Kunst in 0711

0711 ist die Telefonvorwahl von Stuttgart und gleichzeitig ein Markenbegriff für die Stadt. Dass für mich das Kulturleben ein Teil der Marke Stuttgarts ist, hat sich mal wieder am Besuch der Staatsgalerie gezeigt. Es geht dabei um Details mit eindrücklicher Wirkung wie frisch-grüner Noppenboden, gruftartig-spirituelle Räume in satt-dunklem Grau, bühnenhafte Inszenierung von Ballettkostümen, unendlichem Sichversenken in ledernen Sesseln.

Fangen wir sachlich an: Im Jahr 1843 wurde das erste Gebäude der Staatsgalerie fertiggestellt, das der König von Württemberg zur Beherbergung der Gemäldesammlung und der Kunstschule in Auftrag gegeben hatte. Woran ich mich immer wieder erfreue, ist der Anblick des Neubaus von James Stirling aus dem Jahre 1984. Die Wandfronten bestehen aus großen, sandfarbenen Steinblöcken und erzeugen bei mir die Wahrnehmung einer zwar harten aber warmen Außenhaut. Am Eingangsbereich wird die Wand durch ein Fensterfassade in Wellenform durchbrochen, die durch frisch-grüne Stahlträger gegliedert wird. Auf dem terrassiertem Gelände befinden sich noch weitere Elemente, deren Material stahlartig ist – in rot, blau und pink – und aus einer industriellen Produktion zu kommen scheinen, wie die Geländer oder das Dach vor den Eingangstüren. Im Empfangsbereich begrüßt dann der Noppenboden wieder im frischen Grün, der mich im besten Sinne an Legosteine erinnert. Zusammen ist das als herausragendes postmodernes Beispiel in den Architekturkanon eingegangen.

Vor ein paar Jahren war die Sammlungspräsentation noch enthistorisiert, sodass mittelalterliche Altäre neben abstrakter Nachkriegskunst zu hängen kamen. Aktuell wird wieder chronologisch durch die Sammlung geführt – und zwar vom 14. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Die Hängung ist aus meiner Sicht optimal, was das Verhältnis der Größe der Bilder zur ihrer Menge im Raum angeht  – also keine überhäufte Hängung von Riesengemälden à la Louvre. Und damit ergibt sich die Basis für viele der besten – das heißt stimmigen – Eindrücke von Kunstwerken in Museumsräumen, die ich je hatte.

Wenn man den Rundgang am Berührungspunkt des alten und neuen Baukörpers beginnt – wieder eine in grüne Stahlträger gefasste Glasfassade – dann trifft man zuerst auf eine Serie von Rückenakten von Matisse: Bronzeplatten, die durch unterschiedliche Abstraktionsgrade das bildhauerische Entstehen (oder Verschwinden) eines Rückenreliefs zeigen. An diesem Punkt empfehle ich tatsächlich chronologisch vorzugehen. Dann nimmt man den symbolisch nachzuvollziehenden Weg aus Räumen des ausgehenden Mittelalters in dunkler Wandfarbe und dezent beleuchtet gehalten in die weißwandigen Räume der Gegenwart im postmodernen Bauteil des Museums. Aber qualitativ beschreibt dieser Gang keinen Fortschritt, denn außergewöhnlich gute Eindrücke bestehen in jedem Epochenabschnitt. Denn sprach ich gerade von dunkler Wandfarbe im altdeutschen Teil des Erdgeschosses, so meine ich ein satt-dunkles Grau, das mit der dezenten Beleuchtung eine sakrale Atmosphäre erzeugt: nicht monumental-kathedralenhaft, sondern eher gruftartig-spirituell und dabei großartig durch die Perspektive der nacheinander folgenden Räume, was ich als eine unaufdringlich gute Art der Präsentation von mittelalterlich-sakraler Kunst empfinde.

Auf Ungewöhnliches trifft man dann noch im ersten Geschoss des alten Bauteils der Staatsgalerie. Ein ganzer Raum zeigt die Gemälde des Perseus-Zyklus von Edward Burne-Jones. Der war ein Vertreter der Präraffaeliten, von denen es in Deutschland nicht viele Werke zu sehen gibt. Kennzeichnend für die Präraffaeliten ist eine mittelalterliche Mal- bzw. Darstellungsweise. Und so bildet Burne-Jones in den 1880er Jahren Szenen aus dem antiken Perseus-Mythos in einer dekorativ-künstlichen und bedrohlich-dunkel-kalten Art und Weise ab. Aber es geht auch heimelig; und wer hätte es gedacht, dass das in den Räumen der klassischen Moderne der Fall ist, die ja ständig die Konventionen von Neuem umgeworfen haben. Aber vielleicht hat man sich heute an Kandinsky, Picasso und Co. so gewöhnt, dass deren Formbrüche nur noch über dem Kaminfeuer hängend vorstellbar sind…. Jedenfalls macht es der Teppichboden, dass ich mich behaglich aufgehoben fühle, und die geringe Zahl an anderen Besuchern, denen ich begegne. So ist es still. Das Ticken der Luftfeuchtemesser wird vom Teppichboden leicht absorbiert, sodass ich das Zirpen von Grillen tagträume. In vollem Bewusstsein verrinnt die Zeit und hilft beim Sichversenken in den Moment. Was meine ich damit? Man stelle sich selbst in einem sonst menschenleeren Raum vor. Der Körper ruht in der perfekten Polsterung eines Sessels, dessen kühles Leder die geistige Aufmerksamkeit aufrecht erhält, und vor einem hängen sechs Bilder von Paul Klee. Obwohl alle kleinformatig sind – die Kantenlängen sind unter einem Meter – wächst der Blick auf das Märchenhaft-Fremde-Rätselnde der Gemälde ins Unendliche und geht nie aus.

