Boston Tag 2 – Radtour, MIT Campus, Bunker Hill, Seaport, ICA

Der zweite Tag in Boston beginnt mit sehr frühem Erwachen. Jetlag sei Dank, sind wir um sechs Uhr hellwach. Aus Rücksicht auf unsere Mitbewohner und auch weil es erst ab 07:00 Uhr Frühstück gibt, bleiben wir noch ein bisschen im Bett liegen. Mit bloggen, Fotos raussuchen und editieren kann man schon ein bisschen Zeit rumbringen.

Beim Frühstück kommt Aaron vom Hostel vorbei und fragt, ob wir noch Tipps brauchen. Wir erzählen von unserer Idee, Räder auszuleihen und bekommen einen guten Tipp für einen Fahrradladen, der nicht weit entfernt ist. Zudem markiert er Routen und Sehenswürdigkeiten in der Karte, gibt Tipps, wann es Führungen durch die Bostoner Bibliothek gibt (die architektonisch sehr sehenswert sein soll) und erinnert uns nochmal daran, dass es ab 17:00 Uhr im Institute for Contemporary Art (ICA) heute freien Eintritt gibt. Derart rundum informiert machen wir uns um kurz nach zehn auf dem Weg.

Die Räder holen wir im Community Bike Shop in der Tremont Street. 25 Dollar für 24h, inklusive Helm und Schloss. Wir werden auch hier gut umsorgt und mit weiteren Tipps losgeschickt. Direkt neben dem Radladen findet sich eine Doughnut Bakery (Blackbird Doughnuts), die vielversprechend aussieht. Also zwei Stück fürs zweite Frühstück eingepackt und los geht es.

Als erstes durchfahren wir den Stadtteil Back Bay und erkunden die Straßen rund um die Commonwealth Avenue. Hier blühen Magnolien vor den Hauseingängen, Balkonkästen und Töpfe werden bepflanzt, ansonsten sind die Straßen ruhig und gepflegt. Weiter geht es in Richtung Charles River und Esplanade, eine kleine parkähnliche Anlage, die sich südseits an den Charles River schmiegt. Hier gibt es erste Fotos von der Skyline und das zweite Frühstück. Beide Doughnuts sind wunderbar.

Wir überqueren den Charles River über die Longfellow Bridge und erreichen den Campus des MIT. Wir parken die Räder am Stata Center, genießen eine zeitlang die Sonne im kleinen Außen-Auditorium und spazieren anschließend eine kurze Runde über den Campus. Wir nutzen eines der Campus-Cafés zum Mittagessen und nehmen die Räder, um noch die Bostoner Skyline und das Simmons Building sehen zu können.

In der Zwischenzeit ist es zwei Uhr nachmittags und wir setzen unsere kleine Tour in Richtung Bunker Hill fort. Vom dortigen Turm aus, hat man einen guten Blick über die gesamte Stadt. Er gehört zum Boston National Historical Park Bunker Hill, so dass man keinen Eintritt zahlt, sondern lediglich ein Zugangsticket benötigt. Der Aufstieg ist Herz-Kreislauf-Training. Die Stufen sind vergleichsweise hoch und mit über 290 Stufen riecht es darin, wie es riechen muss, wenn täglich mehrere Schulklassen und Touristen da hoch klettern: nach Turnhalle. M ist unten geblieben und das war keine schlechte Entscheidung. Oben angekommen hat man nur vier kleine Guckfenster, die auch verglast sind. Also nur partieller Rundumblick und wenn man es nicht – dem netten Ranger sei Dank – vor der Schulklasse nach oben schafft, drängelt man sich dann vor den winzigen Fensterchen. Der Ausblick ist allerdings gut, Höhe schafft halt Übersicht.

Wir brausen den Berg wieder runter, immer an der Wegführung des Freedom Trail entlang und gelangen so über North End zurück in die Stadt. Ein kleiner Abstecher zum Seaport und dem ICA beschließen den Tag. Wir überall heute, wird auch hier gebaut. Jedoch nicht nur Straßen, sondern vor allem Häuser. Fast alle Gebäude südseits des Federal Courts sind nur wenige Jahre alt. Wir finden zwei der Restaurants wieder, die unser Wassertaxi-Mitfahrer gestern empfohlen hat (Boston Legal Harborside, Temazcal), haben aber beschlossen, die Küche des Hostels in Beschlag zu nehmen und Pasta mit Tomatensauce zum Abendessen zu machen. Also bleibt es beim Studium der Karten, die zwar gut, aber auch exklusiv, klingen. Im Sinne von: Stoffservietten und Anzugträger.

Der Wind frischt deutlich auf und so langsam wird es kalt. Wir beschließen, uns im ICA aufzuwärmen und auch deren Sammlung noch anzuschauen.

