Monatsrückblick – Mai 2018

Unser Mai war ein Monat mit langen Wochenenden voller Kurzurlaube: Es begann am langen Wochenende des ersten Mai mit einem Besuch von G’s Eltern und von Freunden am Wochenende danach, dann folgte die Himmelfahrtstour, Pfingsten verbrachten wir auf der Insel Rügen, danach ein Wochenende mit einem runden Geburtstag beim Zelten am See. Und schließlich Fronleichnam mit den letzten Etappen des Westweges im Südschwarzwald und Kunst gucken in Basel. Mehr dazu dann im Juni.

|Gesehen| Jean-Pierre und Luc Dardenne: Der Junge mit dem Fahrrad – Lars Kraume: Der Staat gegen Fritz Bauer – Jacques Tati: Mein Onkel – Andreas Dresen: Als wir träumten – Andreas Dresen: Stilles Land – 1968, Die globale Revolution – Diao Yinan: Feuerwerk am helllichten Tage
|Gelesen| David J. Chalmers: Why Isn’t There More Progress in Philosophy? – Franz Kafka: Der Verschollene – Hans Fallada: Kleiner Mann, was nun?
|Gehört| King Gizzard and the Lizard Wizard: Polygondwanaland – Khruangbin @ Villain – Wolfgang A. Mozart: Streichquartett C- Dur „Dissonanzen-Quartett“ (KV 465) – Wolfgang A. Mozart: Streichquintett g-Moll (KV 516) – Franz Schubert: Streichquintett C-Dur (op. post. 163, D 956) – Franz Schubert: Streichquartett Nr. 13 in a-Moll „Rosamunde“ (D 804)
|Getan| zwei Etappen im Nordpfälzer Bergland gewandert (15km und 26km) – auf den Rügener Kreidefelsen gewandert – das erste Mal in diesem Jahr gezeltet – angebadet – einen PS-starken gelben Flitzer als Mietwagen bekommen und damit durch die Pfalz gebraust
|Gegessen| selbstgemachter Börek – Rote-Beete-Hummus – jede Menge Rhabarberkuchen – Croque Madame – grüner Spargel, weißer Spargel als Suppe, Salat, Quiche und am häufigsten mit Kartoffeln und Butter – Erdbeeren – Geschnetzeltes von der Rehkeule
|Getrunken| Blanc de Noir, 2016, Karl Pfaffmann – Riesling, Herrgottsacker, 2014, von Winning – Chardonnay, Bernhard Koch
|Gefreut| über netten Besuch von Freunden, Wandern, Zelten und den Urlaub mit Gs Schwester
|Geärgert| über die langsame Zugverbindung zwischen Berlin und Stralsund
|Gekauft| vor allem Erinnerungen durch Reisen, Essengehen und Ausflüge
|Geklickt| Zugbuchungen, Hotelbuchungen, Mietwagenbuchungen und dazwischen immer wieder die Online-Wetterseiten

Veldenz-Wanderweg, Etappe 2: Von Ulmet nach Reckweilerhof

Nach Sauna, einem leckeren Abendessen, einer ruhigen Nacht und einem wirklich ausgiebigen Frühstück machen wir uns am Freitag um 10.00 Uhr auf zum zweiten Tag unserer Wanderung. Für diesen Tag haben wir geplant, die beiden folgenden Etappen des Veldenz-Wanderweges zusammenzulegen, so dass wir bis zum Nachmittag Reckweilerhof erreichen können, welches das nächste Etappenziel mit Bahnhof ist.

Direkt links vom Hotel führt der Wanderweg entlang, der uns einige wenige Meter bergab und dann – dem Zubringer zum Veldenz-Weg folgend – steil bergan die ersten 150 Höhenmeter des Tages nach oben ins Naturschutzgebiet Wartekopf und zurück auf den Hauptweg bringt. Heute ist es sonnig, so dass wir kurzärmelig und ohne Regenjacken loswandern können.

Der Veldenz-Weg empfängt uns auf dem Wartekopf mit einer blühenden Ginster-Wiese im besten Frühlingssonnenschein. Er zweigt jedoch nach ein paar hundert Metern bereits wieder ab und führt leicht bergab und bergan an Ulmet und Rathsweiler vorbei. Bevor der Weg nach Niederalben abzweigt begegnen uns die ersten uns einzigen Wanderer mit Bollerwagen an diesen zwei Tagen. Insgesamt sehen wir nur eine Handvoll anderer Wanderer oder Spaziergänger und haben den Großteil beider Tage alle Wanderwege, Rastplätze und Aussichtspunkte für uns allein.

In Niederalben überqueren wir den Fluss und die Straße bevor wir – ohne die Ortsmitte zu passieren – direkt über die am Ortseingang links abzweigende Straße, vorbei an einigen Häusern und dem Friedhof, zum Naturschutzgebiet Mittagsfels aufsteigen. Es ist inzwischen nach 12.00 Uhr und wir entscheiden uns – gestärkt mit ein paar Schokokeksen – diesen Aufstieg noch vor dem Mittagspicknick zu machen. Durch eine fast alpenähnliche Landschaft aus Gestein, Flechten und kleinen Büschen geht es in der prallen Sonne steil nach oben. Mehrere Bänke und Aussichtspunkte bieten sich für kleine Verschnaufpausen an. Oben angekommen haben wir einen superschönen Blick auf das heute bereits zurückgelegte Wegstück und die gerade bewältigten Höhenmeter. Schwindelfrei und trittsicher sollte man hier schon sein, wenngleich der Weg an allen Stellen ausreichend breit und auch nicht ausgesetzt ist. Vermutlich aufgrund dieses Wegabschnitts ist die Etappe zwischen Rathsweiler und St. Julian im Wanderführer als „schwer“ eingestuft.

Wir steigen vom Mittagsfels wieder ab und laufen noch ein paar Kilometer durch die Felder, bis wir oberhalb von St. Julian auf einer halbrunden Bank im Schatten Mittagessen, knapp die Hälfte der Etappe haben wir jetzt um kurz vor 14.00 Uhr geschafft.

