Zeitereignisse – Juli 2016

Was ist Geschichte? Wie entsteht sie? Geschichte bezieht sich auf Vergangenes ist aber auch immer gegenwärtig, denn vergangene Zeitereignisse werden im Jetzt zur Geschichte erklärt. Und umgekehrt: Teile der Geschichte können in Vergessenheit geraten. Geschichte ist auch abhängig von der Perspektive und daher keinesfalls eine objektive Tatsache. Was zur Geschichte erklärt wird, hängt vom Standpunkt des Betrachters ab. Geschichte wird meistens von Geschichtschreibern, Historikern oder Personen, die mit Macht ausgestattet sind, definiert. Was würde passieren, wenn ich selbst Geschichtsschreibung betreibe? Was ist das Ergebnis, wenn man beginnt, seine eigenen Zeitereignisse zu sammeln? Wird die daraus entstehende Geschichte sich mit der offiziellen Geschichtsschreibung decken? Werden Zeitereignisse, die man im Jetzt aufzeichnet, in der eigenen geschichtlichen Rückschau unwichtig sein? Dies sind die Zeitereignisse für diesen Monat:

Die Wahl des österreichischen Bundespräsidenten muss aufgrund von Unregelmäßigkeiten bei der Stimmauszählung wiederholt werden.

Boris Johnson (Conservative Party) gibt bekannt, dass er nicht für das Amt des Premierministers kandidieren wird. Nigel Farage von der rechtspopulistichen UK Independence Party (UKIP) ist als Parteivorsitzender zurückgetreten. Er wolle „sein Leben zurückhaben“.

Eine Untersuchungskommission kommt zum Schluß, dass die politische Entscheidung der britischen Regierung aus dem Jahr 2003,  in den Krieg gegen den Irak zu ziehen, verfrüht war.

In Dallas wird ein Attentäter mit einem Sprengsatz, der mit einem ferngesteuerten Gefährt an dessen Aufenthaltsort gebracht wurde, getötet. Der Attentäter hatte auf Polizisten geschossen, die eine Demonstration gegen Rassismus und Polizeigewalt begleiteten. Anlass der Demonstration war die Tötung von zwei Afroamerikanern durch Polizisten. Einige Wochen zuvor wurden in Orlando durch einen Angreifer 49 Besucher eines Clubs getötet.

In Nizza werden bei einem Anschlag mindestens 80 Menschen getötet. Nachdem bei Angriffen in Paris im November 130 Menschen ums Leben kamen, ist es der zweite Terroranschlag binnen eines Jahres in Frankreich.

In der Türkei wird ein Putsch des Militärs abgewehrt. In der Folge werden zehntausende Staatsbedienstete entlassen, suspendiert oder versetzt. Die europäische Menschenrechtskonvention wird teilweise ausgesetzt – mit dem Verweis, dass Frankreich nach den Terroranschlägen in Paris auch so vorgegangen sei. Als weitere Reaktion wird ein dreimonatiger Ausnahmezustand verhängt. Unter anderem werden private Schulen, Vereine und Stiftungen geschlossen. Die Strafverfolgung wird verschärft. Teilweise werden deutsche Behörden aufgefordert, Einrichtungen von Mitgliedern der Gülen-Bewegung zu überprüfen.

Der internationale Sportgerichtshof CAS supendiert den russischen Leichtathletikverband in Folge der Aufdeckung von systematischem Staatsdopings in Russland. Damit bestätigt das Gericht eine Entscheidung des IAAF. Das IOC schließt sich diesem Urteil an und untersagt damit russischen Leichtathleten die Teilnahme an den Olympischen Spielen, die am 5. August beginnen in Rio de Janeiro beginnen. Über die Teilnahme anderer russischer Sportler sollen die Weltverbände der jeweiligen Sportarten entscheiden. Schließlich wird vom CAS ein Dreier-Gremium zur Prüfung der Teilnahme jedes einzelnen russischen Sportlers beauftragt.

Nachdem wenige Tage zuvor Zugreisende bei Würzburg von einem mit einer Axt bewaffneten Mann angegriffen wurden, hat ein Amokläufer in München mehrere Menschen getötet. Im ersteren Fall könnte eine Verbindung des Täters zum IS bestanden haben, im zweiteren Fall wird dies ausgeschlossen. Der Amoklauf wurde von  zahlreichen Äußerungen in sozialen Medien begleitet. So informierte die Münchner Polizei über den Stand und Anwohner boten Schutz für bedrohte Personen über digitale Kanäle an. Allerdings war auch zu befürchten, dass veröffentlichte Fotos und Videos die Überwältigung des Täters durch die Polizei erschweren. Wenige Tage später sprengt sich ein Selbstmordattentäter in Ansbach in die Luft.