Momente in Gedanken #5

Im Juli 2017 kam es im Rahmen des in Hamburg stattfindenden G-20-Gipfels zu Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und der Polizei. Was würde Charles Baudelaire dazu sagen?

Ihr alle, die die Neugier des Flaneurs des öfteren mitten in eine Meute hineintrieb, empfandet ihr jemals das gleiche Frohlocken wie ich, wenn ihr sahet, wie ein Hüter des öffentlichen Schlafes – Stadtwachtmeister oder Angehöriger der Munizipalgarde, der eigentlichen Armee – auf einen Republikaner einschlug? Und wie ich, so sprachet ihr in eurem Herzen: Schlag drauf, schlag noch ein wenig härter drauf, schlag immer drauf, mein Herzenspolizist; denn ich liebe dich in diesem allerhöchsten Draufschlagen und halte dich für ein Ebenbild Jupiters, des großen Richters und Rächers. Der Mann, den du verprügelst, ist ein Feind der Rosen und der Wohlgerüche, ein Fanatiker nützlicher Instrumente; er ist ein Feind Watteaus, ein Feind Raffaels, ein erbitterter Feind des Luxus, der schönen Künste und der schönen Literatur, eingeschworener Ikonoklast, Henker der Venus und des Apollo! Er will nicht länger als ein bescheidener und namensloser Arbeiter für die öffentlichen Rosen und die öffentlichen Wohlgerüche arbeiten; er will frei sein, der Nichtwisser, und ist unfähig, eine Werkstatt zu gründen für neue Blumen und neue Wohlgerüche. Schlag nur andächtig drauf auf die Schulterblätter des Anarchisten.

aus „Salon von 1846“

Man muss dabei bedenken, dass Baudelaire ein opportunistisches, ironisches Verhältnis zum Bürgertum hatte und ein zynisches zu seinem Leser.