Pecan-Chocoloate-Chip Cookies

Immer wenn ich in eine neue Küche komme, z.B. in einer Ferienwohnung oder eben jetzt hier, dauert es häufig nur wenige Tage, bis ich nicht nur kochen, sondern auch etwas backen möchte. Blöderweise denke ich dabei immer zuerst an die Zutaten, nie aber an die notwendigen Geräte. Simple Kuchen wie Rührkuchen oder Muffins scheitern dann ganz schnell am fehlenden Schneebesen oder der nicht vorhandenen Backform. Ganz zu schweigen von Dingen wie Mixer, Waage oder Nudelholz. Daher überlege ich dann jedes Mal aufs Neue, welche Rezepte ich kenne, die möglichst nur mit einer Schüssel, einem Löffel und einem Backblech auskommen. Und die auch dann funktionieren, wenn man die Mengen nicht aufs Gramm genau abwiegen kann.

Kekse gehen da fast immer. Hier das Rezept für die Pekannuss-Schokoladensplitter-Kekse, die ich letzte Woche gebacken habe. Das Rezept ergibt ungefähr 20 Kekse. Wer keine Waage hat, misst den Zucker und das Mehl mit dem Esslöffel ab. Ein gehäufter Löffel Mehl sind etwa 20g, ein nicht-glatt-gestrichener Löffel Zucker sind rund 15g. Die Maßeinheiten für die Butter stehen in so ziemlich jedem Land auf der Butterpackung. Die Menge lässt sich anhand der aufgedruckten Skalen also ganz gut schätzen.

Und beim ersten Einkauf nicht nur an das Klopapier, sondern auch an Backpapier denken!

Zutaten:

260 g Mehl (2 cups)
1 TL Backpulver
1/4 TL Salz
220 g weiche Butter (2 Sticks)
150 g brauner Zucker (3/4 cup)
75 g Chocolate Chip (1/2 cup)
60 g Pekannüsse (1/2 cup)

Zubereitung:

1. Butter mit Salz und Zucker verrühren, so dass der Zucker sich zumindest zum Teil auflöst.

2. Mehl mit Backpulver mischen und unterrühren.

3. Chocolate Chips und Nüsse zugeben und unterkneten.

3. Mit den Fingern oder zwei Löffeln kleine Teighäufchen auf das mit Backpapier ausgelegte Backblech setzen.

4. Bei 180°C (350°F) etwa 12 Minuten backen. Die Kekse sind dann noch weich, sollten aber durchgebacken sein.

5. Auf einem Rost auskühlen lassen, dabei werden die Kekse fest.

Drehort San Francisco – Heimat

In San Francisco wird ja so einiges gedreht. Ecke Powell & Market St. ist zum Beispiel der Ort, an dem die cable car einen ihrer Endpunkte hat und um 180 Grad gedreht wird – um ihren Dienst in entgegengesetzter Richtung wieder anzutreten. Aber – kleiner Scherz am Rande – um solch einen „Drehort“  gehts im Folgenden nicht ;-).

Denn wir haben uns in der letzten Woche (ich zum ersten Mal auf Englisch) den Film Dirty Harry aus dem Jahre 1971 mit Clint Eastwood in der Hauptrolle angeschaut, der in San Francisco spielt. Das lustige daran war, das uns viele der Drehorte bekannt waren und wir einige Wiedererkennungsmomente aus unserer direkten Nachbarschaft hatten. Der Plot ist recht einfach erzählt: Es geht um den etwas unkonventionellen, mürrisch-wortkargen Inspektor Harry Callahan (Clint Eastwood) des SFPD, der einen Serienmörder jagt. Dieser erpresst die Stadt, indem er wahllos von Dächern auf Passanten schießt. In einer sehenswerten Einstellung zu Beginn, befindet sich Callahan am ersten Tatort auf dem Dach eines Hochhauses und die Kamera folgt ihm, während sein Blick rundherum über die Stadt schweift. Und auch in der weiteren Verfolgung des Täters jagt Callahan durch die Straßen von San Francisco, was den Film für uns sehr lebendig machte, da wir teilweise kurz zuvor an den verschiedenen Punkten in der Stadt gestanden waren (North Beach, Washington Square, Kezar Stadium, Sts. Peter and Paul Church, Dolores Park, …).

