Wieder mal im Frankfurter Städel

Der Vorhang im Städel hebt sich immer wieder von Neuem. Vor allem geht der Bick heute auf Aspekte bei der Austellung von Skulpturen: Zum einen haben Skulpturen verschiedene Schauseiten und können daher verschiedene Eindrücke beim Betrachter gleichzeitig hervorrufen. Zum anderen leben Skulpturen (viel mehr als Gemälde) vom Licht, das auf die Oberfläche fällt und das je nach Werkstoff den Charakter ihrer Materialität (z. B. Masse/Leichtigkeit) bestimmt.

Neben dem Licht interagieren Skulpturen mit ihrer Umgebung, die mehr oder wenig Raum hergeben kann und teilweise erst durch den freien Himmel begrenzt ist. In Museen ist gerade die Nachbarschaft mit den Gemälden interessant. Der Bezug zwischen Skulptur und Gemälde im Raum kann mit der Kameralinse eingefangen werden. Im Folgenden ein paar Impressionen der Städel-Sammlung aus dem Juli 2016.

Bronze und Marmor begegnen der Leinwand:

Sünde, Unschuld und Verrat:

Und das Städel kann auch mit Neuerwebungen aufwarten: z. B. Franz Radziwills „Das rote Flugzeug“.

Wenn man zur Gegenwartskunst hinunter in den Keller steigt, betritt man den „White Cube“ des Städels. Nach der Theorie von Brian O’Doherty soll die Austellungsarchitektur soweit wie möglich in den Hintergrund treten, damit die ausgestellten Kunstwerke „neutral“ betrachtet werden können.

Der „White Cube“ ist teilweise mit Architekturelementen verbrämt:

Auch in der Gegenwartskunst treffen sich Skulptur und Malerei:

Skulptur und Malerei in Einem:

Zum Schluss noch reine, gegenständliche Malerei

Disclaimer: Alle Aufnahmen sind zu privaten Zwecken gemacht worden; das Städel bzw. der/die Künstler_in oder deren Vertreter_in hält weiterhin das Copyright des Abgebildeten.

Maya-Ausstellung im Martin-Gropius-Bau Berlin

Schönheit liegt in den Augen desjenigen, der sie zu schätzen weiß, und sie zu betrachten, verwandelt unsere Gefühle und veredelt unsere Kräfte. Sie ist eine konzeptuelle Wahrnehmung, die mit allen Aspekten des Lebens in Verbindung steht. Und die Kunst ist eine ihrer Ausdrucksformen, sie ist ihre Sprache.

So beginnt die Ausstellung „Die Maya – Sprache der Schönheit“, die vom 12. April bis zum 07. August 2016 im Berliner Gropius Bau zu sehen ist. Sie ist die momentan größte Ausstellung von Maya-Skulpturen, die außerhalb Mexikos zu sehen ist. Diese Ausstellung zeigt Werke aus allen Phasen der Maya-Hochkultur des 3. bis 10 Jahrhunderts, beschränkt sich jedoch auf das Gebiet der Halbinsel Yucatan, des heutigen Mexikos. Als die ersten spanischen Eroberer die Halbinsel im 16. Jahrhundert erreichten, war die Kultur längst untergegangen. Warum, ist bis heute nicht eindeutig geklärt.

Die Ausstellung bemüht sich, eine große Bandbreite von Zeiten, Stilen und Funktionen zu zeigen, welche sich in der Kunst der Maya abbilden. Die Ausstellungsmacher gliedern die Werke in fünf zentrale Bereiche, die jeweils 1-2 Räume des Gropius-Baus umfassen:

  1. Der Körper als Leinwand
  2. Der bekleidete Körper
  3. Die Sprache der Steine
  4. Das Tier als Ebenbild
  5. Die Sprache der Farben (Die Maya nutzten etwa 30)
  6. Die Körper der Götter

Der Körper als Leinwand war der für uns aufwühlendste Teil der Ausstellung. Die Skulpturen zeigen, welche Veränderungen die Maya am eigenen Körper vorgenommen haben, um ihre soziale Zugehörigkeit und kulturelle Identität zu zeigen, und welche Schönheitsideale ihre Vorstellungen durchdrangen. Zum Beispiel haben sie die Köpfe von Neugeborenen mit Brettern geformt, Pubertierenden die Zähne abgeschliffen und Löcher gebohrt, um darin Steine einzulegen, kleine Kinder mit Wachskügelchen auf Höhe der Nasenwurzel zum Schielen gebracht, sich tätowiert, vernarbt und ihre Ohrläppchen durchstochen.

