Monatsrückblick – Mai 2017

Endlich wurde es warm. Die kurzen Nächte animieren zum frühen Aufstehen. Es wurde jede Menge Kuchen gebacken. Die Zimmerpflanzen sind auf den Balkon umgezogen. Die Orchideen blühen um die Wette. Und wir sind endlich mal zu zweit Wandern gegangen. Für Anfänger. In den Hunsrück. Oben im Bild, die Zutaten für eine Pizzasauce. Freitags ist Pizzatag.

|Gesehen| Alice Rohrwacher: Land der Wunder – Krzysztof Kieslowski: Dekalog, Fünf –  Bob Fosse: All that Jazz – Krzysztof Kieslowski: Die zwei Leben der Veronika – Xavier Dolan: Mommy – Felix van Groeningen: Broken Circle – Benoit Jacquot: 3 Herzen
|Gelesen| Graham Greene: Der stille Amerikaner – Arne Karsten: Geschichte Venedigs – Fernand Braudel: Venedig – T. C. Boyle: Tortilla Curtain – Thomas Kaufmann: Martin Luther – Thomas Mann: Der Tod in Venedig
|Gehört| ab halb fünf morgens die Vögel, das Rauschen der Bäume beim Wandern,
|Getan| die Räder sommerfit gemacht, einmal von Nord nach Süd durch Berlin spaziert, das erste Eis der Saison auf dem Heimweg auf dem Rad, eine DreiTagesWanderung auf dem Saar-Hunsrück-Steig über Himmelfahrt
|Gegessen| Arme Ritter, Gnocchi mit Mangold und roten Zwiebeln, Pizza vom Pizzastein, Gemüselasagne, Eis von Jones Icecream, Orangenkuchen, Rharbarbertarte mit Frangipane, Rharbarber-Himbeer-Streusel-Kuchen, Zimtschnecken, Ofengemüse
|Getrunken| Bitter von Brauart (Sausenheim) – Pale Ale, Mosaic Edition von Jungbusch Ale  – American Pale Ale, Citra Ale von Hopfenstopfer – Trappistes Rochefort 6 – Doldenbock, Riedenburger Brauhaus – The Brale, Brown Ale, Braufactum – Yirgacheffe, Äthiopien – Zitronenlimonade – Wasser mit Granatapfelsirup
|Gedacht| wurde Zeit, dass es warm und sonnig wird, lange Tage und kürzere Nächte fallen dann gar nicht mal so ins Gewicht, die Energie reicht trotzdem für alles
|Gefreut| über Zuwachs bei den Auswanderern, dass das Knie hält und Wandern über drei Tage klappt
|Geärgert| über einen vergessenen Geburtstag
|Gekauft| Jeans, Sommerkosmetik von The Ordinary und Dermasence, Wanderrucksack für M
|Geklickt| Wanderwege und Pensionen im Hunsrück, Online-Shopping-Seiten
|Hätt‘ ich Zeit und Geld, würd‘ ich…| einen Raum ganz mit Moos auskleiden.

Saar-Hunsrück-Steig Tag 3: Von Morbach nach Kirschweiler

Heute morgen fällt das Aufstehen deutlich schwerer, weil wir wissen, dass wir gute fünf Kilometer und einige Höhenmeter erstmal hinter uns bringen müssen, bevor wir überhaupt zurück auf dem Steig sind. Die ersten vier Kilometer legen wir noch vor dem Frühstück zurück, bis wir in Morbach die Bäckerei Gätz erreichen. Dort frühstücken wir kurz und beginnen dann den Aufstieg zurück zum Steig.

Es geht wiederum durchs Bruch (den Schlenker hätten wir uns also gestern sparen können) und anschließen erstmal zwei Kilometer nur bergauf. Wir steigen langsam und schweigend, es ist längst klar, dass das heute die letzte Etappe werden wird und wir morgen nicht mehr laufen werden. Die Etappe gestern war sehr lang, heute sind wieder 30 Grad und pralle Sonne. Ms Ermüdung in Beinen und Rücken geht nicht mehr wirklich über Nacht oder bei den ersten Schritten weg.

Ein kleiner Aussichtspunkt mit Bank bietet einen kurzen letzten Blick auf Morbach, bevor wir Kurs in Richtung Langweiler und Sensweiler nehmen. Vorbei geht es an einem Waldstück, das bodendeckend mit Moos besiedelt ist. M kann nicht widerstehen und legt sich auf die grünen Matten, zum Glück hat es die letzten Tage nicht geregnet und sie sind trocken und weich.

