Wandern auf dem E11: Von Potsdam nach Nikolassee

Nach der Städtetour am vergangenen Wochenenende soll es diesmal ein bisschen in die Natur gehen. Zur Einstimmung haben wir uns den Europäischen Fernwanderweg E11, genauer gesagt die Etappe von Potsdam nach Nikolassee, ausgesucht.

Wir beginnen am Potsdamer Hauptbahnhof. Der Weg ist direkt vor dem Bahnhof ausgeschildert, allerdings weder als Wanderweg, noch mit der Markierung E11, sondern als Radweg in Richtung Park Babelsberg. Die E11-Markierung werden wir noch eine Weile suchen, bis wir sie zu Beginn des Düppeler Forsts das erste und einzige Mal auf dieser Strecke entdecken.

Bis zum Park Babelsberg teilen sich Wander- und Radweg dieselbe Trasse. Es geht an der Havel entlang, langsam weg von bebautem Gebiet. Nach etwa drei Kilometern entdecken wir rechts des Weges ein Foodsharing-Station bestehend aus einem Schrank und einem Kühlschrank. Zwei einsame Möhren, eine Paprika und ein Päckchen Spinat warten auf einen Hungrigen, der sie mitnimmt.

Weiter geht es, immer am Wasser entlang, hinein in den Park Babelsberg. Kurz vor dem Parkende haben wir freie Sicht auf die Glienicker Brücke, die unter ihrem Spitznamen „Bridge of Spies“  (Agentenbrücke) in diesem Winter als gleichnamiger Film in den Kinos zu sehen war. Da sie zwischen dem ehemaligen West-Berlin und Potsdam liegt, diente sie während des Kalten Krieges zum Austausch von Spionen und politischen Gefangenen zwischen den westlichen Staaten und dem Ostblock.

Nach der Parkbrücke erreichen wir Klein-Glienecke, biegen – dem ersten und einzigen Hinweis auf den E11 folgend – nach rechts ab und erreichen den Düppeler Forst. Hier geht es nun eine gute Stunde immer im Wald am Wasser entlang. Zeit und Ausblicke für eine Mittagsrast haben wir genug.

An der Hubertusbrücke verlassen wir den Düppeler Forst. Hier gibt es zwei – sich gegenüber liegende Möglichkeiten – einer Einkehr. Beide Gastwirtschaften sind kaum besucht und auch wir entscheiden uns fürs Weitergehen. Wir kreuzen die Straße, unterqueren den Bahndamm und gehen weitere 20 Minuten durch den Wald bis wir die Potsdamer Chaussee queren und den S-Bahnhof Wannsee sehen.

Zeit und Kondition sind gut, so dass wir uns gegen die S-Bahn und für das erwandern der nächsten Station entscheiden. An der Potsdamer Chaussee führt eine kleine Treppe hinauf und hinter den Gleisen entlang bis zur Dreilindenstraße. Vorbei an der Dreilinden-Grundschule, der gleichnamigen Oberschule und dem Mutterhaus der Hedwigschwestern geht es in Richtung Autobahn. Diese unterqueren wir und erreichen die Rehwiese, die sich wie ein lang gezogener Park fast bis zum S-Bahnhof Nikolassee erstreckt. Kaum am Bahnhof angekommen, fährt die nächste S1 ein, die uns zurück nach Berlin bringt.

 

 

#teambrandmaster

There has been a hashtag for the wedding, #teambrandmaster. I’ve been using it heavily. The rest of the guests, not so much. But still, some nice pics and posts have been around on social media. Here is the story of the wedding day as it can be read from posts on twitter and instagram.

Some exited guests posting months and days in advance.

The goodie bag got special attention.

And the weather, too.

Wedding preparations, parts 1 & 2.

The venue.

Funniest wedding program ever #teambrandmaster

Ein von Caleb Brown (@kayluhb) gepostetes Foto am

The two cuties.

#teambrandmaster is pretty f’ing cute

Ein von Lillian (@lillian_brown) gepostetes Foto am

Cocktail hour and party.