Ansonsten gab’s noch mehr Lokalkolorit für uns: Der Figur des Harry Callahans, die immer am Rande der Legalität agiert, Ermittlungen mit äußerster Brutalität durchführt und auch vor Folterung des Täters nicht zurückschreckt, sind wir trotz allem etwas verbunden. Wir erfahren, dass er wie wir auch in Portrero Hill wohnt. Und in einer Szene mit seinem Lieblings-Barmann spricht dieser von Callahan als seinem „Potrero brother“. Weiterhin wird Callahan zu einem Einsatz zu Ecke Texas und Sierra Street gerufen. Das ist just eine der Straßenkreuzungen, die ich morgens mit dem Fahrrad passiere, um zum Bahnhof zu kommen.

Na ja, irgendwie schön in einem US-Blockbuster – wenn auch etwas älteren Datums – so im Detail die Drehorte wiederzuerkennen. Das gibt einem eine gewisse Art von Heimat-Gefühl. Im deutschen Fernsehen haben wir das wohl auch etwas, wenn wir den Tatort sehen (eine der schönsten, die ich gesehen habe, war „Das Glockenbachgeheimnis“ des BR und „Bienzle und die schöne Lau“ des SDR). Durch sein regionales Konzept erkennen – jeden Sonntag wechselnd – die Zuschauer ihre Heimat als Filmrealität wieder und können ein positives Gefühl damit verbinden, dass ihr Zuhause – im Zuge der Verbreitung an ein Millionenfernsehpublikum – einer gewissen Aufmerksamkeit wert scheint.

Verzeichnis der im Text verwendeten Fremdwörter:

cable car – ist eigentlich eine Straßenbahn, die den Berg hochfährt, gezogen von einem unterirdisch laufenden Drahtseil. In Wahrheit ist sie vor allem der Anlass für jede Menge Fotos und Anreiz für eine Runde S-Bahn-Surfen der Touristen.

Dirty Harry –  Alter-Ego von Clint Eastwood und Titel des gleichnamigen Films. Fun Fact: Clint Eastwood war von 1986 bis 1988 Bürgermeister in Carmel-by-the-Sea.

SFPD – San Francisco Police Department, also der Name der örtlichen Polizei. Sieht man immer mal wieder hier rumfahren.

Blockbuster – Kassenschlager, meist völlig überbewerteter Film, der häufig nicht nur viel gekostet hat, sondern auch viel Geld einspielt. Wörtlich übersetzt ein Straßenfeger.

Wochenrückblick (#5)

|Gesehen| Dirty Harry von Don Siegel mit Clint Eastwood
|Gelesen| Bon Appétit (Essens-Zeitschrift), Grün ist die Hoffnung von T.C. Boyle
|Getan| die Nachbarschaft erkundet, mit dem Fahrrad im Zug zur Uni gependelt, Berge hochgestrampelt und runtergesaust
|Gegessen| Frittata, selbstgemachtes Brot, Spaghetti mit Kürbis, Brioche, Focaccia und jede Menge Chard (das sind verschiedene Sorten Kohl am Stängel bzw. auch Mangoldarten)
|Gedacht| dass unsere Beinmuskulatur auf Dauer diese Anstiege nicht aushält oder wir irgendwann stahlharte Wadeln haben
|Gefreut| über die ersten Meter mit dem Fahrrad
|Gelacht| über Olivia, die Vermieterkatze, die immer reinkommt und durch die Wohnung stolziert, als sei es ihre eigene
|Geärgert| über die drei Tage und mehrere Telefonate erfordernde Online-Banking-Registrierung
|Gekauft| Fahrräder, einen DVD-Player, einen Zauberstab mit so vielen Zauberzusatzfunktionen (Sahne schlagen, Pesto machen, Wäsche falten ;-)), und ganz wichtig: Karte von Fahrradwegen in SF mit Angabe der Steilheit der Straßen!!
|Geklickt| auf der Seite der San Francisco Public Library und jede Menge Bücher bestellt

Focaccia

Seit einer Woche sind wir Tierpfleger. Genau genommen halten wir eine Horde kleiner Mikroorganismen bei Laune, deren liebstes Futter Mehl und Wasser sind. Bei ACME in Berkeley haben wir bisher immer unser Brot gekauft. Dort habe ich nachgefragt, ob sie auch ihren Sauerteig-Ansatz verkaufen. Tun sie nicht. Sie verschenken ihn.

