Wir wohnen momentan in einem Gemeinschaftswohnprojekt in Berkeley. Spontan und ohne uns zu kennen, haben uns M+M, Freunde von K+H, ihr Gästezimmer angeboten. Ganz im Stil des in der Überschrift benannten Blogs habe ich mal versucht einige Eindrücke davon festzuhalten.
Die Häuser haben manchmal zwei Außentüren. Eine aus Holz und eine weitere aus Metall, die noch zusätzlich geschlossen wird.
Einige Solarpanele zur Stromerzeugung.
Die letzten Tage waren Handwerker damit beschäftigt, die Treppe vor dem Haus zu erneuern. Noch ist sie nicht komplett gestrichen, aber wie ich finde, sehr schön geworden.
Der Blick in den Garten und der Aufgang zu einem der Häuser.
Der Sitzplatz für das gemeinsame Essen und die Treffen draußen.
Nachdem unsere eigentliche Wohnung in San Francisco erstaunlich schnell gefunden war – es war die dritte, die ich angeschaut habe – stellte es sich als deutlich schwerer heraus, eine Zwischenmiete zu finden, um die 10 Tage bis zu unserem Einzugstermin zu überbrücken. Entweder passten die Termine nicht, die Wohnung war am falschen Ende der Stadt oder jemand anderes nahm das Zimmer bevor wir es überhaupt ansehen konnten. Unser Plan B sah vor, dass wir ein Auto nehmen und rumreisen, solange bis wir in unsere Wohnung können. Dieser sollte aber nur im Notfall zum Einsatz kommen, da M das beginnende Semester gerne von Anfang an in Stanford mitbekommen wollte und schon Termine mit seinem Prof ausgemacht hatte.
Auch hier werden Hühner gehalten, nur Hennen allerdings. Hähne sind gesetzlich nicht erlaubt, sie machen zu viel Lärm.
In einem Nest zwei Eier, in dem anderen vier. Das war die Ausbeute des heutigen Tages.
Im Garten stehen neben Tomaten und Zucchini auch Salat, Brokkoli, Weißkohl, Kürbis, Basilikum und Grünkohl.
Zucchiniblüten und ganz unten noch kleine grüne Zucchini.
Ein Olivenbaum steht mitten auf dem Grundstück.
Ganz viele Tomaten, kleine und große, wachsen überall auf dem Grundstück. Und das auch ganz ohne Dach oder andere Braunfäule-Vorsorge-Einrichtungen. Vielleicht ist das Klima einfach besser für Tomaten hier?
Eine Kräuterschnecke.
Feigen. Wie in der Pfalz. Nur reif sind sie leider noch nicht.
Das Klima hier führt nicht nur dazu, dass es das ganze Jahr über Spagel und Erdbeeren gibt. Auch Kiwis kann man im eigenen Garten haben.
Und, wie so oft, kam uns dann der glückliche Zufall zu Hilfe. Wir lernten M+M kennen, die mit K+H im vergangenen Jahr immer mal wieder was zusammen unternommen hatten. Und die boten uns, spontan und ohne uns zu kennen, ihr Gästezimmer an. Seit dem sind wir Gäste in einem community housing project, einem Wohnprojekt bei dem sich mehrere Familien zusammentun und ein Grundstück teilen. In unserem Fall sind es zwei Grundstücke, die direkt aneinander grenzen, 4 Häuser und 12 Personen. Jede Familie hat ihre eigene Wohnung, ein Haus wird durch eine WG bewohnt und ein Haus – das sogenannten common house – steht Gästen offen und für gemeinsamen Aktivitäten zur Verfügung. In dem wohnen wir.
Die Gemeinschaft hat ein eigenes Mission Statement, es gibt regelmäßige Treffen zur Klärung aller anliegenden Dinge und auch gemeinsame Klausurtagungen, zu denen sie gemeinsam wegfahren.
Unser Bett. Mit der Decke von K+H, die uns nach wie vor sehr gute Dienste leistet.
Badezimmer mit zwei Türen. Sehr praktisch, da es direkt an unser Schlafzimmer grenzt.