Best wedding I’ve been to so far 💑💃👫👰🍸🍻🍺 #teambrandmaster #wedding Ein von Emma (@simply.emma.k) gepostetes Foto am

#teambrandmaster

Ein von Dave Hollum (@davehollum) gepostetes Foto am

Boston Tag 4 – Hochzeit

Es ist Samstag. Heute wird geheiratet. Nach einer erholsamen Nacht im King-Size-Bett machen wir uns zum Frühstück auf, das praktischerweise auf der gleichen Etage nur wenige Schritte von unserem Zimmer serviert wird. Die angebotenen Speisen und Getränke sind nicht der Rede wert, jedoch treffen wir die ersten Hochzeitsgäste vom gestrigen Abend wieder und dann gesellt sich auch das Brautpaar kurz zu uns. Und plötzlich wird klar, wie viele der uns herum frühstückenden Menschen eigentlich dazu gehören. Fast alle.

Wir verbringen den Vormittag im Worcester Art Museum und schauen uns die wunderschön ausgesuchte Sammlung und die Sonderausstellungen an. Anschließend geht es für mich zur Schönheitspflege, Hand- und Fußnägel hochzeitstauglich machen. Gegen halb vier sind wir zurück im Hotel, es bleibt nur noch eine Stunde zum Anziehen und Schminken und schon fährt der erste Shuttle-Bus.

Wir entschließen uns, gemeinsam mit K und P das Auto zu nehmen, um rechtzeitig zum Ort der Trauung zu gelangen. Uns erwartet ein Raum in einem alten Industriegebäude, der liebevoll mit persönlichen Dingen von E und R dekoriert ist: Eine Tafel mit den wichtigsten Stationen ihres Kennenlernens (erster Kuss, erstes Date, Tag und Ort des Antrags, …), Hochzeitfotos von Eltern und Großeltern, ein witziges und gleichzeitig liebevoll zusammengestelltes „Programmheft“, Blumen, ein extra gebauter, Pavillion unter dem das Paar gleich stehen wird. Hier hat sich „ein ganzes Dorf“ wie die Trauzeugin später sagen wird, viele Gedanken gemacht, um den perfekten Tag auszurichten.

Unsere Eile war gar nicht notwendig, bevor nicht alle Gäste da sind und auch die Hochzeitsgesellschaft vom Fotos machen kommt, geht es nicht los. Doch dann beginnt der Einzug. Als erstes kommt die Traurednerin, eine Cousine von R, die extra für diesen Tag eine Lizenz zum Trauen bekommen hat. Als nächstes kommt schon E, Papa an der rechten und Mama an seiner linken Seite, danach die Trauzeugen und Brautjungfern und zuletzt R, ebenfalls an der Seite ihrer Eltern.

Die Trauung ist kurz, berührend und witzig zugleich. Nach einer halben Stunde erklingen die „I do’s“ und Mr. und Mrs. B sind Mann und Frau. So sehr, wie eine Trauung in Deutschland festgelegten Abläufen folgt – Texte unterbrochen von Musik und Andacht oder Gebet – so frei ist das Paar hier, den Ablauf der Trauzeremonie ganz nach seinen Vorstellungen zu wählen.

Nachdem die Verlobung, die Hochzeitsvorbereitungen mit Kennenlernen der Eltern und Auswahl der Trauzeugen sowie der Ablauf des Tages selbst den tradtionellen (wenig flexiblen) amerikanischen Gepflogenheiten entsprach, so sehr dringt jetzt die Freiheit durch, die man sich in Deutschland an dieser Stelle wohl nie nehmen könnte. E und R gelingt es, schon mit der Wahl der Traurednerin, aber auch mit den Inhalten der Trauversprechen eine sehr persönliche und familiäre Atmosphäre zu schaffen, die man einatmen und festhalten möchte.

Der Auszug der Brautleute endet direkt an der Bar und die Party beginnt mit der „Cocktail Hour.“ Es gibt lokales Bier und internationale Longdrinks. Später weichen die Getränke dem Essen, das Essen den Reden, die Reden dem Tanzen und das Tanzen dem gemeinsamen Ausklang in einer nahegelegenen Bar.

Schön war es. Erinnerungen sind es schon jetzt.

02.05.2015

Kosmopolitisches San Francisco

Am Wochenende war ich mal wieder in der Stadt unterwegs. Als erstes führte mich mein Weg den Nob Hill hinauf. Dort oben haben sich die Big 4 (die vier Eisenbahnbarone) im 19. Jahrhundert niedergelassen. Der Snob kann sich auch heute hier oben noch wohl fühlen: Thront dort doch der Pacific-Union Club, ein über hundert Jahre alter elitärer Treffpunkt für den feinen Herrn, der gleich gegenüber auch angemessen im monumentalen Palast des Mark Hopkins Hotel oder im altehrwürdigen The Fairmont  (hier hatten sich die meisten der Delegierten für die Gründungsversammlung der Vereinten Nationen gebettet) logieren kann. Will er es etwas geheimbündlerischer, kann er zur anderen Seite hin auch bei der Freimaurer-Zentrale von Kalifornien vorbeischauen.

