Kunst in 0711

0711 ist die Telefonvorwahl von Stuttgart und gleichzeitig ein Markenbegriff für die Stadt. Dass für mich das Kulturleben ein Teil der Marke Stuttgarts ist, hat sich mal wieder am Besuch der Staatsgalerie gezeigt. Es geht dabei um Details mit eindrücklicher Wirkung wie frisch-grüner Noppenboden, gruftartig-spirituelle Räume in satt-dunklem Grau, bühnenhafte Inszenierung von Ballettkostümen, unendlichem Sichversenken in ledernen Sesseln.

Fangen wir sachlich an: Im Jahr 1843 wurde das erste Gebäude der Staatsgalerie fertiggestellt, das der König von Württemberg zur Beherbergung der Gemäldesammlung und der Kunstschule in Auftrag gegeben hatte. Woran ich mich immer wieder erfreue, ist der Anblick des Neubaus von James Stirling aus dem Jahre 1984. Die Wandfronten bestehen aus großen, sandfarbenen Steinblöcken und erzeugen bei mir die Wahrnehmung einer zwar harten aber warmen Außenhaut. Am Eingangsbereich wird die Wand durch ein Fensterfassade in Wellenform durchbrochen, die durch frisch-grüne Stahlträger gegliedert wird. Auf dem terrassiertem Gelände befinden sich noch weitere Elemente, deren Material stahlartig ist – in rot, blau und pink – und aus einer industriellen Produktion zu kommen scheinen, wie die Geländer oder das Dach vor den Eingangstüren. Im Empfangsbereich begrüßt dann der Noppenboden wieder im frischen Grün, der mich im besten Sinne an Legosteine erinnert. Zusammen ist das als herausragendes postmodernes Beispiel in den Architekturkanon eingegangen.

Vor ein paar Jahren war die Sammlungspräsentation noch enthistorisiert, sodass mittelalterliche Altäre neben abstrakter Nachkriegskunst zu hängen kamen. Aktuell wird wieder chronologisch durch die Sammlung geführt – und zwar vom 14. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Die Hängung ist aus meiner Sicht optimal, was das Verhältnis der Größe der Bilder zur ihrer Menge im Raum angeht  – also keine überhäufte Hängung von Riesengemälden à la Louvre. Und damit ergibt sich die Basis für viele der besten – das heißt stimmigen – Eindrücke von Kunstwerken in Museumsräumen, die ich je hatte.

Wenn man den Rundgang am Berührungspunkt des alten und neuen Baukörpers beginnt – wieder eine in grüne Stahlträger gefasste Glasfassade – dann trifft man zuerst auf eine Serie von Rückenakten von Matisse: Bronzeplatten, die durch unterschiedliche Abstraktionsgrade das bildhauerische Entstehen (oder Verschwinden) eines Rückenreliefs zeigen. An diesem Punkt empfehle ich tatsächlich chronologisch vorzugehen. Dann nimmt man den symbolisch nachzuvollziehenden Weg aus Räumen des ausgehenden Mittelalters in dunkler Wandfarbe und dezent beleuchtet gehalten in die weißwandigen Räume der Gegenwart im postmodernen Bauteil des Museums. Aber qualitativ beschreibt dieser Gang keinen Fortschritt, denn außergewöhnlich gute Eindrücke bestehen in jedem Epochenabschnitt. Denn sprach ich gerade von dunkler Wandfarbe im altdeutschen Teil des Erdgeschosses, so meine ich ein satt-dunkles Grau, das mit der dezenten Beleuchtung eine sakrale Atmosphäre erzeugt: nicht monumental-kathedralenhaft, sondern eher gruftartig-spirituell und dabei großartig durch die Perspektive der nacheinander folgenden Räume, was ich als eine unaufdringlich gute Art der Präsentation von mittelalterlich-sakraler Kunst empfinde.