Wir treten ziemlich bald aus dem Wald heraus und die Etappe führt über Feldwege und Wiesen bis es beim Geopark in Sensweiler wieder in den Wald geht. Wir kommen an einem Weiher und einer Fledermaushöhle vorbei. Dem Bachlauf folgen wir und planen, entweder am Campingplatz in Sensweiler einzukehren oder zumindest vorm nächsten Aufstieg noch unsere Notration an Brot und Wurst zu essen.

Schnell ist klar, dass es die im Wanderführer vermerkte Gastronomie am Campingplatz nicht mehr gibt. Der Besitzer des Campingplatzes erklärt uns, dass er mometan keinen Pächter für die Gastronomie hat, gibt uns aber einen Tipp – die Gartenwirtschaft in Katzenloch – und nimmt uns direkt dahin mit. Doch leider haben wir kein Glück, die Wirtschaft öffnet erst um 17.00 Uhr (trotz Samstag) und momentan ist es erst zwei. Wir fahren zurück zum Campingplatz und picknicken dort. Hier können wir auch unser Wasser wieder auffüllen, das wegen der Wärme, schon wieder leer ist.

Der letzte Anstieg des Tages führt uns zum Blockmeer auf dem Silberich. Wir laufen langsam und kommen Meter umd Meter zäher voran. Nach etwas mehr als einer Stunde ist der Aussichtspunkt erreicht und wir beginnen den Abstieg nach Kirschweiler. Kurz vor dem Ort verlassen wir den ausgeschilderten Steig und gehen zum Dorf hinunter. Zum Glück hatte uns der Besitzer des Campingplatzes schon den Golfclub als Tipp für’s Abendessen genannt. Da wären wir von selbst nie drauf gekommen und der Ort ist so klein, dass es nicht wirklich Alternativen gibt.

Nach einer kurzen Pause im Schatten auf der Terrasse unserer Pension steigen wir den Hang, an dem das Dorf liegt, also nochmal hoch und laufen die zwei Kilometer zum Abendessen. Trotz einer Gesellschaft haben wir Glück – der Wirt nimmt externe Gäste und wir bekommen einen Tisch auf der Terrasse. Wir kommen uns schon ein bisschen deplaziert vor – Wanderurlaub im Golfclub. Aber das Essen ist ordentlich, so dass wir mit der Dekadenz schnell versöhnt sind. M entscheidet sich für Spargel mit Kalbsschnitzel, ich habe Pasta mit Garnelen und Erdbeeren zum Nachtisch.

Wir beschließen den Abend mit dem DFB-Pokalfinale und einem alten James Bond: Moonraker – Streng geheim.


Infos zu Etappe 3:

Start: Morbach-Bischofsdhron
Ziel: Kirschweiler
Wanderstart: 08.00 Uhr
Wanderankunft: 17:00 Uhr
Gehzeit: 5h
Steckenlänge: 18km, 450hm Aufstieg
Übernachtung: Pension Jutta Dech, Kirschweiler, 50,- Euro (inkl. Frühstück)
Abendessen: 60,- Euro (Hauptgang, Dessert, Getränke), Edelstein-Golfclub Kirschweiler

Saar-Hunsrück-Steig, Tag 2: Von Börfink nach Morbach

Nachdem M gestern schon unkte, dass er heute auf keinen Fall laufen könne, ereilt auch ihn die Verblüffung über die Regenerationsarbeit des menschlichen Körpers. Es geht nämlich dann irgendwie doch wieder, das Laufen an Tag 2, ein bisschen zaghaft aber ohne Schmerzen.

Wir haben eine sehr lange Etappe vor uns – doppelt so lang wie gestern – und frühstücken daher zeitig. Um kurz nach halb neun können wir loslaufen. Vorbei an den Anglern, die nicht nur bereits seit ein paar Stunden wieder an den Teichen sitzen, sondern auch schon die ersten Steaks auf dem Grill haben. Es ist noch nicht mal neun.

Zunächst laufen wir noch die zwei verbleibenden Kilometer der gestrigen Etappe und durchqueren Einschiederhof. Der Wanderweg führt dann noch ein kurzes Stück an der Straße entlang, bevor er über einen Steg in den Wald abbiegt. Es geht nicht steil aber stetig bergan. Ziel des Anstiegs ist der Erbeskopf, den wir laut Wegbeschreibung noch vor Mittag erreichen sollten. Das schaffen wir zwar, aber nur, weil wir keine richtige Pause machen. Nur ab und an bleiben wir kurz stehen, um hier und da mal ein Schild zu betrachten oder rasch im Wald zu verschwinden. Auch heute ist es heiß und wir haben bis zum späteren Stopp im Hunsrückhaus die ersten drei Liter Wasser getrunken.