Und seitdem wohnt ein kleines Glas mit Sauerteigansatz im Kühlschrank. Und ich backe ziemlich exzessiv Brot. Die Anzahl der Sauerteigkinder vermehrt sich stetig und ich werde der Plage langsam nicht mehr Herr. Die Resultate sind zudem noch nicht wirklich vorzeigbar, aber wir essen sie. Ein Erfolgserlebnis gibt es jedoch zu vermelden: Die Umstellung von Evas Focaccia Rezept mit Hefe auf ein Sauerteig-Rezept habe ich selbst erdacht und es hat auch prompt funktioniert. Eignet sich prima, wenn man aufgefrischten Sauerteigansatz sonst entsorgen würde, weil man nicht alles davon für das geplante Brot benötigt. Wer keinen Sauerteig hat, macht das Rezept wie im Original mit 20g Hefe und lässt es im Kühlschrank gehen.

Hier die Zutaten:

250 g Mehl (Type 550 bzw. Bread Flour)
1/4 L Wasser
1 TL Sauerteigansatz
1 TL Salz
2-3 EL Olivenöl
1 Zweig frischer Rosmarin
1 Handvoll Datteltomaten
grobes Meersalz

Zubereitung:

1. Sauerteig auffrischen (40g Mehl, 40g Wasser, 1 TL Sauerteigansatz aus dem Kühlschrank) und 8-15 Stunden stehen lassen. Das kann man gut über Nacht machen.

2. Vom aufgefrischten Sauerteig 2 TL abnehmen und mit dem Mehl, Wasser und Salz zu einem Teig verrühren. Der ist ziemlich flüssig, aber das ist so gewollt. In warmer Umgebung (rund 26°C) 10-12 Stunden stehen lassen. Das funktioniert gut bei den momentanen Temperaturen in Kalifornien 😉 oder im Backofen mit eingeschalteter Lampe.

3.  Ofen auf 210°C (410°F) vorheizen. Teig auf ein mit Backpapier ausgelegtes Blech gießen, möglichst behutsam, damit die entstandenen Blasen erhalten bleiben. Fingerkuppen in Öl tauchen und kleine Vertiefungen für die Tomaten in den Teig drücken. Tomaten waschen und in die Vertiefungen legen. Mit Olivenöl beträufeln und mit Rosmarinnadeln sowie Salz bestreuen.

4. Bei 210°C (410°F) rund 20 Minuten goldbraun backen.

Die Reste ergeben aufgewärmt im Toaster und belegt mit zusätzlichen frischen Tomaten, Avocado und Olivenöl einen netten kleinen Mittagssnack.

San Francisco in fünf Stunden

Am Freitag haben wir versucht, San Francisco in einer Stadttour von fünf Stunden zu erkunden. Unser Freund E kam morgens vom Flughafen und musste um 14.00 Uhr dort zurück sein. Wir haben versucht eine Route zusammenzustellen, bei der man nicht nur auf den Touristenpfaden unterwegs ist, trotzdem ein bisschen was sieht, und natürlich gut isst. Bei wunderschönem Wetter haben wir es uns gutgehen lassen.

Los ging es an der BART Station 16th Street Mission, dort haben wir E abgeholt. Zuvor gab es zum Wachwerden einen Espresso, den wir bei Blue Bottle Coffee auf dem Heath Ceramics Fabrikgelände getrunken haben. Es soll einer der besten Kaffeeröster der Stadt sein, wir fanden den Espresso schön anzusehen, aber vor allem sehr sauer.