Auf Ungewöhnliches trifft man dann noch im ersten Geschoss des alten Bauteils der Staatsgalerie. Ein ganzer Raum zeigt die Gemälde des Perseus-Zyklus von Edward Burne-Jones. Der war ein Vertreter der Präraffaeliten, von denen es in Deutschland nicht viele Werke zu sehen gibt. Kennzeichnend für die Präraffaeliten ist eine mittelalterliche Mal- bzw. Darstellungsweise. Und so bildet Burne-Jones in den 1880er Jahren Szenen aus dem antiken Perseus-Mythos in einer dekorativ-künstlichen und bedrohlich-dunkel-kalten Art und Weise ab. Aber es geht auch heimelig; und wer hätte es gedacht, dass das in den Räumen der klassischen Moderne der Fall ist, die ja ständig die Konventionen von Neuem umgeworfen haben. Aber vielleicht hat man sich heute an Kandinsky, Picasso und Co. so gewöhnt, dass deren Formbrüche nur noch über dem Kaminfeuer hängend vorstellbar sind…. Jedenfalls macht es der Teppichboden, dass ich mich behaglich aufgehoben fühle, und die geringe Zahl an anderen Besuchern, denen ich begegne. So ist es still. Das Ticken der Luftfeuchtemesser wird vom Teppichboden leicht absorbiert, sodass ich das Zirpen von Grillen tagträume. In vollem Bewusstsein verrinnt die Zeit und hilft beim Sichversenken in den Moment. Was meine ich damit? Man stelle sich selbst in einem sonst menschenleeren Raum vor. Der Körper ruht in der perfekten Polsterung eines Sessels, dessen kühles Leder die geistige Aufmerksamkeit aufrecht erhält, und vor einem hängen sechs Bilder von Paul Klee. Obwohl alle kleinformatig sind – die Kantenlängen sind unter einem Meter – wächst der Blick auf das Märchenhaft-Fremde-Rätselnde der Gemälde ins Unendliche und geht nie aus.

 

Picasso ist auch vertreten – und zwar umfassend. D. h. die verschiedenen Werkphasen geben einen Eindruck, wie vielseitg-prägend Picasso war – aus meiner Sicht ein wertvolles Beispiel dafür, dass der äußerste, unbedingte Ausdruck eines Menschen sich im Leben durchaus mehrere Male glaubwürdig ändern kann. In einem theaterdunklen Raum tanzen auf einer kreisrunden Bühne noch immer die Kostüme des Oskar Schlemmer das Triadische Ballett. Die in den 1920er Jahren gefertigten Kostüme führen den menschlichen Körper auf geometrische Formen zurück, die Individualität jeder Figur bleibt aber erhalten.

Disclaimer: Alle Aufnahmen sind zu privaten Zwecken gemacht worden; die Staatsgalerie Stuttgart bzw. der/die Künstler_in oder deren Vertreter_in hält weiterhin das Copyright des Abgebildeten.

Zeitereignisse – Mai 2018

Die USA verlassen das sogenannte Iran-Nuklearabkommen, das weiterhin zwischen dem Iran, Russland, Großbritanien, Frankreich, China, Deutschland und der Europäischen Union besteht. Der Inhalt des Abkommens umfasst die Reduzierung der Anreicherung nuklearen Materials und der Zulassung von Kontrollen auf Seiten des Irans und die Beendigung von Sanktionen gegen den Iran auf Seiten der anderen Parteien.

Die US-Botschaft wird als erste diplomatische Vertretung in Jerusalem überhaupt eröffnet. Seit der Ankündigung Ende März sind bei Protesten in Gaza mehrere palästinensische Anhänger umgekommen. Die Proteste addressieren auch das Recht auf Rückkehr von palästinensischen Arabern, die im Zuge der Staasgründung Israels 1948 flüchteten oder vertrieben worden waren, sowie die Land-, See- und Luftblockade des Gazagebietes durch Israel und Ägypten.

Der Streamingdienst Netflix entscheidet, beim Filmfestival in Cannes keine Filme zu präsentieren. Das Filmfestival entschied zuvor keine Filme im Wettbewerb zuzulassen, die nicht in französischen Kinos ausgestrahlt werden.

In Bayern tritt das neue Polizeiaufgabengesetz in Kraft. Die Möglichkeit präventiver Maßnahmen durch die Polizei bei „drohender“ statt „konkreter“ Gefahr ist künftig auch bei Hinweisen auf Gefahren für Leib und Leben und andere Rechtsgüter möglich. Zuvor waren präventive Maßnahmen nur bei Verdacht auf terroristische Taten erlaubt. Weiterhin ermöglicht das Gesetz, Merkmale einer Person aus DNA-Proben abzuleiten sowie bei drohender Gefahr Pakete und Briefe sicherzustellen.

Die Datenschutz-Grundverordnung der Europäischen Union tritt in Kraft. Sie regelt die Verarbeitung personenbezogener Daten.