Getrennt vom Pacific-Union Club durch einen kleinen Park streckt sich eine beträchtliche Reminiszenz zur europäischen Kultur in die Höhe. Die Grace Cathedral erinnert mit ihrer Fassade stark an Notre Dame in Paris – allerdings haben sie die Kirche hier in der neuen Welt einfach in die entgegengesetzte Richtung gebaut, so dass man nicht von einem klassischen Westwerk sondern von einem „Ostwerk“ sprechen muss. Sei’s drum: Innen entfaltet sich jedenfalls der gotische Gedanke in schönster Weise: Der Blick im hallenartigen Raum führt direkt weiter zum himmlischen Reich und das göttliche Licht flutet in allen Farben durch die Buntglasfenster. Schön wie hier amerikanische und europäische (gotische) Inszenatorik eins sind.

Weiter ging es Richtung Osten. Um die Ecke rum und ich befand mich in einer Demonstration. Europa wirft bis San Francisco seinen politischen Schatten. Pro-oppositionelle Ukrainer tun ihren Unmut über Janukowitsch vor dem deutschen Generalkonsulat kund. Leider verstehe ich nichts, denn Sprechchöre, Reden und auch Gesang sind auf Ukrainisch. Weiter gen Osten stolpere ich dann noch ins chinesische Neujahrsfest: Unglaubliche Menschenmassen in der Grant Avenue; fast nur Chinesen (oder auch andere Asiaten?) schieben sich an unzähligen Ständen vorbei. Zur Feier des Tages finde ich Überwindung, mir Dim Sum als Imbiss zu gönnen.

Ein Date mit Dirk

Warriors gegen Mavs – Stephen Curry gegen Dirk Nowitzki. Und wir waren dabei. Ein Spiel, das im letzten Viertel alle Zuschauer von den Sitzen geholt hat. Die Gäste aus Dallas haben gleich zu Beginn einen komfortablen Vorsprung herausgespielt und liegen damit bis kurz vor Schluss vorn. Und dann, in den letzten Sekunden kommen die Golden State Warriors tatsächlich noch ran und gleichen sogar aus. Und Curry trifft aus dem Dribbling heraus drei Sekunden vor Schluss. Das Spiel endet 95:93 für die Warriors. Total spannend.

San Francisco hat keine eigene Mannschaft in der NBA. Aber in der Nachbarstadt Oakland spielen die Golden State Warriors in der Oracle Arena. Und das lohnt sich. Weil man mittendrin ist, wenn zu Beginn die Nationalhymne gesungen wird (inklusive eines bebenden Herzes, wenn am Höhepunkt der Hymne die komplette Halle laut jubelt). Weil es unglaublich viel zu sehen gibt. Die Spielpausen zum Beispiel sind mit Zuschauerunterhaltung und Spektakel, anstatt mit Werbung, gefüllt. Und auch, weil man dem Spiel gut folgen kann, selbst wenn man Basketball nur von den missglückten Freiwürfen im Sportunterricht kennt.

Dirk spielen zu sehen ist dann noch das Tüpfelchen auf dem i. Er macht an diesem Abend 21 Punkte, Curry – der Mann der Warriors – 33. Ein Teil von uns hat sich trotzdem immer laut gefreut, wenn er getroffen hat. Ganz großartig ist auch der Amerikaner hinter uns, der regelmäßig „Dalembert, you’re the worst!“ ruft und damit den Centerspieler der Mavericks beleidigt, der an diesem Abend aber auch wirklich bei (fast) jeder Gelegenheit den Ball aus der Hand gibt.

Mit der BART kommt man in einer guten halben Stunde bequem von SF Downtown hin und zurück. Karten sind schon für weniger als 30 Dollar zu bekommen, auch in der Woche vor dem Spiel noch bequem per Internet. Sie sind deutlich leichter zu beschaffen und kosten weniger als Karten für Football oder Baseball. Wir sehen von unseren Plätzen im obersten Block 214 sehr gut gesehen.

