Zeitereignisse – April 2017

Was ist Geschichte? Wie entsteht sie? Geschichte bezieht sich auf Vergangenes ist aber auch immer gegenwärtig, denn vergangene Zeitereignisse werden im Jetzt zur Geschichte erklärt. Und umgekehrt: Teile der Geschichte können in Vergessenheit geraten. Geschichte ist auch abhängig von der Perspektive und daher keinesfalls eine objektive Tatsache. Was zur Geschichte erklärt wird, hängt vom Standpunkt des Betrachters ab. Geschichte wird meistens von Geschichtsschreibern, Historikern oder Personen, die mit Macht ausgestattet sind, definiert. Was würde passieren, wenn ich selbst Geschichtsschreibung betreibe? Was ist das Ergebnis, wenn man beginnt, seine eigenen Zeitereignisse zu sammeln? Wird die daraus entstehende Geschichte sich mit der offiziellen Geschichtsschreibung decken? Werden Zeitereignisse, die man im Jetzt aufzeichnet, in der eigenen geschichtlichen Rückschau unwichtig sein? Dies sind die Zeitereignisse für diesen Monat:

In Sankt Petersburg kommen mehrere Menschen bei einem Anschlag in der U-Bahn ums Leben.

Bei einem Angriff der syrischen Armee soll Giftgas eingesetzt worden sein. Syrien und Russland bestreiten den Einsatz.

In Stockholm tötet ein Attentäter, der einen LKW in eine Menschenmenge steuert, mehrere Personen.

Auf den Mannschaftsbus des Fussballvereins Borussia Dortmund (BVB) wird Stunden vor Spielbeginn ein Sprengstoffanschlag verübt. Tage später wird ein Mann festgenommen, der im Verdacht steht, das Attentat verübt zu haben, um vom folgenden Kursverlust der Aktie des BVB zu profitieren. Ein fingiertes Bekennerschreiben sollte die Tat in einen islamistischen Hintergrund rücken. Wenige Tage später wird ein deutscher Offizier mit rechtsradikaler Gesinnung wegen Terroverdachts festgenommen. Der Mann hatte sich zuvor als Syrer ausgegeben und erfolgreich Asyl beantragt, um mutmaßlich die Anschläge Asylbewerbern zuzuschieben.

Beim türkischen Verfassungsreferendum gewinnen die Vorschläge der regierenden AKP-Partei knapp die Mehrheit. Damit erhält der türkische Präsident mehr Exekutivbefugnisse.

Emmanuel Macron und Marine Le Pen bekommen im ersten Wahlgang der französischen Präsidentenwahl die meisten Stimmen. Damit ist in der Stichwahl für das Präsidentenamt kein Kandidat der etablierten Parteien vertreten. Drei Tage vor dem ersten Wahlgang tötete ein Attentäter mit islamistischem Hintergrund in Paris einen Polizisten.

Der AfD-Parteitag findet unter dem Protest verschiedener Bevölkerungsgruppen in Köln statt. Im Vorfeld gab die Vorsitzende Frauke Petry ihren Verzicht als Spitzenkandidatin der Bundestagswahl bekannt.

Venezuelas Präsident Maduro schlägt eine Volksversammlung vor, um die Verfassung des Landes zu reformieren. In Venezuela gibt es seit Beginn des Monats gewalttätige Auseinandersetzungen zwischen Anhängern des Präsidenten und der Opposition. Seit Monaten gilt der Ausnahmezustand; zeitweise war das Parlament, in dem eine oppositionelle Mehrheit besteht, durch ein Urteil des Obersten Gerichtshofes entmachtet. Die Opposition macht den Präsidenten für die schwere Wirtschaftskrise (bis hin zu Knappheit von Grundnahrungsmitteln aufgrund einer Hyperinflation) verantwortlich. Der Präsident hat den Ausstieg aus der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) angekündigt.