 

Picasso ist auch vertreten – und zwar umfassend. D. h. die verschiedenen Werkphasen geben einen Eindruck, wie vielseitg-prägend Picasso war – aus meiner Sicht ein wertvolles Beispiel dafür, dass der äußerste, unbedingte Ausdruck eines Menschen sich im Leben durchaus mehrere Male glaubwürdig ändern kann. In einem theaterdunklen Raum tanzen auf einer kreisrunden Bühne noch immer die Kostüme des Oskar Schlemmer das Triadische Ballett. Die in den 1920er Jahren gefertigten Kostüme führen den menschlichen Körper auf geometrische Formen zurück, die Individualität jeder Figur bleibt aber erhalten.

Disclaimer: Alle Aufnahmen sind zu privaten Zwecken gemacht worden; die Staatsgalerie Stuttgart bzw. der/die Künstler_in oder deren Vertreter_in hält weiterhin das Copyright des Abgebildeten.

Zeitereignisse – Mai 2018

Die USA verlassen das sogenannte Iran-Nuklearabkommen, das weiterhin zwischen dem Iran, Russland, Großbritanien, Frankreich, China, Deutschland und der Europäischen Union besteht. Der Inhalt des Abkommens umfasst die Reduzierung der Anreicherung nuklearen Materials und der Zulassung von Kontrollen auf Seiten des Irans und die Beendigung von Sanktionen gegen den Iran auf Seiten der anderen Parteien.

Die US-Botschaft wird als erste diplomatische Vertretung in Jerusalem überhaupt eröffnet. Seit der Ankündigung Ende März sind bei Protesten in Gaza mehrere palästinensische Anhänger umgekommen. Die Proteste addressieren auch das Recht auf Rückkehr von palästinensischen Arabern, die im Zuge der Staasgründung Israels 1948 flüchteten oder vertrieben worden waren, sowie die Land-, See- und Luftblockade des Gazagebietes durch Israel und Ägypten.

Der Streamingdienst Netflix entscheidet, beim Filmfestival in Cannes keine Filme zu präsentieren. Das Filmfestival entschied zuvor keine Filme im Wettbewerb zuzulassen, die nicht in französischen Kinos ausgestrahlt werden.

In Bayern tritt das neue Polizeiaufgabengesetz in Kraft. Die Möglichkeit präventiver Maßnahmen durch die Polizei bei „drohender“ statt „konkreter“ Gefahr ist künftig auch bei Hinweisen auf Gefahren für Leib und Leben und andere Rechtsgüter möglich. Zuvor waren präventive Maßnahmen nur bei Verdacht auf terroristische Taten erlaubt. Weiterhin ermöglicht das Gesetz, Merkmale einer Person aus DNA-Proben abzuleiten sowie bei drohender Gefahr Pakete und Briefe sicherzustellen.

Die Datenschutz-Grundverordnung der Europäischen Union tritt in Kraft. Sie regelt die Verarbeitung personenbezogener Daten.

Die USA erheben Zölle auf Stahl und Aluminium aus der EU, Kanada und Mexiko. Die EU kündigt Gegenmaßnahmen an.

Das sind die Zeitereignisse für diesen Monat.

Was ist Geschichte? Wie entsteht sie? Geschichte bezieht sich auf Vergangenes ist aber auch immer gegenwärtig, denn vergangene Zeitereignisse werden im Jetzt zur Geschichte erklärt. Und umgekehrt: Teile der Geschichte können in Vergessenheit geraten. Geschichte ist auch abhängig von der Perspektive und daher keinesfalls eine objektive Tatsache. Was zur Geschichte erklärt wird, hängt vom Standpunkt des Betrachters ab. Geschichte wird meistens von Geschichtsschreibern, Historikern oder Personen, die mit Macht ausgestattet sind, definiert. Was würde passieren, wenn ich selbst Geschichtsschreibung betreibe? Was ist das Ergebnis, wenn man beginnt, seine eigenen Zeitereignisse zu sammeln? Wird die daraus entstehende Geschichte sich mit der offiziellen Geschichtsschreibung decken? Werden Zeitereignisse, die man im Jetzt aufzeichnet, in der eigenen geschichtlichen Rückschau unwichtig sein?

Veldenz-Wanderweg, Etappe 2: Von Ulmet nach Reckweilerhof

Nach Sauna, einem leckeren Abendessen, einer ruhigen Nacht und einem wirklich ausgiebigen Frühstück machen wir uns am Freitag um 10.00 Uhr auf zum zweiten Tag unserer Wanderung. Für diesen Tag haben wir geplant, die beiden folgenden Etappen des Veldenz-Wanderweges zusammenzulegen, so dass wir bis zum Nachmittag Reckweilerhof erreichen können, welches das nächste Etappenziel mit Bahnhof ist.

Direkt links vom Hotel führt der Wanderweg entlang, der uns einige wenige Meter bergab und dann – dem Zubringer zum Veldenz-Weg folgend – steil bergan die ersten 150 Höhenmeter des Tages nach oben ins Naturschutzgebiet Wartekopf und zurück auf den Hauptweg bringt. Heute ist es sonnig, so dass wir kurzärmelig und ohne Regenjacken loswandern können.