Von der BART Station sind wir die Mission Street in Richtung Süden bis zur 18ten Straße gelaufen und nach Westen eingebogen. Nach ein paar Schritten sieht man schon das farbenprächtige Womens Building (3543 18th Street). Um das ganze Gebäude herum zieht sich das größte Wandgemälde von San Francisco. Der Lonely Planet sagt „90 Malerinnen ehrten hier die Stärke der Frauen.“

Dann ging es erstmal für ein zweites Frühstück zur Tartine Bakery (600 Guerrero Street). Die Menschen standen bis auf die Straße nach Croissants, Teilchen und Kaffee an. Wir ließen uns von der Schlange und den ordentlichen Preisen (3.75$ das Croissant) nicht abschrecken und wurden belohnt. Die Croissants sind sehr luftig und buttrig, ebenso perfekt auch die Breakfast Buns.

Mit den Teilchen in der Hand spazierten wir weiter zur Mission Dolores, das älteste Bauwerk in San Francisco und Teil der spanischen Missionen, von denen wir schon eine in Monterey gesehen hatten. Die Mission Dolores steht direkt neben dem Dolores Park, dort war zu dieser Uhrzeit aber noch nicht so viel los. Anschließend machten wir einen halbstündigen Spaziergang bis zum Alamo Square. Für die Strecke könnte man jedoch auch einfach den Bus nehmen. Hier wartete der obige Postkartenblick über die Stadt,

Weiter gings mit dem Bus – entweder direkt zum Pier 39 oder mit einem Schlenker über die Golden Gate Bridge. Wir sind diesmal direkt in die Stadt gefahren, da E bereits zwei Tage zuvor die Brücke sehen konnte. Am Pier 39 wird es touristisch, in direkter Nachbarschaft befindet sich das Fisherman’s Wharf und am Pier selbst locken die Seelöwen fotografierfreudige Touristen. Bei unseren Reisen an der Küste haben wir bisher noch keine gesehen, so dass natürlich auch wir Fotos machen – ich von den Seelöwen, M von den Touristen und den Seelöwen.

Mit einer der alten italienischen Straßenbahnen fahren wir dann gemütlich an den Piers entlang in Richtung Ferry Building zum Essen. Empfehlungen sind die Boccalone Salumeria (Pannini),  die Cowgirl Creamery (Käse und Sandwiches mit Käse, nicht probiert), die American Eatery (Sandwiches und Burger) und Delica (japanisches Deli, nicht probiert). Unsere Sandwiches, Pannini und Burger haben wir mit dem Blick auf den Hafen verspeist. Vom Ferry Building ist es nicht weit zur BART Station Embarcadero, von wo aus man in einer guten halben Stunde zurück zum Flughafen fahren kann. Bis hierher hatten wir gut vier Stunden gebraucht.

Nach einem kurzen Fotostop am Umkehrpunkt der Cable Car gleich an der BART Station Powell, haben wir E zum Flughafen verabschiedet und sind über Chinatown nochmal hinauf nach North Beach, zum Coit Tower und anschließend ein bisschen durch Telegraph Hill gelaufen. Von hier hat man einen guten Blick über die Stadt und auch auf die anscheinend erdbebensichere Transamerica Pyramid, das Wahrzeichen von San Francisco. Über die vielen Treppen lässt es sich schön zwischen den Häusern entlang spazieren. Kurz bevor uns der Bus in unser neues Zuhause zurückgebracht hat, haben wir noch einen kleinen Abstecher zum City Lights Bookstore gemacht, dessen Gründer Lawrence Ferlinghetti gerichtlich die Veröffentlichung eines Gedichtes Howl von Alain Ginsberg durchsetzte.

Den Spaziergang über den Telegraph Hill kann man auch direkt vom Ferry Building aus machen, so dass man mit der BART (Station Powell) nach guten fünf Stunden wieder in Richtung Flughafen aufbrechen kann.