Die USA erheben Zölle auf Stahl und Aluminium aus der EU, Kanada und Mexiko. Die EU kündigt Gegenmaßnahmen an.

Das sind die Zeitereignisse für diesen Monat.

Was ist Geschichte? Wie entsteht sie? Geschichte bezieht sich auf Vergangenes ist aber auch immer gegenwärtig, denn vergangene Zeitereignisse werden im Jetzt zur Geschichte erklärt. Und umgekehrt: Teile der Geschichte können in Vergessenheit geraten. Geschichte ist auch abhängig von der Perspektive und daher keinesfalls eine objektive Tatsache. Was zur Geschichte erklärt wird, hängt vom Standpunkt des Betrachters ab. Geschichte wird meistens von Geschichtsschreibern, Historikern oder Personen, die mit Macht ausgestattet sind, definiert. Was würde passieren, wenn ich selbst Geschichtsschreibung betreibe? Was ist das Ergebnis, wenn man beginnt, seine eigenen Zeitereignisse zu sammeln? Wird die daraus entstehende Geschichte sich mit der offiziellen Geschichtsschreibung decken? Werden Zeitereignisse, die man im Jetzt aufzeichnet, in der eigenen geschichtlichen Rückschau unwichtig sein?

Momente in Gedanken #7

Wie kurze Pausen der Alltagsroutine zu Diskussionen führen

Kurz vor der Einfahrt in den Bahnhof bleibt der Regionalexpress stehen. Ein Zugbegleiter fragt seine Kollegin, wann denn die Rente anstehe. Nach deren kurzer, ungefährer Antwort weist der Zugbegleiter darauf hin, dass der deutsche Staat es nicht hin bekäme, denn sonst wäre er schon in Rente. Er müsse noch für die Smartphone-Jugend arbeiten – und für die Schwarzen. Das sei ja so schlimm geworden. Man sei auf der Straße nicht mehr sicher. In Chemnitz könne man um 12 Uhr mittags nicht mehr unbehelligt durch die Innenstadt gehen. Da lebe er lieber in einer Diktatur. Ich drängele mich in seine Aussagen: „Ich bin froh, in einer Demokratie zu leben, und Ihre Einschätzungen, was die Sicherheit angeht, kann ich auch nicht teilen.“ Es sei doch aber so, und es gebe ja auch solche und solche Diktaturen. Er habe in einer gelebt. Man könne halt seine Meinung nicht mehr sagen. Wo er denn seine Meinungen nicht sagen dürfe. Er könne mir doch ins Gesicht sagen, dass er finde, ich sehe scheiße aus, dass ihm meine Brille nicht gefalle, dass ihm die Nase eines vom ihm sogenannten Schwarzen nicht gefalle. Das könne er alles überall öffentlich sagen. Dann solle ich mal in bestimmte Gegenden gehen. Da könne man das nicht sagen. Er könne das hier am Marktplatz doch sagen und die Polizei würde ihn gewähren lassen, da es eben nicht strafbar ist, seine Meinung zu äußern. „Das ist ja gerade das Gute an einer Demokratie, denn gerade in einer Diktatur kann man eben nicht alles sagen.“ Ja, man müsse dort eben aufpassen, dass man sich nicht mit den Oberen anlegt. Ich solle mal in seinen Belegschaftsraum kommen und dann solche Sachen sagen, wenn der Vorgesetzte anwesend ist. Da würde man sofort rausgeschmissen. „Das ist nun aber ein Problem ihres Betriebs und keine deutschlandweite Sache.“ In der Presse fände man nur eine Mainstream-Meinung. Er lese ja zugegebenermaßen die Bildzeitung. Und im Spiegel, im Focus: alles das Gleiche. „Dem stimme ich zu, aber aus anderen Gründen als Sie. Denn ich fühle mich nicht ausreichend informiert und kann aus deren Lektüre nichts wirklich Neues lernen.“ In einer Diktatur würde er aber nur eine Einheitszeitung zu lesen bekommen. Aber im Bahnhofskiosk gebe es sicherlich Zeitschriften, in denen er seine Meinung wiederfinde. Dies alles sagte ich, und hatte ein T-Shirt an, auf dessen Weiß vierzeilig in schwarzen, sechs Zentimeter hohen Buchstaben stand: FREEDOM CANNOT BE SIMULATED. Ich habe mich dann noch entschuldigt, ihn so angesprochen zu haben. Er hatte sich mit seinen Aussagen aber zu sehr exponiert. Er entgegnete mir, dass er gerne darüber disktutiere.