Der Veldenz-Weg empfängt uns auf dem Wartekopf mit einer blühenden Ginster-Wiese im besten Frühlingssonnenschein. Er zweigt jedoch nach ein paar hundert Metern bereits wieder ab und führt leicht bergab und bergan an Ulmet und Rathsweiler vorbei. Bevor der Weg nach Niederalben abzweigt begegnen uns die ersten uns einzigen Wanderer mit Bollerwagen an diesen zwei Tagen. Insgesamt sehen wir nur eine Handvoll anderer Wanderer oder Spaziergänger und haben den Großteil beider Tage alle Wanderwege, Rastplätze und Aussichtspunkte für uns allein.

In Niederalben überqueren wir den Fluss und die Straße bevor wir – ohne die Ortsmitte zu passieren – direkt über die am Ortseingang links abzweigende Straße, vorbei an einigen Häusern und dem Friedhof, zum Naturschutzgebiet Mittagsfels aufsteigen. Es ist inzwischen nach 12.00 Uhr und wir entscheiden uns – gestärkt mit ein paar Schokokeksen – diesen Aufstieg noch vor dem Mittagspicknick zu machen. Durch eine fast alpenähnliche Landschaft aus Gestein, Flechten und kleinen Büschen geht es in der prallen Sonne steil nach oben. Mehrere Bänke und Aussichtspunkte bieten sich für kleine Verschnaufpausen an. Oben angekommen haben wir einen superschönen Blick auf das heute bereits zurückgelegte Wegstück und die gerade bewältigten Höhenmeter. Schwindelfrei und trittsicher sollte man hier schon sein, wenngleich der Weg an allen Stellen ausreichend breit und auch nicht ausgesetzt ist. Vermutlich aufgrund dieses Wegabschnitts ist die Etappe zwischen Rathsweiler und St. Julian im Wanderführer als „schwer“ eingestuft.

Wir steigen vom Mittagsfels wieder ab und laufen noch ein paar Kilometer durch die Felder, bis wir oberhalb von St. Julian auf einer halbrunden Bank im Schatten Mittagessen, knapp die Hälfte der Etappe haben wir jetzt um kurz vor 14.00 Uhr geschafft.

Bis zum Abzweig des Zubringer-Weges nach St. Julian folgen wir der Asphaltstraße, die nicht nur von uns sondern auch von einigen Autos genutzt wird. Wir bleiben wieder halbhoch über den Orten und setzten unseren Weg nach Glanbrücken fort, wo der Weg direkt durch den Ort führt, um dann auf der anderen Seite wieder aufzusteigen. Leider sehen wir außer der Tankstelle keine Möglichkeit für Kaffee, Kuchen oder Eis, lassen aber auch hier die Ortsmitte rechter Hand liegen und folgen direkt dem Weg. Die Ortsdurchquerung ist gut beschildert und kein Problem.

Nach Glanbrücken führt uns ein langgezogener Aufstieg über etwa 150 Höhenmeter zurück auf die Felder. Links wachsen Erbsen, rechts Getreide. Wir erreichen einen kleinen Weiher, der sich perfekt für die zweite Pause des Tages anbietet. Auf der Bank gibt es die zweite Hälfte des Lunch-Paketes und die letzten Kekse.

Nun folgen noch der Abstieg nach Nerzweiler, die kurze Durchquerung des Ortes (wiederum ohne Möglichkeit zur Einkehr) sowie der erneute Wiederaufstieg in Richtung unseres Etappenziels Reckweilerhof. Der letzte, steile Aufstieg dieser Wanderung beginnt etwa zwei Kilometer nach Nerzweiler und etwa 3.5km vor dem Etappenziel. Nicht so steil wie zum Mittagsfels aber dennoch kurz und knackig beran erreichen wir die Höhen von Aschbach und gleich danach den Punkt, an dem der Veldenz-Wanderweg auf den Pfälzer Höhenweg trifft (hier könnte man alternativ auch ins Lautertal abbiegen, das etwa 7 km entfernte Wolfstein anlaufen und den dortigen Bahnhof nehmen). Ab hier haben wir es geschafft. Wir folgen dem Veldenz-Wanderweg den letzten Kilometer, bevor wir dann auf den Zubringer nach Reckweilerhof abbiegen und in den Ort hinunterwandern. Die letzten Meter führen uns leider wieder über die Straße, auf der zum Glück wenig Verkehr ist.

Wir erreichen unser heutiges Etappenziel um 17.30 Uhr und somit zur perfekten Zeit, um in den nächsten Zug zu steigen. Leider reicht uns die Zeit damit nicht, um noch im Hotel Reckweilerhof einzukehren, das wirklich gemütlich aussah. Die rund 27 Kilometer und etwa 700 Höhenmeter (Aufstieg) dieser Etappe haben wir damit in rund 7.5 Stunden brutto und etwa 6.5h reiner Gehzeit zurückgelegt.

