gerichtsprozess vor Mafia-Häschern schützen. Und dann geht’s einfach nicht voran. Der Plot kommt irgendwie nicht ins Rollen. Selbst als aufmerksamer Zuschauer dämmert man bald vor sich hin – bis zur grandios gefilmten Verfolgungsjagd durch die Straßen von San Francisco:

The Perks of Being a Wallflower

Das ist einer dieser Filme, der schon seit Evas Rezension letztes Jahr auf meiner Filmliste steht. Auf die Liste kommen die Filme, die ich gerne sehen will, zu denen ich es aber nicht ins Kino geschafft habe. M war anfangs zu Recht skeptisch, weil meine Filmauswahl doch eher selten seinem Geschmack entspricht. Aber als dann in der zentralen Tunnelszene „Heroes“ von David Bowie als Filmmusik lief, war er zumindest neugierig.

The Perks of Being a Wallflower (deutscher Titel: Vielleicht lieber morgen)  ist eine Coming-of-Age Geschichte (früher hätte man dazu wohl Highschool-Drama gesagt), in der die Hauptfigur Charlie (Logan Lerman), ein introvertierter Außenseiter, auf sein erstes Jahr an der neuen Schule zurückblickt. Er ist psychisch labil und fürchtet sich vor den vier endlos scheinenden Highschooljahren, die vor ihm liegen. Entgegen seiner Erwartungen findet er jedoch Freunde und verliebt sich in Sam (Emma Watson). Und am Ende wird alles schlimm und doch irgendwie gut.

Klingt total emo, ist es auch ein bisschen. Der Film kippt aber nie ins Kitschige, weil die Figuren allesamt sympathische Freaks sind. Der Regisseur (Stephen Chbosky, der auch der Autor der Romanvorlage ist) zeigt eben nicht nur die übliche Highschool Liebesgeschichte. Er hält vielmehr eine gute Balance zwischen den psychischen Belastungen seiner „Mauerblümchen“ und ihrer Freude am Leben.

Dabei kommt ein Film heraus, der berührt und über den man hinterher vielleicht noch eine Weile nachdenkt. Weil wir die DVD hier hatten, konnten wir auch die ausgelassenen Szenen mit dem Audio-Kommentar des Regisseurs sehen. Ich finde, das lohnt sich, weil damit seine Idee von der Umsetzung bestimmter Szenen nochmals erklärt bekommt und man viele Details des Films erst so entdeckt.

Der Film hat in der IMDB ein Rating von 8,0 und besteht den Bechdel-Test nicht.

Zuhause

Da wir jetzt schon über einen halben Monat unser neues Zuhause in San Francisco bezogen haben, wird es Zeit ein wenig davon zu berichten. 91 Meter über dem Meer (recht genau 300 feet) liegt unsere Wohnung auf der Spitze des Potrero Hill. Das klingt jetzt eher überschaubar, aber unser Hügel hat es ganz schön in sich. Wann immer wir aus der Stadt von Normalnull zurückkommen, sind wir ganz schön aus der Puste. Die Steigung der Straßen in unserer Nachbarschaft beträgt gut und gerne mal 30 Prozent! Dafür haben wir vor dem Haus einen grandiosen Rundblick über die Gegend: Nach Norden hinunter auf die Wolkenkratzer in Downtown, nach Westen auf die Twin Peaks (ca. 300m hoch) und nach Osten auf die San Francisco Bay bis hinüber nach Oakland.

Geschichten behaupten ja, dass San Francisco wie Rom auf sieben Hügeln erbaut wurde. Heutzutage listet zumindest Wikipedia 47 Hügel auf dem Stadtgebiet auf. Und diese hügelige Struktur der Stadt hat Folgen für die Siedlungsstruktur und die Behaglichkeit des Wohnsitzes. Die reichen Stadtbewohner bauen ihre Häuser gerne auf die Hügel (bspw. die Eisenbahnbarone auf den Nob Hill), um auf die Arbeiter im Tal (bspw. Mission) herunter zu blicken. Nur haben die reicheren Bewohner teilweise das Wetter nicht bedacht: In San Francisco gibt es unterschiedliche Mikroklimata. Je näher zum Pazifik und vor allem je höher sieht man mitunter vor lauter Nebel keine fünf Meter weit. Unsere Vermieterin hat uns diesbezüglich gleich am Anfang mitgeteilt, dass wir in einer priviligierten Stellung seien. Der pazifische Nebel wandert zwar in unsere Richtung, bleibt aber ungefähr einen Kilometer vor uns an den Twin Peaks hängen, so dass wir bis jetzt praktisch ständig Sonnenschein über den Tag hinweg genießen konnten.

Portrero Hill hat sich als Arbeitersiedlung entwickelt. Nachdem sich Mitte des 19. Jahrhunderts im Dogpatch unten an der Bay mehrere Industrieunternehmen angesiedelt hatten, wanderten die Beschäftigten nach und nach den Hügel hinauf. Heute hat wohl auch schon hier die aus nahezu allen Großstädten bekannte Gentrifizierung eingesetzt. Unser Monatsblatt The Potrero View behauptet sogar, dass Potrero Hill die höchste Konzentration an Risikokapitalinvestment in der Bay Area hat (geschrieben von einem kommenden Berkeley-Absolventen). Deshalb denken die Stadtplaner auch schon über die Entwicklung der Verkehrsanbindung nach, die mit dem Bahnhof am Fuße des Hügels für den Regionalzug ins Silicon Valley eigentlich schon ganz gut ist.