Ich bin im Nachhinein sehr froh, dass ich mich kurz entschuldigt habe. Ich denke, dass dadurch eine Chance besteht – wenn auch vielleicht eine sehr kleine – dass mein Gegenüber das Gespräch in Erinnerung behält, und zwar in einer nicht allzu schlechten, die seine Sicht noch zementiert. Möglicherweise wird er sich deswegen in der Öffentlichkeit nie wieder so äußern. Das ist einerseits gut, denn dann verbreiten sich solche Gedanken nicht. Andererseits ist es auch schlecht, wenn diese Äußerungen nur in privaten Hinterzimmern getätigt werden. Man hat dann keine Ahnung, dass Menschen solche Gedanken haben und man kann nicht mit ihnen darüber reden. Vielleicht ändern sich aus Diskussionen ja die Gedanken, denn der Kopf ist ja bekanntlich rund.

Das Gespräch fand am Nachmittag des 06.05.2018 statt.

Ich habe mir den Gesprächsverlauf anschließend sofort notiert, erhebe aber keinen Anspruch, dass ich mir jedes Wort meines Gegenüber genau gemerkt habe.

Neues aus dem Bundestag – 28. bis 30. Sitzung

Über was diskutiert wurde:

  • Abschaffung der kalten Progression als heimliche Steuererhöhung bei der Einkommensteuer (Antrag AfD)
  • Armutsfeste Ausbildungsförderung einführen (Antrag Die Linke)
  • Faire digitale Märkte – Wettbewerb und Datenschutz sicherstellen (Antrag Bündnis 90/Die Grünen)
  • Beamtinnen und Beamten den Weg in die gesetzliche Krankenversicherung erleichtern (Antrag Die Linke)
  • Änderung des Teilzeit- und Befristungsgesetzes (Antrag AfD)
  • Einführung einer teilweisen Legaldefinition für „Teile der Bevölkerung“ in Paragraph 130 StGB – Volksverhetzung (Antrag AfD)
  • Export von Rüstungsgütern (Anträge Die Linke und Bündnis 90/Die Grünen)

Was entschieden wurde:

  • Einsetzung des Parlamentarischen Beirats für nachhaltige Entwicklung (Antrag CDU/CSU, SPD, AfD, FDP, Die Linke und Bündnis 90/Die Grünen)
  • 70 Jahre Gründung des Staates Israel (Antrag CDU/CSU, SPD, FDP, angenommen, Antrag Die Linke, Bündnis 90/Die Grünen abgelehnt)
  • Fortsetzung der Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an der Multidimensionalen Integrierten Stabilisierungsmission der Vereinten Nationen in Mali (MINUSMA) (Antrag Bundesregierung, angenommen)
  • Fortsetzung der Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an der durch die Europäische Union geführten EU NAVFOR Somalia Operation Atalanta zur Bekämpfung der Piraterie vor der Küste Somalias (Antrag Bundesregierung, angenommen)
  • Fortsetzung der Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an der Militärmission der Europäischen Union als Beitrag zur Ausbildung der malischen Streitkräfte (EUTM Mali) (Antrag Bundesregierung, angenommen)
  • Ausschluss der NPD von der staatlichen Parteienfinanzierung (Antrag CDU/CSU, SPD, FDP, angenommen)

Fast ein halbes Jahr nach der Bundestagswahl hat sich am 14. März die Bundesregierung der 19. Legislaturperiode konstituiert. Vergleichsweise spät ist unsere parlamentarische Demokratie also wieder arbeitsfähig geworden. Nicht nur der Wahlkampf war geprägt vom Vorwurf, dass es mit dem Parlament eine politische Elite gebe, die nichts (sinnvolles) zustande bringe, und die Diskussion über die Politikverdrossenheit des Wahlvolks macht schon länger die Runde. Es gibt also einige Gründe, die Arbeit des Parlaments mal unter die Lupe zu nehmen, auch weil in unserem Informationsalltag die inhaltliche Arbeit des Parlaments nicht immer ganz oben steht. Aber im Parlament wird letztendlich entschieden. Hier beginnt also ein Überblick über die Themen, die pro Sitzungswoche im Parlament zur Sprache kamen. Ich beziehe die Informationen vom Internetauftritt des Deutschen Bundestags. Die Auflistung ist meine persönliche Zusammenfassung und erhebt daher keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Neues aus dem Bundestag – 25. bis 27. Sitzung

