Museum der Bildenden Künste Leipzig

Dass Dresden die Stadt der Fürsten ist und Leipzig die Stadt der Bürger, kann man anhand ihren jeweiligen Kunststandorte erkennen. In Dresden sticht unter anderem die Gemäldegalerie Alte Meister, die im unter König Friedrich August II. errichteten Semperflügel des Zwingers untergebracht ist, heraus.

In Leipzig haben wir nun zum einen die Galerie eigen+art erkundet, die in einer Halle der ehemaligen Baumwollspinnerei unterbracht ist. Die Galerie vertritt unter anderem Neo Rauch, dessen Werke bei unserem Besuch aber nicht zum Verkauf ausgestellt waren. Dafür haben wir uns etwas über die Preissetzung bei Werken von jungen Künstlern informiert. Im Grunde legen die Galerien einen Faktor für jeden Künstler fest. Der Preis variiert dann noch je nach Bildgröße. Somit zahlt man nach diesem simplen Prinzip mehr, je größer das Bild innerhalb der Werkgruppe des Künstlers ist. Zudem haben wir erfahren, dass man auch Videokunst kaufen kann – und dass diese auch gekauft wird. Mit vierstelligen Beträgen ist man in der Galerie eigen+art dabei. Bei Zahlung wird ein USB-Stick übergeben mit der Versicherung, dass insgesamt nur eine kleine Anzahl weiterer Kopien zum Verkauf angeboten werden.

Unsere zweite Station war das Museum der Bildenden Künste im Zentrum von Leipzig. Die Institution wurde 1848 eröffnet (im Frühjahr des nächsten Jahres beteiligt sich der Königlich-Sächsische Kapellmeister Richard Wagner im benachbarten Dresden am Maiaufstand und muss deshalb aus der Stadt flüchten). Die Sammlung fußt auf Stiftungen der Bürger, ähnlich wie in Frankfurt die Sammlung des Städels.

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Uns hat sowohl die Architektur des Gebäudes als auch die Sammlung und deren Präsentation sehr gefallen. Die äußeren Wände des Gebäudes sind aus halbtransparentem Glas gefertigt, das jederzeit einen Blick über die umgebenden Straßen der Stadt zulässt. Der Eindruck von Weite und Transparenz im Gebäude wird von den sehr hohen Raumhöhen und den immer wieder durchbrochenen Betonwänden ergänzt, was Blicke über mehrere Etagen erlaubt. Die riesigen zur Stadt hin offenen Räume werden genutzt, um raumgreifende Installationen in Szene zu setzen. Beeindruckend ist der Eingang durch die Cafeteria, an deren Decke in 17 Meter Höhe ein riesiges Deckengemälde von Ben Willikens zu entdecken ist, das mit Hilfe eines postmodernen Trompe l’oeils die Öffnung in den Himmel suggeriert.

Die Sammlung geht quer durch die Jahrhunderte. Die chronologische Präsentation wird in den einzelnen Räumen immer wieder durch ein zeitgenössisches Werk unterbrochen bzw. ergänzt, um Bezüge über die Jahrhunderte hinweg zu verdeutlichen. Altes wird dadurch immer wieder in Kontrast zu Neuem gesetzt. Am frappierendsten ist der Effekt bei einem Gemälde von Werner Tübke, das so altmeisterlich gemalt wurde, dass man es nicht sofort als das zeitgenössische Werk im Raum unter den Werken des Barocks erkennt.

Gespannt waren wir auch auf die Präsentation der Vertreter der Leipziger Schule und der Neuen Leipziger Schule, größenteils Absolventen der heutigen Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig. Wir verfolgten ja schon in der Baumwollspinnerei vergeblich die Spuren von Neo Rauch. Hier haben wir nun zwei seiner Werke sehen können: Das Schilfkind und Unter Feuer. Die zwar figürliche aber rätselhafte Bildsprache sorgt dafür, dass man auch vor zwei Werken von Neo Rauch eine ganze Weile stehen bleiben kann. Andere Highlights der Leipziger Schule waren Bilder von Wolfgang Mattheuer (Hinter den sieben Bergen), Bernhard Heisig und Werner Tübke (Lebenserinnerungen des Dr. jur. Schulze).

Zuletzt sind wir noch durch die Austellung von Anselm Kiefer Die Welt – ein Buch geschlendert.

Auf dem Nachhauseweg sind wir noch etwas auf der Leipziger Notenspur gewandelt. Der Weg führt entlang von Stationen, die mit der Geschichte Leipzigs als Musikstadt zusammenhängen. Wir sind beispielsweise am Grafischen Viertel vorbeigekommen, wo sich die ersten Musikverlage der Welt befanden.