Allzu viele Yuppies und Neureiche, die in hipp-postmoderner Architekur leben, haben wir noch nicht gesehen, weshalb sich die Stadtsoziologen wohl noch keine großen Sorgen machen müssen (Wohnen ist ja eh im ganzen Stadtgebiet enorm teuer). Unsere direkte Nachbarschaft arbeitet zum großen Teil in durchaus interesseranten Berufen: Mit Fotografen, bildenden Künstlern und Yoga-Lehrerinnen teilen wir uns die Waschmaschine und den Garten. Und Besuch bekommen wir dann und wann auch von Olivia – einer sehr selbstbewusst-eigenwilligen, neugierigen, zwischen scheu und schreckhaft schwankenden und konstant haarenden Person – ich spreche natürlich von einer Katze. Es hat uns einige Tage gekostet, sie digital abzulichten. Herausgekommen ist ein kleines „Bewegungsprofil“ (siehe Bilder). Man kann, um sie zu locken, miauen. Aber eine Sekunde später ist sie schon wieder abgehauen. Unsere Beziehung entwickelt sich wohl noch….

Jedenfalls stolziert Olivia mit großer Nonchalance durch unsere Wohnung: Unser Schlafzimmer geht zur Straße raus und hat die für die Häuser in San Francisco typischen Erkeransätze mit Fenstern. In der Küche ist Olivia nur selten. Dort steht ein für amerikanische Verhältnisse recht kleiner Kühlschrank, der unsere Gemüsevorräte und anderes aber locker aufnimmt. Herd und Ofen werden beide mit Gas betrieben; die offene Flamme beim Kochen vermittelt ein wenig das Gefühl, an einer vormodernen Feuerstelle zu stehen. Viel lieber ist Olivia im geräumigen Wohnzimmer, das über einen kleinen Tresen räumlich mit der Küche verbunden ist. Dort rekelt sie sich auf dem Teppich, während ich mich auf der Couch in die Geheimnisse um die Fernseh-Übertragung von Baseballspielen eindenke.

Wochenrückblick (#6)

|Gesehen| The Perks of  Being a Wallflower, Bullitt, Simpsons, How I met your mother
|Gelesen| Anna Karenina,  Plenty und Jerusalem von Yotam Ottolenghi, Bread von Jeffrey Hamelman (Kochbücher), The Love of a Good Woman von Alice Munro
|Getan| Brot gebacken, Gemüse zu Fonds gekocht, mit dem Fahrrad durch die Stadt gecruist, beim Nachbarschaftsmarkt mit Bewohnern des Viertels gesprochen, am Ozean gewesen, den Spendenlauf der Nachbarstochter unterstützt (mit Spenden, nicht mit laufen), auswärts gegessen
|Gegessen| Casarecce mit Stängelkohl, Risotto mit gebratenem Kürbis und Kerbel, gebackene Süßkartoffeln mit Balsamico und Löwenzahnsalat, Wraps mit Stängelkohl, Hummus und Guacamole, Fritatta (alles daheim), Frühstückskaffee im Thinkers, Sandwiches im Outerlands, Kaffee bei Sightglass, Tacos bei Tacolicious, Salziges Karamell-Softeis bei der Bi-Rite Creamery
|Gedacht| morgens mit Blick über das Wasser aufwachen ist toll
|Gefreut| über das viele Gemüse in unserem Kühlschrank, das immer noch tolle Wetter, die Fahrradtouren durch die Stadt und immer wieder das Essen
|Gelacht| über die Simpsons-Halloween-Folge
|Geärgert| hat sich M über einen Schnitt in den Finger
|Gekauft| eine Küchenwaage
|Geklickt| Restaurantempfehlungen auf yelp, zagat und sfeater

Postkartenblick

Nachdem ich beim ersten Mal im Nebel stand, hat es diesmal geklappt. Bei unserer ersten Fahrradtour konnten wir die Eleganz der Golden Gate Bridge im Sonnenschein bewundern.

Es ist noch immer traumhaftes Wetter hier, sonnig und für die Jahreszeit ungewöhnlich warm. Wir haben uns also am Sonntag Nachmittag unsere Räder geschnappt und sind – immer am Wasser lang – einmal um die Halbinsel bis zur Golden Gate Bridge gefahren. Zuerst ging es vorbei am AT&T Park, in dem die Giants (diese Saison leider nicht mehr) spielen. Danach konnten wir die Oakland Bay Bridge von unten bewundern, und weiter zum Ferry Building und an den Landungsbrücken entlang.

Danach gab es einen Zwischenstopp bei Ghirardelli für einen kleinen Eisbecher mit heißer Schokosauce. Gestärkt konnten wir dann gegen den Wind um Crissy Field herum antreten, um endlich die kleine Anhöhe hinauf zur Golden Gate Bridge zu erklimmen.

Zurückgerollt sind wir durch den Presidio Park, weiter ins Reichenviertel Presidio Heights, und dann mitten durch die Stadt. Es gibt relativ gut beschilderte Wege und einige Straßen haben auch Fahrradwege. Als wir endlich wieder auf unserem Hügel ankamen, wurde es schon dunkel.

Fülle

Dieser Moment: Wenn du – nachdem du die Gemüsekiste in Empfang genommen hast, die von einer der besten Bio-Farmen der Gegend kommt, einer Farm, von der auch die guten Restaurants ihr Gemüse beziehen und die ihren Truck einmal in der Woche mit Gemüse belädt, in die Stadt schickt, vor einem dieser Restaurants parkt und ihre Kisten an jedermann verkauft – wenn du also, eine dieser Kisten abbekommen hast und dann, wie ein Lasteselchen bepackt, mit dem ganzen Grünzeug im Rucksack durch den Golden Gate Park radelst. Am Spätnachmittag. In der Sonne. Einfach so. Weil es dein Heimweg ist.