Bis zum Abzweig des Zubringer-Weges nach St. Julian folgen wir der Asphaltstraße, die nicht nur von uns sondern auch von einigen Autos genutzt wird. Wir bleiben wieder halbhoch über den Orten und setzten unseren Weg nach Glanbrücken fort, wo der Weg direkt durch den Ort führt, um dann auf der anderen Seite wieder aufzusteigen. Leider sehen wir außer der Tankstelle keine Möglichkeit für Kaffee, Kuchen oder Eis, lassen aber auch hier die Ortsmitte rechter Hand liegen und folgen direkt dem Weg. Die Ortsdurchquerung ist gut beschildert und kein Problem.

Nach Glanbrücken führt uns ein langgezogener Aufstieg über etwa 150 Höhenmeter zurück auf die Felder. Links wachsen Erbsen, rechts Getreide. Wir erreichen einen kleinen Weiher, der sich perfekt für die zweite Pause des Tages anbietet. Auf der Bank gibt es die zweite Hälfte des Lunch-Paketes und die letzten Kekse.

Nun folgen noch der Abstieg nach Nerzweiler, die kurze Durchquerung des Ortes (wiederum ohne Möglichkeit zur Einkehr) sowie der erneute Wiederaufstieg in Richtung unseres Etappenziels Reckweilerhof. Der letzte, steile Aufstieg dieser Wanderung beginnt etwa zwei Kilometer nach Nerzweiler und etwa 3.5km vor dem Etappenziel. Nicht so steil wie zum Mittagsfels aber dennoch kurz und knackig beran erreichen wir die Höhen von Aschbach und gleich danach den Punkt, an dem der Veldenz-Wanderweg auf den Pfälzer Höhenweg trifft (hier könnte man alternativ auch ins Lautertal abbiegen, das etwa 7 km entfernte Wolfstein anlaufen und den dortigen Bahnhof nehmen). Ab hier haben wir es geschafft. Wir folgen dem Veldenz-Wanderweg den letzten Kilometer, bevor wir dann auf den Zubringer nach Reckweilerhof abbiegen und in den Ort hinunterwandern. Die letzten Meter führen uns leider wieder über die Straße, auf der zum Glück wenig Verkehr ist.

Wir erreichen unser heutiges Etappenziel um 17.30 Uhr und somit zur perfekten Zeit, um in den nächsten Zug zu steigen. Leider reicht uns die Zeit damit nicht, um noch im Hotel Reckweilerhof einzukehren, das wirklich gemütlich aussah. Die rund 27 Kilometer und etwa 700 Höhenmeter (Aufstieg) dieser Etappe haben wir damit in rund 7.5 Stunden brutto und etwa 6.5h reiner Gehzeit zurückgelegt.

Infos zu Etappe 2

Start: Hotel Felschbachhof, Ulmet
Ziel: Hotel Reckweilerhof (bzw. der direkt daneben gelegene Bahnhof), Reckweilerhof
Wanderstart: 10.00 Uhr
Wanderankunft: 17.30 Uhr
Wegzeit brutto: 7h 30 Minuten
Gehzeit netto: 6h 30 Minuten
Steckenlänge: 27km, 700hm Aufstieg

Veldenz Wanderweg, Etappe 1: Von Kusel nach Ulmet

Die diesjährige Himmelfahrtstour ist wieder eine Wanderung. Da wir vom langen Wochenende nur zwei Tage zur Verfügung haben, gab es folgende Anforderungen an die Wegplanung:

  • zwei Etappen mit einer Übernachtung
  • möglichst im Gebiet des VRN bzw. mit einer Anreise von maximal zwei Stunden zu erreichen, Ort der Anreise oder Abreise sollte nach Möglichkeit einen Bahnhof haben
  • beschilderter (Fern-/Rund-) Wanderweg, um langwieriges Kartenlesen an jeder Wegkreuzung zu vermeiden, auf bereits existierende Wegbeschreibungen und Höhenprofile zugreifen zu können und auch eine gewisse Sicherheit über den Abwechslungsreichtum bzw. die „Schönheit“ der Strecke zu erhalten.
  • Streckenlänge von 15-30km pro Etappe
  • Noch nicht begangen (das ließ den Pfälzer Waldpfad sowie die Pfälzer Weinsteig ausscheiden, von dem wir jeweils schon einige Etappen kennen)

Nach einer kurzen Recherche auf den Seiten der Pfalz-Touristik kamen dann folgende drei Wege in die engere Auswahl:

  • Pfälzer Höhenweg
  • Remigius Wanderweg
  • Veldenz-Wanderweg

Unsere Wahl fiel schließlich auf die ersten beiden Etappen den Veldenz Wanderwegs. Den Ausschlag gab die Tatsache, dass ich ein Hotel entdeckte, welches sich prima als Etappenziel eignete: Den „Felschbacher Hof“, ein Hotel mit Schwerpunkt auf biologischer-regionaler Küche und Slow Food Mitglied in Ulmet. Darum ließen sich am besten die ersten beiden Etappen des Veldenz Wanderwegs gruppieren, also wurde es dieser.

Nachdem wir einen Großteil des Packens am Mittwoch noch erledigten, haben wir morgens direkt den ersten Zug um 7.30 Uhr nehmen können und erreichten Kusel um 20 vor zehn. Auf dem Zwischenstopp in Kaiserslautern versorgen wir uns noch mit Frühstück beim Bäcker, der zum Glück – trotz Feiertags – geöffnet hat. Zudem haben wir beim Kartenstudium im Zug noch eine alte Römerstraße entdeckt, so dass wir uns umentscheiden und – statt ursprünglich direkt von Kusel loszulaufen – noch ein Anruflinientaxi bestellen, dass uns noch die wenigen Kilometer weiter bis nach Thallichtenberg, Ortsmitte brachte. Alle zwei Stunden fährt dorthin auch der Burgbus (bis zur Burg hinauf), in den Zeiten dazwischen eben das Ruftaxi (bis zur Ortsmitte am Fuß der Burg). Von dort aus starten wir um 10.30 Uhr zur ersten Etappe.