Infos zu Etappe 2

Start: Hotel Felschbachhof, Ulmet
Ziel: Hotel Reckweilerhof (bzw. der direkt daneben gelegene Bahnhof), Reckweilerhof
Wanderstart: 10.00 Uhr
Wanderankunft: 17.30 Uhr
Wegzeit brutto: 7h 30 Minuten
Gehzeit netto: 6h 30 Minuten
Steckenlänge: 27km, 700hm Aufstieg

Veldenz Wanderweg, Etappe 1: Von Kusel nach Ulmet

Die diesjährige Himmelfahrtstour ist wieder eine Wanderung. Da wir vom langen Wochenende nur zwei Tage zur Verfügung haben, gab es folgende Anforderungen an die Wegplanung:

  • zwei Etappen mit einer Übernachtung
  • möglichst im Gebiet des VRN bzw. mit einer Anreise von maximal zwei Stunden zu erreichen, Ort der Anreise oder Abreise sollte nach Möglichkeit einen Bahnhof haben
  • beschilderter (Fern-/Rund-) Wanderweg, um langwieriges Kartenlesen an jeder Wegkreuzung zu vermeiden, auf bereits existierende Wegbeschreibungen und Höhenprofile zugreifen zu können und auch eine gewisse Sicherheit über den Abwechslungsreichtum bzw. die „Schönheit“ der Strecke zu erhalten.
  • Streckenlänge von 15-30km pro Etappe
  • Noch nicht begangen (das ließ den Pfälzer Waldpfad sowie die Pfälzer Weinsteig ausscheiden, von dem wir jeweils schon einige Etappen kennen)

Nach einer kurzen Recherche auf den Seiten der Pfalz-Touristik kamen dann folgende drei Wege in die engere Auswahl:

  • Pfälzer Höhenweg
  • Remigius Wanderweg
  • Veldenz-Wanderweg

Unsere Wahl fiel schließlich auf die ersten beiden Etappen den Veldenz Wanderwegs. Den Ausschlag gab die Tatsache, dass ich ein Hotel entdeckte, welches sich prima als Etappenziel eignete: Den „Felschbacher Hof“, ein Hotel mit Schwerpunkt auf biologischer-regionaler Küche und Slow Food Mitglied in Ulmet. Darum ließen sich am besten die ersten beiden Etappen des Veldenz Wanderwegs gruppieren, also wurde es dieser.

Nachdem wir einen Großteil des Packens am Mittwoch noch erledigten, haben wir morgens direkt den ersten Zug um 7.30 Uhr nehmen können und erreichten Kusel um 20 vor zehn. Auf dem Zwischenstopp in Kaiserslautern versorgen wir uns noch mit Frühstück beim Bäcker, der zum Glück – trotz Feiertags – geöffnet hat. Zudem haben wir beim Kartenstudium im Zug noch eine alte Römerstraße entdeckt, so dass wir uns umentscheiden und – statt ursprünglich direkt von Kusel loszulaufen – noch ein Anruflinientaxi bestellen, dass uns noch die wenigen Kilometer weiter bis nach Thallichtenberg, Ortsmitte brachte. Alle zwei Stunden fährt dorthin auch der Burgbus (bis zur Burg hinauf), in den Zeiten dazwischen eben das Ruftaxi (bis zur Ortsmitte am Fuß der Burg). Von dort aus starten wir um 10.30 Uhr zur ersten Etappe.

Von Bushaltestelle in der Ortsmitte aus sehen wir die Burg auf der linken Seite über dem Ort. Wir gehen die Obertalstraße zurück in Richtung Kuseler Straße und biegen hinter dem Geschäft „Möbel Schug“ nach Süden in Richtung Burg ab. Wir gehen an der Anlieferung und dem Parkplatz des Geschäfts vorbei bergan, lassen den Friedhof rechts liegen, überqueren die Burgstraße und kommen auf den Waldweg, der zur Burg führt. Dieser ist bereits als Zubringer-Weg zum Veldenz-Wanderweg ausgeschildert. Nach etwa einer Viertelstunde sind wir die wenigen Höhenmeter zur Burg aufgestiegen und durchqueren das Tor, das den Anfang des Veldenz-Wanderweges markiert. Die blaue Markierung mit dem V wird uns die nächsten zwei Tage begleiten. Es regnet immer mal wieder leicht, ist mit 18 Grad aber nicht zu kalt.

Der Wanderweg beginnt zwischen den Feldern oberhalb der Orte des Glantales. Wir wandern in Richtung Kusel zurück und haben in der ersten halben Stunde immer wieder einen schönen Blick auf die Burg Lichtenberg.

Oberhalb von Ruthweiler macht der Weg eine Abzweigung nach rechts und führt wieder bergab. Hier merken wir auch, dass wir die alte Römerstraße gar nicht – wie gedacht – passieren, sondern leicht südlich davon unterwegs sind. Macht nix. Wir halten uns an die Markierung des Veldenz-Weges. Die nächsten Kilometer teilt er sich mit dem Radweg und verläuft er auf einer alten Bahntrasse nur noch knapp oberhalb der Ortschaften von Ruthweiler, Kusel und Diedelkopf.

Etwa auf Höhe von Diedelkopf zweigt der Weg wiederum bergan ab und führt über einen etwa 20 minütigen Aufstieg hinauf durch den Wald auf den Ödesberg. Oben angekommen führt er weiter zwischen Feldern und Wiesen hindurch, so dass sich – wiederum der Blick auf Kusel und ein letzter Blick zurück auf die Burg Lichtenberg eröffnet. Inzwischen ist es 12.00 Uhr geworden und aus dem leichten Regen mit größeren Pausen ist durchgehender Regen geworden. Das ist auch deswegen gerade sehr schlechtes Timing, weil wir uns die nächsten etwa 45 Minuten über freies Feld laufen, Regen und Wind voll abbekommen und eigentlich endlich was zu Mittag essen wollten.

