Zwischenräume

Die alte Wohnung ist schon Schlafen gelegt. Die neue Wohnung noch nicht in Besitz genommen, Wir leben zwischen den Räumen momentan. Zwischen San Francisco, Palo Alto und Berkeley. Zwischen Kurzzeitmiete, Freundesofa, Gästebett. Zwischen Ankommen und Weiterfahren.

Die schönsten beiden Monate in der Bay Area seien es, sagt man uns. Und es gibt tatsächlich jeden Tag Sonnenschein. Viel Gelegenheit zum draußen sein, umherlaufen, Dinge entdecken. Nur das kuschelige, eigene Nest, in das wir abends zurückkommen können, fehlt noch.  Manche Haushaltsgegenstände wie die elektrische Zahnbürste bleiben noch ungenutzt, so lange bis sie einen eigenen Platz im Bad bekommen. Der Wecker zeigt noch die deutsche Zeit, solange bis er auf dem Nachttisch stehen kann.

Wir sind sehr herzlich von K+H in Berkeley aufgenommen worden. Die beiden haben uns das Ankommen wirklich leicht gemacht. Jetzt haben wir nicht nur das erste California Feeling sondern auch jede Menge nützliche Tipps für Ausflüge. Vilelen Dank euch beiden nochmal dafür.

Wir nutzen diese ersten Tage ohne festen Wohnsitz für einen kleinen Roadtrip an die Küste. Austern suchen, den Pazifik sehen.

Wochenrückblick (#1)

|Gesehen| immer noch Dokus im deutschen Fernsehen, bisher weder amerikanisches Kabelfernsehen noch Netflix
|Gelesen| im Abschiedsbuch der Kollegen (ein Tipp von K wie ich inzwischen weiß)
|Gehört| Jeff Buckley beim Abendessen mit den neuen Vermietern
|Getan|Wohnung gefunden, Mobilfunkprovider ausgesucht, Konto eröffnet, Berkeley gesehen, die Golden Gate Bridge nicht gesehen
|Gegessen| Brot, Pasta, Obst
|Getrunken| O-Saft (aus Kalifornien!), Wasser (Spender im Kühlschrank, super Sache), Kokoswasser
|Gedacht|Wo werden wir nur wohnen, bis wir unsere Wohnung beziehen können?
|Gefreut| Die dritte Wohnung klappte. Das Visum kam 2 Tage nach dem Interview. Die Umbuchung funktionierte. Yay!
|Gelacht| viel mit der kleinen A.
|Geärgert| Über einen Makler, der mich über eine Stunde vor dem Appartment hat warten lassen und dann auflegte, als ich ihn irgendwann erreichte.
|Gewünscht| Dass wir vielleicht doch schon eher in die neue Wohnung können.
|Gekauft| Nix außer Essen. Muss ja momentan noch alles rumgetragen werden.
|Geklickt|Craigslist für die Zwischenmiete und auf der Suche nach Fahrrädern.

Auf der Suche nach Brot

Und es gibt sie doch, die Bäcker. In den ersten Tagen hier war mir aufgefallen, dass es nur sehr wenige reine Bäckerein gibt. So langsam kommen sie jedoch aus ihren Verstecken. Nach dem Brot von ACME, dass ich bei Wholefoods gekauft hatte, und dem Brot von Boudins am Fishermans Wharf, habe ich als nächstes eine kleine Bäckerei in der Valencia Street, Ecke 24te Straße ausprobiert: Arizmendi.

Der kleine Laden verkauft Brote, Baguettes, süße Stückchen und auch Pizza. Zwei Brote habe ich schon gekauft, fotografiert allerdings nur eines. Das Vollkornweizen-Sauerteig Brot. Es ist  „dunkelste“ Brot, dass ich bisher hier gegessen habe, schmeckt mir aber, genauso wie das Baguette von Arizmendi, bisher am besten. Der Preis liegt bei 3 Dollar.

Bekannter als Arizmendi – und auch eine Kooperative – ist die Cheeseboard Factory in Berkeley.  Vielleicht kommt nächste Woche die Gelegenheit, dort ein Brot oder eine Pizza zu probieren.