Von Bushaltestelle in der Ortsmitte aus sehen wir die Burg auf der linken Seite über dem Ort. Wir gehen die Obertalstraße zurück in Richtung Kuseler Straße und biegen hinter dem Geschäft „Möbel Schug“ nach Süden in Richtung Burg ab. Wir gehen an der Anlieferung und dem Parkplatz des Geschäfts vorbei bergan, lassen den Friedhof rechts liegen, überqueren die Burgstraße und kommen auf den Waldweg, der zur Burg führt. Dieser ist bereits als Zubringer-Weg zum Veldenz-Wanderweg ausgeschildert. Nach etwa einer Viertelstunde sind wir die wenigen Höhenmeter zur Burg aufgestiegen und durchqueren das Tor, das den Anfang des Veldenz-Wanderweges markiert. Die blaue Markierung mit dem V wird uns die nächsten zwei Tage begleiten. Es regnet immer mal wieder leicht, ist mit 18 Grad aber nicht zu kalt.

Der Wanderweg beginnt zwischen den Feldern oberhalb der Orte des Glantales. Wir wandern in Richtung Kusel zurück und haben in der ersten halben Stunde immer wieder einen schönen Blick auf die Burg Lichtenberg.

Oberhalb von Ruthweiler macht der Weg eine Abzweigung nach rechts und führt wieder bergab. Hier merken wir auch, dass wir die alte Römerstraße gar nicht – wie gedacht – passieren, sondern leicht südlich davon unterwegs sind. Macht nix. Wir halten uns an die Markierung des Veldenz-Weges. Die nächsten Kilometer teilt er sich mit dem Radweg und verläuft er auf einer alten Bahntrasse nur noch knapp oberhalb der Ortschaften von Ruthweiler, Kusel und Diedelkopf.

Etwa auf Höhe von Diedelkopf zweigt der Weg wiederum bergan ab und führt über einen etwa 20 minütigen Aufstieg hinauf durch den Wald auf den Ödesberg. Oben angekommen führt er weiter zwischen Feldern und Wiesen hindurch, so dass sich – wiederum der Blick auf Kusel und ein letzter Blick zurück auf die Burg Lichtenberg eröffnet. Inzwischen ist es 12.00 Uhr geworden und aus dem leichten Regen mit größeren Pausen ist durchgehender Regen geworden. Das ist auch deswegen gerade sehr schlechtes Timing, weil wir uns die nächsten etwa 45 Minuten über freies Feld laufen, Regen und Wind voll abbekommen und eigentlich endlich was zu Mittag essen wollten.

Hinzukommt, dass der Weg oberhalb von Blaubach das erste Mal wirklich schlecht ausgeschildert ist. An der Grünschnittsammelstelle wissen wir nicht weiter. Links hinab nach Blaubach stellt sich nach einem halben Kilometer als falsche Entscheidung heraus, denn ab dem Ortsanfang ist wiederum der Zubringer eindeutig (gelb) markiert. Die nächste Entscheidung, gerade aus zu laufen ist ebenso falsch. Zunächst kommen keine neuen Markierungen und als wir dann doch – im strömenden Regen und mit kalten Fingern – Karte und Mobiltelefone rausholen, stellen wir schnell fest, dass wir nach rechts richtig gewesen werden. Wir kreuzen die Straße, der Regen lässt nach und kommen zurück in den Wald.

Der nun folgende leichte Abstieg im Wald, die sogenannte Gailbach, ist ideal, um zumindest kurz ein Brot und ein wenig Käse zu essen. Weil uns noch kalt ist, wir keine oder nur halb verfallene, nasse Bänke sehen, verlangsamen wir ein bisschen unseren Schritt und vespern „gemütlich“ im Laufen. Der Effekt stellt sich sofort ein. Mit dem Laufen im windberuhigten Wald wird uns rasch wieder warm und satt werden wir auch.

Im Diedersbacher Grund beginnen wir den vorletzen Aufstieg des Tages, der uns wiederum durch den Wald hinauf auf die Patersbacher Höhe und durch die Felder führt. Es folgt der Abstieg nach Erdesbach, das wir um kurz nach 14.00 Uhr erreichen. Hier werfen wir einen kurzen letzten Blick in die Karte. Diese hatten wir nach der Suche an der Grünschnittanlage nicht mehr gebraucht, da der weg sowohl gut markiert alsauch gut beschildert war.

Vom Felschbacher Hof trennt uns jetzt noch ein letzter größerer Aufstieg von etwa 200 Höhenmetern. Der Regen kommt zum Glück nicht zurück, so dass wir – am Ende des Waldes angekommen – in Ruhe die Frühlingsblumen auf der Wiese oberhalb von Ulmet bestaunen und fotografieren können. Wir entscheiden uns, den Veldenz-Weg bereits an der Straße zu verlassen und diese nach Ulmet zu nehmen. So sparen wir uns den Weg durch den Wald für den Aufstieg am nächsten Tag auf und müssen ihn nicht zweimal – heute bergab und morgen bergan – wandern.

Den Felschbachhof erreichen wir um etwa 15.45 Uhr, so dass wir die rund 15km und rund 450 Höhenmeter (Aufstieg) dieser Etappe in 4h15Minuten (brutto) und etwa 3h30 Minuten reiner Gehzeit zurückgelegt haben.

Das Hotel ist mit Sauna und Restaurant ausgestattet , so dass wir uns nach dem Regentag zum einen wieder aufwärmen können und zum anderen abends das Haus nicht nochmal verlassen müssen, um einen Gasthof zu suchen. Zudem ist das Hotel speziell auf Wanderer und Radfahrer ausgerichtet, so dass uns schon bei der Reservierung mitgeteilt wurde, dass wir morgens Lunch-Pakete und Apfelsaftschorle oder Wasser mitnehmen könnten. Das war superpraktisch, da wir so nur jeweils für einen Tag Verpflegung tragen mussten.

