Wochenrückblick (#21)

Wir sind wieder gut zu Hause gelandet. Gesund und mit vielen Erinnerungen im Gepäck. Ob es meine zwei kleinen Sauerteige überstanden haben, zeigt sich in den nächsten Tagen. Ein paar Blogposts liegen noch halbfertig hier rum, da kommt also vielleicht noch was. Ansonsten werden wir jetzt erstmal ankommen und uns dann überlegen, ob und wie wir das Blog weiterführen.

|Gesehen| Spike Lee: Malcom X, Downton Abbey (die ersten vier Folgen der vierten Staffel)
|Gelesen| Kevin Starr: California – A History, Alexis Ohanian: Without Their Permission
|Gehört| das letzte Mal das Knirschen und Knacken des Hauses, wenn draussen ordentlich Wind geht.
|Getan| bei Chez Panisse in Berkeley Essen gewesen, Abschiedsessen bei den Vermietern, ein letztes Mal aufs Meer geschaut, die Wohnung wieder in ihren Bezugszugstand zurückversetzt, die Katze nochmal über Nacht zu Besuch gehabt, sehr lange geflogen, unstet geschlafen
|Gegessen| fast alle Reste aus dem Kühlschrank und den Küchenschränken: das letzte Brot mit Marmelade und Mandelbutter, Pasta mit Tomatensauce (zweimal), Blumenkohlcurry, Kuchen, Oatmeal. Das erste Essen zu Hause war Pizza.
|Getrunken| Orangina, nochmal Anchor Steam Beer
|Gedacht| Wir haben wirklich viel gemacht, von dem was wir uns vorgenommen hatten. Und doch haben wir einige Orte, die wir uns für ein nächstes Mal aufheben müssen: das SF Moma (weil es wegen Umbau geschlossen ist),  die Academy of Science und das Contemporary Jewish Museum, Napa-Valley, Yosemite Nationalpark, Seattle, Kauai.
|Gefreut| über viele liebe E-Mails und Anrufe zum Geburtstag.
|Gelacht| über K., die Tochter von unseren Vermietern, die ein kleiner Wirbelwind sein kann und immer durch die Wohnung turnt.
|Geärgert| über mich selbst (mehrfach, wegen Verbohrtheit, Dummheit, Schusseligkeit).
|Gekauft| Mitbringsel für liebe Menschen zu Hause.
|Gewünscht| dass Seattle heute Nacht beim NFL Superbowl gewinnt.
|Geklickt| fast gar nix, zu beschäftigt mit Packen und Abschied nehmen.

Wochenrückblick (#18)

Die Katze hat uns oft besucht diese Woche. Sie war so anhänglich, dass sie sich nicht nur ausgiebig hat streicheln lassen, sondern dann sogar über Nacht geblieben ist. Ihre Familie war über Silvester im Urlaub und noch nicht zurück.

|Gesehen| The Good Wife (3. Staffel)
|Gelesen| Henry Miller: Big Sur and the Oranges of Hieronymus Bosch
|Gehört| Richard Wagner: Parsifal Vorspiel
|Getan| Abschiedsbesuch in Berkeley (G), im Seminar in Stanford vorgetragen (M), mit Yoga und Pilates wieder angefangen, nochmal richtig viel Brot gebacken, die Katze längere Zeit zu Besuch gehabt, einmal sogar über Nacht, Basketball und Tennis gespielt, im De Young Museum David Hockney angeschaut
|Gegessen| Pasta Bolognese, Maissuppe, Süßkartoffeln aus dem Ofen mit Salat, Satsuma-Mandarinen, Brot von ACME, Broiler
|Getrunken| Santa Cruz Limonade
|Gedacht| Was machen wir nur mit dem ganzen Rettich, der in unserer Gemüsekiste war?
|Gefreut| über einen schönen Regentag im Museum
|Gelacht| über die Katze und M zusammen auf dem Sofa
|Geärgert| über lange Schlangen beim Ticketverkauf im DeYoung Museum
|Gekauft| Cal T-Shirt
|Gewünscht| Schnee in Squaw Valley
|Geklickt| craigslist für den Verkauf unsere Räder und von ein paar Haushaltsgegenständen