Über was diskutiert wurde:

  • Bericht der Bundesregierung zum Stand der Bemühungen um Rüstungskontrolle, Abrüstung und Nichtverbreitung sowie über die Entwicklung der
    Streitkräftepotenziale (Jahresabrüstungsbericht 2017)
  • Einsetzung einer Enquete-Kommission „Direkte Demokratie auf Bundesebene“ (Antrag AfD)
  • Wohnungsbau entbürokratisieren – Kostenexplosion eindämmen (Antrag FDP)
  • Internationales UN-Regelwerk (Global Compact for Migration) – Keine Verlagerung nationaler Zuständigkeiten bei der Zuwanderung auf transnationale Ebene (Aktuelle Stunde auf Verlangen der AfD)
  • Fortsetzung der Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an der durch die Europäische Union geführten EU NAVFOR Somalia Operation Atalanta zur Bekämpfung der Piraterie vor der Küste Somalias (Antrag Bundesregierung)
  • Der Armut in Deutschland den Kampf ansagen (Antrag Die Linke)
  • Fortsetzung der Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an der Militärmission der Europäischen Union als Beitrag zur Ausbildung der malischen Streitkräfte (EUTM Mali) (Antrag Bundesregierung)
  • IT-Sicherheit stärken, Freiheit erhalten, Frieden sichern (Antrag Bündnis 90/Die Grünen)
  • Überprüfung der EU-NO2-Grenzwerte und Luftreinhaltung im Straßenverkehr (Anträge AfD und FDP)
  • EU-Recht und internationaler Investitionsschutz (Antrag FDP)
  • Technische Nachrüstung von Diesel-LKW und Verhinderung von Fahrverboten in Städten (Anträge Die Linke und FDP)
  • Änderung des Asylgesetzes zur Beschleunigung von Verfahren durch erweiterte Möglichkeit der Zulassung von Rechtsmitteln (Gesetzentwurf Bündnis 90/Die Grünen)
  • Christenverfolgung stoppen und sanktionieren (Antrag AfD)
  • Die Gewaltexzesse gegen die Rohingya stoppen und Staatenlosigkeit weltweit abschaffen (Anträge CDU/CSU,
    SPD, FDP, Bündnis 90/Die Grünen und Die Linke)
  • Änderung des Deutsche-Welle-Gesetzes (Gesetzentwurf AfD)

Fast ein halbes Jahr nach der Bundestagswahl hat sich am 14. März die Bundesregierung der 19. Legislaturperiode konstituiert. Vergleichsweise spät ist unsere parlamentarische Demokratie also wieder arbeitsfähig geworden. Nicht nur der Wahlkampf war geprägt vom Vorwurf, dass es mit dem Parlament eine politische Elite gebe, die nichts (sinnvolles) zustande bringe, und die Diskussion über die Politikverdrossenheit des Wahlvolks macht schon länger die Runde. Es gibt also einige Gründe, die Arbeit des Parlaments mal unter die Lupe zu nehmen, auch weil in unserem Informationsalltag die inhaltliche Arbeit des Parlaments nicht immer ganz oben steht. Aber im Parlament wird letztendlich entschieden. Hier beginnt also ein Überblick über die Themen, die pro Sitzungswoche im Parlament zur Sprache kamen. Ich beziehe die Informationen vom Internetauftritt des Deutschen Bundestags. Die Auflistung ist meine persönliche Zusammenfassung und erhebt daher keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Neues aus dem Bundestag – 22. bis 24. Sitzung

Über was diskutiert wurde:

  • Fortsetzung der Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an der Multidimensionalen Integrierten Stabilisierungsmission der Vereinten Nationen in Mali (MINUSMA) (Antrag Bundesregierung)

Was entschieden wurde:

  • Zeitumstellung abschaffen (Antrag FDP, abgelehnt)
  • Einsatz bewaffneter deutscher Streitkräfte zur nachhaltigen Bekämpfung des IS-Terrors und zur umfassenden Stabilisierung Iraks (Antrag Bundesregierung, angenommen)
  • Fortsetzung der Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte am NATO-geführten Einsatz Resolute Support für die Ausbildung, Beratung und Unterstützung der afghanischen nationalen Verteidigungs- und Sicherheitskräfte in Afghanistan (Antrag Bundesregierung, angenommen)
  • Fortsetzung der Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an der NATO-geführten Maritimen Sicherheitsoperation SEA GUARDIAN im Mittelmeer (Antrag Bundesregierung, angenommen)
  • Fortsetzung der Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an der Mission der Vereinten Nationen in der Republik Südsudan (UNMISS) (Antrag Bundesregierung, angenommen)
  • Fortsetzung der Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an dem Hybriden Einsatz der Afrikanischen Union und der Vereinten Nationen in Darfur (UNAMID) (Antrag Bundesregierung, angenommen)