Infos zu Etappe 1:

Start: Burg Lichtenberg, Kusel
Ziel: Hotel Felschbachhof, Ulmet
Wanderstart: 10.30 Uhr
Wanderankunft: 15:45 Uhr
Wegzeit brutto: 4h, 15 Minuten
Gehzeit netto: 3h, 30 Minuten
Steckenlänge: 15km, 450hm Aufstieg
Übernachtung: Hotel Felschbachhof, 95,- Euro (inkl. Frühstück)
Abendessen: 78,- Euro (für zwei, inkl. je einem Getränk und Aperitif)

Momente in Gedanken #6

Das Rendez-vous der Freunde auf der Rigi

Die Rigi ist ein Bergstock, der sich über der Nordseite des Vierwaldstättersees emporragt. Sie bildet zwei Gipfel aus: Die Rigi Hochflue oberhalb von Gersau und den Rigi Kulm oberhalb von Küssnacht. Eine Besteigung des Rigi Kulms beginnt am Hauptplatz in Küssnacht, führt über den Alpenhof und die Seebodenalp hinauf zur Rigi Staffel, wo man über einen Gratweg zum Gipfel gelangt.

An einem Sommertag kann der Wanderer ganz schön ins Schwitzen kommen. Bei hoher Luftfeuchte bringt der Aufstieg einen konstanten Schweißfluss am ganzen Körper mit sich. Trocknen kann der Wanderer auf den Abschnitten in der Sonne, leichte Kühle findet er auf den Wurzelpfaden des Waldes. Für Brillenträger kann sich die Aussicht trüben, wenn der Schweiß von der Stirn auf die Gläser tropft. Die Luftfeuchte erschwert das Atmen, bringt zu wenig Luft in die Lungenflügel, um richtig voranzukommen. Weiter oben kann die Erschöpfung von Schwindelgefühlen abgelöst werden, wenn der Blick über zwei letzte Baumwipfel direkt runter zum See fällt. Dann erhöht sich die Geschwindigkeit des Wanderers drastisch bis er oben ankommt. Dort begegnet er den anderen Bergtouristen, die mit der Zahnradbahn heraufgekommen sind.

Ich stelle mir vor, wie Queen Victoria mit ihren Balmoral sociable den Berg hinauf gebracht wird und an den Gerüchten über die Beziehung zu ihrem Diener schwer trägt. Ich stelle mir vor, wie nur ein wenig dahinter Mark Twain fluchend den Pfad hinaufstapft, weil er wieder einmal zu spät erwacht ist, um den Sonnenaufgang auf dem Gipfel zu erleben. Und mit Goethe und Dostojewski diskutiert er über das Jodeln der Einheimischen. William Turner hängt ein wenig hinterher. Er trägt seine Malutensilien den Berg hinauf, um das Gegenstück zu seiner Rigi-Ansicht zu malen: Den Blick hinunter auf den See. Auguste Escoffier sehe ich auch im Dunst herauf kommen. Der bereitet mal wieder seine Birne Helene im Hotel auf dem Rigi-Kulm zu zusammen mit Ho Chi Minh, der heute mal als sein Küchengehilfe nicht in London tätig ist.

Saar-Hunsrück-Steig Tag 3: Von Morbach nach Kirschweiler

Heute morgen fällt das Aufstehen deutlich schwerer, weil wir wissen, dass wir gute fünf Kilometer und einige Höhenmeter erstmal hinter uns bringen müssen, bevor wir überhaupt zurück auf dem Steig sind. Die ersten vier Kilometer legen wir noch vor dem Frühstück zurück, bis wir in Morbach die Bäckerei Gätz erreichen. Dort frühstücken wir kurz und beginnen dann den Aufstieg zurück zum Steig.

Es geht wiederum durchs Bruch (den Schlenker hätten wir uns also gestern sparen können) und anschließen erstmal zwei Kilometer nur bergauf. Wir steigen langsam und schweigend, es ist längst klar, dass das heute die letzte Etappe werden wird und wir morgen nicht mehr laufen werden. Die Etappe gestern war sehr lang, heute sind wieder 30 Grad und pralle Sonne. Ms Ermüdung in Beinen und Rücken geht nicht mehr wirklich über Nacht oder bei den ersten Schritten weg.

Ein kleiner Aussichtspunkt mit Bank bietet einen kurzen letzten Blick auf Morbach, bevor wir Kurs in Richtung Langweiler und Sensweiler nehmen. Vorbei geht es an einem Waldstück, das bodendeckend mit Moos besiedelt ist. M kann nicht widerstehen und legt sich auf die grünen Matten, zum Glück hat es die letzten Tage nicht geregnet und sie sind trocken und weich.

Wir treten ziemlich bald aus dem Wald heraus und die Etappe führt über Feldwege und Wiesen bis es beim Geopark in Sensweiler wieder in den Wald geht. Wir kommen an einem Weiher und einer Fledermaushöhle vorbei. Dem Bachlauf folgen wir und planen, entweder am Campingplatz in Sensweiler einzukehren oder zumindest vorm nächsten Aufstieg noch unsere Notration an Brot und Wurst zu essen.

Schnell ist klar, dass es die im Wanderführer vermerkte Gastronomie am Campingplatz nicht mehr gibt. Der Besitzer des Campingplatzes erklärt uns, dass er mometan keinen Pächter für die Gastronomie hat, gibt uns aber einen Tipp – die Gartenwirtschaft in Katzenloch – und nimmt uns direkt dahin mit. Doch leider haben wir kein Glück, die Wirtschaft öffnet erst um 17.00 Uhr (trotz Samstag) und momentan ist es erst zwei. Wir fahren zurück zum Campingplatz und picknicken dort. Hier können wir auch unser Wasser wieder auffüllen, das wegen der Wärme, schon wieder leer ist.