Wochenrückblick (#9)

Es war ruhig diese Woche, nicht nur auf dem Blog. Eine Erkältung hat M für drei Tage das Haus hüten lassen. Davor lag ein Haufen Arbeit für seinen Vortrag im Seminar, der dann am Tag vor dem Termin abgesagt wurde, weil die halbe Fakultät auf einer Konferenz war. Wir haben die Woche also nicht sehr viel unternommen, sondern vor allem unsere Film- und Lesestapel ein bisschen dezimiert. Nur gestern sind wir länger in der Stadt gewesen, um den Union Square herumspaziert und haben Kultur mit Kommerz verbunden. Der Katze hat unsere Häuslichkeit offenbar gefallen, so konnte sie stundenlang auf dem Stuhl schlafen, während wir gegessen oder gelesen haben.

|Gesehen| „The Heat“ und „Now you see me“ (im Flugzeug), „The Maltese falcon“, „Hammett“ und „The social network“ (in unserer Reihe: Filme, die etwas mit der Stadt zu tun haben), die ersten Folgen von Downton Abbey (für den Jane-Austen-Fan in mir)
|Gelesen| Kafka on the shore beendet (gehört, nicht gelesen), Die Schatzinsel gehört
|Getan| die Gegend um den Union Square erkundet, weiterhin Yoga ausprobiert
|Gegessen| gebackene Süßkartoffeln mit Balsamico und Salat aus Green Frills Mustard (Grünzeug, das aussieht wie Frisée und ganz leicht wie Senf schmeckt); Pasta mit Tomatensauce; Shrimp-Tempura, Kartoffelsalat mit Wasabi-Mayo und Wasserkastaniensalat bei Delica im Ferry Building; Espresso und Cappuccino von Blue Bottle
|Gedacht| Jetzt wird es auch hier früher dunkel. Letzte Woche wurde die Zeit umgestellt.
|Gefreut| Über das nach wie vor warme und schöne Wetter. Die Nachbarn sagen, es ist selbst für die Verhältnisse hier ungewöhnlich lange spätsommerlich.
|Gelacht| Beim Darts und Autorennen-Spielen.
|Geärgert| Über den verlorenen Schlüssel vom Fahrradschloss und Mehlmotten im erst frisch gekauften Getreide.
|Gekauft| eine Hose bei GAP und einen OPI-Nagellack. Dass OPI’s aktuelle Sonderedition San Francisco gewidmet ist, war ein zwingendes Kaufargument. Und gleichzeitig wird er später eine schöne Erinnerung sein.
|Geklickt| Museumsseiten, SF Ballet und Basketball – so langsam müssen wir uns die Termine für die restliche Zeit hier vormerken.

Zuhause

Da wir jetzt schon über einen halben Monat unser neues Zuhause in San Francisco bezogen haben, wird es Zeit ein wenig davon zu berichten. 91 Meter über dem Meer (recht genau 300 feet) liegt unsere Wohnung auf der Spitze des Potrero Hill. Das klingt jetzt eher überschaubar, aber unser Hügel hat es ganz schön in sich. Wann immer wir aus der Stadt von Normalnull zurückkommen, sind wir ganz schön aus der Puste. Die Steigung der Straßen in unserer Nachbarschaft beträgt gut und gerne mal 30 Prozent! Dafür haben wir vor dem Haus einen grandiosen Rundblick über die Gegend: Nach Norden hinunter auf die Wolkenkratzer in Downtown, nach Westen auf die Twin Peaks (ca. 300m hoch) und nach Osten auf die San Francisco Bay bis hinüber nach Oakland.

