Museum Ludwig in Köln

Vor 40 Jahren schenkte das Ehepaar Ludwig der Stadt Köln Werke aus ihrer Sammlung, die sich seit 30 Jahren im Museumsbau hinter dem Kölner Dom befinden. Zum Jubiläum wurden nun Kunstwerke, die in besonderer Verbindung mit dem Museum stehen.

Schon an der Außenfassade des Museums hängt ein Plakat der Guerrilla Girls, die ironischerweise die Vorzüge des Mäzenatentums preisen. Die Vorzüge, ein eigenes Kunstmuseum zu besitzen, sind unter anderem, dass man – wie in der eigenen Firma – der Chef ist, dass Kunstproduzenten und -vermittler einem in den Hintern kriechen und dass man mit Schenkungen steuern sparen kann.

Im Innern überwindet der Besucher dann gleich zu Beginn Ahmet Ögüts Installation Bakunin’s Barricade – indem er hinter den beiden umgekippten Autos in die Sammlungsräume geht. Michail Bakunin hatte während den revolutionären Vorgängen 1849 in Dresden die Idee, Bilder aus der Staatlichen Gemäldesammlung auf die Straßenbarrikaden zu hängen, um die anrückenden Soldaten zu stoppen. In Anlehnung dazu legte Ögüts fest, dass der Käufer seines Kunstwerk im Falle eines Konflikts zur Verfügung stellen soll.

Hans Haackes Arbeit Der Pralinenmeister dokumentiert kritisch das Entstehen des Museums Ludwig: Peter Ludwig war Kunsthistoriker und mit der Erbin eines Schokoladenfabrikanten verheiratet. Auf welche Weise das Sammlerehepaar sich Einfluss auf die Sammlung auch nach der Schenkung an die Stadt Köln sichert, wird der Besucher zusammen mit den Arbeitsbedingungen in den Produktionsstätten ihres Unternehmens  schriftlich informiert. Die Gesinnung der Spender wird genüsslich verrissen.

Meschac Gabas Arbeit Reflection Room besteht aus einem Zelt, das einen unwillkürlich an eine provisorische Flüchtlingsunterkunft denken lässt. Die Zeltplane stellt die Flaggen aller Staaten der Welt dar. Symbolisch treffen sich also alle Nationen der Welt im Reflection Room. In seinem Innenraum sind tatsächlich auf Tischen Malutensilien für jedermann/-frau verteilt. Pratchaya Phinthong schenkte im Vorfeld der Ausstellung  geflüchteten Menschen in Bangkok hergestellte Jeans, welche diese dann für die Dauer der Austellung an die Mitarbeiter des Museums übergaben. An die Aktion erinnern in der Ausstellung zwei Teller, die von einem Essen des Künstlers mit den geflüchteten Menschen stammen.

Ansonsten kann man sich in der Menge der Sammlunghighlights verlieren. Das Museum ist weltbekannt für Pop-Art. Daher sind mehrere Räume dicht gehängt mit den Erzeugnissen deren Vertreter, wie etwa Jasper Johns Map, die auf Buckminster Fullers Versuch, eine verzerrungsfreie Projektion der Weltkugel zu schaffen, zurückgeht, Edward Kienholz silbrig-klebrige Soldatenhelden ohne Kopf, die im The Portable War Memorial unter der ewigen Wiederholung des Songs „God Bless America“ mit der Flagge in der Hand einen Imbisstisch erobern und den verkohlten Tarzan im Eck nicht wahrnehmen, das Punktraster in Roy Lichtensteins M-Maybe (A Girl’s Picture), das der Emotion des Bildausschnitts aus einem Comic-Strip keinen Abbruch tut, Richards Lindners trivialisierende Fetischobjekte in Disneyland, Tom Wesselmanns plakative Collage eines VW Käfers in Landscape No. 2 und eines Badezimmers mit Wäschekorb, Duschvorhang und Handtuch als reale Objekte in Bathtub 3, und zuletzt James Rosenquists Star Thief, dessen im Weltraum liegende, monumentale Speckstreifen das gesamte Treppenhaus ausfüllen (auch weil es als Wandgemälde des Miami Airport nicht akzeptiert wurde).

