Boston Tag 1 – Ankunft

Wir haben zwei Plätze in der Mitte des Flugzeug, also keinen Bick aus dem Fenster bei Start oder Landung. Dafür sowohl Beinfreiheit am Gang als auch neben mir, da der Platz nicht belegt ist. Die Flugzeit verkürzen wir uns mit Filmen. Ich suche mir „Wild“ und „Mein Name ist Samba“ aus, M schaut sich „Inherent Vice“ und „Birdman“ an. Auch essenstechnisch waren wir diesmal weniger vorbereitet, als beim letzten Flug. Kein Proviant eingepackt, keine Sondermahlzeit bestellt. Aber Pasta mit Pesto und Hähnchen mit Reis erfüllten ihren Zweck.

Um kurz nach zwei Ortszeit landen wir in Boston. Bedeckt mit sonnigen Lücken, leichter Wind. Mit uns landen ein Flieger aus London Heathrow und eine Emirates Maschine. Bei der Schlange für den Pass-Stempel wird schnell klar, dass wir uns mit unseren Visa in der Mehrheit der Weltbevölkerung befinden. Wahrscheinlich sind Länder, die am Visa Waiver Programm teilnehmen (und damit überhaupt ESTA Formulare zum visumfreien Reisen ausstellen), deutlich in der Minderheit. Die Anzahl der Immigration Officers, die Reisende mit Visa abfertigten, sind es jedoch auch. Und so warten wir über eine Stunde, bis wir uns erneut um die Einreise in die USA bewerben und diese auch genehmigt bekommen.

Die verbleibenden Koffer sind schon vom Band geräumt worden, unsere sind zum Glück noch dabei. Dann heißt es für den Zoll nochmals anstellen, wieder 200 m Schlange in drei Schleifen. Aber diesmal geht es deutlich schneller. Halb vier stehen wir vorm Flughafen. Geld holen und dann die Anlegestelle für die Fähren, die hier zum öffentlichen Nahverkehr gehören, und Wassertaxis finden. Wir haben uns vorgenommen, in Boston einzureisen wie die ersten Siedler und statt der U-Bahn das Boot zu nehmen.

 

Der Shuttle-Bus 66 fährt gerade vor das Gebäude und bringt uns in guten 10 Minuten zur Waterfront. Weit und breit keine Fähre zu sehen. Ein kleines Wassertaxi mit einer sehr netten Kapitänin wartet auf Kundschaft. Mit uns ist ein Bostoner unterwegs, der diesen Weg nimmt, um nach Hause zu kommen. Wir steigen ein, die 12,- Dollar Fahrpreis sind es uns wert. Im Sonnenschein nähern wir uns der Stadt. Unser freundlicher Mitfahrer erzählt uns die wichtigsten Dinge: links die Gebäude an der Wasserseite seien alle noch keine drei Jahre alt, daneben der Federal Court in dem vor knapp drei Wochen der Attentäter des Anschlags auf den Boston-Marathon im April 2013 verurteilt wurde und wo nun noch die Entscheidung zur Höhe des Strafmaßes getroffen werden muss.

Das Wassertaxi entlässt uns am Independence Wharf (früher Criffins Wharf) und damit am besten Platz, für einen kurzen Spaziergang durch die Stadt, bevor wir unsere Koffer im Hostel abgeben. Wir laufen auf den ersten Stücken des Freedom Trail, sehen Old State House, Capitol, Boston Common und schon große Teile der Altstadt. Das erste Essen ist Fast Food, bei Pret-a-Manger erstehen wir ein Baguette mit Roastbeef und ein Avocado-Sandwich. Wir picknicken auf einer Bank im Park, bevor wir die letzten Meter in Richtung Theatre District und Hostel laufen.

Wir beziehen unser Zimmer im Hostel und entschließen uns, den Abend im Boston Museum of Fine Arts zu verbringen, in dem man Mittwochs ab vier freien Eintritt hat. Sehr lange halten wir jedoch nicht durch, dann treibt uns die Müdigkeit ins Bett.

29.04.2015

Der Flug

Zum Glück schaue ich nochmal kurz auf der Seite der Bahn nach den Zugverbindungen.  Eigentlich nur um sicherzugehen, dass die Zeit stimmt. Und nun steht da, dass der Zug, mit dem ich zum Flughafen will, ausfällt. Ich muss also eine Stunde früher los.  Die von den Nachbarn geliehene Waage zeigt immer noch mehr als 23 kg an, wenn ich den Koffer draufstelle. Aber zum Umplanen  bleibt keine Zeit. Die überzähligen Kilos muss ich dann wohl beim Check-in ins Handgepäck umpacken.