Fast ein halbes Jahr nach der Bundestagswahl hat sich am 14. März die Bundesregierung der 19. Legislaturperiode konstituiert. Vergleichsweise spät ist unsere parlamentarische Demokratie also wieder arbeitsfähig geworden. Nicht nur der Wahlkampf war geprägt vom Vorwurf, dass es mit dem Parlament eine politische Elite gebe, die nichts (sinnvolles) zustande bringe, und die Diskussion über die Politikverdrossenheit des Wahlvolks macht schon länger die Runde. Es gibt also einige Gründe, die Arbeit des Parlaments mal unter die Lupe zu nehmen, auch weil in unserem Informationsalltag die inhaltliche Arbeit des Parlaments nicht immer ganz oben steht. Aber im Parlament wird letztendlich entschieden. Hier beginnt also ein Überblick über die Themen, die pro Sitzungswoche im Parlament zur Sprache kamen. Ich beziehe die Informationen vom Internetauftritt des Deutschen Bundestags. Die Auflistung ist meine persönliche Zusammenfassung und erhebt daher keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Zeitereignisse – April 2018

Die syrische Armee wird beschuldigt, chemische Waffen gegen Rebellen in Douma eingesetzt zu haben. UN-Resolutionen Rußlands sowie der USA, Frankreichs und Großbritannien zur Untersuchung des Vorfalls werden gegenseitig abgelehnt. Wenige Tage später erfolgen Luftschläge durch die USA, Frankreich und Großbritannien gegen Einrichtungen des syrischen Militärs. Erst zwei Wochen nach dem angeblichen Anschlag bekommen Inspektoren der Organisation für das Verbot chemischer Waffen Zugang zu dem betroffenen Gebiet.

Mark Zuckerberg muss vor dem Kongress aussagen, nachdem herauskam, dass persönliche Daten von mehreren Millionen Facebook-Nutzern ohne deren Wissen durch die Firma Cambridge Analytics im US-Wahlkampf verwendet wurden.

Der türkische Präsident Erdogan gibt bekannt, dass die Präsidentenwahlen von November 2019 auf Ende Juni 2018 vorverlegt werden. In der Türkei herrscht weiterhin der Ausnahmezustand, der nach einem versuchten Militärputsch verhängt worden war. Zu Beginn des Jahres war eine Offensive des türkischen Militärs gegen kurdische Truppen im syrischen Afrin erfolgreich.

Das bayerische Kabinett beschließt, dass in staatlichen Behörden in Bayern zukünftig ein Kreuz hängen muss. Ministerpräsident Markus Söder spricht von einer „Bekenntnis zur Identität“ und dem Zweck der „kulturellen Prägung“ Bayerns. Somit seien die aufgehängten Kreuze „[…] kein Verstoß gegen das Neutralitätsgebot.“

Das sind die Zeitereignisse für diesen Monat.

Was ist Geschichte? Wie entsteht sie? Geschichte bezieht sich auf Vergangenes ist aber auch immer gegenwärtig, denn vergangene Zeitereignisse werden im Jetzt zur Geschichte erklärt. Und umgekehrt: Teile der Geschichte können in Vergessenheit geraten. Geschichte ist auch abhängig von der Perspektive und daher keinesfalls eine objektive Tatsache. Was zur Geschichte erklärt wird, hängt vom Standpunkt des Betrachters ab. Geschichte wird meistens von Geschichtsschreibern, Historikern oder Personen, die mit Macht ausgestattet sind, definiert. Was würde passieren, wenn ich selbst Geschichtsschreibung betreibe? Was ist das Ergebnis, wenn man beginnt, seine eigenen Zeitereignisse zu sammeln? Wird die daraus entstehende Geschichte sich mit der offiziellen Geschichtsschreibung decken? Werden Zeitereignisse, die man im Jetzt aufzeichnet, in der eigenen geschichtlichen Rückschau unwichtig sein?