Der letzte Anstieg des Tages führt uns zum Blockmeer auf dem Silberich. Wir laufen langsam und kommen Meter umd Meter zäher voran. Nach etwas mehr als einer Stunde ist der Aussichtspunkt erreicht und wir beginnen den Abstieg nach Kirschweiler. Kurz vor dem Ort verlassen wir den ausgeschilderten Steig und gehen zum Dorf hinunter. Zum Glück hatte uns der Besitzer des Campingplatzes schon den Golfclub als Tipp für’s Abendessen genannt. Da wären wir von selbst nie drauf gekommen und der Ort ist so klein, dass es nicht wirklich Alternativen gibt.

Nach einer kurzen Pause im Schatten auf der Terrasse unserer Pension steigen wir den Hang, an dem das Dorf liegt, also nochmal hoch und laufen die zwei Kilometer zum Abendessen. Trotz einer Gesellschaft haben wir Glück – der Wirt nimmt externe Gäste und wir bekommen einen Tisch auf der Terrasse. Wir kommen uns schon ein bisschen deplaziert vor – Wanderurlaub im Golfclub. Aber das Essen ist ordentlich, so dass wir mit der Dekadenz schnell versöhnt sind. M entscheidet sich für Spargel mit Kalbsschnitzel, ich habe Pasta mit Garnelen und Erdbeeren zum Nachtisch.

Wir beschließen den Abend mit dem DFB-Pokalfinale und einem alten James Bond: Moonraker – Streng geheim.


Infos zu Etappe 3:

Start: Morbach-Bischofsdhron
Ziel: Kirschweiler
Wanderstart: 08.00 Uhr
Wanderankunft: 17:00 Uhr
Gehzeit: 5h
Steckenlänge: 18km, 450hm Aufstieg
Übernachtung: Pension Jutta Dech, Kirschweiler, 50,- Euro (inkl. Frühstück)
Abendessen: 60,- Euro (Hauptgang, Dessert, Getränke), Edelstein-Golfclub Kirschweiler

Saar-Hunsrück-Steig, Tag 2: Von Börfink nach Morbach

Nachdem M gestern schon unkte, dass er heute auf keinen Fall laufen könne, ereilt auch ihn die Verblüffung über die Regenerationsarbeit des menschlichen Körpers. Es geht nämlich dann irgendwie doch wieder, das Laufen an Tag 2, ein bisschen zaghaft aber ohne Schmerzen.

Wir haben eine sehr lange Etappe vor uns – doppelt so lang wie gestern – und frühstücken daher zeitig. Um kurz nach halb neun können wir loslaufen. Vorbei an den Anglern, die nicht nur bereits seit ein paar Stunden wieder an den Teichen sitzen, sondern auch schon die ersten Steaks auf dem Grill haben. Es ist noch nicht mal neun.

Zunächst laufen wir noch die zwei verbleibenden Kilometer der gestrigen Etappe und durchqueren Einschiederhof. Der Wanderweg führt dann noch ein kurzes Stück an der Straße entlang, bevor er über einen Steg in den Wald abbiegt. Es geht nicht steil aber stetig bergan. Ziel des Anstiegs ist der Erbeskopf, den wir laut Wegbeschreibung noch vor Mittag erreichen sollten. Das schaffen wir zwar, aber nur, weil wir keine richtige Pause machen. Nur ab und an bleiben wir kurz stehen, um hier und da mal ein Schild zu betrachten oder rasch im Wald zu verschwinden. Auch heute ist es heiß und wir haben bis zum späteren Stopp im Hunsrückhaus die ersten drei Liter Wasser getrunken.

Um halb 11 bekommen wir Hunger, ein Müsliriegel wirkt gegen das aufkommende Magenknurren und überbrückt die Zeit über den Erbeskopf und bis zum Hunsrückhaus, wo wir für das Mittagessen einkehren wollen. Um 11.30 Uhr haben wir es geschafft und genießen – gemeinsam mit einer Gruppe Radfahrern – den Blick aufs Land. Uns gelingt es nicht, den Weg nach unten mit der Sommerrodelbahn abzukürzen. Sie wird erst um 12.00 Uhr anfangen zu fahren und uns ist auch nicht klar, wie der Wanderführer sich die von ihm vorgeschlagene Abfahrt mit dem Schlitten – anstelle des Abstiegs – genau vorstellt. Schließlich muss man doch von unten zunächst nach oben gezogen werden, bevor man den Berg hinuntersausen kann. Ohne Schlitten auch kein Sausen.

Das Hunsrückhaus hat heute – ganz ohne Feiertag und Wochenende – nur Imbiss-Gastronomie und bietet zwei Suppen (Gulaschsuppe, Gemüsesuppe) und Torte an. Getreu dem Motto „immer essen, wenn Gelegenheit besteht“ essen wir. Auch wenn es Suppe gibt, wo wir uns zuvor Schnitzel und Pommes zusammenfantasiert hatten. Aber das Haus ist eher ein Natur-Museum mit Ausstellungen rund um die Landschaft des Hunsrück, nicht das von uns (auch) erwartete Ausflugslokal.

Nach einer knappen Mittagspause geht es also weiter, für den Rest des Tages bergab oder geradeaus. Nun kommen uns stetig Meschen entgegen, die den Berg hinauf rennen oder zumindest schnell steigen. Es sind die Teilnehmer des Saar-Hunsrück-Supertrails, die insgesamt 126km in zwei Tagesetappen quasi rennen (der Schnellste hat das dieses Jahr in zweimal 6h geschafft).

Wir sind – aufgrund des Abstiegs und ein bisschen auch deswegen, weil M es möglichst schnell hinter sich haben will – wieder ein bisschen schneller unterwegs und erreichen um 14.30 Uhr das Hunsrückbahnviadukt an Kilometer 12 der Etappe. Die im Wanderführer vorgeschlagene kleine Abkürzung nehmen wir und legen die erste große Pause des Tages an einem Feldrand ein: Hier können wir uns ins Gras legen, Schuhe ausziehen und ein gutes Stündchen schlafen.

