The Times They Are a-Changin‘

Durch die transatlantische Zeitverschiebung kam die Nachricht am Morgen des neunten Novembers des Jahres 2016 zu uns. Der Schlaf wurde abrupt mit den Worten beendet: „Etwas Schlimmes ist passiert.“ Wir waren gewarnt, hatte sich doch schon im Juni Unerwartetes über Nacht ereignet. Gemäß eines Kinderglaubens hatten wir deshalb immer wieder laut ausgesprochen, was wir nicht haben wollen, in der Hoffnung, dass sich ein Bann realisiert.

Einst brannten an einem neunten November in der Reichsprogromnacht Wohnungen, Geschäfte, Gebetshäuser und Friedhöfe in Deutschland. Was auf dieses Ereignis folgte, wurde vor nicht allzu langer Zeit am selben Tag des Jahres gewissermaßen wiedergutgemacht. An einem neunten November fiel die Mauer, welche die beiden Teile Deutschlands voneinander getrennt hatte.

Nun verbinden wir dieses Datum erneut mit etwas Folgenschwerem: Am neunten November des Jahres 2016 hat uns die Nachricht getroffen, dass die amerikanische Bevölkerung den republikanischen Kandidaten Donald Trump zu ihrem Präsidenten gewählt hat. Schon früh am europäischen Morgen gab es daran keinen Zweifel mehr. Das Wenige, was wir in den ersten Stunden erfahren konnten, betraf die Umstände: Vermehrt Weiße, Männer und auf dem Land Lebende haben Trump gewählt. Was die Ursachen angeht, bleiben wir ratlos.

Zeiten ändern sich, sagt man – man kann es sogar singen. Ja, vielleicht können wir gegen die drohenden Veränderungen ansingen, gegen den weiteren Abstieg der Ärmeren, gegen die Spaltung ganzer Nationen, gegen den Unfrieden zwischen Menschen verschiedener Herkunft. Auf jeden Fall müssen wir wissen, dass es einen weiteren neunten November geben wird.