30.04.2015

 

Das Museum of Fine Arts in Boston

Momentan bietet das Museum of Fine Arts Boston, kurz MFA, die Gelegenheit seine Sammlung jeden Mittwoch ab 16.00 Uhr zu freiem Eintritt oder gegen eine Spende zu sehen. Trotz einsetzender Müdigkeit, nach deutscher Zeit war es bereits Mitternacht, haben wir uns auf den Weg in Richtung MFA gemacht. Nach kurzem Kampf mit dem Ticketautomaten der U-Bahn, fuhren wir mit der Linie E in Richtung Heath los. Die U-Bahn fühlt sich eher an wie eine unterirdisch verlaufende Straßenbahn, rumpelt und quietscht, brachte uns aber zuverlässig bis vor das Museum.

Tickets besorgt, gespendet, Rucksack abgegeben und rein ins Getümmel. Museum und Restaurants waren gut besucht aber nicht überfüllt. Da alles sehr weitläufig und offen ist, verläuft sich die Menge sehr schön und wir konnten in Ruhe alles sehen. Wir hatten uns vor allem die amerikanische Kunst und die zeitgenössischen Werke vorgenommen. Und, ähnlich wie schon im Getty, uns auch den Museumsbau selbst betrachtet.

Kurzum: Empfehlung. Das Gebäude ist sehr schön, lange Fluchten aber auch versteckte Ecken, von denen aus man immer wieder in die Stadt schaut. Lichte, hohe Räume unterstützen die Wirkung der Gemälde und Skulpturen. Überall gibt es Sitzgelegenheiten, Hocker und Sofas von Charles Eames, dem auch ein Teil der Ausstellung selbst gewidmet ist.

Nach nur 90 Minuten, inzwischen war es 2 Uhr morgens in Deutschland, schlug die Müdigkeit restlos zu und wir machten uns auf den Rückweg. Es war erst kurz nach acht, bis Viertel vor 10 hätten wir noch bleiben können.

Boston Tag 1 – Ankunft

Wir haben zwei Plätze in der Mitte des Flugzeug, also keinen Bick aus dem Fenster bei Start oder Landung. Dafür sowohl Beinfreiheit am Gang als auch neben mir, da der Platz nicht belegt ist. Die Flugzeit verkürzen wir uns mit Filmen. Ich suche mir „Wild“ und „Mein Name ist Samba“ aus, M schaut sich „Inherent Vice“ und „Birdman“ an. Auch essenstechnisch waren wir diesmal weniger vorbereitet, als beim letzten Flug. Kein Proviant eingepackt, keine Sondermahlzeit bestellt. Aber Pasta mit Pesto und Hähnchen mit Reis erfüllten ihren Zweck.

Um kurz nach zwei Ortszeit landen wir in Boston. Bedeckt mit sonnigen Lücken, leichter Wind. Mit uns landen ein Flieger aus London Heathrow und eine Emirates Maschine. Bei der Schlange für den Pass-Stempel wird schnell klar, dass wir uns mit unseren Visa in der Mehrheit der Weltbevölkerung befinden. Wahrscheinlich sind Länder, die am Visa Waiver Programm teilnehmen (und damit überhaupt ESTA Formulare zum visumfreien Reisen ausstellen), deutlich in der Minderheit. Die Anzahl der Immigration Officers, die Reisende mit Visa abfertigten, sind es jedoch auch. Und so warten wir über eine Stunde, bis wir uns erneut um die Einreise in die USA bewerben und diese auch genehmigt bekommen.

Die verbleibenden Koffer sind schon vom Band geräumt worden, unsere sind zum Glück noch dabei. Dann heißt es für den Zoll nochmals anstellen, wieder 200 m Schlange in drei Schleifen. Aber diesmal geht es deutlich schneller. Halb vier stehen wir vorm Flughafen. Geld holen und dann die Anlegestelle für die Fähren, die hier zum öffentlichen Nahverkehr gehören, und Wassertaxis finden. Wir haben uns vorgenommen, in Boston einzureisen wie die ersten Siedler und statt der U-Bahn das Boot zu nehmen.

 

Der Shuttle-Bus 66 fährt gerade vor das Gebäude und bringt uns in guten 10 Minuten zur Waterfront. Weit und breit keine Fähre zu sehen. Ein kleines Wassertaxi mit einer sehr netten Kapitänin wartet auf Kundschaft. Mit uns ist ein Bostoner unterwegs, der diesen Weg nimmt, um nach Hause zu kommen. Wir steigen ein, die 12,- Dollar Fahrpreis sind es uns wert. Im Sonnenschein nähern wir uns der Stadt. Unser freundlicher Mitfahrer erzählt uns die wichtigsten Dinge: links die Gebäude an der Wasserseite seien alle noch keine drei Jahre alt, daneben der Federal Court in dem vor knapp drei Wochen der Attentäter des Anschlags auf den Boston-Marathon im April 2013 verurteilt wurde und wo nun noch die Entscheidung zur Höhe des Strafmaßes getroffen werden muss.