Für M war das ein wenig wie die Erfüllung eines Kindheitstraums. Hat er doch in seiner Jugend öfters einen Großteil des Nachmittags mit T und J unter dem Korb verbracht. Die damals ersten Klicks im neuen Medium Internet hatten sie auf die NBA Seite geführt: es dauerte schon mal eine Minute bis sich ein Spielerprofil komplett geöffnet hatte. Und auch so manche Nacht wurde für die live-Spiele im Fernsehen geopfert, um dann mit dem Klängen der Stadionorgel, den „Defense, Defense“-Rufen, dem warmen Prallen des Balles auf dem Parket und dem „Swish“, wenn der Ball perfekt durch den Korb geht, einzuschlafen. Das alles haben wir nun erlebt.

Stadtwandern

Wenn man keine Lust mehr auf Wolkenkratzer oder Museen hat und sich beim Gedanken an Fahrradfahren nur müde sagt „och nö, nicht schon wieder“, dann wird es Zeit für einen kleinen Wandertag. Und den haben wir am letzten Sonntag gemacht. Mit Picknick und schönem Wetter.

Wir wandern in der Stadt und doch in der Natur: Der Weg führt einmal durch den Golden Gate Park, vorbei an Seenlandschaften und Bisons, hinunter zum Pazifik. Mittagspicknick mit Blick auf die Wellen und weiter die Küste hinauf in Richtung Land’s End und Golden Gate Bridge. Nach etwa 5 Stunden durch Wälder, Sand und Wind haben wir unglaublich abwechslungsreiche Natur gesehen.

Los geht es am östlichen Ende des Golden Gate Parks. Die ersten zwei Stunden verbringen wir damit, ihn einmal in Längsrichtung zu durchstreifen. Vorbei an Rollschuhläufern und Rhododendronbüschen geht es den John F. Kennedy Drive hinunter bis zum  zentralen Platz, an dem sich das De Young Museum und die Academy of Sciences befinden. Von hier aus gehen wir am japanischen Teegarten vorbei und zum Stow Lake.  Dann überqueren wir den Highway Number 1, folgen dem Middle Drive West hinunter und wechseln am Polofeld auf die nördliche Parkseite zum Bisons gucken. Die liegen jedoch hauptsächlich auf ihrer Wiese rum, wir sehen wenig von ihrer tatsächlichen Statur und Größe, so dass das weniger spektakulär ist, als gedacht. Wir folgen ein letztes Stück dem John F. Kennedy Drive, lassen den Golfplatz rechts liegen und jauchzen laut, sobald sich der Pazifik vor uns auftut.

Hier packen wir das mitgebrachte Picknick aus – Käsebrote und Taboulé-Salat – und sitzen bei erstaunlich wenig Wind gemütlich in der Sonne. Alternativ könnte man zum Mittagessen auch einen Abstecher zum Outerlands (4001 Judah St, San Francisco, CA 94122) machen und dort ein paar Sandwiches genießen.

Weiter geht’s zum Stand. In der Brandung laufen wir gen Norden, immer dem Cliff House entgegen. Weil die Gezeiten günstig sind und die Wellen noch knapp vor den Felsen aufhören, können wir das Cliff House unterhalb – also über den Strand – umlaufen. So erreichen wir ohne den Auf- und Abstieg über die Klippen die verfallenen Sutro Bäder, eine Anlage von Meerwasser-Schwimmbädern aus dem vorigen Jahrhundert. Hier müssen wir ein bisschen über die breiten Einfassungen balancieren, um den Weg zu erreichen, der weiter in Richtung Land’s End Park führt. Nach dem kurzen Aufstieg zum Parkplatz machen wir noch eine kleine Teepause beim Infohäuschen, das auch ein kleines Café beinhaltet.

Jetzt wollen wir endlich die Brücke sehen. Weiter geht es also, diesmal oben an der Steilküste entlang, in Richtung Norden. Jetzt bewegen wir uns für ein kurzes Stück auf dem California Coastal Trail, der sich auf insgesamt 1.200 Meilen über die gesamte Kalifornische Küstenlinie von Mexiko bis nach Oregon erstrecken soll und bisher etwa zur Hälfte erschlossen ist.

Das Stück, das wir auf ihm wandeln, ist sensationell. Sonnenuntergang, Blick auf die Brücke und dann Suche nach dem kleinen, versteckten Labyrinth am Eagle Beach (das auf dem Artikelfoto ganz oben). Als wir es finden, geht die Sonne gerade unter. Da die Dunkelheit naht, schaffen wir es nicht ganz bis zur Brücke, sondern kürzen über die Legion of Honor ab und steigen an der California Street wieder in den Bus.