Um 15:15 Uhr und mit gewechselten Schuhen – Jogger statt Wanderstiefel – nehmen wir die finalen 10 Kilometer in Angriff und laufen entlang der Felder über Hoxel, im Wald an Gutenthal vorbei und schließlich über das Moor (Weg durchs Bruch) nach Morbach. Es ist 17.30 Uhr als uns der Kirchturm von Morbach begrüßt.

Zum Abendessen gibt es Schnitzel und Pommes (provinzstyle mit Sprühsahne) im Morbacher Dorfkrug bevor uns ein Taxi die zusätzlichen fünf Kilometer spart und uns nach Bischofsdhron zu unserer Ferienwohnung fährt.

 


Infos zu Etappe 2:

Start: Forellenhof Trauntal, Börfink
Ziel: Morbach, Bischofsdhron
Wanderstart: 08.40 Uhr
Wanderankunft: 17:30 Uhr
Gehzeit: 7h, 30 Minuten
Steckenlänge: 25km, 500hm Aufstieg
Übernachtung: Ferienwohnung Lauterbach, Morbach-Bischofsdhron, 46,- Euro
Abendessen: 26,- Euro (zweimal Schnitzel, Pommes, Getränke), Zum Dorfkrug, Morbach

Beim nächsten Mal würden wir im Landhaus am Kirschbaum übernachten, weil es direkt oberhalb am Ortsanfang von Morbach liegt und preislich auch nicht teurer als der Forellenhof Trauntal kommt. Das Hotel ist fast direkt am Steig und man muss nach der extrem langen Etappe nicht in den Ort hinunter und am nächsten Tag alles wieder hinauf. Zudem haben wir am nächsten Tag kurz mit dem netten Hotelier gesprochen, als wir beim Aufstieg wieder vorbeikamen.

Saar-Hunsrück-Steig, Tag 1: Von Nonnweiler nach Börfink

Über Himmelfahrt waren wir drei Tage wandern. Für mich, endlich mal wieder. Für M das erste Mal. In Vorbereitung auf seinen Wanderurlaub Ende Juli hat er sich mit Schuhen und Rucksack ausgestattet. Die Schuhe wollten eingelaufen, der Rucksack bepackt und die allgemeine Kondition getestet werden.

Wir starten am Himmelfahrtsdonnerstag um 7:36 Uhr am Mannheimer Hauptbahnhof, steigen dreimal um und fallen um kurz vor 10 in Nonnweiler, Hammerberg aus dem Bus. Mit uns steigen noch zwei weitere Wanderpaare aus. Das erste verlieren wir nach ein paar Minuten aus den Augen. Die beiden Mädels begegnen uns an dem Tag noch zweimal, danach sehen wir sie die nächsten drei Tage nicht mehr, obwohl sie auch den Steig laufen.

Ein Hotelwirt sagt später: Das ist hier nicht wie im Allgäu, wo sie alle 50m „Grüß Gott“ sagen müssen. Und er hat recht. Premium auf diesem Wanderweg ist vor allem seine Unpopularität. Wege, schöne Rastplätze und Aussichten haben wir trotz Himmelfahrtswochenende oft für uns alleine.

An der Talsperre in Nonnweiler machen wir das erste Mal Rast. Noch bevor wir richtig losgelaufen sind. Aber das Wetter ist schön, die erwartete Gehzeit kurz und schließlich sind wir ja auch schon ein paar Stunden auf den Beinen. Höhepunkt dieser Etappe ist der keltische Ringwall, der am Ende des Aufstiegs zu Beginn der Etappe liegt. Hier sind auch noch mehr Gruppen unterwegs, was an den Himmelfahrts-Tagesausflüglern liegt, die rund um die Talsperre Nonnweiler und den Ringwall unterwegs sind.

Auf der Etappe liegt keine Einkehrmöglichkeit direkt am Weg. Nach dem Ringwall weist aber ein Schild auf die Köhlerhütte hin, etwas oberhalb von Neuhütten gelegen. Das Wanderheim hat geöffnet, der Grill brennt, so dass wir hier ein Steak vom Schwenker mit Kartoffelsalat und eine Bratwurst bekommen. Wenn mal also einen Ab- und Aufstieg von jeweils etwa 20 Minuten nicht scheut und einen der Öffnungstage erwischt, ist Mittagessen gesichert.

Zurück auf der Höhe geht der Weg am Kamm der Dollberge entlang. Jetzt begegnen uns kaum noch Wanderer und auch die Entfernung zum Etappenziel, dem Forellenhof Trauntal in Börfink, wird rasch weniger. Einen halben Kilometer vor dem Ziel stecken wir noch unsere Füße in den Bach. Trotz (fast) neuer Schuhe halten alle vier Füßchen bisher prima durch.

Beim Einchecken im Forellenhof steckt die Chefin kurz ihren Kopf aus dem Keller, ihre Gummischürze verrät, das hier gerade die Forellen für’s Abendessen geschlachtet werden. An den vielen Teichen rund ums Haus stehen immer noch die Angler, die Terrasse ist voll. Forellen gehen offenbar zu jeder Tageszeit, selbst um kurz nach vier als wir ankommen sind fast alle Tische besetzt und alle beim „Abendessen“.

Wir haben Glück und erhalten statt des reservieren Zimmers die Ferienwohnung. Durch das frühe Aufstehen und den Tag in der Sonne sind wir beide einigermaßen fertig und schlafen schon vor dem Abendessen das erste Mal ein. Zum Abendessen gibt es Forelle für mich, Steak für M. Wirklich gut gemachte Küche, netter Service. Als Übernachtungsmöglichkeit zu empfehlen.