Das Wassertaxi entlässt uns am Independence Wharf (früher Criffins Wharf) und damit am besten Platz, für einen kurzen Spaziergang durch die Stadt, bevor wir unsere Koffer im Hostel abgeben. Wir laufen auf den ersten Stücken des Freedom Trail, sehen Old State House, Capitol, Boston Common und schon große Teile der Altstadt. Das erste Essen ist Fast Food, bei Pret-a-Manger erstehen wir ein Baguette mit Roastbeef und ein Avocado-Sandwich. Wir picknicken auf einer Bank im Park, bevor wir die letzten Meter in Richtung Theatre District und Hostel laufen.

Wir beziehen unser Zimmer im Hostel und entschließen uns, den Abend im Boston Museum of Fine Arts zu verbringen, in dem man Mittwochs ab vier freien Eintritt hat. Sehr lange halten wir jedoch nicht durch, dann treibt uns die Müdigkeit ins Bett.

29.04.2015

Und es geht weiter

Wir sind am Flughafen in Frankfurt, kurz vor dem Boarding. Es geht wieder in die USA, Boston, Worcester und Cape Cod stehen auf dem Plan. Begleitet uns doch ein bisschen über die nächsten Tage.

Wir wollen gerne:

Jetzt erst mal fliegen. Bis später.

Edit 08.05.2015: Check, check, check und check.

Langlauf im Schwarzwald (#1)

Südschwarzwald, Äulemer Kreuz Spur/ Menzenschwander Spur

Startpunkt für die Tour ist Altglashütten, da sich dort unsere Unterkunft befand. Die Loipe verläuft etwas oberhalb des Ortes und man muss rund eine Stunde Fußmarsch einplanen, bis man die Ski anschnallen kann. Allerdings ist Altglashütten gut mit dem Zug zu erreichen, so dass man sich nicht mit den Busverbindungen zum Äulemer Kreuz, dem offiziellen Ausgangspunkt für die Loipe, auseinander setzten muss.

Leider gibt es in Altglashütten keine gesonderte Ausschilderung des Loipenzubringers zum Fernskiwanderweg Hinterzarten-Schluchsee, der ein Stück Weg mit der Äulemer Kreuz Spur gemeinsam verläuft. In der DSV-Karte ist der Loipenzubringer jedoch grün eingezeichnet und auch ausgehend von der Loipe ist die „Abfahrt“ Altglashütten ausgeschildert.

Ausgehend vom Ortskern muss man sich an die Wanderbeschilderung in Richtung Äule und Feldberg halten. Aus dem Ort herausgehend, passieren wir zunächst den Schwarzenbachlift mit seinen drei Pisten und der Rodelbahn inklusive Förderband. Dann geht es steil den Berg hinauf, an der ersten Wegkreuzung geradeaus weiter in Richtung Äule, an der zweiten nach rechts (immernoch in Richtung Äule). Am folgenden Abzweig lassen wir den Weg nach Äule links liegen und gehen weiter der Steigung nach in Richtung Feldberg. Kurz bevor wir auf die Loipenspur treffen, geben die Bäume den Blick auf den Schluchsee frei.

Ich erreiche die Loipe nach einer knappen Stunde Fußmarsch in einer scharfen S-Kurve. Gut aufgewärmt tausche ich Wanderschuhe gegen Skistiefel und los geht’s. Die Laufrichtung ist in der Karte angegeben, es geht weiter leicht bergan. Der Rundkurs ist insgesamt 8.3 Kilometer lang und in etwa 90 Minuten gelaufen. Die Loipe ist klassisch mit einer Doppelspur gespurt, in der Mitte befindet sich der Winterwanderweg, auf dem ab und an ein Wanderer läuft. Insgesamt ist an diesem Samstag aber eher wenig los und ich kann gemütlich durch den Wald rutschen.

Am langsam verdichten sich die Wolken, der Schneefall wird stärker und es geht zurück nach Altglashütten. Da ich die Läufchen an den Füßen behalten habe, entscheide ich mich gegen den steilen Berg und wähle den längeren Weg nach Altglashütten, der den Skilift und den Skihang oben kurz am Schwarzenberg-Lift, kurz unterhalb der Ausstiegsstelle, kreuzt. Über die Waldstraße komme ich zurück in den Ort.