Bis hierhin waren wir mit Pausen und viel gucken gut sechs Stunden unterwegs. Bis zur Brücke würde man wahrscheinlich noch etwa eineinhalb Stunden an der Küste entlanglaufen, so dass man für die gesamte Strecke je nach Geschwindigkeit etwa 7-8 Stunden (inkl. Pausen) einplanen sollte.

Brauereiführung: Anchor Steam Brewery

Wir waren letzte Woche um 10.00 Uhr morgens Bier trinken. Oder, wie unser Tourguide es treffend formulierte: „Irgendwo auf der Welt ist es sicher gerade 17.00 Uhr nachmittags.“ Also eine akzeptable Zeit für ein Glas Bier – nach einer Führung durch die Achor Steam Brewery.

In der Anchor Steam Brewery – der Anker Dampf Brauerei – wird direkt in unserer Nachbarschaft das über die Stadt hinaus bekannte „Anchor Steam Beer“ gebraut. Auf dem Weg zum Supermarkt kommen wir oft daran vorbei, sehen den Dampf und haben den Malzgeruch in der Nase. Die Idee, nach einer Tour Ausschau zu halten, lag also nicht fern.

Über die Homepage der Brauerei kann man (ausschließlich) telefonisch die Teilnahme an einer kostenlosen Tour durch die Brauerei reservieren. Die Touren werden momentan jeden Tag um 10.00 Uhr morgens und 13.00 Uhr mittags angeboten. Aber: sie sind begehrt. Für vier Personen muss man mit mindestens einen Monat Vorlauf rechnen, für mehr Personen oder für den begehrten Termin am Freitagnachmittag um 13.00 Uhr wartet man bis zu sechs Monate.

Die Tour selbst dauert etwa 45 Minuten, hinterher sollte man weitere 45-60 Minuten für die Probe der verschiedenen Biersorten einplanen. Schön ist, dass die Tour bei laufendem Betrieb mitten durch die Produktion führt. Wir bekommen nicht nur einen sehr authentischen Einblick, sondern entdecken erstaunt, wie wenig Platz es braucht, um jährlich 43 Millionen Flaschen Bier zu brauen. Und auch die Angestellten sehen täglich, was gerade gebraut wird: Büros, Labore, Proben- und Verkaufsraum sind alle um die zentral stehenden, großen Kupferkessel herum angeordnet.

Es gibt eine Reihe von Erklärungen dafür, wie der Name „Steam Beer“ zustande kommt. Unser Tourguide Bobby gibt die Folgende: Steam Biere seien charakteristische Biere der Westküste, die ohne elektrische Kühlung produziert werden. Das heiße Bier wurde nach dem Kochen der Würze auf das Dach der Brauerei gestellt, wo die Küstenwinde dafür sorgten, dass es sich rasch abkühlte und weithin der weiße Dampf sichtbar war. Aus der Not heraus entwickelt, hat Anchor es in der Zwischenzeit zu seinem Markenzeichen gemacht.

Nach dem Würzkochen in drei großen Kupferkesseln wird das Bier in offenen, viereckigen Edelstahltanks in einem belüfteten Raum aber ohne weitere technische Kühlung abgekühlt. Wegen der Fotos trödelte ich ein bisschen hinter der Gruppe her. Eine der vorbeigehenden Angestellten sammelte mich auf und nahm mich mit hinein in den Raum mit den großen Wannen. Darin riecht es völlig anders als im Reste der Brauerei: nach Blumenwiese und Apfelbaum, fruchtig, malzig, süß und überhaupt nicht nach Bier oder Alkohol.

Dem Biergemisch in den Wannen wird Hefe zugesetzt und dann findet offen – das ist unüblich – der erste Gärprozess statt. Dabei wird ein großer Teil des enthaltenen Malzzuckers zu Alkohol vergoren. Die zweite Gärung folgt danach in Edelstahlfässern. Das bei der Gärung entstehende Kohlendioxid entweicht erstmal in den offenen Wannen. Damit das Steam Beer trotzdem gleichmäßig perlt, wird das sogenannte „kräusening“ eingesetzt. Dem fertigen Bier im Fass wird nochmals ein wenig Stammwürze zugesetzt. Die darin enthaltenen Hefen sorgen dafür, dass die Gärung nochmals beginnt und sich das Kohlendioxid gleichmäßig im Bier verteilt.