Um halb 11 bekommen wir Hunger, ein Müsliriegel wirkt gegen das aufkommende Magenknurren und überbrückt die Zeit über den Erbeskopf und bis zum Hunsrückhaus, wo wir für das Mittagessen einkehren wollen. Um 11.30 Uhr haben wir es geschafft und genießen – gemeinsam mit einer Gruppe Radfahrern – den Blick aufs Land. Uns gelingt es nicht, den Weg nach unten mit der Sommerrodelbahn abzukürzen. Sie wird erst um 12.00 Uhr anfangen zu fahren und uns ist auch nicht klar, wie der Wanderführer sich die von ihm vorgeschlagene Abfahrt mit dem Schlitten – anstelle des Abstiegs – genau vorstellt. Schließlich muss man doch von unten zunächst nach oben gezogen werden, bevor man den Berg hinuntersausen kann. Ohne Schlitten auch kein Sausen.

Das Hunsrückhaus hat heute – ganz ohne Feiertag und Wochenende – nur Imbiss-Gastronomie und bietet zwei Suppen (Gulaschsuppe, Gemüsesuppe) und Torte an. Getreu dem Motto „immer essen, wenn Gelegenheit besteht“ essen wir. Auch wenn es Suppe gibt, wo wir uns zuvor Schnitzel und Pommes zusammenfantasiert hatten. Aber das Haus ist eher ein Natur-Museum mit Ausstellungen rund um die Landschaft des Hunsrück, nicht das von uns (auch) erwartete Ausflugslokal.

Nach einer knappen Mittagspause geht es also weiter, für den Rest des Tages bergab oder geradeaus. Nun kommen uns stetig Meschen entgegen, die den Berg hinauf rennen oder zumindest schnell steigen. Es sind die Teilnehmer des Saar-Hunsrück-Supertrails, die insgesamt 126km in zwei Tagesetappen quasi rennen (der Schnellste hat das dieses Jahr in zweimal 6h geschafft).

Wir sind – aufgrund des Abstiegs und ein bisschen auch deswegen, weil M es möglichst schnell hinter sich haben will – wieder ein bisschen schneller unterwegs und erreichen um 14.30 Uhr das Hunsrückbahnviadukt an Kilometer 12 der Etappe. Die im Wanderführer vorgeschlagene kleine Abkürzung nehmen wir und legen die erste große Pause des Tages an einem Feldrand ein: Hier können wir uns ins Gras legen, Schuhe ausziehen und ein gutes Stündchen schlafen.

Um 15:15 Uhr und mit gewechselten Schuhen – Jogger statt Wanderstiefel – nehmen wir die finalen 10 Kilometer in Angriff und laufen entlang der Felder über Hoxel, im Wald an Gutenthal vorbei und schließlich über das Moor (Weg durchs Bruch) nach Morbach. Es ist 17.30 Uhr als uns der Kirchturm von Morbach begrüßt.

Zum Abendessen gibt es Schnitzel und Pommes (provinzstyle mit Sprühsahne) im Morbacher Dorfkrug bevor uns ein Taxi die zusätzlichen fünf Kilometer spart und uns nach Bischofsdhron zu unserer Ferienwohnung fährt.

 


Infos zu Etappe 2:

Start: Forellenhof Trauntal, Börfink
Ziel: Morbach, Bischofsdhron
Wanderstart: 08.40 Uhr
Wanderankunft: 17:30 Uhr
Gehzeit: 7h, 30 Minuten
Steckenlänge: 25km, 500hm Aufstieg
Übernachtung: Ferienwohnung Lauterbach, Morbach-Bischofsdhron, 46,- Euro
Abendessen: 26,- Euro (zweimal Schnitzel, Pommes, Getränke), Zum Dorfkrug, Morbach

Beim nächsten Mal würden wir im Landhaus am Kirschbaum übernachten, weil es direkt oberhalb am Ortsanfang von Morbach liegt und preislich auch nicht teurer als der Forellenhof Trauntal kommt. Das Hotel ist fast direkt am Steig und man muss nach der extrem langen Etappe nicht in den Ort hinunter und am nächsten Tag alles wieder hinauf. Zudem haben wir am nächsten Tag kurz mit dem netten Hotelier gesprochen, als wir beim Aufstieg wieder vorbeikamen.