 

Golden Gate Bridge – Der erste Versuch

Am Montag bin ich mit dem Bus in die Stadt gefahren, um ein bisschen Orgakram zu erledigen. Da das schneller ging als erwartet, blieb mir noch der Nachmittag für eine weitere Erkundungstour. Es zog mich ans Meer. Und ich wollte endlich die Golden Gate Bridge sehen.

Von Downtown aus bin ich die Powell Street einfach so lange durchgelaufen, bis ich am Fisherman‘s Wharf ankam.  Das geht einmal über den Hügel und auch ein bisschen durch Chinatown. Es gibt jede Menge Restaurants und Büdchen dort. So ähnlich wie an anderen Hafenpromenaden auch. Und den ersten Blick aufs Wasser und hinüber nach Alcatraz, der ehemaligen Gefängnisinsel.

Am Fishermans Wharf ist auch Boudins, die Bäckerei, von der Ms Eltern schon erzählt hatten. Sieht allerdings eher aus wie ein Flagship Store mit angeschlossenem Restaurant für Touristen. Zum Testen habe ich aber trotzdem ein Sauerteig Baguette mitgenommen. Das macht seinem Namen alle Ehre. Es ist zwar ein helles Brot, aber die Säure des (vermutlich) Weizensauerteigs kommt deutlich durch. Es ist mir schon fast zu sauer für ein Weizenbrot, das würde ich so eher von einem Roggen(misch)brot erwarten.

Vom Fisherman’s Wharf bin ich dann weiter nach Westen an der Marina entlang. Hier ist noch alles für den America’s Cup der Segler aufgebaut, der noch bis Ende September andauern wird. Am Montag war erst der zweite Renntag. Allerdings war es sehr ruhig, keine Zuschauer und auch keine Segler zu sehen. An den Wochenenden ist wahrscheinlich mehr los. Und auch einige der Kurzzeit-Wohnungsanzeigen, die ich gesehen habe, werben explizit mit der guten Lage für Besucher des Rennens.

Weiter ging es über Crissy Fields. Und hier schloss ich das erste Mal Bekanntschaft mit dem Nebel. Windig war es die ganze Zeit, seit ich am Wasser war. Und nun ging die Sonne weg und es wurde immer nebliger. So konnte ich auch nicht sehen, dass ich der Golden Gate Bridge immer näher kam. Genauso gut hätte ich im Schwarzwald auf dem Feldberg stehen können, so wie im Mai. Da war von der schönen Aussicht auch nix zu sehen. Und hier wieder. Ich war da, die Brücke war da. Nur gesehen habe ich: Nix.

Es muss also mindestens noch ein zweiter Versuch her, um das Original zu sehen.

Der erste Einkauf

In der Reihenfolge bei zwölf Uhr beginnend liegen da: Käse (Toma) und Frischkäse, ACME Brot, Knuspermüsli, Orangensaft, kleine Feigen, Mandelmilch, Earl Grey, Vollkornpastamuscheln, San Marzano Tomaten, Tomatensugo. Im Hintergrund liegt die Eierpappe, in die die Eier kommen, die die Hühner im Garten legen.

Das erste Essen

Von den temporären Mitbewohnern sehr nett in Empfang genommen worden. Nach 10 Stunden Schlaf, das erste Essen in Kalifornien. Ein großer Zitronen-Mohn-Muffin mit einem Café Latte. Zusammen 5 Dollar. Die – eigentlich erwartbare Frage, welche der 5 verschieden Sorten Milch ich haben wolle, beantworte ich mit „whole fat“. Zuhause gibt es aber grad Mandelmilch. Siehe nächster Post.

Der Flug

Zum Glück schaue ich nochmal kurz auf der Seite der Bahn nach den Zugverbindungen.  Eigentlich nur um sicherzugehen, dass die Zeit stimmt. Und nun steht da, dass der Zug, mit dem ich zum Flughafen will, ausfällt. Ich muss also eine Stunde früher los.  Die von den Nachbarn geliehene Waage zeigt immer noch mehr als 23 kg an, wenn ich den Koffer draufstelle. Aber zum Umplanen  bleibt keine Zeit. Die überzähligen Kilos muss ich dann wohl beim Check-in ins Handgepäck umpacken.