Unsere Führung endet mit einem Blick in die Abfüllanlage, wo Bobby mit Hilfe von laminierten Schildern erklärt, welche Schritte durchlaufen werden und wie viel Bier pro Tag, Woche und Jahr produziert wird. Der Lärm verhindert weitere mündliche Erklärungen und neugierige Nachfragen werden auf die anschließende Verkostung verschoben.

Hier haben wir Gelegenheit, das gesamte Sortiment zu verkosten. Wir sagen uns, dass es sicher irgendwo auf der Welt gerade fünf Uhr nachmittags ist und legen los. Wenn ihr auf die Bilder der einzelnen Biere klickt, findet ihr die Einschätzungen von M, mir und M’s Papa. Unsere Top 3 waren: Steam Beer, Lager und Porter. Einen besonderen Platz erhält das diesjährige Christmas Ale, das wir aufgrund der enthaltenen Weihnachtsgewürze zwar außergewöhnlich, aber dennoch gut abgestimmt fanden. Das gibt’s dann hier zu Weihnachten.

Anchor Brewing Company, 1705 Mariposa Street, San Francisco, 94107

Postkartenblick

Nachdem ich beim ersten Mal im Nebel stand, hat es diesmal geklappt. Bei unserer ersten Fahrradtour konnten wir die Eleganz der Golden Gate Bridge im Sonnenschein bewundern.

Es ist noch immer traumhaftes Wetter hier, sonnig und für die Jahreszeit ungewöhnlich warm. Wir haben uns also am Sonntag Nachmittag unsere Räder geschnappt und sind – immer am Wasser lang – einmal um die Halbinsel bis zur Golden Gate Bridge gefahren. Zuerst ging es vorbei am AT&T Park, in dem die Giants (diese Saison leider nicht mehr) spielen. Danach konnten wir die Oakland Bay Bridge von unten bewundern, und weiter zum Ferry Building und an den Landungsbrücken entlang.

Danach gab es einen Zwischenstopp bei Ghirardelli für einen kleinen Eisbecher mit heißer Schokosauce. Gestärkt konnten wir dann gegen den Wind um Crissy Field herum antreten, um endlich die kleine Anhöhe hinauf zur Golden Gate Bridge zu erklimmen.

Zurückgerollt sind wir durch den Presidio Park, weiter ins Reichenviertel Presidio Heights, und dann mitten durch die Stadt. Es gibt relativ gut beschilderte Wege und einige Straßen haben auch Fahrradwege. Als wir endlich wieder auf unserem Hügel ankamen, wurde es schon dunkel.

Freunde von Freunden

Wir wohnen momentan in einem Gemeinschaftswohnprojekt in Berkeley. Spontan und ohne uns zu kennen, haben uns M+M, Freunde von K+H, ihr Gästezimmer angeboten. Ganz im Stil des in der Überschrift benannten Blogs habe ich mal versucht einige Eindrücke davon festzuhalten.

Nachdem unsere eigentliche Wohnung in San Francisco erstaunlich schnell gefunden war – es war die dritte, die ich angeschaut habe – stellte es sich als deutlich schwerer heraus, eine Zwischenmiete zu finden, um die 10 Tage bis zu unserem Einzugstermin zu überbrücken. Entweder passten die Termine nicht, die Wohnung war am falschen Ende der Stadt oder jemand anderes nahm das Zimmer bevor wir es überhaupt ansehen konnten. Unser Plan B sah vor, dass wir ein Auto nehmen und rumreisen, solange bis wir in unsere Wohnung können. Dieser sollte aber nur im Notfall zum Einsatz kommen, da M das beginnende Semester gerne von Anfang an in Stanford mitbekommen wollte und schon Termine mit seinem Prof ausgemacht hatte.

Und, wie so oft, kam uns dann der glückliche Zufall zu Hilfe. Wir lernten M+M kennen, die mit K+H im vergangenen Jahr immer mal wieder was zusammen unternommen hatten. Und die boten uns, spontan und ohne uns zu kennen, ihr Gästezimmer an. Seit dem sind wir Gäste in einem community housing project, einem Wohnprojekt bei dem sich mehrere Familien zusammentun und ein Grundstück teilen. In unserem Fall sind es zwei Grundstücke, die direkt aneinander grenzen, 4 Häuser und 12 Personen. Jede Familie hat ihre eigene Wohnung, ein Haus wird durch eine WG bewohnt und ein Haus – das sogenannten common house – steht Gästen offen und für gemeinsamen Aktivitäten zur Verfügung. In dem wohnen wir.