Hinzukommt, dass der Weg oberhalb von Blaubach das erste Mal wirklich schlecht ausgeschildert ist. An der Grünschnittsammelstelle wissen wir nicht weiter. Links hinab nach Blaubach stellt sich nach einem halben Kilometer als falsche Entscheidung heraus, denn ab dem Ortsanfang ist wiederum der Zubringer eindeutig (gelb) markiert. Die nächste Entscheidung, gerade aus zu laufen ist ebenso falsch. Zunächst kommen keine neuen Markierungen und als wir dann doch – im strömenden Regen und mit kalten Fingern – Karte und Mobiltelefone rausholen, stellen wir schnell fest, dass wir nach rechts richtig gewesen werden. Wir kreuzen die Straße, der Regen lässt nach und kommen zurück in den Wald.

Der nun folgende leichte Abstieg im Wald, die sogenannte Gailbach, ist ideal, um zumindest kurz ein Brot und ein wenig Käse zu essen. Weil uns noch kalt ist, wir keine oder nur halb verfallene, nasse Bänke sehen, verlangsamen wir ein bisschen unseren Schritt und vespern „gemütlich“ im Laufen. Der Effekt stellt sich sofort ein. Mit dem Laufen im windberuhigten Wald wird uns rasch wieder warm und satt werden wir auch.

Im Diedersbacher Grund beginnen wir den vorletzen Aufstieg des Tages, der uns wiederum durch den Wald hinauf auf die Patersbacher Höhe und durch die Felder führt. Es folgt der Abstieg nach Erdesbach, das wir um kurz nach 14.00 Uhr erreichen. Hier werfen wir einen kurzen letzten Blick in die Karte. Diese hatten wir nach der Suche an der Grünschnittanlage nicht mehr gebraucht, da der weg sowohl gut markiert alsauch gut beschildert war.

Vom Felschbacher Hof trennt uns jetzt noch ein letzter größerer Aufstieg von etwa 200 Höhenmetern. Der Regen kommt zum Glück nicht zurück, so dass wir – am Ende des Waldes angekommen – in Ruhe die Frühlingsblumen auf der Wiese oberhalb von Ulmet bestaunen und fotografieren können. Wir entscheiden uns, den Veldenz-Weg bereits an der Straße zu verlassen und diese nach Ulmet zu nehmen. So sparen wir uns den Weg durch den Wald für den Aufstieg am nächsten Tag auf und müssen ihn nicht zweimal – heute bergab und morgen bergan – wandern.

Den Felschbachhof erreichen wir um etwa 15.45 Uhr, so dass wir die rund 15km und rund 450 Höhenmeter (Aufstieg) dieser Etappe in 4h15Minuten (brutto) und etwa 3h30 Minuten reiner Gehzeit zurückgelegt haben.

Das Hotel ist mit Sauna und Restaurant ausgestattet , so dass wir uns nach dem Regentag zum einen wieder aufwärmen können und zum anderen abends das Haus nicht nochmal verlassen müssen, um einen Gasthof zu suchen. Zudem ist das Hotel speziell auf Wanderer und Radfahrer ausgerichtet, so dass uns schon bei der Reservierung mitgeteilt wurde, dass wir morgens Lunch-Pakete und Apfelsaftschorle oder Wasser mitnehmen könnten. Das war superpraktisch, da wir so nur jeweils für einen Tag Verpflegung tragen mussten.

Infos zu Etappe 1:

Start: Burg Lichtenberg, Kusel
Ziel: Hotel Felschbachhof, Ulmet
Wanderstart: 10.30 Uhr
Wanderankunft: 15:45 Uhr
Wegzeit brutto: 4h, 15 Minuten
Gehzeit netto: 3h, 30 Minuten
Steckenlänge: 15km, 450hm Aufstieg
Übernachtung: Hotel Felschbachhof, 95,- Euro (inkl. Frühstück)
Abendessen: 78,- Euro (für zwei, inkl. je einem Getränk und Aperitif)

DSGVO im Blog

Wahrscheinlich sieht die Webseite für Euch heute anders aus als in den letzten Tagen. Das liegt daran, dass ich einiges an Zeit darauf verwendet habe, die Anforderungen der seit heute gültigen EU-Datenschutzgrundverordnung (DGSVO) umzusetzen und heute aktiv zu nehmen.

Dazu habe ich in der letzten Zeit unter anderem folgende Dinge am Blog verändert:

  • Emojis in WordPress (WP) ausgeschaltet.
  • Die Nutzung von Avataren mit Gravatar deaktiviert.
  • Unseren bisherigen Filter gegen Kommentar-Spam (Akismet) gegen AntiSpamBee ausgetauscht.
  • Code Schnipsel in functions.php ergänzt, damit keine IP Adressen von mehr Kommentaren gespeichert werden.
  • Existierende IP Adressen von Kommentaren in der Datenbank gelöscht.
  • Alle Funktionen, dieses Blog, einzelne Beiträge oder Kommentare per Mail zu abonnieren entfernt und alle bestehenden Abos gelöscht.
  • Das Blog auf eine gesichterte Verbindung (https, grünes Schloss oben) umgezogen, ein entsprechendes Zertifikat erworben, eine Weiterleitung der unsgesicherten Seite eingerichtet und alle Links aktualisiert.
  • Einen Cookie-Hinweis gesetzt.
  • Das Kommentarfeld um die Einwillung zur Verarbeitung eurer Daten ergänzt.
  • Unseren Datenschutzhinweis aktualisiert.
  • Einen Vertrag zur Auftragsdatenverarbeitung mit unserem Hoster abgeschlossen.

