Monatsrückblick – September 2017

Der September begann mit einem Geburtstag, bestand im Rest vor allem aus Urlaub und endete mit einer Hochzeit. Das macht ihn zu einem der besten Monate in diesem Jahr. Gutes Wetter, unglaubliches Essen, viel Zeit mit netten Menschen. Was will man mehr?

|Gesehen| David Cronenberg: Scanners – Steven Soderbergh: Sex, Lies, and Videotape – Francis Ford Coppola: The Rain People – Werner Herzog: Wovon träumt das Internet?
|Gelesen| Werner Goez: Von Pavia nach Rom – Jens-Arne Dickmann: Pompeji – Carlo Levi: Christus kam nur bis Eboli – Heinz Strunk: Fleisch ist mein Gemüse – Heinz Strunk: Der goldene Handschuh
|Gehört| Robert Greenberg: How to Listen to and Understand Great Music
|Getan| Geburtstag gefeiert, einmal den Süditalien und zurück, große Hochzeitskochaktion plus Hochzeit bei bestem Herbstwetter
|Gegessen| Focaccia Genovese – Pasta all’amatriciana – Riso baldo con piselli, ceci e pancetta – Nocellara del Belice – Pomodori secchi (von Fauzzi, Noci, BA) – Terre dei Monaci, Olivenöl, Cilento – Caciocavallo Silano – Mozzarella di Bufala Campana – Ricotta di Bufala – Prosciutto Amatriciano – Salamini italiani alla cacciatora – Culatello di Zibello – Prosciutto di Carpegna – Tortelli di Zucca – Pasta con Fagioli – Orecchiette con Cime di Rapa – Cicorie con patate – Burata con verdure miste – Tortellini in crema di Parmigiano – Pesce Spada – Susina di Dro – Fichi d’India
|Getrunken| Vino Nobile de Montapulciano – Taurasi – Castel del Monte Rosso – Montefalco Rosso – Chinotto von Lurisia – Colli Piacentini Trebbianino Val Trebbia, Vino Frizzante
|Gedacht| Italien ist tatsächlich so schöh, wie alle immer sagen.
|Gefreut| Endlich Sonne. Meer. Strand. Feigen und Zitronen.
|Geärgert| Darüber, die Sprache nicht besser zu können. Und über die Tatsache, dass sich viele Hotels und Campingplätze so einer wenig gästefreundlichen (und datenschutzfreundlichen) Lösung für ihr WLAN bedienen.
|Gekauft| Jede Menge Vorräte aus dem Urlaub mitgebracht.
|Geklickt| Immer mal wieder auf google-maps, um die In-Ort-Navigation des Fahrers ein bisschen effizienter zu gestalten.

Boston Tag 4 – Hochzeit

Es ist Samstag. Heute wird geheiratet. Nach einer erholsamen Nacht im King-Size-Bett machen wir uns zum Frühstück auf, das praktischerweise auf der gleichen Etage nur wenige Schritte von unserem Zimmer serviert wird. Die angebotenen Speisen und Getränke sind nicht der Rede wert, jedoch treffen wir die ersten Hochzeitsgäste vom gestrigen Abend wieder und dann gesellt sich auch das Brautpaar kurz zu uns. Und plötzlich wird klar, wie viele der uns herum frühstückenden Menschen eigentlich dazu gehören. Fast alle.

Wir verbringen den Vormittag im Worcester Art Museum und schauen uns die wunderschön ausgesuchte Sammlung und die Sonderausstellungen an. Anschließend geht es für mich zur Schönheitspflege, Hand- und Fußnägel hochzeitstauglich machen. Gegen halb vier sind wir zurück im Hotel, es bleibt nur noch eine Stunde zum Anziehen und Schminken und schon fährt der erste Shuttle-Bus.

Wir entschließen uns, gemeinsam mit K und P das Auto zu nehmen, um rechtzeitig zum Ort der Trauung zu gelangen. Uns erwartet ein Raum in einem alten Industriegebäude, der liebevoll mit persönlichen Dingen von E und R dekoriert ist: Eine Tafel mit den wichtigsten Stationen ihres Kennenlernens (erster Kuss, erstes Date, Tag und Ort des Antrags, …), Hochzeitfotos von Eltern und Großeltern, ein witziges und gleichzeitig liebevoll zusammengestelltes „Programmheft“, Blumen, ein extra gebauter, Pavillion unter dem das Paar gleich stehen wird. Hier hat sich „ein ganzes Dorf“ wie die Trauzeugin später sagen wird, viele Gedanken gemacht, um den perfekten Tag auszurichten.

Unsere Eile war gar nicht notwendig, bevor nicht alle Gäste da sind und auch die Hochzeitsgesellschaft vom Fotos machen kommt, geht es nicht los. Doch dann beginnt der Einzug. Als erstes kommt die Traurednerin, eine Cousine von R, die extra für diesen Tag eine Lizenz zum Trauen bekommen hat. Als nächstes kommt schon E, Papa an der rechten und Mama an seiner linken Seite, danach die Trauzeugen und Brautjungfern und zuletzt R, ebenfalls an der Seite ihrer Eltern.

Die Trauung ist kurz, berührend und witzig zugleich. Nach einer halben Stunde erklingen die „I do’s“ und Mr. und Mrs. B sind Mann und Frau. So sehr, wie eine Trauung in Deutschland festgelegten Abläufen folgt – Texte unterbrochen von Musik und Andacht oder Gebet – so frei ist das Paar hier, den Ablauf der Trauzeremonie ganz nach seinen Vorstellungen zu wählen.

Nachdem die Verlobung, die Hochzeitsvorbereitungen mit Kennenlernen der Eltern und Auswahl der Trauzeugen sowie der Ablauf des Tages selbst den tradtionellen (wenig flexiblen) amerikanischen Gepflogenheiten entsprach, so sehr dringt jetzt die Freiheit durch, die man sich in Deutschland an dieser Stelle wohl nie nehmen könnte. E und R gelingt es, schon mit der Wahl der Traurednerin, aber auch mit den Inhalten der Trauversprechen eine sehr persönliche und familiäre Atmosphäre zu schaffen, die man einatmen und festhalten möchte.

Der Auszug der Brautleute endet direkt an der Bar und die Party beginnt mit der „Cocktail Hour.“ Es gibt lokales Bier und internationale Longdrinks. Später weichen die Getränke dem Essen, das Essen den Reden, die Reden dem Tanzen und das Tanzen dem gemeinsamen Ausklang in einer nahegelegenen Bar.

Schön war es. Erinnerungen sind es schon jetzt.

02.05.2015