 

Toureninfos:

Die Tour bestehend aus Fußmarsch zur Loipe, Langlaufstrecke von 8.3 km sowie Abfahrt nach Altglashütten ist gut in einem halben Tag zu schaffen. Einkehrmöglichkeiten unterwegs habe ich keine gesehen.

Loipenkarte: DSV-Karte

Loipenzustand: Menzenschwander Spur im Loipenportal Hochschwarzwald

Ostwärts

Zu Ostern hatten wir uns das Ziel gesetzt, zu G’s Eltern nach Döbeln mit dem Fahrrad zu fahren. Weimar bestimmten wir als Startpunkt für die dreitägige Reise, so dass uns der Weg immer Ostwärts  durch Teile Thüringens, Sachsen-Anhalts und Sachsens führte.

Wie gesagt starteten wir unsere erste Etappe (71km) im alten Weimar am späten Vormittag des Gründonnerstags. Die ersten Meter schlängelten wir uns durch das Museum Weimar vorbei am Geruch der Rostbratwürste auf dem Markt, dem früheren Wirtshaus Elephant (heute Luxushotel) sowie den unzähligen Wirkungsstätten und Denkmälern der schon lange  im Kanon verewigten alten deutschen Meister: Goethe, Schiller, Herder, Nietzsche, Bach, Liszt, Wagner, Strauss,  Cranach, Gropius, und so weiter. Aus der Stadt heraus fuhren wir in der Ilmaue und schenkten dem Gartenhäuschen Goethes einen zart-leichten Gruß – mit Gedanken an all die tollen Geistes- und Liebesreigen in der engen Hauptstadt des kleinen Fürstentums Sachsen-Weimar-Eisenach.

Weimar geht praktisch nahtlos in sein idyllisches Umland über: um eine Mühle gewachsene Weiher und sanfte, bunte Hügel, in die sich verschlafene Orte niedergelassen haben. Wir fahren teilweise auf den Wegen, die schon Lyonel Feininger für seine Streifzüge genutzt hat, bei denen einzigartig expressive Ortsansichten entstanden sind. Im ersten Moment ist es schwer nachzuvollziehen, wie dieser bei all der runden Naturharmonie zu solch spitz-kontrastierten Eindrücken kam.

Der Weg nach Jena wirkt ausgesprochen ursprünglich, so dass wir uns sehr gut vorstellen können, was Goethe und Schiller auf ihren Reisen zueinander durch die Fenster der Kutschen gesehen haben könnten. Eine Abfahrt führt uns hinunter in das Zentrum von Jena, dass angeschmiegt an die Saale zwischen drei Hügeln liegt. Die Universität, die schon 1558 gegründet wurde, gab sich ihren Namen nach ihrem ehemaligen Philosophieprofessor  und Dozent für Geschichte Friedrich Schiller. Sie liegt mit ihrem Hauptgebäude mitten in der Stadt und diente uns als Raststätte.  Im Hof, der sich durch die umstehenden Nachkriegszweckbauten bildet, aßen wir im Gewusel der mittäglichen Studentenmassen in der vegetarischen Mensa „Vegetable“.  Halb beeindruckend, halb befremdlich wirkt der Jentower, der in den siebziger Jahren erbaut wurde. Er ragt zwar mitten in der Stadt auf eine abrupte Höhe von 145 Metern hinauf, erscheint aber in seiner zylindrischen Form und der Außenhaut aus Glas recht modern.

Ein paar Kilometer die Saale aufwärts treffen wir auf Lobeda, die Trabantenstadt Jenas, die Mitte der Sechziger Jahre für die Arbeiter des Carl-Zeiss-Kombinats errichtet wurde. Auf einem künstlichen Hügel bietet sich unverstellter, totaler Blick auf das Plattenbau Ensemble. Wir können zwischen den Blöcken hindurch das dahinterliegende Jena nur erahnen, und wenn wir uns umdrehen, haben wir freie Sicht auf die vorbeifließende Autobahn und den Thüringer Wald im Hintergrund. Für was soll man sich an diesem Ort begeistern: Für die Schaffung von günstigem, modernem Wohnraum, den sich Arbeiterfamilien leisten können oder den brutalen Eingriff der massiven Eintönigkeit in eine Idylle aus mittelalterlicher Stadtanlage und Natur? Wir fliehen vor der endgültigen Entscheidung, indem wir nun dem Lauf der Roda aufwärts folgen.