Der zweite interessante Ausstellungsteil – die Sprache der Steine – widmet sich dem Schriftsystem der Maya, den Hieroglyphen oder Glyphen. Das Schriftsystem ist aufgrund des Kalligrafiestils und der Komplexität ihrer Abbildungen elegant und einzigartig zugleich. Das Geheimnis der Maya-Schrift liegt darin, dass sie Bilderschrift (wie im Chinesischen) und Lautschrift (wie in unserem Schriftsystem) kombiniert, so dass eine Hieroglyphe ein ganzes Wort bezeichnen kann. Mittlerweile sind über die Hälfte der rund 400 bekannten Maya-Glyphen entschlüsselt. Die Maya halten mit den Inschriften im Stein bedeutende Ereignisse ihrer Geschichte und Religion fest.

Weiterhin beschreibt die Ausstellung weitere folgende Besonderheiten der Mayas:

  • Selbstopfer
  • der Tod als Übergang (zur Wiedergeburt)
  • besiegte Krieger werden als Gefangene dargestellt
  • Vorstellung von fünf Himmelsrichtungen
  • Götter zeigen sich in Tiergestalt
  • way, der animalische Begleiter eines Menschens, in dem man sich in der Nacht verwandeln kann

So interessant und klug zusammengestellt die Ausstellungsstücke sind – in der Ausstellungskonzeption selbst fallen uns einige Schwächen auf. Die Ausstellungsstücke werden zu großen Teilen in Vitrinen gezeigt, die am Rande des jeweiligen Raums nebeneinander aufgereiht sind. Das führt zum einen dazu, dass sich nur eine Fläche wirklich als Präsentationsfläche genutzt werden kann und wir uns mit den weiteren Besuchern vor den Vitrinen stauen. Die eher kleinen Räume und sehr klein geschriebenen Erklärungstafeln an den Wänden tragen zudem zum Schlangestehen bei.

Gleichzeitig ist die Ausstellung sehr dicht, für die ersten vier Räume brauchen wir fast eine Stunde und im fünften Raum kommt erst die erste Sitzgelegenheit. Dass das für viele Besucher zu lange ist, merkt man daran, dass sie voll besetzt ist.

Die Nummern für den Audioguide stehen relativ klein in der Nähe des jeweils ausgestellten Stückes innerhalb der Vitrine. Sie sind nur durch zwei geschlossene Klammern  gekennzeichnet. Das macht es schwer, sich im gesamten Ausstellungsraum zu orientieren und schnell die Stücke zu finden, für die eine Erklärung auf dem Audioguide verfügbar ist. Auch kommen die Audio-Erklärungen fast gänzlich ohne übergreifende Hinweise, z.B. zur Rolle der Religion oder den einzelnen Phasen der Mayakunst aus. Das Display des Audioguides ist nicht beleuchtet, was die einzelnen Tracks in der abgedunkelten Ausstellung schwer zu lesen macht. Zudem gibt es keine Möglichkeit zurückzuspulen und sich schnell einzelne Erklärungsteile ein zweites Mal anzuhören. Zu einem Preis von 4 Euro, zusätzlich zum Eintritt, ist das ziemlich armselig. Da auch viel auf den Tafeln erklärt wird, lohnt sich der Audioguide aus unserer Sicht nicht so richtig.

Die Ausstellung kostet 11,- Euro Eintritt. Die drei weiteren, gezeigten Ausstellungen haben ähnliche Preise. Es gibt keine Kombitickets, was einen Eintrittspreis von 42,- Euro für den gesamten Gropuis-Bau entspricht. Das ist damit deutlich teurer als in anderen Häusern ähnlicher Größe.

Fotografieren war in der Ausstellung nicht erlaubt, daher gibt es hier nur Bilder von außen.