Geschichten behaupten ja, dass San Francisco wie Rom auf sieben Hügeln erbaut wurde. Heutzutage listet zumindest Wikipedia 47 Hügel auf dem Stadtgebiet auf. Und diese hügelige Struktur der Stadt hat Folgen für die Siedlungsstruktur und die Behaglichkeit des Wohnsitzes. Die reichen Stadtbewohner bauen ihre Häuser gerne auf die Hügel (bspw. die Eisenbahnbarone auf den Nob Hill), um auf die Arbeiter im Tal (bspw. Mission) herunter zu blicken. Nur haben die reicheren Bewohner teilweise das Wetter nicht bedacht: In San Francisco gibt es unterschiedliche Mikroklimata. Je näher zum Pazifik und vor allem je höher sieht man mitunter vor lauter Nebel keine fünf Meter weit. Unsere Vermieterin hat uns diesbezüglich gleich am Anfang mitgeteilt, dass wir in einer priviligierten Stellung seien. Der pazifische Nebel wandert zwar in unsere Richtung, bleibt aber ungefähr einen Kilometer vor uns an den Twin Peaks hängen, so dass wir bis jetzt praktisch ständig Sonnenschein über den Tag hinweg genießen konnten.

Portrero Hill hat sich als Arbeitersiedlung entwickelt. Nachdem sich Mitte des 19. Jahrhunderts im Dogpatch unten an der Bay mehrere Industrieunternehmen angesiedelt hatten, wanderten die Beschäftigten nach und nach den Hügel hinauf. Heute hat wohl auch schon hier die aus nahezu allen Großstädten bekannte Gentrifizierung eingesetzt. Unser Monatsblatt The Potrero View behauptet sogar, dass Potrero Hill die höchste Konzentration an Risikokapitalinvestment in der Bay Area hat (geschrieben von einem kommenden Berkeley-Absolventen). Deshalb denken die Stadtplaner auch schon über die Entwicklung der Verkehrsanbindung nach, die mit dem Bahnhof am Fuße des Hügels für den Regionalzug ins Silicon Valley eigentlich schon ganz gut ist.

Allzu viele Yuppies und Neureiche, die in hipp-postmoderner Architekur leben, haben wir noch nicht gesehen, weshalb sich die Stadtsoziologen wohl noch keine großen Sorgen machen müssen (Wohnen ist ja eh im ganzen Stadtgebiet enorm teuer). Unsere direkte Nachbarschaft arbeitet zum großen Teil in durchaus interesseranten Berufen: Mit Fotografen, bildenden Künstlern und Yoga-Lehrerinnen teilen wir uns die Waschmaschine und den Garten. Und Besuch bekommen wir dann und wann auch von Olivia – einer sehr selbstbewusst-eigenwilligen, neugierigen, zwischen scheu und schreckhaft schwankenden und konstant haarenden Person – ich spreche natürlich von einer Katze. Es hat uns einige Tage gekostet, sie digital abzulichten. Herausgekommen ist ein kleines „Bewegungsprofil“ (siehe Bilder). Man kann, um sie zu locken, miauen. Aber eine Sekunde später ist sie schon wieder abgehauen. Unsere Beziehung entwickelt sich wohl noch….

Jedenfalls stolziert Olivia mit großer Nonchalance durch unsere Wohnung: Unser Schlafzimmer geht zur Straße raus und hat die für die Häuser in San Francisco typischen Erkeransätze mit Fenstern. In der Küche ist Olivia nur selten. Dort steht ein für amerikanische Verhältnisse recht kleiner Kühlschrank, der unsere Gemüsevorräte und anderes aber locker aufnimmt. Herd und Ofen werden beide mit Gas betrieben; die offene Flamme beim Kochen vermittelt ein wenig das Gefühl, an einer vormodernen Feuerstelle zu stehen. Viel lieber ist Olivia im geräumigen Wohnzimmer, das über einen kleinen Tresen räumlich mit der Küche verbunden ist. Dort rekelt sie sich auf dem Teppich, während ich mich auf der Couch in die Geheimnisse um die Fernseh-Übertragung von Baseballspielen eindenke.