Monatsrückblick – April 2018

|Gesehen| Jean-Luc Godard: Vivre sa vie – Omer Fast: Remainder – Bertrand Tavernier: Der gekaufte Tod – Abel Ferrara: Pasolini – Amanda Kernell: Sameblod – Bong Joon-ho: Memories of Murder – (zur Feier der ungarischen Kultur) Miklós Jancsó: Die Hoffnungslosen – Edo Bertoglio: Downtown 81 – Alexis Alexiou: Mittwoch 4:45 – Denis Villeneuve: Incendies – Ciro Guerra: Der Schamane und die Schlange
|Gelesen| Malte Hossenfelder: Antike Glückslehren – Bertrand Russell: Philosophie des Abendlandes – Thomas Bauer: Die Vereindeutigung der Welt – Christoph Ransmayr: Atlas eines ängstlichen Mannes
|Gehört| Premiata Forneria Marconi: Per un amico – Premiata Forneria Marconi: Storia di un minuto – Area: Arbeit macht frei – Guido Haazen: Missa Luba, Gloria – Odetta: Sometimes I Fell like a Motherless Child – J.S.Bach: Konzert für Oboe und Violine in D Moll, BWV  1060, Adagio – J. S. Bach: Violinkonzert, BWV 1042, Adagio – J. S. Bach: Erbarme dich, mein Gott, Matthäuspassion, BWV –  J. S. Bach: Ricercare aus dem Musikalischen Opfer, BWV 1079, bearbeitet von Anton Webern – J. W. A. Mozart: Mauererische Trauermusik KV 477 – J. W. A. Mozart: Streichquartett Nr. 19 in C Dur, Dissonanzenuartett, KV 465 – Das unsterbliche Opfer – Sergei Prokofiev: Kantate Alexander Nevsky, op. 78 – The Lounge Lizards: Voice of Chunk – Kendrick Lamar: DAMN.
|Getan| in der Gemäldegalerie zu Berlin herumgeschlendert, nach Rotterdam gereist, drei Ausstellungen in zwei Tagen besucht, Eltern zu Besuch gehabt und selbst besucht
|Gegessen| den ersten Spargel zu Ostern – Onigirazu – Erbsen-Zuckerschoten-Minze Suppe – Marmellate di Limone von der Amalfiküste – Rehydrierte Möhre, Mohn, Miso – Puntarelle, Topinambur, Haselnuss, Zitrone – Schweinebauch, Birne, Bohne, Bier – Spitzkohl, Buchenpilze, Amaranth, Ananas – Topfenknödel, Aprikosensorbet, Buttercreme
|Getrunken| alten Riesling – Nepal Guranse Superior – Gelber Muskateller Trocken, Bassermann-Jordan, 2015
|Gefreut| über einen eigentlich viel zu persönlichen Kommentar
|Geärgert| über den gleichen viel zu persönlichen Kommentar einer unbekannten Person
|Gekauft| ein paar Anziehsachen für den Sommer
|Geklickt| Hotels, Wanderrouten und Reiseziele für die langen Wochenenden im Mai

Neues aus dem Bundestag – 19. bis 21. Sitzung

Fast ein halbes Jahr nach der Bundestagswahl hat sich am 14. März die Bundesregierung der 19. Legislaturperiode konstituiert. Vergleichsweise spät ist unsere parlamentarische Demokratie also wieder arbeitsfähig geworden. Nicht nur der Wahlkampf war geprägt vom Vorwurf, dass es mit dem Parlament eine politische Elite gebe, die nichts (sinnvolles) zustande bringe, und die Diskussion über die Politikverdrossenheit des Wahlvolks macht schon länger die Runde. Es gibt also einige Gründe, die Arbeit des Parlaments mal unter die Lupe zu nehmen, auch weil in unserem Informationsalltag die inhaltliche Arbeit des Parlaments nicht immer ganz oben steht. Aber im Parlament wird letztendlich entschieden. Hier beginnt also ein Überblick über die Themen, die pro Sitzungswoche im Parlament zur Sprache kamen. Ich beziehe die Informationen vom Internetauftritt des Deutschen Bundestags. Die Auflistung ist meine persönliche Zusammenfassung und erhebt daher keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Über was diskutiert wurde:

  • Einsatz bewaffneter deutscher Streitkräfte zur nachhaltigen Bekämpfung des IS-Terrors und zur umfassenden Stabilisierung des Iraks (Antrag Bundesregierung)
  • Fortsetzung der Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte am NATO–geführten Einsatz Resolute Support für die Ausbildung, Beratung und Unterstützung der afghanischen nationalen Verteidigungs- und Sicherheitskräfte in Afghanistan (Antrag Bundesregierung)
  • Fortsetzung der Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an der Mission der Vereinten Nationen in der Republik Südsudan (UNMISS) (Antrag Bundesregierung)
  • Fortsetzung der Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an dem Hybriden Einsatz der Afrikanischen Union und der Vereinten Nationen in Darfur (UNAMID) (Antrag Bundesregierung)
  • Vorgehen der Türkei in Syrien (Anträge AfD, FDP, Die Linke, Bündnis 90/Die Grünen)
  • Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an der NATO-geführten Maritimen Sicherheitsoperation SEA GUARDIAN im Mittelmeer (Antrag Bundesregierung)
  • Abschaffung des Solidaritätszuschlags (Antrag AfD, Gesetzentwurf FDP)
  • Änderung des Arbeitszeitgesetzes (Gesetzentwurf FDP)
  • Betriebsratswahlen erleichtern und Betriebsräte besser schützen (Antrag Die Linke)
  • Multiresistente Keime im Wasser (Antrag Bündnis 90/Die Grünen)
  • Für und gegen das familienrechtliche Wechselmodell als Regelfall (Anträge FDP und Die Linke)
  • Absicherung von Solo-Selbständigen (Antrag Die Linke)
  • Lohndiskriminierung von Frauen (Anträge Die Linke und Bündnis 90/Die Grünen)
  • Einführung von Gruppenverfahren (Gesetzentwurf Bündnis 90/ Die Grünen): Schaffung von Möglichkeiten kollektiver Rechtsdurchsetzung, wie beispielsweise beim Dieselskandal, von dem mehrere Personen gleichzeitig betroffen sind und Klage erheben

Was entschieden wurde:

  • Einführung umfassender Grenzkontrollen und Zurückweisung bei unberechtigtem Grenzübertritt (Antrag AfD, abgelehnt)

Zeitereignisse – März 2018

Die Mitglieder der SPD stimmen dem Koalitionsvertrag mit der Union mehrheitlich zu. Nach Abschluss der Verhandlungen trat der SPD-Vorsitzende Martin Schulz aufgrund seines Vertrauensverlust in der Partei von seinem Amt als Parteivorsitzender zurück. Zuvor waren bereits Koalitionsverhandlungen zwischen der CDU/CSU, der FDP und den Grünen gescheitert.

Der chinesische Nationalkongress stimmt für die Aufhebung der Beschränkung der Amtszeiten des Staatspräsidenten.

Die britische Regierung beschuldigt die russische Regierung, an der Vergiftung eines russisch stämmigen Ex-Agenten des MI6 beteiligt zu sein. Großbritannien und Rußland weisen darauf Diplomaten der jeweils anderen Seite aus. Mehrere NATO-Staaten, darunter die USA, folgen mit der Ausweisung russischer Diplomaten, auf die Russland ebenfalls wiederum durch Ausweisungen von Diplomaten reagiert.

Der Oberste Führer der Demokratischen Volksrepublik Korea verlässt zum ersten Mal sein Land, um sich mit dem chinesischen Staatspräsidenten zu treffen.

Das sind die Zeitereignisse für diesen Monat.

Was ist Geschichte? Wie entsteht sie? Geschichte bezieht sich auf Vergangenes ist aber auch immer gegenwärtig, denn vergangene Zeitereignisse werden im Jetzt zur Geschichte erklärt. Und umgekehrt: Teile der Geschichte können in Vergessenheit geraten. Geschichte ist auch abhängig von der Perspektive und daher keinesfalls eine objektive Tatsache. Was zur Geschichte erklärt wird, hängt vom Standpunkt des Betrachters ab. Geschichte wird meistens von Geschichtsschreibern, Historikern oder Personen, die mit Macht ausgestattet sind, definiert. Was würde passieren, wenn ich selbst Geschichtsschreibung betreibe? Was ist das Ergebnis, wenn man beginnt, seine eigenen Zeitereignisse zu sammeln? Wird die daraus entstehende Geschichte sich mit der offiziellen Geschichtsschreibung decken? Werden Zeitereignisse, die man im Jetzt aufzeichnet, in der eigenen geschichtlichen Rückschau unwichtig sein?