Unser nächstes Ziel ist Stadtroda mit seiner Klosterruine. Das Kloster wurde in der Mitte des 13. Jh. gestiftet und von Zisterziensserinnen unterhalten. Dieser Orden gründete sich auf einem Reformwillen, der auf die ursprünglichen Regeln des Benedikts von Nursia zurückgeht. Die Neugründungen von Zisterzienserklöstern transportierten den gotischen Baustil nach Deutschland, so dass wir heute vor einem typisch romantischen Bild des Mittelalters stehen: Klostermauern aus rotem Stein, die aus dem grünen Rasen erwachsen oder wieder darin zurückkehren, sowie oben spitz zulaufende Fenster und Bögen, die einen strukturierten Raum von einstmal andeuten, der sich heute unbegrenzt, unendlich in den Himmel weitet.

Im Zeitzgrund machen wir Rast und lauschen dem Rauschen des Zeitzbachs. Hier sind wir allein, nur die zahlreichen alten Mühlen begleiten unseren Weg. Der Bach schlängelt sich durch ein Wald, der über die Jahrhunderte die wirtschaftliche Grundlage dieser Gegend war. Im deshalb so genannten Holzland taten früher Köhler ihr Werk, und rauchten Pechöfen zur Herstellung von Holzteer. Heute stehen die Wohnblöcke in Hermsdorf am Autobahnkreuz größtenteils leer. Nur spärlich erkennen wir im Vorbeifahren Anzeichen für übriggebliebene Bewohner, wie etwa Gardinen an den Fenstern – wenn diese nicht sogar schon zerbrochen sind. Im nächsten Ort Bad Klosterlausnitz prangt dann schon wieder die Klosterkirche über dem Ort. Und am Ortsende wird sogar noch das alte Handwerk des Holzleiterbaus betrieben. In der leichten Abfahrt ins Mühltal kreisen unsere Gedanken um diese vielfältigen Eindrücke, so dass wir erst mit einem bißchen Mühe begreifen, dass wir an unserem Ziel der Jugendherberge von Eisenstadt schon vorbei gerollt sind…

Ein Hoch auf die Deutsche Jugendherberge! Wir sind nun Mitglied, und zwar zu zweit als Familie. Die Herbergsmutter hat uns hemdsärmlich erklärt, dass das Bedingung für die Übernachtung ist. Leicht skeptisch überlassen wir uns der einzigartigen Behaglichkeit der Jugendherberge: Eine Mühle am Bach mit Wald umgeben, deren zwei gegenüberliegende Gebäude einen Hof bilden, steile Stiegen hinauf in unsere Klause unter dem Dach, worauf uns der Regen später in der Nacht seine Geschichte trommelt, die wir in den schmalen Betten zu einem Traum weiterspinnen,  Nachtmahl und Frühstück auf kleinen Holztischen im Speiseraum begleitet von Herbergstee.

Am Morgen sind wir ausgeruht und es beginnt die zweite Etappe bis nach Bad Lausick (89km). Es regnet Bindfäden; im Wald des Mühltals ist es nur Nieselregen. Wir kommen auf der ehemaligen Eisenbahntrasse zwischen Rauda und Hartmannsdorf sehr gut voran. Bald überqueren wir auch schon die Weiße Elster bei Crossen. Der Regen hört auf, die Kälte im Körper weicht ein wenig, wenn wir die sanften Hügel am Rand des Elstertals erklimmen.

Zeitz scheint ein recht sehenswerter Ort zu sein. Wir registrieren den Burgberg mit Schloss und ehemaligem Dom – Zeitz war nur kurzfristig ein frühes Bistum, das die Christianisierung der Slawen unter den Ottonen fördern sollte – die Altstadt, sowie die alte Brikettfabrik Herrmannschacht. Lange wollen wir uns allerdings nicht aufhalten, da immer mehr Wolken drohend über uns hinweg ziehen. Und so durchqueren wir Sachsen-Anhalt recht schnell, treffen immer wieder auf die ruhig fließende Elster, in welche Bäume ihre Äste hängen, rattern über das Kopfsteinpflaster schlafender Orte.

Kurz vor der Mittagsrast erwischt uns dann der Regen. Völlig ungeschützt fahren wir gegen Wind, der uns das Wasser ins Gesicht peitscht. Es ist Karfreitag; die Aussicht auf eine warme Mahlzeit im Städtchen Groitzsch treibt uns noch an. Dort angekommen scheint schon wieder die Sonne und es gibt Rehbraten. Wir sind schon seit geraumer Zeit im Mitteldeutschen Braunekohlerevier unterwegs, aber Bekanntschaft mit der damit verbundenen Wirklichkeit machen wir erst nahe dem Örtchen Pödelwitz. Nach längerer Suche dämmert uns, dass es die Straße, auf der es weitergehen soll, so nicht mehr gibt. Dies wird uns dann auch bald bestätigt: „Die haben sie weggebaggert“. Der Braunkohletagebau ist also etwas Lebendiges, das bestehende Straßen auffrisst und dafür einige hundert Meter versetzt neue zur Welt bringt (begleitet von einem 1a Fahrradweg!). Zahlreiche Ausblicke gibt es auf die Gruben und Halden, die durch das Aufschürfen der Erdhaut entstehen. Riesige Stahlkonstruktionen – gleich behebiger Drachen – kratzen mit ihren Schaufeln den Boden auf und spucken den Abraum hinten fontänenartig wieder raus. Ein Förderband durchzieht surrend die Landschaft. Am Horizont dampft das Kraftwerk, aber es drehen sich auch die Windräder und künden von neuen Zeiten.