Lang wird der Abend nicht, mir fallen die Augen zu, bevor es dunkel wird.


Infos zu Etappe 1:

Start: Am Hammerberg, Nonnweiler
Ziel: Forellenhof Trauntal, Börfink
Wanderstart: 10.00 Uhr
Wanderankunft: 16:15 Uhr
Gehzeit: 4h, 15 Minuten
Steckenlänge: 12km, 400hm Aufstieg
Übernachtung: Forellenhof Trauntal, Börfink, 80,- Euro (inkl. Frühstück)
Abendessen: 60,- Euro (für zwei, inkl. Wasser und je einem Glas Wein)

Monatsrückblick – August 2016

August, der Urlaubsmonat. Viel dessen, was wir gesehen, gehört, gegessen und getan haben spielte sich in den drei schönen, sonnigen und warmen Wochen mitten im August ab. Drei Wochen, in denen wir fast durchgehend draußen waren.

|Gesehen| Roman Polanski: Death and the Maiden – Roman Polanski: The Pianist – Maren Ade: Toni Erdmann
|Gelesen| Edgar Allen Poe:  Der Bericht des Arthur Gordon Pym –  Heinrich Mann: Die Jugend des Königs Henri Quatre – Jenny Erpenbeck: Gehen, ging, gegangen
|Gehört| Lieder von George Brassens
|Getan| mit dem Auto durch Frankreich gebraust bis ins spanische Baskenland, einen Tag mit Picknick und Baden am See verbracht
|Gegessen| Porridge von Haferkater am letzen Arbeitstag vorm Urlaub, Burger zu Urlaubsbeginn, geräucherten Lachs und Melone bei M&M. Alle Salatvariationen, welche die Kühlregale französischer Supermärkte so hergeben. Jeden Morgen Croissants. Viele Puy-Linsen, Saucisse de Morteau und Saucisse de Montbéliard jeweils mit Moutarde de Bourgogne, quietschsaure Cornichons von Amora.
|Getrunken| Schweppes Agrum und Lemon, Wasser aus Thonon
|Gedacht| endlich Sommer
|Gefreut| über Urlaub
|Gestaunt| über die Weite der französischen Landschaft, die Berge
|Gelernt| Joa, Camping geht echt gut. Serpentinen? Eher nicht so.
|Gelacht| Über das kleine Pony, dass unverhofft morgens im Garten stand.
|Geärgert| über Höhenangst und Hornissenstich
|Gekauft| Kleidung für den Herbst, die Gelegenheit in Frankreich (Camaieu, Un deux trois) und den Sommerschlussverkauf bei Boden nutzend.
|Gewünscht| Einen schönen Spätsommer.
|Geklickt| Instagram, Snapchat, Twitter. Und ein bisschen Shopping-Seiten.

Monatsrückblick – Mai 2016

|Gesehen| Nicolette Krebitz: Wild – Robert Aldrich: Kiss Me Deadly – und kontemporäres Weltkino: Jia Zhangke: A Touch of Sin (China, 2014) – Amat Escalante: Heli (Mexiko, 2013) – Warwick Thornton: Samson and Delilah (Australien, 2009) – Ritesh Batra: Lunchbox (Indien, 2013) – Anthony Chen: Ilo Ilo (Singapur, 2013)
|Gelesen| Salman Rushdie: Midnight’s Children – Rainer Flassbeck: Das Ende der Massenarbeitslosigkeit (Auszug) – Ernst Gombrich: The story of art
|Gehört| Frédéric Chopin: Klaviersonate No. 1 c-moll op. posth. 4 – Alfred Schnittke: Concerto grosso No. 1 – John Lennon/Plastic Ono Band – Brian Eno: Taking tiger mountain (by strategy)
|Getan| mit dem Rad aus München raus an der Isar entlang gefahren und wieder zurück – gewandert auf dem E11 von Potsdam nach Nikolassee und gewandert im Grumsiner Forst (Uckermark) – im ICE in der ersten Klasse gereist
|Gegessen| Schnitzel mit Spiegelei und Bratkartoffeln, Carpaccio von der Zunge, Eis von Ballabeni, Türkisch im Hasir, Spargelsalat mit Parmaschinken, Möhrenpaste mit Harissa und Pistazien (Ottolenghi), Zerdrückte Alb-Linsen mit Tahini und Kreuzkümmel (Ottolenghi)
|Getrunken| Spezi aus dem Humpen, Weißbier, sehr sehr sehr guten méthode rurale Rieslingsekt (Weingut Bäder, Rheinhessen)
|Gedacht| Team Kurzurlaub!
|Gefreut| über den Gesang der Nachtigall vor unserem Fenster
|Gestaunt| über die waagrechten Pupillen von Ziegen
|Gelacht| über die popkulturelle Referenz zu den waagrechten Pupillen der Ziegen – über unsere Versuche, zu One-Minute-Sculptures zu werden – über Karl Poppers Übersetzungshilfen für Texte der Frankfurter Schule
|Geärgert| über die Voice-meets-Yoga Veranstaltung im Kloster Chorin, die uns darin hinderte das Kloster zu besichtigen – über wirtschaftspolitische Texte, die alles mit allem vermischen und bei weitem nicht alles erwähnen
|Gekauft| Besen mit Gummiborsten für den Kücheneinsatz
|Gewünscht| dass es manchmal einfacher wäre
|Geklickt| Karte mit eingezeichneten Wanderwegen, norwegischer Wettervorhersagedienst

Wandern im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin und dem Unesco-Weltnaturerbe Grumsiner Forst

Für den Pfingstsonntag 2016 war das regnerischste Wetter des ganzen Pfingstwochenendes angesagt. Daher überlegten wir den halben Samstag, ob wir nun nochmal wandern gehen sollten oder uns doch ein Museum raussuchen. Als es am Sonntagmorgen um kurz nach Acht nicht regnet, fällt die Entscheidung zugrunsten des Wanderns.

