Sommeressen & Sommerdrinks 2015

Eine unsortierte Sammlung von dem, was wir in diesem Sommer bisher so gegessen haben:

  • jede Menge „grüner“ Salat in vielen Varianten: Tomate-Gurke als Basis und dann Oliven, Mais, weiße Bohnen obendrauf, Dressing aus Olivenöl und dunklem Balsamico
  • Salate zum Grillen: Rote-Linsen-Salat mit Estragonsenf, marinierter Blumenkohl, roher Zucchini-Salat, asiatischer Kohlrabi-Möhren-Salat
  • Spaghetti mit Pesto alla Genovese, Ravioli mit Parmesan, Tomaten und Basilikum
  • Bucatini all’amatriciana
  • Brot mit Avocado, Käse, Frischkäse
  • viel Kantine, meist in der Kombination von Kartoffeln und Salat oder Gemüse, Pastagericht und Salat oder das vegetarische Gericht
  • Unmengen Obst: Wassermelone, Kirschen, Erdbeeren, Himbeeren, Aprikosen, Pfirsiche, Kornäpfel

Und Getränke:

  • Riedenburger Brauhaus, Doldensud, IPA
  • Vertonic (Noilly Prat, Schweppes Tonic, Eiswürfel, Gurke, Limette)
  • Gin Tonic
  • Holunderblütenschorle
  • Apfelsaftschorle
  • Wasser mit Blubb aus dem SodaMax

Wie wir hier einkaufen Teil 2: Die Gemüsekiste

Die ersten paar Tage in der Stadt verbrachte ich in Valentinas WG in San Franciscos Stadtteil Mission, in der wir über AirBnB ein Zimmer gemietet hatten. Das Zimmer war nicht nur groß und verfügte über ein gemütliches King-Size-Bett, auch die Ausstattung der Küche war ausgesucht, umfangreich und der Kühlschrank immer voll. Es war schnell klar, hier wohnen Menschen, die kochen. Außerdem bekommen sie jede Woche eine Gemüsekiste.

Dank Valentina wusste ich auch dann recht schnell, wie das Ganze funktioniert. Das Stichwort heißt: CSA – Community Supported Agriculture – oder auf deutsch Solidarische Landwirtschaft. Die Idee dahinter ist, dass man im Frühjahr ein Abo für die ganze Saison abschließt. Das heißt, man wird für eine Saison Mitglied und verpflichtet sich regelmäßig einen festen Geldbetrag (etwa 20-40 Dollar pro Woche und Kiste) an einen Bio-Bauernhof zu zahlen. Der Hof kann besser planen und hat die Sicherheit, dass die Ernte – obwohl gerade erst gepflanzt – bereits verkauft ist. Als Abonnent bekommt man bis zum späten Herbst jeden Woche einen Anteil dessen, was die Ernte des Hofes hergibt. Dieser Anteil kommt als Gemüsekiste, was drin ist, erfährt man meist erst am Tag der Abholung.

Wählt man eine regelmäßige Mitgliedschaft, hängt die Wahl der Farm für die meisten sicher davon ab, wohin die Kiste ausgeliefert wird. Man bekommt die Kisten in der Regel nicht bis an die Haustür gefahren, sondern muss sie an einem zentralen Sammelpunkt zu einem bestimmten Termin in der Woche abholen. Und daher sucht man sich natürlich häufig die Farm aus, die an einem passenden Wochentag in den eigenen Stadtteil liefert. Einige der  CSAs in der Bay Area, die ich recherchiert habe, sind Shooting Star CSA (das war Valentinas Kiste), Full Belly Farm, Tomatero Farm und unsere, die Mariquita Farm.

Da wir nur für kurze Zeit und dazu noch über den Winter hier sind, kamen viele CSA’s für uns nicht in Frage. Die meisten hören mit dem Ende der Saison Ende November mit der Lieferung auf und setzen erst im März wieder ein. Daher war das Angebot der Mariquita Farm für uns ideal. Diese hören im Winter zwar auch mit ihrer Saison-Abo-Kiste auf, haben aber daneben eine Probekiste- bei ihnen heißt sie Mystery Box – mit der man das Angebot unverbindlich und zeitlich unbegrenzt testen kann. Diese läuft über den Winter weiter, weil auch weiter geerntet werden kann. Nur fällt die Ernte eben nicht mehr so umfangreich aus, dass es für Restaurantlieferungen, Probekisten und Saisonkisten reicht.