Es gibt zwei Gästeschlafzimmer, eine Küche, ein Bad, ein Arbeitszimmer, ein Spielzimmer für die Kinder und einen Haushaltsraum, in dem die Waschmaschine und der Trockner stehen, die alle gemeinsam benutzen. Auch die Hühner und der Garten werden gemeinsam versorgt, teilweise mit festen Wochenplänen. Derjenige der Hühnerdienst hat, bekommt auch die Eier-Ausbeute dieses Tages. Heute waren M+M dran und die beiden konnten sechs Eier aus den Nestern fischen. Im Hof und im großen Wohnzimmer wird zwei Mal pro Woche gemeinsam gegessen und jeder ist mal dran mit kochen. Außerdem teilen sich drei Familien die „Produktion“ von Nahrungsmitteln indem sie diese untereinander austauschen: eine Familie bäckt Brot, eine macht Joghurt und die dritte Hummus.

Es ist ein bisschen wie in einer WG. Nur größer und – durch die getrennten Haushalte – auch mit mehr Privatsphäre, wenn man sie gerne möchte. Aber es gefällt uns sehr gut. Um alles haben sich die Bewohner Gedanken gemacht. Müll wird – wie überall in Berkeley und auch in San Francisco – getrennt. Aber es gibt eben auch Solarpanele, in der Einfahrt ist ein Car Sharing Parkplatz, das Wasser aus der Waschmaschine kann genutzt werden, um den Garten zu bewässern. Sie haben sich dazu entschlossen, so verantwortungsbewusst wie möglich zu leben und Menschen gefunden, die diese Einstellung teilen. So konnten sie, über mehrere Jahre hinweg, eine gut funktionierende Gemeinschaft aufbauen, die sich einen günstigen und doch naturnahen Lebensraum in der Stadt geschaffen hat.

Und wir haben einen Ort gefunden, an den wir abends zurückkehren können und der uns, einmal mehr, das Ankommen wirklich schön gemacht hat.

Verzeichnis der im Text verwendeten Fremdwörter:

  • community housing project – Form des sozialen Zusammenlebens, bei dem sich mehrere Familen, Personen, Generationen ein Grundstück oder Haus teilen. Berühmte (baldige) Vertreter des Gemeinschaftswohnens in MA sind M+C.
  • common house – Gemeinschaftshaus, der Raum oder das Haus, das allen zur Verfügung steht, und für gemeinsame Aktivitäten oder auch als Gästehaus genutzt wird
  • car sharing – Gewinnorientierte (wie z.B. ZipCar oder auch gemeinnützige Unternehmen (wie CityCarShare.org) stellen Autos zur Verfügung. Gegen Mitgliedsbeitrag und Nutzungsgebühr kann man diese ausleihen, für einige Stunden oder mehrere Tage.

Transport

Inzwischen ist man mehr oder weniger hier angekommen und kann nun mal etwas über solch abstrakte Themen wie den Transport erzählen. Nachdem in unseren gemeinsamen ersten Tagen unsere Wohnsituation noch etwas unstet war und das neue Semester in Stanford noch bevor stand, haben wir uns kurzerhand ein Auto geliehen. Heraus kam ein schmuck-sportives Vehikel namens Chevrolet Cruze (sic!). Mit der ersten Fahrt von der Verleihstation zurück zu unserer Bleibe, fühlte man sich ein wenig zum zweiten Mal angekommen – dieses Mal in der automotiven amerikanischen Gesellschaft.