Um 09.30 Uhr starten wir am Hauptbahnhof und nahmen den Regionalexpress in Richtung Schwedt/Oder. In Angermünde steigen wir in den Bus um, so dass wir um kurz nach 11.00 Uhr in Altkünkendorf ankommen. Hier ist der Hauptausgangspunkt, wenn man zu Fuß die Buchenwälder des Biosphärenreservats Schorfheide-Chorin durchstreifen will, wobei der Grumsiner Forst zum Unesco-Weltnaturerbe zählt.

Und was soll ich sagen: Es ist das lange Pfingstwochenende, es ist sonniges, windiges Wetter  und – es ist kein Mensch da. Wir sind die einzigen, die aus dem Bus steigen, die Straßen leer, das Besucherzentrum in der Ortsmitte von Altkünkendorf zum Glück offen aber neben uns nur zwei weitere Personen anwesend. Eine davon ist der ortskundige Vertreter des Fördervereins, der heute Dienst hat. Kein Gasthof, kein Besuchercafé, nix. Zum Glück haben wir Wasser und ausreichend Proviant dabei, so dass wir nicht einkehren müssen. Die Hoffnung, in Groß-Ziethen, am Umkehrpunkt der Wanderung, dennoch einen Gasthof, Biergarten oder ähnliches zu finden, habe ich natürlich trotzdem.

Wir nehmen uns eine Karte mit und suchen uns den Rundweg nach Groß-Ziethen als Wanderstrecke aus. Dazu müssen wir erst dem gelben und später dem grünen Buchenblatt als Markierung folgen. Um 15.01 Uhr geht der Bus zurück, einer von zweien an diesem Nachmittag. Viel Flexibilität bleibt uns daher nicht und wir machen uns auf den Weg.

Von der Bushaltestelle aus folgen wir der Straße noch etwa 300m bevor wir auf die links abbiegende, ortsauswärts führende Straße in Richtung Wald laufen. Hier sehen wir auch das erste Mal die Markierungen, nach denen wir uns in den nächsten vier Stunden richten müssen. Und blühende Rapsfelder, die nur von den Buchenwäldern begrenzt werden, auf die wir zulaufen.

Auch im Wald ist nichts los. Wir hatten ja bis zuletzt vermutet, dass alle mit dem Auto anreisen und es irgendwo einen großen Parkplatz gibt, wo wir dann auf die Massen treffen. Stattdessen Waldeinsamkeit. Es begegnen uns insgesamt zwei andere Familien und zwei Menschen mit Hund. Ansonsten nur Bäume, Wind, Sonne, Vögel. Viel Tourismus scheint hier – zumindest zu dieser Jahreszeit – nicht zu sein.

Auch Groß-Ziethen ist ähnlich verschlafen wie Altkünkendorf. Wir umrunden einmal die Kirche, spazieren die eine Dorfstraße hinauf, die andere wieder hinab. Die Hoffnung einen offenen Gasthof zu finden, schwindet. Und das obwohl es Pfingstsonntag und kurz nach zwölf ist. Wenn es nicht jetzt irgendwo ein geöffnetes Restaurant gibt, wann dann? Wir spazieren zurück in Richtung Wald, zu der Stelle, an der die Karte das Symbol mit gekreuztem Messer und Gabel angibt. Und es ist nicht zu fassen – ein offener Gasthof: Zum Schwanenteich in Groß-Ziethen.

Es gibt Schnitzel mit Spiegelei und Bratkartoffeln für M sowie Spiegeleier und Bratkartoffeln für mich. Neben uns sind noch zwei weitere Tische besetzt, das Wirtsehepaar hat gut zu tun, ist aufmerksam und plaudert mit uns. Das Essen ist bodenständig gutbürgerlich, die Bratkartoffeln sind mit Speck und Zwiebeln verfeinert, der Salat wortwörtlich „bunt zusammengewürfelt“ und fein angemacht, längst nich nur das lieblose Salatblatt samt Tomatenscheibe, das bei solchen Gerichten oft euphemistisch in der Karte als „Salatbeilage“ angepriesen wird. Die Preise sind ländlich günstig, zu zweit zahlen wir 16,- Euro für Essen und Getränke.

Während wir essen geht draußen der ersten Schauer runter. Als wir uns gerade auf den Rückweg machen, folgt der zweite. Aber auch dieser dauert nur ein paar Minuten und dann können wir unseren Weg in Richtung Sperlingsherberge fortsetzen. Dort schauen wir uns noch das Modell an, dass die Landschaftsformung durch die Vorgänge während der Eiszeit erläutert und das wir – schauen wir auf und um uns herum – prima mit der Landschaft vergleichen kann, in dessen Mitte wir gerade stehen. Nun müssen wir uns sputen, der Bus wartet nicht und auch wir haben keine Lust, noch zwei Stunden in Altkünkendorf auf den nächsten zu warten. Wir legen die sechs Kilometer in einer knappen Stunde zurück und erreichen die Bushaltestelle gute 10 Minuten vor Abfahrt. Geschafft.

Zurück geht es nach Angermünde, dann eine Station mit dem RE in Richtung Berlin und kurzer Zwischenstop im Kloster Chorin. Auch hier ist nichts los, der Fahrradverleih am Bahnhof hat gar nicht offen. Außer uns steigt um die Uhrzeit niemand mehr aus dem Zug. Vom Bahnhof sind es etwa zwei Kilometer zu laufen, bevor wir erst den See und dann die Klosterruine erreichen.

Trotz vorheriger Recherche findet doch ein Konzert statt, so dass wir das Kirchenschiff nur von außen besichtigen können. Inzwischen ist es fast vier. Wir entscheiden uns daher für Kaffee und Kuchen im (bereits ziemlich leer gekauften) Kloster-Café, schauen uns noch kurz den Eiskeller an, in den demnächst die Fledermäuse umziehen sollen und machen uns auf den Rückweg zum Bahnhof. Der RE um 17.44 Uhr bringt uns zurück nach Berlin.