Um die Probekiste zu bestellen, müssen wir uns einfach zwischen Sonntag und Mittwoch per Formular in eine Liste eintragen und können am Donnerstag unsere Kiste abholen und bezahlen. Neben den Kisten hat der LKW von der Farm auch manchmal andere Produkte dabei, die man zusätzlich kaufen kann. Wir frühstücken z.B. momentan Golden Gate Park Honey, also Honig, der von den Blumen im Golden Gate Park kommt und den der dortige Imker über unseren Hof verkauft. Der Nachteil am Abrufprogramm ist, dass jede Woche ein anderer Stadtteil von San Francisco angefahren wird und ich so manchmal allein wegen der Kiste zweistündige Fahrradausflüge unternehme.

Und, was ist nun drin in der Kiste? Gemüse, das gerade Saison hat. Momentan vor allem verschiedene Sorten Stängelkohl, Kürbis und Karotten aber auch Tomaten, Blumenkohl oder Paprika. Hier ein paar Bilder unseres Kisteninhalts seit Oktober. Eine Kiste kostet 25 Dollar, das sind etwa 18 Euro.

Wir haben zu Testzwecken und aus Neugierde auch einen Ausflug zum größten und günstigsten Wochenmarkt in San Francisco unternommen. Das ist der Alemany Farmer’s Market im Süden der Stadt, zu dem wir mit dem Rad etwa 15 Minuten brauchen. Auch dort verkaufen viele Bauern ihr Gemüse direkt vom Hof mit einem eigenen Stand. Im Vergleich finden wir unsere Kiste preislich und qualitativ auf jeden Fall gleichwertig, teilweise sogar besser. Der Inhalt der Gemüsekiste ist frisch, er hält im Kühlschrank problemlos eine Woche durch und schmeckt gut. Andererseits kann man auf dem Markt natürlich selbst auswählen, was man kaufen will und hat nicht nur Gemüse, sondern auch Obst in einer großen Auswahl.

Da wir aber nicht jeden Samstagmorgen zum Markt fahren wollen, haben wir uns für die Kiste entschieden. Mit dem Inhalt kommen wir auch ungefähr eine Woche hin. Außerdem bekommen wir damit regelmäßig die Möglichkeit, Gemüse zu probieren, das so in Deutschland teilweise (noch) nicht angebaut wird: Green Frills Mustard, Gai Lan, Wassermelonen-Rettiche und die zig Sorten Kohl am Stängel, von denen wir euch in den letzten Wochenrückblicken immer wieder erzählt haben.

Heute Nachmittag kommt wieder eine neue Kiste. Der Newsletter hat schon angekündigt, dass es Frost gab und der Inhalt wahrscheinlich ein bisschen kleiner ausfallen wird als die letzten Woche. Wir sind also gespannt, was drin ist.

Wochenrückblick (#11)

|Gesehen| Blade Runner, The Help, Downton Abbey (2. Staffel)
|Gelesen| Tina Fey: Bossypants (gehört), Rebecca Solnit: Infinite City
|Getan| Spaziergang im Dogpatch, die Filmore Street erkundet, in Haight-Ashbury gewesen, das Civic Center und die City Hall erkundet, ausgiebiges Sonntagsfrühstück mit C, weiterhin ein bisschen Yoga und Pilates
|Gegessen| Kartoffelsuppe mit Kerbel, Kartoffel-Gemüse-Pfanne, Pasta mit Tomatensauce, Gebratener Butternuss-Kürbis mit Chorizo und Mangold, auf den Kopf gestellter Cranberry-Kuchen, Cheeseburger bei Naked Lunch, Kaffee im Farley’s
|Gedacht| Dienstag und Mittwoch waren die ersten Tage, an denen es geregnet hat. Die ersten Tage, seit wir hier sind!
|Gefreut| über den rumgedrehten Kuchen, der nach dem dritten Versuch endlich gelungen ist (Rezept kommt noch)
|Gelacht| beim Sockenfußball im Flur
|Geärgert| über die Waschmaschine, die unsere Sachen teilweise sehr rauh behandelt
|Gekauft| nix
|Geklickt|  Seite der SF Bücherei, um Nachschub an Büchern, Audiobooks und DVDs zu ordern

Freunde von Freunden

Wir wohnen momentan in einem Gemeinschaftswohnprojekt in Berkeley. Spontan und ohne uns zu kennen, haben uns M+M, Freunde von K+H, ihr Gästezimmer angeboten. Ganz im Stil des in der Überschrift benannten Blogs habe ich mal versucht einige Eindrücke davon festzuhalten.