Auf den letzten Kilometern sind wir noch einmal zu einer Regenpause gezwungen. Vor einem geschlossenen Supermarkt beobachten wir das Kommen und Gehen der Bewohner: Mal mit dem Auto, die ganze Familie oder allein, mal mit hochgezogenen Schultern geradlinig durch den Regen stapfend. Wir können auch beobachten, wie der Regen aus dem Rinnstein im Eimer gesammelt wird und den Pflanzen im Vorgarten zugeführt wird. Später beziehen wir unser Zimmer im Hotel am Bahnhof in Bad Lausick. Von Kurbetrieb ist hier nicht mehr viel zu sehen. Der karmesinrote Stoffbesatz der Möbel hat gelitten. Montagearbeiter und Vertreter scheinen sich hier heute hauptsächlich zur Ruhe zu legen. Abends wärmt uns noch das Wasser des ansässigen Freizeitbads die klammen Knochen.

Bad Lausick verlassen wir am Morgen in dichtem Nebel für die letzte Etappe nach Döbeln (55km). Vereinzelt setzt sich die Sonne über den Orten des Mittelsächsischen Hügellandes durch. Kurz vor dem Zusammenfluß der beiden Mulden – Freiberger und Zwickauer – begrüßt uns ein Storch von seinem Nest. An der Mulde entlang passieren wir die Burg Leisnig, die mächtig auf einem Bergsporn thront. Zuletzt empfängt uns das Kloster Buch mit einer Gulaschkanone, an der wir nicht ohne einen Happen Erbsensuppe zu nehmen, vorbeikommen. Die letzten Kilometer gehen dann wie von selbst…..

Skifahren und Rumfahren am Lake Tahoe (Teil 2)

Lake Tahoe, Carson City, Virginia City, Patagonia Outlet, Reno

Den dritten Tag unseres Ausflugs nach Lake Tahoe nutzten wir dann für eine Erkundungstour der Gegend und unsere erste Fahrt aus Kalifornien heraus: nach Nevada. Doch zunächst ein Zwischenstopp am See, der der Region ihren Namen gibt. Der Tahoe-See ist unglaublich klar und türkisblau. Dank des trockenen und sonnigen Wetters hatten wir eine prima Sicht und konnten auf den großen Findlingen am Ufer umherklettern.

Direkt am See liegt die Landesgrenze zu Nevada. Unser erster Stopp war Carson City, Landeshauptstadt von Nevada. Bei der Besichtigung des Capitols kamen wir mit einem Abgeordneten der Republikaner, Pat Hickey, ins Gespräch, der uns nicht nur von den zwei Hauptwirtschaftszweigen in Nevada berichtet – Bergbau und Glücksspiel – sondern gleich noch einen Tipp fürs Mittagessen weitergibt: sein Schwiegersohn sei Braumeister in der Brasserie Saint James in Reno, er hätte eine Zeit seiner Ausbildung in München verbracht. Das Bier sowie das Essen dort könne er jedenfalls sehr empfehlen. Ein kurzer Check über Yelp ergibt, dass der Tipp gut ist und wir entscheiden uns nach Reno zum Mittagessen weiterzufahren.

Einen kurzen Stopp legen wir vorher noch ein, in Virginia City, einer kleinen Westernstadt, die aus der Zeit gefallen scheint. An die bohlenbedeckten Fußwege schmiegen sich windschiefe Häuschen, die Saloons, Geschäfte und die Post beherbergen. Es sind mehr Geschäfte  als Menschen auf der Straße, was vielleicht am Angebot liegt. Ähnlich wie am Fisherman’s Wharf in San Francisco lassen sich hier vor allem touristischer Nippes, Trödel und bedruckte T-Shirts erwerben. Nach einem kurzen Spaziergang einmal die Hauptstraße hinauf und herunter, fahren wir weiter.

Nach dem Mittagessen schieben wir dann einen kurzen Einkauf beim Patagonia-Outlet in Reno ein. Der Besuch lohnt sich, weil die Preise deutlich unter denen im Laden liegen und es für ein Outlet eine unglaubliche Auswahl, Übersichtlichkeit und extrem gutes Verkaufspersonal bietet.