Das sonor-satte Brummen des Motors beim Gas geben, das sich beim automatischen Schaltvorgang um eine geschätzte Terz in der Tonhöhe verringert, bereitet ein wohliges Gefühl der Freiheit, des Selbstbewusstseins – und der Bestätigung meiner Vorurteile über die car nation. Derweil ließen mich Eindrücke schon vorher im Wohnviertel rund um die Universität Berkeley von meiner vorgefertigten Meinung des obsessiv-umweltverschmutzenden Autogebrauchs der Amerikaner ein wenig abrücken: Der Anteil an Toyota Prius (Fahrzeug mit Hybridantrieb) macht ungefähr ein Viertel aus; und ein weiteres Viertel nehmen Volvos ein (und das bei einer gefühlten Autodichte von mindestens einem Fahrzeug pro Haushalt!). Dieser Eindrück hat sich im übrigen bei der Fahrt entlang der Küste nach Norden bestätigt. Weiterhin finden sich in Berkeley sogar Straßen, wo sich explizit ausgewiesen auch Fahrräder am Straßenverkehr beteiligen dürfen. Und die Busse führen gleich dem Bisonfänger einer Wildwest-Lok vorne eine Vorrichtung zum Fahrradtransport mit sich. Apropos Zug: Mit Schrecken habe ich bei einer Recherche feststellen müssen, dass es keine Zugverbindung zwischen San Francisco und Los Angeles gibt: Möglich wäre eine 1-stündige Fahrt mit dem Bus, danach ein Umstieg in eine 6-stündige Zugfahrt, um dann noch mal 2 Stunden mit dem Bus zu fahren. (Und ich dachte, die Siedler hätten den Westen unter anderem auch mit der Eisenbahn erschlossen; na ja, das war dann wohl eher von Ost nach West als von Nord nach Süd.)

Jedenfalls klappt der Transport mit dem Auto wunderbar. Mittlerweile bin ich nun ein paar Mal von Berkeley nach Stanford gependelt (in der Theorie eine dreiviertel Stunde). Man begibt sich lässig noch in der Innenstadt auf eine Fahrtrasse, die den Verkehr mindestens auf drei, meist aber vier Spuren führt, in einem Tempo, das einen an zähfliessenden Teig denken lässt. Trotzdem wird es auf dem meilenweiten Geradeaus nie langweilig: Aus über hundert Radiosendern kann ich von Glen-Miller-Musik der 40er über Jazz, Klassik, Pop-Klassikern zu Heavy Metal und Bluegrass alles haben – sogar die neuesten MLB– und NFL-Berichte. Klänge dringen ab und zu auch von außen an mein Ohr: Beispielsweise wenn einer der Trucks (kein LKW, wir würden Pick-ups sagen) mit seichtem Dröhnen an einem vorbeizieht – wahlweise auf der linken oder auch rechten Spur – und sich für diesen Moment aufgrund deren Höhe ein ausgewachsener Schatten über einen legt (ähnlich den Häuserschluchten von New York?).

Zu sehen gibt es nicht viel. Allerdings kann man sich desweiteren die Zeit mit allerlei lustigen soziologischen Feldversuchen vertreiben: Zum Beispiel die Frage, ob sich die Menschen, die ihre Autos auf der rechten Spur bewegen, von denen unterscheiden, die fünf Spuren weiter links fahren (bin da noch zu keinem endgültigen Resultat gekommen). Oder etwa ökonomische Überlegungen: Wieviel Geld wäre ich bereit einem potentiellen Beifahrer zu zahlen, um dies dann zusammen mit ihm über die Zeitersparnis auf der carpool lane wieder reinzuholen.

Recht spaßig also der Transport in Kalifornien. Da sieht man auch mal schnell über den häufig auftretenden, zähfließenden Verkehr oder sogar Stau hinweg. Und mal ehrlich: Die fünfzig Kurven gepaart mit einer überwundenen Höhendifferenz von mehreren hundert Metern, die man auf jeder Meile der pittoresken Küstenstraße nach Norden überwinden muss, jede Sekunde befürchtend einen der unerschrockenen Fahrradwanderer, die sich die Straße mit einem „teilen“, abzuschießen, sind auch nicht nur positiv für Gemüt und Magen. Jedenfalls wird nun bald mit dem Zug gependelt und auf dem Campus das Fahrrad benutzt.

Verzeichnis der im Text verwendeten Fremdwörter:

  • car nation – wir sind im „Land der Autofahrer“, wirklich wenige Menschen gehen zu Fuß und wir haben bisher immer einen Parkplatz gefunden
  • MLB – heißt Major League Baseball und ist neben
  • NFL– der National Football League zwei der Nationalsportarten in den USA
  • Truck – Auto mit kleinem Fahrerhaus und großer Ladefläche, gerne auch mit übergroßen Rädern unten dran, in Deutschland eher Pick-up genannt
  • carpool lane – reservierte Spur für Fahrzeuge, die mindestens zwei Personen befördern