Nachdem unsere eigentliche Wohnung in San Francisco erstaunlich schnell gefunden war – es war die dritte, die ich angeschaut habe – stellte es sich als deutlich schwerer heraus, eine Zwischenmiete zu finden, um die 10 Tage bis zu unserem Einzugstermin zu überbrücken. Entweder passten die Termine nicht, die Wohnung war am falschen Ende der Stadt oder jemand anderes nahm das Zimmer bevor wir es überhaupt ansehen konnten. Unser Plan B sah vor, dass wir ein Auto nehmen und rumreisen, solange bis wir in unsere Wohnung können. Dieser sollte aber nur im Notfall zum Einsatz kommen, da M das beginnende Semester gerne von Anfang an in Stanford mitbekommen wollte und schon Termine mit seinem Prof ausgemacht hatte.

Und, wie so oft, kam uns dann der glückliche Zufall zu Hilfe. Wir lernten M+M kennen, die mit K+H im vergangenen Jahr immer mal wieder was zusammen unternommen hatten. Und die boten uns, spontan und ohne uns zu kennen, ihr Gästezimmer an. Seit dem sind wir Gäste in einem community housing project, einem Wohnprojekt bei dem sich mehrere Familien zusammentun und ein Grundstück teilen. In unserem Fall sind es zwei Grundstücke, die direkt aneinander grenzen, 4 Häuser und 12 Personen. Jede Familie hat ihre eigene Wohnung, ein Haus wird durch eine WG bewohnt und ein Haus – das sogenannten common house – steht Gästen offen und für gemeinsamen Aktivitäten zur Verfügung. In dem wohnen wir.

Es gibt zwei Gästeschlafzimmer, eine Küche, ein Bad, ein Arbeitszimmer, ein Spielzimmer für die Kinder und einen Haushaltsraum, in dem die Waschmaschine und der Trockner stehen, die alle gemeinsam benutzen. Auch die Hühner und der Garten werden gemeinsam versorgt, teilweise mit festen Wochenplänen. Derjenige der Hühnerdienst hat, bekommt auch die Eier-Ausbeute dieses Tages. Heute waren M+M dran und die beiden konnten sechs Eier aus den Nestern fischen. Im Hof und im großen Wohnzimmer wird zwei Mal pro Woche gemeinsam gegessen und jeder ist mal dran mit kochen. Außerdem teilen sich drei Familien die „Produktion“ von Nahrungsmitteln indem sie diese untereinander austauschen: eine Familie bäckt Brot, eine macht Joghurt und die dritte Hummus.

Es ist ein bisschen wie in einer WG. Nur größer und – durch die getrennten Haushalte – auch mit mehr Privatsphäre, wenn man sie gerne möchte. Aber es gefällt uns sehr gut. Um alles haben sich die Bewohner Gedanken gemacht. Müll wird – wie überall in Berkeley und auch in San Francisco – getrennt. Aber es gibt eben auch Solarpanele, in der Einfahrt ist ein Car Sharing Parkplatz, das Wasser aus der Waschmaschine kann genutzt werden, um den Garten zu bewässern. Sie haben sich dazu entschlossen, so verantwortungsbewusst wie möglich zu leben und Menschen gefunden, die diese Einstellung teilen. So konnten sie, über mehrere Jahre hinweg, eine gut funktionierende Gemeinschaft aufbauen, die sich einen günstigen und doch naturnahen Lebensraum in der Stadt geschaffen hat.

Und wir haben einen Ort gefunden, an den wir abends zurückkehren können und der uns, einmal mehr, das Ankommen wirklich schön gemacht hat.

Verzeichnis der im Text verwendeten Fremdwörter:

  • community housing project – Form des sozialen Zusammenlebens, bei dem sich mehrere Familen, Personen, Generationen ein Grundstück oder Haus teilen. Berühmte (baldige) Vertreter des Gemeinschaftswohnens in MA sind M+C.
  • common house – Gemeinschaftshaus, der Raum oder das Haus, das allen zur Verfügung steht, und für gemeinsame Aktivitäten oder auch als Gästehaus genutzt wird
  • car sharing – Gewinnorientierte (wie z.B. ZipCar oder auch gemeinnützige Unternehmen (wie CityCarShare.org) stellen Autos zur Verfügung. Gegen Mitgliedsbeitrag und Nutzungsgebühr kann man diese ausleihen, für einige Stunden oder mehrere Tage.