Der frühere Zug ist fast pünktlich und gut voll. Und ich fange an den Liter Wasser auszutrinken, den ich mir von zu Hause noch mitgenommen habe. Bis zum Sicherheitscheck muss die Flasche leer sein. Am Flughafen gehe ich noch kurz entschlossen zum Rewe und kaufe noch ein bisschen Obst. Neben den Keksen, die mir M noch kurz vor der Abfahrt geschenkt hat, ist das das einzige, was ich an Verpflegung dabei habe. Aber ich fliege ja Premium, da gibt es Essen.

Direkt neben dem Bahnhof am Flughafen ist der Lufthansa Check-In. Da ich online schon eingecheckt bin, kann ich direkt zum Schalter durchgehen. Meine Frage nach dem Gewicht der Tasche beantwortet die freundliche Flugbegleiterin mit „23,0 kg. Perfekt gepackt.“ Und ehe ich noch überlegen kann, ob ich noch etwas aus der Tasche brauche und rausnehmen will, fährt sie auch schon auf dem Förderband davon. Dann muss ich drauf hoffen, dass sie in München den richtigen Weg zum Flieger nach San Francisco findet.

Nicht mal 20 Minuten später bin ich auch durch die Sicherheitskontrolle und damit natürlich viel zu früh am Gate. So kann ich noch ein paar von den großen Fliegern in Richtung USA abheben sehen, bevor mein eigenes Boarding beginnt.

Mit nur 35 Minuten reiner Flugzeit ist der Flug nach München mein kürzester überhaupt. Wenn man darüber nachdenkt, dass es Menschen gibt, die die Strecke Frankfurt- München regelmäßig fliegen, obwohl man das wahrscheinlich auch mit dem Zug schafft, wenn man die Transfers zwischen Innenstadt und Flughafen berücksichtigt. Irre.

In München bleibt mir nur eine knappe Stunde zum Umsteigen. Hier muss ich auch das erste Mal durch die Passkontrolle und werde nach dem ESTA-Formular bzw. meinem Visum gefragt.  Um kurz vor vier beginnt das Boarding. Ich sitze in der Mitte des Fliegers am Gang.

Direkt nachdem wir die Reiseflughöhe erreicht haben, geht der Service los. Zuerst Getränke, dann Essen, dann Kaffee/Tee/Digestif, dann Duty-Free-Einkäufe. Ich hatte das vegetarische Essen bestellt und wurde nicht enttäuscht. Gebratenes Gemüse mit Orzo-Nudeln und dazu eine mit Schafskäse gefüllte Aubergine. Gar nicht schlecht. Und das beste, die Sonderwünsche wurden zuerst verteilt, so dass ich – inzwischen sehr hungrig – noch vor allen anderen bekam.

Der Flug verlief insgesamt recht ruhig. Wir mussten zwei Gewitter umfliegen und hatten ordentlich Gegenwind, so dass die Flugzeit ein bisschen länger war als geplant. Auf dem Weg nach San Francisco fliegt die ganze Zeit mit der Sonne, so dass ich mir erstmal die Zeit mit Filmen, Zeitschriften und Musik vertrieben habe. Am Anfang sind es immer noch sehr viele Stunden Flugzeit, die vor mir liegen.

Und dann ist die Zeit irgendwann rum. Kurz vorm Ziel gibt es nochmal Abendessen, Pak Choi mit Reis und einem kleinen Bratling. Auch gut. Außerdem muss ich noch den Apfel und die Birne essen, die ich mir blöderweise vor dem Abflug noch gekauft hatte. Ohne drüber nachzudenken, dass man ja kein frisches Obst (wie auch kein Fleisch und keine Erde etc.) einführen darf. Das konnte ich dann auch brav auf dem Zollformular verneinen.

Der Landeanflug auf San Francisco ist besonders von der linken Seite des Fliegers sehr gut zu sehen, weil man von dort einen schönen Blick über die ganze Bay hat. Leider sitze ich in der Mitte und eher rechts, also sehe ich so ziemlich gar nichts. Außer das ganze Wasser. Links: Wasser. Rechts: Wasser. Kleine Schaumkrönchen auf den Wellen. Da die Landebahn direkt am Meer beginnt, sieht es lange so aus, als würden wir auf dem Wasser landen.

Wir landen dann doch auf festem Boden. Um kurz nach vier kalifornischer Zeit. Ich bin in Amerika.