Utensilien für Werkstatt und Garten. Wie viele Dinge im common house sind die Schubladen und Fächer einfach beschriftet, damit Bewohner und Gäste alles rasch finden.
Der Herd im common house ist ein professioneller Gasherd mit sechs Flammen, die immer brennen. Einfach aufdrehen und losgehts. Sehr profimäßig für meine ersten Kochversuche hier.
Es gibt zwei Gästeschlafzimmer, eine Küche, ein Bad, ein Arbeitszimmer, ein Spielzimmer für die Kinder und einen Haushaltsraum, in dem die Waschmaschine und der Trockner stehen, die alle gemeinsam benutzen. Auch die Hühner und der Garten werden gemeinsam versorgt, teilweise mit festen Wochenplänen. Derjenige der Hühnerdienst hat, bekommt auch die Eier-Ausbeute dieses Tages. Heute waren M+M dran und die beiden konnten sechs Eier aus den Nestern fischen. Im Hof und im großen Wohnzimmer wird zwei Mal pro Woche gemeinsam gegessen und jeder ist mal dran mit kochen. Außerdem teilen sich drei Familien die „Produktion“ von Nahrungsmitteln indem sie diese untereinander austauschen: eine Familie bäckt Brot, eine macht Joghurt und die dritte Hummus.
Wäsche, die draußen auf der Leine trocknet. Sieht man hier relativ häufig, im Rest der USA ist das aber eher verpönt. Auch wenn – oder vielleicht sogar weil – es Energie spart.
Mit dem Seilzug kann die Wäsche weitergezogen werden. Genauso wie es in Italien z.B. oft gemacht wird. Nur dass sie hier nicht über der Straße, sondern über dem Garten in der Sonne hängt.
Die Wäscheleine hängt hoch in den Bäumen an einem Seilzug. Das Körbchen mit den Wäscheklammern einfach an der Brüstung der Treppe.
Das Abwasser der Waschmaschine kann (je nach Waschmaschineninhalt und verwendetem Waschmittel) zur Bewässerung in den Garten geleitet werden. Oder eben auch nicht.
Die Waschmaschine läuft praktisch jeden Tag mehrfach. Es ist eine Miele, die kann das ab. Und der nächste lädt die Wäsche einfach um. Entweder in den Trockner oder in die bereithängende IKEA-Tüte, so dass der Besitzer sie später abholen kann.
Es ist ein bisschen wie in einer WG. Nur größer und – durch die getrennten Haushalte – auch mit mehr Privatsphäre, wenn man sie gerne möchte. Aber es gefällt uns sehr gut. Um alles haben sich die Bewohner Gedanken gemacht. Müll wird – wie überall in Berkeley und auch in San Francisco – getrennt. Aber es gibt eben auch Solarpanele, in der Einfahrt ist ein Car Sharing Parkplatz, das Wasser aus der Waschmaschine kann genutzt werden, um den Garten zu bewässern. Sie haben sich dazu entschlossen, so verantwortungsbewusst wie möglich zu leben und Menschen gefunden, die diese Einstellung teilen. So konnten sie, über mehrere Jahre hinweg, eine gut funktionierende Gemeinschaft aufbauen, die sich einen günstigen und doch naturnahen Lebensraum in der Stadt geschaffen hat.
Und wir haben einen Ort gefunden, an den wir abends zurückkehren können und der uns, einmal mehr, das Ankommen wirklich schön gemacht hat.
Verzeichnis der im Text verwendeten Fremdwörter:
- community housing project – Form des sozialen Zusammenlebens, bei dem sich mehrere Familen, Personen, Generationen ein Grundstück oder Haus teilen. Berühmte (baldige) Vertreter des Gemeinschaftswohnens in MA sind M+C.
- common house – Gemeinschaftshaus, der Raum oder das Haus, das allen zur Verfügung steht, und für gemeinsame Aktivitäten oder auch als Gästehaus genutzt wird
- car sharing – Gewinnorientierte (wie z.B. ZipCar oder auch gemeinnützige Unternehmen (wie CityCarShare.org) stellen Autos zur Verfügung. Gegen Mitgliedsbeitrag und Nutzungsgebühr kann man diese ausleihen, für einige Stunden oder mehrere Tage.