Ich hoffe dennoch, Ihr schaut weiterhin immer mal bei uns vorbei und lasst Euch von den Einwilligungen und Hinweisen nicht zu sehr nerven.

Momente in Gedanken #7

Wie kurze Pausen der Alltagsroutine zu Diskussionen führen

Kurz vor der Einfahrt in den Bahnhof bleibt der Regionalexpress stehen. Ein Zugbegleiter fragt seine Kollegin, wann denn die Rente anstehe. Nach deren kurzer, ungefährer Antwort weist der Zugbegleiter darauf hin, dass der deutsche Staat es nicht hin bekäme, denn sonst wäre er schon in Rente. Er müsse noch für die Smartphone-Jugend arbeiten – und für die Schwarzen. Das sei ja so schlimm geworden. Man sei auf der Straße nicht mehr sicher. In Chemnitz könne man um 12 Uhr mittags nicht mehr unbehelligt durch die Innenstadt gehen. Da lebe er lieber in einer Diktatur. Ich drängele mich in seine Aussagen: „Ich bin froh, in einer Demokratie zu leben, und Ihre Einschätzungen, was die Sicherheit angeht, kann ich auch nicht teilen.“ Es sei doch aber so, und es gebe ja auch solche und solche Diktaturen. Er habe in einer gelebt. Man könne halt seine Meinung nicht mehr sagen. Wo er denn seine Meinungen nicht sagen dürfe. Er könne mir doch ins Gesicht sagen, dass er finde, ich sehe scheiße aus, dass ihm meine Brille nicht gefalle, dass ihm die Nase eines vom ihm sogenannten Schwarzen nicht gefalle. Das könne er alles überall öffentlich sagen. Dann solle ich mal in bestimmte Gegenden gehen. Da könne man das nicht sagen. Er könne das hier am Marktplatz doch sagen und die Polizei würde ihn gewähren lassen, da es eben nicht strafbar ist, seine Meinung zu äußern. „Das ist ja gerade das Gute an einer Demokratie, denn gerade in einer Diktatur kann man eben nicht alles sagen.“ Ja, man müsse dort eben aufpassen, dass man sich nicht mit den Oberen anlegt. Ich solle mal in seinen Belegschaftsraum kommen und dann solche Sachen sagen, wenn der Vorgesetzte anwesend ist. Da würde man sofort rausgeschmissen. „Das ist nun aber ein Problem ihres Betriebs und keine deutschlandweite Sache.“ In der Presse fände man nur eine Mainstream-Meinung. Er lese ja zugegebenermaßen die Bildzeitung. Und im Spiegel, im Focus: alles das Gleiche. „Dem stimme ich zu, aber aus anderen Gründen als Sie. Denn ich fühle mich nicht ausreichend informiert und kann aus deren Lektüre nichts wirklich Neues lernen.“ In einer Diktatur würde er aber nur eine Einheitszeitung zu lesen bekommen. Aber im Bahnhofskiosk gebe es sicherlich Zeitschriften, in denen er seine Meinung wiederfinde. Dies alles sagte ich, und hatte ein T-Shirt an, auf dessen Weiß vierzeilig in schwarzen, sechs Zentimeter hohen Buchstaben stand: FREEDOM CANNOT BE SIMULATED. Ich habe mich dann noch entschuldigt, ihn so angesprochen zu haben. Er hatte sich mit seinen Aussagen aber zu sehr exponiert. Er entgegnete mir, dass er gerne darüber disktutiere.

Ich bin im Nachhinein sehr froh, dass ich mich kurz entschuldigt habe. Ich denke, dass dadurch eine Chance besteht – wenn auch vielleicht eine sehr kleine – dass mein Gegenüber das Gespräch in Erinnerung behält, und zwar in einer nicht allzu schlechten, die seine Sicht noch zementiert. Möglicherweise wird er sich deswegen in der Öffentlichkeit nie wieder so äußern. Das ist einerseits gut, denn dann verbreiten sich solche Gedanken nicht. Andererseits ist es auch schlecht, wenn diese Äußerungen nur in privaten Hinterzimmern getätigt werden. Man hat dann keine Ahnung, dass Menschen solche Gedanken haben und man kann nicht mit ihnen darüber reden. Vielleicht ändern sich aus Diskussionen ja die Gedanken, denn der Kopf ist ja bekanntlich rund.

Das Gespräch fand am Nachmittag des 06.05.2018 statt.

Ich habe mir den Gesprächsverlauf anschließend sofort notiert, erhebe aber keinen Anspruch, dass ich mir jedes Wort meines Gegenüber genau gemerkt habe.

Neues aus dem Bundestag – 28. bis 30. Sitzung

Über was diskutiert wurde:

  • Abschaffung der kalten Progression als heimliche Steuererhöhung bei der Einkommensteuer (Antrag AfD)
  • Armutsfeste Ausbildungsförderung einführen (Antrag Die Linke)
  • Faire digitale Märkte – Wettbewerb und Datenschutz sicherstellen (Antrag Bündnis 90/Die Grünen)
  • Beamtinnen und Beamten den Weg in die gesetzliche Krankenversicherung erleichtern (Antrag Die Linke)
  • Änderung des Teilzeit- und Befristungsgesetzes (Antrag AfD)
  • Einführung einer teilweisen Legaldefinition für „Teile der Bevölkerung“ in Paragraph 130 StGB – Volksverhetzung (Antrag AfD)
  • Export von Rüstungsgütern (Anträge Die Linke und Bündnis 90/Die Grünen)

