Wie wir hier einkaufen Teil 2: Die Gemüsekiste

Die ersten paar Tage in der Stadt verbrachte ich in Valentinas WG in San Franciscos Stadtteil Mission, in der wir über AirBnB ein Zimmer gemietet hatten. Das Zimmer war nicht nur groß und verfügte über ein gemütliches King-Size-Bett, auch die Ausstattung der Küche war ausgesucht, umfangreich und der Kühlschrank immer voll. Es war schnell klar, hier wohnen Menschen, die kochen. Außerdem bekommen sie jede Woche eine Gemüsekiste.

Dank Valentina wusste ich auch dann recht schnell, wie das Ganze funktioniert. Das Stichwort heißt: CSA – Community Supported Agriculture – oder auf deutsch Solidarische Landwirtschaft. Die Idee dahinter ist, dass man im Frühjahr ein Abo für die ganze Saison abschließt. Das heißt, man wird für eine Saison Mitglied und verpflichtet sich regelmäßig einen festen Geldbetrag (etwa 20-40 Dollar pro Woche und Kiste) an einen Bio-Bauernhof zu zahlen. Der Hof kann besser planen und hat die Sicherheit, dass die Ernte – obwohl gerade erst gepflanzt – bereits verkauft ist. Als Abonnent bekommt man bis zum späten Herbst jeden Woche einen Anteil dessen, was die Ernte des Hofes hergibt. Dieser Anteil kommt als Gemüsekiste, was drin ist, erfährt man meist erst am Tag der Abholung.

Wählt man eine regelmäßige Mitgliedschaft, hängt die Wahl der Farm für die meisten sicher davon ab, wohin die Kiste ausgeliefert wird. Man bekommt die Kisten in der Regel nicht bis an die Haustür gefahren, sondern muss sie an einem zentralen Sammelpunkt zu einem bestimmten Termin in der Woche abholen. Und daher sucht man sich natürlich häufig die Farm aus, die an einem passenden Wochentag in den eigenen Stadtteil liefert. Einige der  CSAs in der Bay Area, die ich recherchiert habe, sind Shooting Star CSA (das war Valentinas Kiste), Full Belly Farm, Tomatero Farm und unsere, die Mariquita Farm.

Da wir nur für kurze Zeit und dazu noch über den Winter hier sind, kamen viele CSA’s für uns nicht in Frage. Die meisten hören mit dem Ende der Saison Ende November mit der Lieferung auf und setzen erst im März wieder ein. Daher war das Angebot der Mariquita Farm für uns ideal. Diese hören im Winter zwar auch mit ihrer Saison-Abo-Kiste auf, haben aber daneben eine Probekiste- bei ihnen heißt sie Mystery Box – mit der man das Angebot unverbindlich und zeitlich unbegrenzt testen kann. Diese läuft über den Winter weiter, weil auch weiter geerntet werden kann. Nur fällt die Ernte eben nicht mehr so umfangreich aus, dass es für Restaurantlieferungen, Probekisten und Saisonkisten reicht.

Um die Probekiste zu bestellen, müssen wir uns einfach zwischen Sonntag und Mittwoch per Formular in eine Liste eintragen und können am Donnerstag unsere Kiste abholen und bezahlen. Neben den Kisten hat der LKW von der Farm auch manchmal andere Produkte dabei, die man zusätzlich kaufen kann. Wir frühstücken z.B. momentan Golden Gate Park Honey, also Honig, der von den Blumen im Golden Gate Park kommt und den der dortige Imker über unseren Hof verkauft. Der Nachteil am Abrufprogramm ist, dass jede Woche ein anderer Stadtteil von San Francisco angefahren wird und ich so manchmal allein wegen der Kiste zweistündige Fahrradausflüge unternehme.

Und, was ist nun drin in der Kiste? Gemüse, das gerade Saison hat. Momentan vor allem verschiedene Sorten Stängelkohl, Kürbis und Karotten aber auch Tomaten, Blumenkohl oder Paprika. Hier ein paar Bilder unseres Kisteninhalts seit Oktober. Eine Kiste kostet 25 Dollar, das sind etwa 18 Euro.

Wir haben zu Testzwecken und aus Neugierde auch einen Ausflug zum größten und günstigsten Wochenmarkt in San Francisco unternommen. Das ist der Alemany Farmer’s Market im Süden der Stadt, zu dem wir mit dem Rad etwa 15 Minuten brauchen. Auch dort verkaufen viele Bauern ihr Gemüse direkt vom Hof mit einem eigenen Stand. Im Vergleich finden wir unsere Kiste preislich und qualitativ auf jeden Fall gleichwertig, teilweise sogar besser. Der Inhalt der Gemüsekiste ist frisch, er hält im Kühlschrank problemlos eine Woche durch und schmeckt gut. Andererseits kann man auf dem Markt natürlich selbst auswählen, was man kaufen will und hat nicht nur Gemüse, sondern auch Obst in einer großen Auswahl.

Da wir aber nicht jeden Samstagmorgen zum Markt fahren wollen, haben wir uns für die Kiste entschieden. Mit dem Inhalt kommen wir auch ungefähr eine Woche hin. Außerdem bekommen wir damit regelmäßig die Möglichkeit, Gemüse zu probieren, das so in Deutschland teilweise (noch) nicht angebaut wird: Green Frills Mustard, Gai Lan, Wassermelonen-Rettiche und die zig Sorten Kohl am Stängel, von denen wir euch in den letzten Wochenrückblicken immer wieder erzählt haben.

Heute Nachmittag kommt wieder eine neue Kiste. Der Newsletter hat schon angekündigt, dass es Frost gab und der Inhalt wahrscheinlich ein bisschen kleiner ausfallen wird als die letzten Woche. Wir sind also gespannt, was drin ist.