Wandern im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin und dem Unesco-Weltnaturerbe Grumsiner Forst

Für den Pfingstsonntag 2016 war das regnerischste Wetter des ganzen Pfingstwochenendes angesagt. Daher überlegten wir den halben Samstag, ob wir nun nochmal wandern gehen sollten oder uns doch ein Museum raussuchen. Als es am Sonntagmorgen um kurz nach Acht nicht regnet, fällt die Entscheidung zugrunsten des Wanderns.

Um 09.30 Uhr starten wir am Hauptbahnhof und nahmen den Regionalexpress in Richtung Schwedt/Oder. In Angermünde steigen wir in den Bus um, so dass wir um kurz nach 11.00 Uhr in Altkünkendorf ankommen. Hier ist der Hauptausgangspunkt, wenn man zu Fuß die Buchenwälder des Biosphärenreservats Schorfheide-Chorin durchstreifen will, wobei der Grumsiner Forst zum Unesco-Weltnaturerbe zählt.

Und was soll ich sagen: Es ist das lange Pfingstwochenende, es ist sonniges, windiges Wetter  und – es ist kein Mensch da. Wir sind die einzigen, die aus dem Bus steigen, die Straßen leer, das Besucherzentrum in der Ortsmitte von Altkünkendorf zum Glück offen aber neben uns nur zwei weitere Personen anwesend. Eine davon ist der ortskundige Vertreter des Fördervereins, der heute Dienst hat. Kein Gasthof, kein Besuchercafé, nix. Zum Glück haben wir Wasser und ausreichend Proviant dabei, so dass wir nicht einkehren müssen. Die Hoffnung, in Groß-Ziethen, am Umkehrpunkt der Wanderung, dennoch einen Gasthof, Biergarten oder ähnliches zu finden, habe ich natürlich trotzdem.

Wir nehmen uns eine Karte mit und suchen uns den Rundweg nach Groß-Ziethen als Wanderstrecke aus. Dazu müssen wir erst dem gelben und später dem grünen Buchenblatt als Markierung folgen. Um 15.01 Uhr geht der Bus zurück, einer von zweien an diesem Nachmittag. Viel Flexibilität bleibt uns daher nicht und wir machen uns auf den Weg.

Von der Bushaltestelle aus folgen wir der Straße noch etwa 300m bevor wir auf die links abbiegende, ortsauswärts führende Straße in Richtung Wald laufen. Hier sehen wir auch das erste Mal die Markierungen, nach denen wir uns in den nächsten vier Stunden richten müssen. Und blühende Rapsfelder, die nur von den Buchenwäldern begrenzt werden, auf die wir zulaufen.

Auch im Wald ist nichts los. Wir hatten ja bis zuletzt vermutet, dass alle mit dem Auto anreisen und es irgendwo einen großen Parkplatz gibt, wo wir dann auf die Massen treffen. Stattdessen Waldeinsamkeit. Es begegnen uns insgesamt zwei andere Familien und zwei Menschen mit Hund. Ansonsten nur Bäume, Wind, Sonne, Vögel. Viel Tourismus scheint hier – zumindest zu dieser Jahreszeit – nicht zu sein.

Auch Groß-Ziethen ist ähnlich verschlafen wie Altkünkendorf. Wir umrunden einmal die Kirche, spazieren die eine Dorfstraße hinauf, die andere wieder hinab. Die Hoffnung einen offenen Gasthof zu finden, schwindet. Und das obwohl es Pfingstsonntag und kurz nach zwölf ist. Wenn es nicht jetzt irgendwo ein geöffnetes Restaurant gibt, wann dann? Wir spazieren zurück in Richtung Wald, zu der Stelle, an der die Karte das Symbol mit gekreuztem Messer und Gabel angibt. Und es ist nicht zu fassen – ein offener Gasthof: Zum Schwanenteich in Groß-Ziethen.

Es gibt Schnitzel mit Spiegelei und Bratkartoffeln für M sowie Spiegeleier und Bratkartoffeln für mich. Neben uns sind noch zwei weitere Tische besetzt, das Wirtsehepaar hat gut zu tun, ist aufmerksam und plaudert mit uns. Das Essen ist bodenständig gutbürgerlich, die Bratkartoffeln sind mit Speck und Zwiebeln verfeinert, der Salat wortwörtlich „bunt zusammengewürfelt“ und fein angemacht, längst nich nur das lieblose Salatblatt samt Tomatenscheibe, das bei solchen Gerichten oft euphemistisch in der Karte als „Salatbeilage“ angepriesen wird. Die Preise sind ländlich günstig, zu zweit zahlen wir 16,- Euro für Essen und Getränke.

Während wir essen geht draußen der ersten Schauer runter. Als wir uns gerade auf den Rückweg machen, folgt der zweite. Aber auch dieser dauert nur ein paar Minuten und dann können wir unseren Weg in Richtung Sperlingsherberge fortsetzen. Dort schauen wir uns noch das Modell an, dass die Landschaftsformung durch die Vorgänge während der Eiszeit erläutert und das wir – schauen wir auf und um uns herum – prima mit der Landschaft vergleichen kann, in dessen Mitte wir gerade stehen. Nun müssen wir uns sputen, der Bus wartet nicht und auch wir haben keine Lust, noch zwei Stunden in Altkünkendorf auf den nächsten zu warten. Wir legen die sechs Kilometer in einer knappen Stunde zurück und erreichen die Bushaltestelle gute 10 Minuten vor Abfahrt. Geschafft.

Zurück geht es nach Angermünde, dann eine Station mit dem RE in Richtung Berlin und kurzer Zwischenstop im Kloster Chorin. Auch hier ist nichts los, der Fahrradverleih am Bahnhof hat gar nicht offen. Außer uns steigt um die Uhrzeit niemand mehr aus dem Zug. Vom Bahnhof sind es etwa zwei Kilometer zu laufen, bevor wir erst den See und dann die Klosterruine erreichen.

Trotz vorheriger Recherche findet doch ein Konzert statt, so dass wir das Kirchenschiff nur von außen besichtigen können. Inzwischen ist es fast vier. Wir entscheiden uns daher für Kaffee und Kuchen im (bereits ziemlich leer gekauften) Kloster-Café, schauen uns noch kurz den Eiskeller an, in den demnächst die Fledermäuse umziehen sollen und machen uns auf den Rückweg zum Bahnhof. Der RE um 17.44 Uhr bringt uns zurück nach Berlin.