Die Malerfürsten Münchens

Wir waren zu Besuch bei Münchens Malerfürsten: Franz von Lenbach (1836-1904) und Franz von Stuck (1863-1928). Was macht die beiden zu Malerfürsten? Nun, sie waren Zentrum des gesellschaftlichen und künstlerischen Lebens in München und wurden letztlich beide in den Ritterstand erhoben. Vor allem Lenbach kam dabei das beginnende Kunstinteresse der bayerischen Regenten sowie des Adels und der Bürger zugute. Stuck war Professor an der Akademie der Bildenden Künste und war dort Lehrer von Wassily Kandinsky und Paul Klee. Beide Malerfürsten haben sich prächtige Wohnsitze gebaut, die heute als Museen besichtigt werden können: der eine am westlichen Ende der Münchner Innenstadt im Renaissancestil, der andere am östlichen Ende ein Gesamtkunstwerk im Jugendstil.

Im Geburtsjahr Stucks macht sich Lenbach zu seiner zweiten Italienreise auf. Er wird dort Kopien der Klassiker der Gemäldekunst für Adolph Friedrich von Schack anfertigen. Zuvor hatte er schon eine Professur an der Großherzöglichen Kunstschule in Weimar angenommen. Sein Malstil ist noch von impressionistischen Elementen geprägt und an seinem Porträtstil, der im später Aufträge Bismarcks, des deutschen und österreichischen Kaisers und des Papstes einbringen wird, arbeitet er noch. Als Lenbach stirbt, ist Stuck schon wieder seinen Ruf als Kunstrebell los. In Opposition zu Lenbach war er 1892 Gründungsmitglied der Müncher Secession gewesen. Der Erneuerungsgedanke in der Kunst lebt aber in seinen Schülern Kandinsky und Klee fort, die 1909 die Neue Künstlervereinigung München (N.K.V.M.) und 1913 die Münchner Neue Secession gründen.

Wenn man das Lenbachhaus betritt, fällt der Blick sofort auf das von hoch oben herabhängende Wirbelwerk von Olafur Eliasson. Die Kunstwerke werden im Lenbachhaus in Räumen mit geschmackvollen Wandbezügen sehr gekonnt in Szene gesetzt. Ein spannender Kontrast zur Sammlungspräsentation bieten die noch erhaltenen Atelierräume von Franz von Lenbach. Heute kaum mehr vorzustellen wie der Maler in diesen von Holz und Tapeten dunklen Räumen leben und vor allem arbeiten konnte.

Die Sammlung im Lenbachhaus ist für die Gemälde der Künstler um den Almanach Der Blaue Reiter berühmt, die ihren künstlerischen Durchbruch in München vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs hatten. Wassily Kandinsky und Franz Marc sind die Initiatoren. Paul Klee ist auch beteiligt. Mit Kandinsky verbindet ihn die Musik. Klee folgt Kandinsky aber nicht in seiner auf der Musik basierenden malerischen Utopie. Beide schätzen sich aber auch noch in den 20er Jahren als Kollegen am Bauhaus. Klee und Marc experimentieren in den beiden Jahren vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs im regen Austauch mit Formen und Farben und decken das Mystische in Natur und Kosmos auf. Mit August Macke unternimmt Klee eine Reise nach Tunis, die Inspiration zu lichtdurchfluteten Bildern ist. Weniger später stirbt Macke als einer der ersten auf dem Schlachtfeld. Auch Marc geht überzeugt in den Krieg, Klee bleibt als Pazifist in München. Als Klee 1916 eingezogen wird, ist Marc bereits eine Woche Tod.

Im Lenbachhaus hängt auch ein Bild von Franz von Stuck. Seine Salome ist Erotik, Exotik und Schrecken zugleich, aber auch ein Beispiel für die Salome-Manie der Zeit (Oscar Wildes Stück von 1891 und Richard Strauss Oper von 1905). Weiterhin habe uns die Werke der Nachkriegsmaler gefallen, wie Rupprecht Geigers Ode an die Farben, besonders an das Rot, Asger Jorns maximal expressive Art Harmonie darzustellen, Isa Genzkens Selbstporträt mit Weinglas (X-Rays), das uns im wahrsten Sinne das Innere der Künstlerin präsentiert, eines der STRIP-Gemälde von Gerhard Richter, die computergesteuert hergestellt wurden und Hans-Peter Feldmanns Laden 1975-2015, der den von ihm in Düsseldorf betriebenen Laden für Geschenkartikel und Antiquitäten in natura darstellt. Natürlich dürfen beim Thema Malerfürsten auch die Installationen des selbstsicheren Beuys nicht fehlen (vor dem Aufbruch aus Lager I und zeige deine Wunde).

Franz von Stucks Villa befindet sich in Bogenhausen und besteht aus zwei Gebäudeteilen, dem Wohnhaus und dem Atelier. Innen können die Wohnräume im Erdgeschoss in originaler Austattung besichtigt werden. Die Räume stehen, was die Dunkelheit angeht, denen in der Lenbachvilla in nichts nach. Dies liegt im Musiksalon daran, dass der Vorhang vor dem großen Fenster zugezogen ist. Wahrscheinlich ist das aus konservatorischen Gründen der Fall, da dieser Raum komplett mit Wandmalereien überzogen ist, die an die Ausstattung der Häuser in Pompeji erinnert. An der Decke funkeln die Sterne, an den Seiten stehen sich Orpheus und Pan gegenüber. Hat Stuck im Empfangssalon Klee bescheinigt, dass er sich noch nicht zum Berufskünstler einigt, worauf dieser zum Selbststudium wieder zurück nach Bern ging?

Im gewaltigen Kontrast zur Herrlichkeit der Stuck-Villa steht die Austellung über den österreichischen Künstler Hermann Nitsch. Seine Spezialität sind Schüttbilder, bei denen er Tierblut als Farbe benutzt. Berühmt wurde er als Vertreter der Gruppe des Wiener Aktionismus, die in den 60er Jahren mit ihren Aktionen staatlichen und kirchlichen Autoritäten entgegen traten.  Bei den Aktionen floss viel Tierblut über nackte menschliche Haut. Dargestellt wurden Kreuzigungen, die unbefleckte Empfängnis oder die Ausweidung und Zerreißung eines Lammes. Manchem Tierschützer oder gläubigen Menschen ging das zu weit, weshalb Gefängnisaufenthalte der Künstler keine Seltenheit waren.

Gesehene Werke von Paul Klee im Lenbachhaus: Botanisches Theater, Kakteen, Zerstörter Ort, Stadt R, Früchte in Rot, Rhythmisches strenger und freier, Der wilde Mann

Ein Gedanke zu „Die Malerfürsten Münchens

  1. Die beiden Villen müssen wir bei unserem nächsten Münchenbesuch unbedingt anschauen!!!

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