Was entschieden wurde:

  • Einsetzung des Parlamentarischen Beirats für nachhaltige Entwicklung (Antrag CDU/CSU, SPD, AfD, FDP, Die Linke und Bündnis 90/Die Grünen)
  • 70 Jahre Gründung des Staates Israel (Antrag CDU/CSU, SPD, FDP, angenommen, Antrag Die Linke, Bündnis 90/Die Grünen abgelehnt)
  • Fortsetzung der Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an der Multidimensionalen Integrierten Stabilisierungsmission der Vereinten Nationen in Mali (MINUSMA) (Antrag Bundesregierung, angenommen)
  • Fortsetzung der Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an der durch die Europäische Union geführten EU NAVFOR Somalia Operation Atalanta zur Bekämpfung der Piraterie vor der Küste Somalias (Antrag Bundesregierung, angenommen)
  • Fortsetzung der Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an der Militärmission der Europäischen Union als Beitrag zur Ausbildung der malischen Streitkräfte (EUTM Mali) (Antrag Bundesregierung, angenommen)
  • Ausschluss der NPD von der staatlichen Parteienfinanzierung (Antrag CDU/CSU, SPD, FDP, angenommen)

Fast ein halbes Jahr nach der Bundestagswahl hat sich am 14. März die Bundesregierung der 19. Legislaturperiode konstituiert. Vergleichsweise spät ist unsere parlamentarische Demokratie also wieder arbeitsfähig geworden. Nicht nur der Wahlkampf war geprägt vom Vorwurf, dass es mit dem Parlament eine politische Elite gebe, die nichts (sinnvolles) zustande bringe, und die Diskussion über die Politikverdrossenheit des Wahlvolks macht schon länger die Runde. Es gibt also einige Gründe, die Arbeit des Parlaments mal unter die Lupe zu nehmen, auch weil in unserem Informationsalltag die inhaltliche Arbeit des Parlaments nicht immer ganz oben steht. Aber im Parlament wird letztendlich entschieden. Hier beginnt also ein Überblick über die Themen, die pro Sitzungswoche im Parlament zur Sprache kamen. Ich beziehe die Informationen vom Internetauftritt des Deutschen Bundestags. Die Auflistung ist meine persönliche Zusammenfassung und erhebt daher keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Neues aus dem Bundestag – 25. bis 27. Sitzung

Über was diskutiert wurde:

  • Bericht der Bundesregierung zum Stand der Bemühungen um Rüstungskontrolle, Abrüstung und Nichtverbreitung sowie über die Entwicklung der
    Streitkräftepotenziale (Jahresabrüstungsbericht 2017)
  • Einsetzung einer Enquete-Kommission „Direkte Demokratie auf Bundesebene“ (Antrag AfD)
  • Wohnungsbau entbürokratisieren – Kostenexplosion eindämmen (Antrag FDP)
  • Internationales UN-Regelwerk (Global Compact for Migration) – Keine Verlagerung nationaler Zuständigkeiten bei der Zuwanderung auf transnationale Ebene (Aktuelle Stunde auf Verlangen der AfD)
  • Fortsetzung der Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an der durch die Europäische Union geführten EU NAVFOR Somalia Operation Atalanta zur Bekämpfung der Piraterie vor der Küste Somalias (Antrag Bundesregierung)
  • Der Armut in Deutschland den Kampf ansagen (Antrag Die Linke)
  • Fortsetzung der Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an der Militärmission der Europäischen Union als Beitrag zur Ausbildung der malischen Streitkräfte (EUTM Mali) (Antrag Bundesregierung)
  • IT-Sicherheit stärken, Freiheit erhalten, Frieden sichern (Antrag Bündnis 90/Die Grünen)
  • Überprüfung der EU-NO2-Grenzwerte und Luftreinhaltung im Straßenverkehr (Anträge AfD und FDP)
  • EU-Recht und internationaler Investitionsschutz (Antrag FDP)
  • Technische Nachrüstung von Diesel-LKW und Verhinderung von Fahrverboten in Städten (Anträge Die Linke und FDP)
  • Änderung des Asylgesetzes zur Beschleunigung von Verfahren durch erweiterte Möglichkeit der Zulassung von Rechtsmitteln (Gesetzentwurf Bündnis 90/Die Grünen)
  • Christenverfolgung stoppen und sanktionieren (Antrag AfD)
  • Die Gewaltexzesse gegen die Rohingya stoppen und Staatenlosigkeit weltweit abschaffen (Anträge CDU/CSU,
    SPD, FDP, Bündnis 90/Die Grünen und Die Linke)
  • Änderung des Deutsche-Welle-Gesetzes (Gesetzentwurf AfD)

Fast ein halbes Jahr nach der Bundestagswahl hat sich am 14. März die Bundesregierung der 19. Legislaturperiode konstituiert. Vergleichsweise spät ist unsere parlamentarische Demokratie also wieder arbeitsfähig geworden. Nicht nur der Wahlkampf war geprägt vom Vorwurf, dass es mit dem Parlament eine politische Elite gebe, die nichts (sinnvolles) zustande bringe, und die Diskussion über die Politikverdrossenheit des Wahlvolks macht schon länger die Runde. Es gibt also einige Gründe, die Arbeit des Parlaments mal unter die Lupe zu nehmen, auch weil in unserem Informationsalltag die inhaltliche Arbeit des Parlaments nicht immer ganz oben steht. Aber im Parlament wird letztendlich entschieden. Hier beginnt also ein Überblick über die Themen, die pro Sitzungswoche im Parlament zur Sprache kamen. Ich beziehe die Informationen vom Internetauftritt des Deutschen Bundestags. Die Auflistung ist meine persönliche Zusammenfassung und erhebt daher keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Neues aus dem Bundestag – 22. bis 24. Sitzung