Zudem gibt es einige Klassiker zu sehen wie Paul Klees Hauptweg und Nebenweg oder Pablo Picassos Musketier und Amor (hinter welchem der beiden mag sich der Künstler verbergen?). Und auch Arbeiten jüngerer deutscher Künstler sind zu sehen: A. R. Pencks Gemälde Ich in Deutschland (West) zeigt aus der Sicht des Künstlers alles, wird aber aufgrund seiner Ausmaße (6m auf 12m) selten gezeigt. Bei Isa Genzkens Installation Kinder filmen werden destruktive Elemente der Konsumwelt inszeniert. Wolfgang Tillmans bekommt wie immer einen ganzen Raum für seine Fotos in unterschiedlichen Formaten und Martin Kippenbergers Kanarienvögel zerfließt das Zitronengelb im Angesicht des Mündungsrohrs eines Panzers.

 

Gelesen – gesehen – gehört #1

Corinna Belz, Gerhard Richter Painting (2011)

Gerhard Richter beim Auftrag der Farben auf die Leinwand, mit Borstenpinsel oder Kunststoffleisten. Gerhard Richter beim Besichtigen der Austellungsräume. Assistenten beim Mischen von Farben. Assistenten bei der Konzeption der Austellung. Das Geräusch des mit Farbe getränkten Borstenpinsel auf der Leinwand, das Raunen, wenn die Kunststoffleiste über die Leinwand gezogen wird. Gerhard Richter denkt nach. Gerhard Richter verändert Bilder. Gerhard Richter hält eine Pressekonferenz. Gerhard Richter im Gespräch mit Benjamin Buchloh: „Malen ohne Plan, aber zu wissen, wann es richtig ist.“

Meditative Anschauung künstlerischer Arbeit, in gewisser Weise die Entmystifizierung des Künstlers und die Erkenntnis: Der ist reich, der machen kann, was er will, der mit seinem Ausdrucksvermögen und seiner Stellung in der Welt zufrieden ist. Was können wir daraus lernen? Zumindest, dass es diesen Olymp gibt; den Weg dorthin aber kennen wir nicht.

Link zur Webseite des Films

Noch ein paar Tage auch in der ARD-Mediathek

Alte Nationalgalerie Berlin

Zu Besuch in der Alten Nationalgalerie in Berlin, in der Bildende Kunst vom Klassizismus bis zum Impressionismus – also grob gesagt das 19. Jahrhundert – zu sehen ist.

Das Museumsgebäude wirkt recht imposant: Auf einem hohem Sockel ruht ein Bau im Stil eines antiken Tempels (vergleiche das Parthenon in Athen). Heute betreten wir das Museum ebenerdig durch die Kutschendurchfahrt,  früher konnten die preußischen Herrscher über die Freitreppe den Kunstolymp betreten. Wenn man um das Gebäude herumgeht, erkennt man, dass der gegenüberliegende Abschluss des Baus eine Kirchenapsis darstellt. In der Tat war diesem Tempel-Schloss-Kirchen-Bau von Anfang an (1867) der Zweck eines Museums zugewiesen.

Im übrigen standen wir schon einmal kurz vor dem Eintritt in das Museum: An einem Sonntag, in sengender Hitze, im Sommer 2015 – nach einiger Zeit gaben wir das Warten auf. Nachträglich haben wir deshalb also nicht zum Rekordergebnis der historisch bestbesuchtesten Ausstellung des Hauses beigetragen…

Eines der Highlights der Sammlung sind auf jeden Fall die Werke von Caspar David Friedrich, dessen Mönch am Meer und Abtei im Eichwald gerade frisch restauriert worden sind. Da die Gemälde so viel gesehen sind, zeigen wir hier noch ein paar andere Impressionen.

 

Das Museum für asiatische Kunst, San Francisco

Bisher haben wir uns kaum Museen in San Francisco angeschaut. Das Wetter war einfach zu schön, um den Tag drinnen zu verbringen. Und das bekannteste Museum der Stadt, das SFMOMA, wird momentan umgebaut und fiel daher von Anfang an aus.

Die fallenden Temperaturen und den ersten Sonntag des Monats – freier Eintritt – nahmen wir aber nun zum Anlass, um uns ins Asian Art Museum of San Franciso aufzumachen. Das Museum befindet sich im Zentrum der Stadt, am Civic Center, neben dem Hauptgebäude der Bibliothek. Auf drei Stockwerken werden rund 2.500 Werke aller asiatischen Regionen gezeigt.

Wir arbeiten uns vom zweiten Stock bis zum Erdgeschoss vor und durchwandern nicht nur  6.000 Jahre Zeitgeschichte sondern auch alle großen asiatischen Regionen in eigenen Abteilungen. Wir sehen Buddha-Statuen aus Indien, Jadeschmuck aus China, Teppiche aus Tibet und Bhuthan und ein originalgetreu nachgebautes, funktionierendes japanisches Teehaus.