Alte Nationalgalerie Berlin

Zu Besuch in der Alten Nationalgalerie in Berlin, in der Bildende Kunst vom Klassizismus bis zum Impressionismus – also grob gesagt das 19. Jahrhundert – zu sehen ist.

Das Museumsgebäude wirkt recht imposant: Auf einem hohem Sockel ruht ein Bau im Stil eines antiken Tempels (vergleiche das Parthenon in Athen). Heute betreten wir das Museum ebenerdig durch die Kutschendurchfahrt,  früher konnten die preußischen Herrscher über die Freitreppe den Kunstolymp betreten. Wenn man um das Gebäude herumgeht, erkennt man, dass der gegenüberliegende Abschluss des Baus eine Kirchenapsis darstellt. In der Tat war diesem Tempel-Schloss-Kirchen-Bau von Anfang an (1867) der Zweck eines Museums zugewiesen.

Im übrigen standen wir schon einmal kurz vor dem Eintritt in das Museum: An einem Sonntag, in sengender Hitze, im Sommer 2015 – nach einiger Zeit gaben wir das Warten auf. Nachträglich haben wir deshalb also nicht zum Rekordergebnis der historisch bestbesuchtesten Ausstellung des Hauses beigetragen…

Eines der Highlights der Sammlung sind auf jeden Fall die Werke von Caspar David Friedrich, dessen Mönch am Meer und Abtei im Eichwald gerade frisch restauriert worden sind. Da die Gemälde so viel gesehen sind, zeigen wir hier noch ein paar andere Impressionen.

 

Das Museum für asiatische Kunst, San Francisco

Bisher haben wir uns kaum Museen in San Francisco angeschaut. Das Wetter war einfach zu schön, um den Tag drinnen zu verbringen. Und das bekannteste Museum der Stadt, das SFMOMA, wird momentan umgebaut und fiel daher von Anfang an aus.

Die fallenden Temperaturen und den ersten Sonntag des Monats – freier Eintritt – nahmen wir aber nun zum Anlass, um uns ins Asian Art Museum of San Franciso aufzumachen. Das Museum befindet sich im Zentrum der Stadt, am Civic Center, neben dem Hauptgebäude der Bibliothek. Auf drei Stockwerken werden rund 2.500 Werke aller asiatischen Regionen gezeigt.

Wir arbeiten uns vom zweiten Stock bis zum Erdgeschoss vor und durchwandern nicht nur  6.000 Jahre Zeitgeschichte sondern auch alle großen asiatischen Regionen in eigenen Abteilungen. Wir sehen Buddha-Statuen aus Indien, Jadeschmuck aus China, Teppiche aus Tibet und Bhuthan und ein originalgetreu nachgebautes, funktionierendes japanisches Teehaus.

Der Schwerpunkt des Museums liegt jedoch auf koreanischer Kunst. Das Asian Art Museum ist das einzige Museum in den Vereinigten Staaten, dass dafür einen eigenen Kurator hat. Auch die laufende Sonderaustellung „In Grand Style“ im Erdgeschoss war Korea gewidmet. Darin werden Kunstwerke der Joseon Dynastie gezeigt. Unter anderem sehen wir meterlange Rollen, auf denen mit Bildern von Reitern, Pferden und Sänften, die Aufstellung von riesigen Paraden und Festzügen erst dokumentiert wurden.

Wir haben knapp drei Stunden im Museum verbracht und finden den Rundgang durch die einzelnen Abteilungen sehr gelungen. Sowohl für die Sammlung als auch für die Sonderausstellung gibt es Audioguides, die man sich kostenlos ausleihen kann. Außerdem werden stündlich Führungen (auch für Kinder) zu verschiedenen Teilen der Sammlung angeboten. Sollte man nicht an einem der eintrittsfreien ersten Sonntage des Monats ins Museum gehen, lohnt es sich, auf der Museumshomepage nach Veranstaltungen zu suchen, die oft im Eintrittspreis enthalten sind wie beispielsweise die koreanische Tee-Zeremonie.

Asian Art Museum, 200 Larkin Street, San Francisco, CA 94102.