Über was diskutiert wurde:

  • Fortsetzung der Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an der Multidimensionalen Integrierten Stabilisierungsmission der Vereinten Nationen in Mali (MINUSMA) (Antrag Bundesregierung)

Was entschieden wurde:

  • Zeitumstellung abschaffen (Antrag FDP, abgelehnt)
  • Einsatz bewaffneter deutscher Streitkräfte zur nachhaltigen Bekämpfung des IS-Terrors und zur umfassenden Stabilisierung Iraks (Antrag Bundesregierung, angenommen)
  • Fortsetzung der Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte am NATO-geführten Einsatz Resolute Support für die Ausbildung, Beratung und Unterstützung der afghanischen nationalen Verteidigungs- und Sicherheitskräfte in Afghanistan (Antrag Bundesregierung, angenommen)
  • Fortsetzung der Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an der NATO-geführten Maritimen Sicherheitsoperation SEA GUARDIAN im Mittelmeer (Antrag Bundesregierung, angenommen)
  • Fortsetzung der Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an der Mission der Vereinten Nationen in der Republik Südsudan (UNMISS) (Antrag Bundesregierung, angenommen)
  • Fortsetzung der Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an dem Hybriden Einsatz der Afrikanischen Union und der Vereinten Nationen in Darfur (UNAMID) (Antrag Bundesregierung, angenommen)

Fast ein halbes Jahr nach der Bundestagswahl hat sich am 14. März die Bundesregierung der 19. Legislaturperiode konstituiert. Vergleichsweise spät ist unsere parlamentarische Demokratie also wieder arbeitsfähig geworden. Nicht nur der Wahlkampf war geprägt vom Vorwurf, dass es mit dem Parlament eine politische Elite gebe, die nichts (sinnvolles) zustande bringe, und die Diskussion über die Politikverdrossenheit des Wahlvolks macht schon länger die Runde. Es gibt also einige Gründe, die Arbeit des Parlaments mal unter die Lupe zu nehmen, auch weil in unserem Informationsalltag die inhaltliche Arbeit des Parlaments nicht immer ganz oben steht. Aber im Parlament wird letztendlich entschieden. Hier beginnt also ein Überblick über die Themen, die pro Sitzungswoche im Parlament zur Sprache kamen. Ich beziehe die Informationen vom Internetauftritt des Deutschen Bundestags. Die Auflistung ist meine persönliche Zusammenfassung und erhebt daher keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Zeitereignisse – April 2018

Die syrische Armee wird beschuldigt, chemische Waffen gegen Rebellen in Douma eingesetzt zu haben. UN-Resolutionen Rußlands sowie der USA, Frankreichs und Großbritannien zur Untersuchung des Vorfalls werden gegenseitig abgelehnt. Wenige Tage später erfolgen Luftschläge durch die USA, Frankreich und Großbritannien gegen Einrichtungen des syrischen Militärs. Erst zwei Wochen nach dem angeblichen Anschlag bekommen Inspektoren der Organisation für das Verbot chemischer Waffen Zugang zu dem betroffenen Gebiet.

Mark Zuckerberg muss vor dem Kongress aussagen, nachdem herauskam, dass persönliche Daten von mehreren Millionen Facebook-Nutzern ohne deren Wissen durch die Firma Cambridge Analytics im US-Wahlkampf verwendet wurden.

Der türkische Präsident Erdogan gibt bekannt, dass die Präsidentenwahlen von November 2019 auf Ende Juni 2018 vorverlegt werden. In der Türkei herrscht weiterhin der Ausnahmezustand, der nach einem versuchten Militärputsch verhängt worden war. Zu Beginn des Jahres war eine Offensive des türkischen Militärs gegen kurdische Truppen im syrischen Afrin erfolgreich.

Das bayerische Kabinett beschließt, dass in staatlichen Behörden in Bayern zukünftig ein Kreuz hängen muss. Ministerpräsident Markus Söder spricht von einer „Bekenntnis zur Identität“ und dem Zweck der „kulturellen Prägung“ Bayerns. Somit seien die aufgehängten Kreuze „[…] kein Verstoß gegen das Neutralitätsgebot.“

Das sind die Zeitereignisse für diesen Monat.

Was ist Geschichte? Wie entsteht sie? Geschichte bezieht sich auf Vergangenes ist aber auch immer gegenwärtig, denn vergangene Zeitereignisse werden im Jetzt zur Geschichte erklärt. Und umgekehrt: Teile der Geschichte können in Vergessenheit geraten. Geschichte ist auch abhängig von der Perspektive und daher keinesfalls eine objektive Tatsache. Was zur Geschichte erklärt wird, hängt vom Standpunkt des Betrachters ab. Geschichte wird meistens von Geschichtsschreibern, Historikern oder Personen, die mit Macht ausgestattet sind, definiert. Was würde passieren, wenn ich selbst Geschichtsschreibung betreibe? Was ist das Ergebnis, wenn man beginnt, seine eigenen Zeitereignisse zu sammeln? Wird die daraus entstehende Geschichte sich mit der offiziellen Geschichtsschreibung decken? Werden Zeitereignisse, die man im Jetzt aufzeichnet, in der eigenen geschichtlichen Rückschau unwichtig sein?