Zeitereignisse – Juni 2017

Was ist Geschichte? Wie entsteht sie? Geschichte bezieht sich auf Vergangenes ist aber auch immer gegenwärtig, denn vergangene Zeitereignisse werden im Jetzt zur Geschichte erklärt. Und umgekehrt: Teile der Geschichte können in Vergessenheit geraten. Geschichte ist auch abhängig von der Perspektive und daher keinesfalls eine objektive Tatsache. Was zur Geschichte erklärt wird, hängt vom Standpunkt des Betrachters ab. Geschichte wird meistens von Geschichtsschreibern, Historikern oder Personen, die mit Macht ausgestattet sind, definiert. Was würde passieren, wenn ich selbst Geschichtsschreibung betreibe? Was ist das Ergebnis, wenn man beginnt, seine eigenen Zeitereignisse zu sammeln? Wird die daraus entstehende Geschichte sich mit der offiziellen Geschichtsschreibung decken? Werden Zeitereignisse, die man im Jetzt aufzeichnet, in der eigenen geschichtlichen Rückschau unwichtig sein? Dies sind die Zeitereignisse für diesen Monat:

Im Nationalen Begleitgremium für das Standortauswahlverfahren eines Atommüllendlagers sind Bürger vertreten, die über eine telefonische Zufallsauswahl und eine anschließende geheime Wahl durch Vertreterinnen und Vertreter eines Beratungsnetzwerkes bestimmt wurden. Das Gremium kann dem Gesetzgeber Änderungen des Verfahrens empfehlen.

Bei der vorgezogenen Neuwahl des britischen House of Commons verliert die Conservative Party als bisherige Regierungspartei die absolute Mehrheit. Wenige Wochen zuvor ereigneten sich in Manchester und London Terroranschläge. Tage später wird ein Terroranschlag auf eine Gruppe von Muslimen vor einer Moschee verübt.

Bei den Parlamentswahlen in Frankreich erzielt die von Präsident Macron im April 2016 gegründete Partei La République en Marche die absolute Mehrheit. Die aufgestellten Kandidaten hatten zur Hälfte bisher kein politisches Amt begleitet und sind weiblich.

WDR und Arte strahlen eine Dokumentation über herrschenden Antisemitismus mit dem Titel Auserwählt und ausgegrenzt – Der Hass auf Juden in Europa aus. Die Entscheidung zur Ausstrahlung der Dokumentation fiel erst als die Bild-Zeitung die Dokumentation illegalerweise online zur Verfügung gestellt hatte. Die beiden Sender warfen den Autoren handwerkliche Mängel vor und wollten daher von einer Veröffentlichung absehen. Im Film findet sich durchgehend der Hinweis auf diesen Sachverhalt. Auf einer Internetseite des WDR können ein Faktencheck sowie die vom Sender an das Autorenteam gestellten Fragen zu Inhalten der Arbeit eingesehen werden.

Der Bundestag beschließt das Gesetz zur Einführung des Rechts auf Eheschließung für Personen gleichen Geschlechts. Die Fraktionen der SPD, Die Grünen, Die Linke stimmen geschlossen dafür. Abgeordnete der CDU/CSU-Fraktion stimmen mehrheitlich dagegen. Tage später stimmt der Bundesrat dem Gesetz zu.