Der Vorhang im Städel hebt sich immer wieder von Neuem. Vor allem geht der Bick heute auf Aspekte bei der Austellung von Skulpturen: Zum einen haben Skulpturen verschiedene Schauseiten und können daher verschiedene Eindrücke beim Betrachter gleichzeitig hervorrufen. Zum anderen leben Skulpturen (viel mehr als Gemälde) vom Licht, das auf die Oberfläche fällt und das je nach Werkstoff den Charakter ihrer Materialität (z. B. Masse/Leichtigkeit) bestimmt.
Neben dem Licht interagieren Skulpturen mit ihrer Umgebung, die mehr oder wenig Raum hergeben kann und teilweise erst durch den freien Himmel begrenzt ist. In Museen ist gerade die Nachbarschaft mit den Gemälden interessant. Der Bezug zwischen Skulptur und Gemälde im Raum kann mit der Kameralinse eingefangen werden. Im Folgenden ein paar Impressionen der Städel-Sammlung aus dem Juli 2016.
Bronze und Marmor begegnen der Leinwand:
Leben und Landschaft: Antonio Rosettis „Esmeralda mit der Ziege“ und Johann H. W. Tischbeins „Goethe in der Campagna“
Vielleicht zeigt Esmeralda auch der Ziege den Ausbruch des Vesuvs von Johan C. C. Dahl
Tanz und Impression: Edgar Degas‘ „Große Tänzerin“ vor Max Liebermanns „Freistunde im Amsterdamer Waisenheim“
Und Edgar Degas „Kleine Tänzerin“ tanzt vor Alfred Sisleys „Seine-Ufer im Herbst“
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Constantin Meuniers Pferd an der Tränke vor der „Villa am Meer“ von Arnold Böcklin
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Existenzialistisches: Max Beckmanns „Adam und Eva“ und „Der Zirkuswagen“
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Symbolischer Ausdruck: Wilhelm Lehmbrücks „Sitzender Jüngling“ und Puvis de Chavannes „Die heilige Maria Magdalena in der Wüste“
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„Die Mondspargel“ von Max Ernst neben dem „Hotelflur“ von August Chabaud
Sünde, Unschuld und Verrat:
Franz von Stuck „Adam und Eva“
Paul Klee „Das Lamm“
Max Liebermann „Simson und Delila“
Und das Städel kann auch mit Neuerwebungen aufwarten: z. B. Franz Radziwills „Das rote Flugzeug“.
Franz Radziwills „Das rote Flugzeug“
„Die Woge“ von Gustave Courbet
Otto Freundlichs „Ascension“ mit Marc Chagalls „Der heilige Drosckenkutscher“
Otto Freundlich „Ascension“ im Lichtglanz
Wenn man zur Gegenwartskunst hinunter in den Keller steigt, betritt man den „White Cube“ des Städels. Nach der Theorie von Brian O’Doherty soll die Austellungsarchitektur soweit wie möglich in den Hintergrund treten, damit die ausgestellten Kunstwerke „neutral“ betrachtet werden können.
Blick in den „White Cube“ Des Städels
Alexander Calder „Squelette avec disc rouge“ und Rupprecht Geiger „E 222“
Alexander Calder „Squelette avec disc rouge“ und Otto Freundlich „Composition“
Unter den Lichtwolken des Städelhimmels: Thomas Bayrle „Glücksklee-Dose“ und Blinky Palermo „Stoffbild“
Isa Genzken „Wind I (David)“, Dike Blair „That and this“, Niele Toroni „Empreinte de pinceau no. 50 répétées à intervalles réguiers (30cm)“ und Daniel Buren „Les Portes“
Werke von Peter Kogler, Rosemarie Trockel, John M Armleder und „Spectrum“ von Tony Cragg
Raumflucht mit Thomas Bayrles „Die Stadt“ am Anfang und Neo Rauchs „Stern“ am Ende
Der „White Cube“ ist teilweise mit Architekturelementen verbrämt:
Architekturelemente im „White cube“
Daniel Buren „Les Portes“ mit Bernard Frizes „43% vrai, 46% faux“
Daniel Buren „Les Portes“
Michael Beutler „Zwei Bögen“ mit Eberhard Havekosts „Benutzeroberfläche I“ im Hintergrund
Corinne Wasmuhts „Barrier“ unter den zwei Bögen von Michael Beutler
Auch in der Gegenwartskunst treffen sich Skulptur und Malerei:
Leni Hoffmann „sansibar“ mit Imi Knoebel
Leni Hoffmann „sansibar“ mit Arthur Köpcke „piece for realization“
Antonius Höckelmann „Zweifinger“ mit Fritz Winters “ Die Orgel“ im Hintergrund
Antonius Höckelmann „Zweifinger“ mit Emil Schumachers „Salangan“ und Karl Otto Götz
Antonius Höckelmann „Kranbaum“ zwischen Ernst Wilhelm Nays „Himmelsrichtung“ und „Rotklang“
Skulptur von Antonius Höckelmann mit Bernard Schultzes „Endymion“
A. R. Pencks „Köln-Antidom“ umgeben von Walter Dahn und Martin Kippenberger
A. R. Pencks „Köln-Antidom“ flankiert von Georg Baselitzs „Das Stilleben und hockender Akt“ und „Adler“
Joseph Beuys „Bergkönig“ zu Füßen von Anselm Kiefers „Wege der Weltweisheit: Die Hermannsschlacht“ …
… und Anselm Kiefers „Die Argonauten“
Gesamtkunstwerk von Jörg Immendorf: „Aktiv und Passiv“, „Situation“ und „Position“
Henri Laurens „La Grand Baigneuse“ mit Marwan und Eugen Schönebeck und…
… mit Eugen Schönebecks „Lenin II“ und Antonio Sauras „Cuenca“
Skulptur und Malerei in Einem:
William Kentridge „Fly“
Bemalte Skulptur: Jessica Stockholders „#358“
Erwin Wurm
Toilettenbürsten aus dem MoMA: Haim Steinbachs „Security and Serenity #1“
Lichttresor zum Begehen: James Turell „Paluka“
Relief: Isa Genzkens „Wild I (David)“
Zum Schluss noch reine, gegenständliche Malerei
Bettina von Arnim „Close Cycle Man“
Bettina von Arnim „Hosenträger“
Konrad Klapheck „Der Gesetzgeber“
Disclaimer: Alle Aufnahmen sind zu privaten Zwecken gemacht worden; das Städel bzw. der/die Künstler_in oder deren Vertreter_in hält weiterhin das Copyright des Abgebildeten.