Die Dunkelheit bricht herein und wir machen uns in die Innenstadt von Reno auf, um die Casinos noch in voller Beleuchtung zu sehen. Was für ein Spektakel: tausende Glühlampen, Leuchtstreifen und jede Menge angestrahlter Fassaden vermitteln einen Eindruck davon, wie es erst in Las Vegas – Nevadas Spiele Hauptstadt Nr. 1  – aussehen muss.

Skifahren und Rumfahren am Lake Tahoe (Teil 1)

Squaw Valley und Alpine Meadows

Die letzte Reise vor unserem Rückflug nach Deutschland ging zum Skifahren in die Sierra Nevada. Gemeinsam mit meinen Eltern hatten wir uns aus der Vielzahl möglicher Skiorte Squaw Valley ausgesucht, da es 1960 Austragungsort der Olympischen Winterspiele war.

Auf dem Weg ins etwa 4 Stunden entfernte Squaw Valley begeben wir uns auf die Spuren der Goldsucher, die im Zuge des Goldrauschs von 1849 von San Francisco aus in Richtung Nordosten aufgebrochen waren. Wir halten an der Stelle, an der James W. Marshall am 24. Januar 1848 die ersten Goldstücke entdeckte – beim Bau einer Sägemühle für Johann August Sutter am American River, heute am Highway 49 zwischen Sacramento und der Sierra Nevada gelegen.

Einen Nachbau der Sägemühle kann man heute noch anschauen und auch nach Gold kann man schürfen. Gegen eine geringe Gebühr, lässt sich das benötigte Werkzeug vor Ort ausleihen. Ich bin einfach so ein bisschen durch den eiskalten Fluss gewatet, aber außer ein paar bronze-farbenen Steinchen konnte ich kein Gold im Fluss entdecken.

Weiter geht es nach Auburn, wo wir im Auburn Ale House als spätes Mittagessen unseren ersten Burger der Reise essen. Danach nehmen wir die Berge in Angriff. Aufgrund der Trockenheit sind die Straßen frei und wir können die vielen Schilder, die dazu auffordern Schneeketten anzulegen, getrost ignorieren.

Squaw Valley selbst liegt auf knapp 2.000m Höhe, die Berge rundherum reichen nochmal 1.000m höher. Es liegt jedoch so wenig Schnee, so dass wir vom Skigebiet selbst nur gefühlte 10 Prozent nutzen konnten. In Squaw Valley waren sechs Pisten offen, in Alpine Meadows waren es ein paar mehr. Nachts wird es kalt genug zum Beschneien, aber der erträumte Tiefschnee abseits der geplätteten Pisten blieb aus. Dafür wurden wir mit schönem, nicht zu kaltem Wetter und sehr wenig Andrang entschädigt, so dass wir zwei Tage lang gut Skifahren und immer wieder den Ausblick auf Lake Tahoe genießen konnten.

Übernachtet haben wir in der Squaw Valley Lodge, die mitten im Ort gelegen ist. Man muss wirklich nur aus der Tür fallen, und schon steht man im Skiverleih oder am Lift. Das Apartment war super sauber und prima ausgestattet, auch in der Küche fehlte es an nichts. Selbst Kaffee und Spülmittel wurden vom Resort gestellt. Über die zusätzlich mitgebrachte Decke waren wir dennoch froh, so hatten wir es auch auf dem Schlafsofa schön warm. Wahrscheinlich hätte das Hotel aber problemlos eine weitere Decke gebracht. Das Housekeeping machte nicht nur jeden Tag die Betten, sondern räumte sogar die Spülmaschine aus. Sehr praktisch.

Die Lodge selbst hat kein Restaurant, morgens wird jedoch Kaffee und Tee angeboten. Entweder man nutzt also eines der verschiedenen Restaurant des Resorts oder fährt in eines der nahe gelegenen Örtchen oder deckt sich – wie wir im Safeway in Truckee – mit Lebensmitteln ein und kocht selbst.

SF to LA – Tag 5

Long Beach – San Francisco

Bevor es hier mit unseren Erlebnissen am Lake Tahoe weiter geht, noch kurz ein paar Fotos vom letzten Tag unserer Reise nach LA. Zwei Dinge standen auf dem Programm: im Pazifik baden (gestern konnte ich mich ja nicht überwinden) und möglichst vor Mitternacht die lange Rückfahrt nach San Francisco geschafft haben.

Den Tag begannen wir aber erstmal wieder mit sehr gutem Frühstück. Nach Oatmeal und Breakfast Burrito gestern gab es heute zweimal Omelett, dazu Tee, Wasser und Toast. Das Frühstück war im Zimmerpreis zwar nicht inklusive, aber die Preise sind sehr in Ordnung für das, was man bekommt. Insgesamt können wir das Hyatt in Long Beach sehr empfehlen, wir hatten über Expedia gebucht und haben deutlich unter 100 Euro pro Nacht für die Viersterneübernachtung gezahlt.