Der Schwerpunkt des Museums liegt jedoch auf koreanischer Kunst. Das Asian Art Museum ist das einzige Museum in den Vereinigten Staaten, dass dafür einen eigenen Kurator hat. Auch die laufende Sonderaustellung „In Grand Style“ im Erdgeschoss war Korea gewidmet. Darin werden Kunstwerke der Joseon Dynastie gezeigt. Unter anderem sehen wir meterlange Rollen, auf denen mit Bildern von Reitern, Pferden und Sänften, die Aufstellung von riesigen Paraden und Festzügen erst dokumentiert wurden.

Wir haben knapp drei Stunden im Museum verbracht und finden den Rundgang durch die einzelnen Abteilungen sehr gelungen. Sowohl für die Sammlung als auch für die Sonderausstellung gibt es Audioguides, die man sich kostenlos ausleihen kann. Außerdem werden stündlich Führungen (auch für Kinder) zu verschiedenen Teilen der Sammlung angeboten. Sollte man nicht an einem der eintrittsfreien ersten Sonntage des Monats ins Museum gehen, lohnt es sich, auf der Museumshomepage nach Veranstaltungen zu suchen, die oft im Eintrittspreis enthalten sind wie beispielsweise die koreanische Tee-Zeremonie.

Asian Art Museum, 200 Larkin Street, San Francisco, CA 94102.

Das San Francisco Art Institute

Ein Ruhepunkt mitten in der Stadt. Das San Francisco Art Institute (SFAI) liegt im Stadtteil Russian Hill, zwischen dem Trubel der italienischen Restaurants, den Schlangenkurven der Lombard Street und dem Fishermans Wharf. Es ist seit 1871 die öffentliche Kunsthochschule der Stadt. Das Gebäude erinnert von seiner Fassade und dem innenliegenden Arkadengang mit Springbrunnen an ein Landhaus in der Toskana. Sobald wir durch das Tor in den Innenhof treten, verliert die Außenwelt an Bedeutung. Darin hat das SFAI einiges mit einem klassischen Klosterbau gemeinsam.

Wir waren eigentlich wegen des berühmten Frescos von Diego Rivera hingegangen. Dieses stellt Arbeiter auf einem Holzgerüst dar, die an einer Maschine und dem Fresco selbst arbeiten. Es nimmt eine ganze Wandseite eines großen, galerieartigen Raumes ein, in dem sich noch weitere Ausstellungsstücke befinden.

Schnell fanden wir jedoch viel spannendere Ecken als das Fresco. Unten im Keller sind die Werkstätten für Gips- und Holzarbeiten, gleich daneben die Ateliers für die Malerinnen und Maler. Mehrere Studierende teilen sich den Raum, eng stehen Staffelein, Farbtöpfe und Leinwände beieinander. Im letzten Atelier sind mit langen, weißen Vorhängen kleine Separées abgetrennt. Eine Kaffeetasse, kleine persönliche Gegenstände oder sorgfältig bereitgelegte Arbeitsmaterialien vermitteln den Eindruck von kleinen Künstlerbüros. Man kann einfach den Vorhang hinter sich zuziehen und niemand schaut einem beim eigenen Schaffen über die Schulter.

Im Erdgeschoss sind die Räume der Fotografen und Zeichensäle. Ein Podest mit Kissen und der Raumplan an der Tür weisen darauf hin, dass hier die Aktzeichnungen unterrichtet werden. Die Wände zwischen den einzelnen Lehrräumen zieren immer wieder Kunstwerke oder kleine Ausstellungen. Bei den Fotografen hing beispielsweise eine Bilderstrecke mit Schwarz-Weiß-Aufnahmen eines Fahrrad-Polo-Spiels.

Wir sind an einem Freitag Nachmittag durch das Gebäude gestromert. Die Türen standen offen. Und wir konnten überall neugierig reinlinsen. Die machen hier Kunst. Vielleicht hat der Ort deswegen diese besondere Atmosphäre, ruhig und anregend zu gleich. Auf dem Dach des Gebäudes finden sich große Flächen, Bänke, Treppen zum Sitzen, Reden und über die Stadt schauen. Die Cafeteria verkauft Kaffee auch an Nicht-Studis wie uns. Wir nehmen uns zwei Becher, setzen uns ans Fenster und schauen über die Stadt. Die haben es ziemlich gut, die Kunststudis hier. Und wir auch.