Verzeichnis der im Text verwendeten Fremdwörter:

BART – heißt ausgesprochen Bay Area Rapid Transport und bezeichnet im Prinzip die U-Bahn hier. Diese läuft nur in Nord-Süd Richtung und auf mehr oder weniger einer Achse. Von U-Bahn-Netz kann man also nicht sprechen. Die Stadt ist im wesentlichen mit Bussen und Straßenbahnen durchzogen.

Breakfast Bun – ein Frühstücksteilen das aus einem blättrig gedrehten Hefeteig und Zimtzucker besteht und die Form eines unregelmäßigen Haarknotens (bun) hat.

Wochenrückblick (#4)

|Gesehen| einige Folgen MasterChef (Fox), eine Art Amerikas next Superkoch, Nostalghia von Andrei Tarkowski im Yerba Buena Center for the Arts in San Francisco
|Gelesen| die amerikanische September-Ausgabe von Wired
|Getan|  umgezogen, bei IKEA gewesen, eine Gemüsekiste abgeholt, mit E. San Francisco erkundet, kurz beim Hardly Strictly Bluegrass Festival gewesen, zur Sonntagsmatinée ins Kino gegangen, alle Nachbarn zu einem Sundowner eingeladen und nett im Garten geplauscht
|Gegessen| Luis‘ kassler chicken in der Cafeteria in Stanford, Falafel-Wrap im Herbivore in Berkeley, Kürbissuppe, Mangold mit Knoblauch und Linguine, Croissants und Breakfast Buns von der Tartine Bakery, Green Chilli Burger und BLT-Sandwich von der American Eatery im Ferry Building
|Gedacht| das ist die perfekte Jahreszeit hier, unser Sommer verlängert sich glatt um 2 Monate, Sonne und 30°C
|Gefreut| über die schöne neue Wohnung; nette Menschen bei der Autovermietung, die uns nach Berkeley zur Bahnstation gebracht haben, als wir das Auto abgegeben hatten.
|Gelacht| über Olivia, die Nachbarskatze, die öfter vorbeikommt,
|Geärgert| gar nichts?
|Gekauft| kleine Wohnungsauffrischung: Wäscheständer, Salatschüssel, ein großes Messer, Gläser
|Geklickt|  ganz wenig Internet, weil immer draußen

Verzeichnis der im Text verwendeten Fremdwörter:

Hardly Strictly Bluegrass – alle gehen zum Golden Gate Park, nehmen Freunde und Picknickdecke mit und lauschen der Musik von einer der sechs Bühnen

Sundowner – das Äquivalent zu Bier am Rhein mit den Nachbarn im Garten

BLT – kurz für Bacon Lettuce Tomato, also Bauchspeck, Salat und Tomaten zwischen zwei getoasteten Brotscheiben mit noch etwas Mayo oder (edler) hausgemachter Sauce

Angekommen

Wir sind endlich eingezogen. Es gab viel zu tun die letzten Tage und viel zu erleben. Daher kommen erst jetzt nach und nach wieder Neuigkeiten.

Das Bild zeigt unsere Wohnungsschlüssel mit zwei bunten Anhängern. Am ersten Tag sind wir gleich Mitglied in der Bibliothek von San Francisco geworden. Die Schlüsselanhänger sind eine sehr clevere Idee für den Bibliotheksausweis. Auf der Rückseite ist der Barcode, mit dem man Bücher abholen und zurückbringen kann.

Freunde von Freunden

Wir wohnen momentan in einem Gemeinschaftswohnprojekt in Berkeley. Spontan und ohne uns zu kennen, haben uns M+M, Freunde von K+H, ihr Gästezimmer angeboten. Ganz im Stil des in der Überschrift benannten Blogs habe ich mal versucht einige Eindrücke davon festzuhalten.