Saar-Hunsrück-Steig, Tag 1: Von Nonnweiler nach Börfink

Über Himmelfahrt waren wir drei Tage wandern. Für mich, endlich mal wieder. Für M das erste Mal. In Vorbereitung auf seinen Wanderurlaub Ende Juli hat er sich mit Schuhen und Rucksack ausgestattet. Die Schuhe wollten eingelaufen, der Rucksack bepackt und die allgemeine Kondition getestet werden.

Wir starten am Himmelfahrtsdonnerstag um 7:36 Uhr am Mannheimer Hauptbahnhof, steigen dreimal um und fallen um kurz vor 10 in Nonnweiler, Hammerberg aus dem Bus. Mit uns steigen noch zwei weitere Wanderpaare aus. Das erste verlieren wir nach ein paar Minuten aus den Augen. Die beiden Mädels begegnen uns an dem Tag noch zweimal, danach sehen wir sie die nächsten drei Tage nicht mehr, obwohl sie auch den Steig laufen.

Ein Hotelwirt sagt später: Das ist hier nicht wie im Allgäu, wo sie alle 50m „Grüß Gott“ sagen müssen. Und er hat recht. Premium auf diesem Wanderweg ist vor allem seine Unpopularität. Wege, schöne Rastplätze und Aussichten haben wir trotz Himmelfahrtswochenende oft für uns alleine.

An der Talsperre in Nonnweiler machen wir das erste Mal Rast. Noch bevor wir richtig losgelaufen sind. Aber das Wetter ist schön, die erwartete Gehzeit kurz und schließlich sind wir ja auch schon ein paar Stunden auf den Beinen. Höhepunkt dieser Etappe ist der keltische Ringwall, der am Ende des Aufstiegs zu Beginn der Etappe liegt. Hier sind auch noch mehr Gruppen unterwegs, was an den Himmelfahrts-Tagesausflüglern liegt, die rund um die Talsperre Nonnweiler und den Ringwall unterwegs sind.

Auf der Etappe liegt keine Einkehrmöglichkeit direkt am Weg. Nach dem Ringwall weist aber ein Schild auf die Köhlerhütte hin, etwas oberhalb von Neuhütten gelegen. Das Wanderheim hat geöffnet, der Grill brennt, so dass wir hier ein Steak vom Schwenker mit Kartoffelsalat und eine Bratwurst bekommen. Wenn mal also einen Ab- und Aufstieg von jeweils etwa 20 Minuten nicht scheut und einen der Öffnungstage erwischt, ist Mittagessen gesichert.

Zurück auf der Höhe geht der Weg am Kamm der Dollberge entlang. Jetzt begegnen uns kaum noch Wanderer und auch die Entfernung zum Etappenziel, dem Forellenhof Trauntal in Börfink, wird rasch weniger. Einen halben Kilometer vor dem Ziel stecken wir noch unsere Füße in den Bach. Trotz (fast) neuer Schuhe halten alle vier Füßchen bisher prima durch.

Beim Einchecken im Forellenhof steckt die Chefin kurz ihren Kopf aus dem Keller, ihre Gummischürze verrät, das hier gerade die Forellen für’s Abendessen geschlachtet werden. An den vielen Teichen rund ums Haus stehen immer noch die Angler, die Terrasse ist voll. Forellen gehen offenbar zu jeder Tageszeit, selbst um kurz nach vier als wir ankommen sind fast alle Tische besetzt und alle beim „Abendessen“.

Wir haben Glück und erhalten statt des reservieren Zimmers die Ferienwohnung. Durch das frühe Aufstehen und den Tag in der Sonne sind wir beide einigermaßen fertig und schlafen schon vor dem Abendessen das erste Mal ein. Zum Abendessen gibt es Forelle für mich, Steak für M. Wirklich gut gemachte Küche, netter Service. Als Übernachtungsmöglichkeit zu empfehlen.

Lang wird der Abend nicht, mir fallen die Augen zu, bevor es dunkel wird.


Infos zu Etappe 1:

Start: Am Hammerberg, Nonnweiler
Ziel: Forellenhof Trauntal, Börfink
Wanderstart: 10.00 Uhr
Wanderankunft: 16:15 Uhr
Gehzeit: 4h, 15 Minuten
Steckenlänge: 12km, 400hm Aufstieg
Übernachtung: Forellenhof Trauntal, Börfink, 80,- Euro (inkl. Frühstück)
Abendessen: 60,- Euro (für zwei, inkl. Wasser und je einem Glas Wein)