Der frühere Zug ist fast pünktlich und gut voll. Und ich fange an den Liter Wasser auszutrinken, den ich mir von zu Hause noch mitgenommen habe. Bis zum Sicherheitscheck muss die Flasche leer sein. Am Flughafen gehe ich noch kurz entschlossen zum Rewe und kaufe noch ein bisschen Obst. Neben den Keksen, die mir M noch kurz vor der Abfahrt geschenkt hat, ist das das einzige, was ich an Verpflegung dabei habe. Aber ich fliege ja Premium, da gibt es Essen.

Direkt neben dem Bahnhof am Flughafen ist der Lufthansa Check-In. Da ich online schon eingecheckt bin, kann ich direkt zum Schalter durchgehen. Meine Frage nach dem Gewicht der Tasche beantwortet die freundliche Flugbegleiterin mit „23,0 kg. Perfekt gepackt.“ Und ehe ich noch überlegen kann, ob ich noch etwas aus der Tasche brauche und rausnehmen will, fährt sie auch schon auf dem Förderband davon. Dann muss ich drauf hoffen, dass sie in München den richtigen Weg zum Flieger nach San Francisco findet.

Nicht mal 20 Minuten später bin ich auch durch die Sicherheitskontrolle und damit natürlich viel zu früh am Gate. So kann ich noch ein paar von den großen Fliegern in Richtung USA abheben sehen, bevor mein eigenes Boarding beginnt.

Mit nur 35 Minuten reiner Flugzeit ist der Flug nach München mein kürzester überhaupt. Wenn man darüber nachdenkt, dass es Menschen gibt, die die Strecke Frankfurt- München regelmäßig fliegen, obwohl man das wahrscheinlich auch mit dem Zug schafft, wenn man die Transfers zwischen Innenstadt und Flughafen berücksichtigt. Irre.

In München bleibt mir nur eine knappe Stunde zum Umsteigen. Hier muss ich auch das erste Mal durch die Passkontrolle und werde nach dem ESTA-Formular bzw. meinem Visum gefragt.  Um kurz vor vier beginnt das Boarding. Ich sitze in der Mitte des Fliegers am Gang.

Direkt nachdem wir die Reiseflughöhe erreicht haben, geht der Service los. Zuerst Getränke, dann Essen, dann Kaffee/Tee/Digestif, dann Duty-Free-Einkäufe. Ich hatte das vegetarische Essen bestellt und wurde nicht enttäuscht. Gebratenes Gemüse mit Orzo-Nudeln und dazu eine mit Schafskäse gefüllte Aubergine. Gar nicht schlecht. Und das beste, die Sonderwünsche wurden zuerst verteilt, so dass ich – inzwischen sehr hungrig – noch vor allen anderen bekam.

Der Flug verlief insgesamt recht ruhig. Wir mussten zwei Gewitter umfliegen und hatten ordentlich Gegenwind, so dass die Flugzeit ein bisschen länger war als geplant. Auf dem Weg nach San Francisco fliegt die ganze Zeit mit der Sonne, so dass ich mir erstmal die Zeit mit Filmen, Zeitschriften und Musik vertrieben habe. Am Anfang sind es immer noch sehr viele Stunden Flugzeit, die vor mir liegen.

Und dann ist die Zeit irgendwann rum. Kurz vorm Ziel gibt es nochmal Abendessen, Pak Choi mit Reis und einem kleinen Bratling. Auch gut. Außerdem muss ich noch den Apfel und die Birne essen, die ich mir blöderweise vor dem Abflug noch gekauft hatte. Ohne drüber nachzudenken, dass man ja kein frisches Obst (wie auch kein Fleisch und keine Erde etc.) einführen darf. Das konnte ich dann auch brav auf dem Zollformular verneinen.

Der Landeanflug auf San Francisco ist besonders von der linken Seite des Fliegers sehr gut zu sehen, weil man von dort einen schönen Blick über die ganze Bay hat. Leider sitze ich in der Mitte und eher rechts, also sehe ich so ziemlich gar nichts. Außer das ganze Wasser. Links: Wasser. Rechts: Wasser. Kleine Schaumkrönchen auf den Wellen. Da die Landebahn direkt am Meer beginnt, sieht es lange so aus, als würden wir auf dem Wasser landen.

Wir landen dann doch auf festem Boden. Um kurz nach vier kalifornischer Zeit. Ich bin in Amerika.