Nachdem unsere eigentliche Wohnung in San Francisco erstaunlich schnell gefunden war – es war die dritte, die ich angeschaut habe – stellte es sich als deutlich schwerer heraus, eine Zwischenmiete zu finden, um die 10 Tage bis zu unserem Einzugstermin zu überbrücken. Entweder passten die Termine nicht, die Wohnung war am falschen Ende der Stadt oder jemand anderes nahm das Zimmer bevor wir es überhaupt ansehen konnten. Unser Plan B sah vor, dass wir ein Auto nehmen und rumreisen, solange bis wir in unsere Wohnung können. Dieser sollte aber nur im Notfall zum Einsatz kommen, da M das beginnende Semester gerne von Anfang an in Stanford mitbekommen wollte und schon Termine mit seinem Prof ausgemacht hatte.

Und, wie so oft, kam uns dann der glückliche Zufall zu Hilfe. Wir lernten M+M kennen, die mit K+H im vergangenen Jahr immer mal wieder was zusammen unternommen hatten. Und die boten uns, spontan und ohne uns zu kennen, ihr Gästezimmer an. Seit dem sind wir Gäste in einem community housing project, einem Wohnprojekt bei dem sich mehrere Familien zusammentun und ein Grundstück teilen. In unserem Fall sind es zwei Grundstücke, die direkt aneinander grenzen, 4 Häuser und 12 Personen. Jede Familie hat ihre eigene Wohnung, ein Haus wird durch eine WG bewohnt und ein Haus – das sogenannten common house – steht Gästen offen und für gemeinsamen Aktivitäten zur Verfügung. In dem wohnen wir.

Es gibt zwei Gästeschlafzimmer, eine Küche, ein Bad, ein Arbeitszimmer, ein Spielzimmer für die Kinder und einen Haushaltsraum, in dem die Waschmaschine und der Trockner stehen, die alle gemeinsam benutzen. Auch die Hühner und der Garten werden gemeinsam versorgt, teilweise mit festen Wochenplänen. Derjenige der Hühnerdienst hat, bekommt auch die Eier-Ausbeute dieses Tages. Heute waren M+M dran und die beiden konnten sechs Eier aus den Nestern fischen. Im Hof und im großen Wohnzimmer wird zwei Mal pro Woche gemeinsam gegessen und jeder ist mal dran mit kochen. Außerdem teilen sich drei Familien die „Produktion“ von Nahrungsmitteln indem sie diese untereinander austauschen: eine Familie bäckt Brot, eine macht Joghurt und die dritte Hummus.

Es ist ein bisschen wie in einer WG. Nur größer und – durch die getrennten Haushalte – auch mit mehr Privatsphäre, wenn man sie gerne möchte. Aber es gefällt uns sehr gut. Um alles haben sich die Bewohner Gedanken gemacht. Müll wird – wie überall in Berkeley und auch in San Francisco – getrennt. Aber es gibt eben auch Solarpanele, in der Einfahrt ist ein Car Sharing Parkplatz, das Wasser aus der Waschmaschine kann genutzt werden, um den Garten zu bewässern. Sie haben sich dazu entschlossen, so verantwortungsbewusst wie möglich zu leben und Menschen gefunden, die diese Einstellung teilen. So konnten sie, über mehrere Jahre hinweg, eine gut funktionierende Gemeinschaft aufbauen, die sich einen günstigen und doch naturnahen Lebensraum in der Stadt geschaffen hat.

Und wir haben einen Ort gefunden, an den wir abends zurückkehren können und der uns, einmal mehr, das Ankommen wirklich schön gemacht hat.

Verzeichnis der im Text verwendeten Fremdwörter:

  • community housing project – Form des sozialen Zusammenlebens, bei dem sich mehrere Familen, Personen, Generationen ein Grundstück oder Haus teilen. Berühmte (baldige) Vertreter des Gemeinschaftswohnens in MA sind M+C.
  • common house – Gemeinschaftshaus, der Raum oder das Haus, das allen zur Verfügung steht, und für gemeinsame Aktivitäten oder auch als Gästehaus genutzt wird
  • car sharing – Gewinnorientierte (wie z.B. ZipCar oder auch gemeinnützige Unternehmen (wie CityCarShare.org) stellen Autos zur Verfügung. Gegen Mitgliedsbeitrag und Nutzungsgebühr kann man diese ausleihen, für einige Stunden oder mehrere Tage.