Kurz vorm Frühstück huschen wir noch schnell aufs Hoteldach und machen das Foto, mit dem wir euch rechtzeitig vor dem Jahreswechsel in Deutschland einen guten Rutsch wünschen. Während wir frühstücken, lädt das Telefon das Bild hoch.

Auschecken und los geht’s. Auf dem Weg nach Norden durchfahren wir die Häfen von Long Beach und LA. Sie sind unglaublich groß. Hochgestapelt und trotzdem hunderte Meter weit stehen die Containerreihen. Auf langen Brücken geht es über den Umschlagplatz hinweg.

Venice Beach und der direkt daneben liegende Muscle Beach empfangen uns mit dem Strandleben, das wir schon gestern genossen haben. Menschen joggen, radeln, spielen Tennis, fahren Skatebord, reiten Wellen und spielen Beachvolleyball. Wir schauen eine Weile den Skateboardern und ihren waghalsigen Aktionen zu, bevor wir den 300 Meter  breiten Sandstrand zum Wasser hinunter gehen. Nicht lange nachgedacht und rein in die Wellen.

Die Brandung ist ähnlich wie am Atlantik, auch bei vergleichsweise wenig Wind gibt es ordentliche Wellen. Dazu kommt die Strömung und auch der eine oder andere Hai wird immer mal gesehen. Kurzum, die Badenixe in mir begnügt sich mit ein paar Minuten Planschen im flachen Wasser und kommt an Land bevor die Lippen blau sind.

Und dann begeben wir uns auf die fünfstündige Rückfahrt. Bei einem kurzen Zwischenstopp in Castaic bekommt der Focus neues Benzin und die Beifahrerin einen Kaffee. Und dann fahren wir durch, immer den schnurgeraden Highway nach Norden. Links und rechts noch ein paar Ölpumpen – das Artikelbild oben zeigt eine von ihnen – und sonst nur sehr viel Weite. Mit dem eingeschalteten Tempomaten und Salman Rushdies „Joseph Anton“ als Hörbuch vergehen die Stunden schnell.

Um kurz nach acht erreichen wir San Francisco. Die Supermärkte haben – wegen der Silvesternacht – bereits geschlossen. Das letzte Essen des Jahres ist daher ein typisches Vorratsschrank-Essen: Spaghetti aglio e olio gepimpt mit zu einem in Würfeln geschnittenen und gebratenen, einsamen kleinen Kürbis aus dem Kühlschrank. Und dann kann 2014 kommen.

SF to LA – Tag 4

Long Beach – Laguna Beach – Long Beach

Unser zweiter Tag in LA und wir beschließen, ihn nicht in der Stadt zu verbringen. Unser Hotel in Long Beach liegt günstig für weitere Erkundungen entlang der Küste nach Süden. Und so brechen wir nach einem ausgiebigen Frühstück im Hotelrestaurant auf. Das erste Ziel heißt Huntington Beach.

Und hier schauen wir erstmal eine Stunde lang nur auf’s Wasser. Und auf die Ölbohrinseln vor der Küste. Wie auch schon weiter nördlich sind vor allem Surfer und Läufer unterwegs, nur wenige Menschen kommen zum rumliegen, kaum einer badet, trotz der angenehmen 25 Grad Lufttemperatur. Das Wasser ist mit 18 Grad noch angenehm warm. Ich hätte Baden gehen sollen und tat es nicht. Noch wusste ich nicht, dass sich später am Tag keine bessere Gelegenheit und kein LA typischerer Strand finden würde.

Als wir erstmal genug von Sonne und Wellen haben, cruisen wir weiter die Küste hinunter. Wir halten bereits im nächsten Ort, Newport Beach, und machen, was man hier so tun. Wir setzen uns an der Stand. Und fahren weiter. Essen zu Mittag in Laguna Beach. Und setzten uns an den Strand. Die Sonne bewegt sich langsam Richtung Meer, ein paar übermütige Halbwüchsige schlagen sich mit großen Algen, die der Pazifik an den Strand gespült hat.

Kurz vor dem Sonnenuntergang kehren wir um und fahren nach Long Beach zurück. Mit einem kleinen Sushi-Schinken-Käse-Baguette-Oliven-Picknick lassen wir den Tag ausklingen. Sonne, Strand, Meer und Zeit. Keine schlechte Kombination, um den vorletzten Tag des alten Jahres zu verbringen. Morgen ist Silvester und dann ist 2013 schon vorbei.

Hier geht’s weiter zu Tag 5.